Operation Flashpoint 2: Dragon Rising im Test

PlayStation3Xbox 360

Nach wie vor erfreut sich das »Operation Flashpoint«-Franchise bei Taktik-Fans größter Beliebtheit! Grund genug für Publisher Codemasters einen neuen Ableger der Reihe auf den Markt zu bringen und mit Operation Flashpoint 2: Dragon Rising unter Beweis zu stellen, dass das taktische Spielprinzip auch auf den Konsolen funktioniert. Mission erfolgreich?! Lest selbst…

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_11Eins vorweg, die »Operation Flashpoint«-Reihe steht seit jeher für einen hohen Grad an Realismus und erfordert taktisches Denken und viel Feingefühl. Daran ändert sich auch bei Operation Flashpoint 2: Dragon Rising nicht viel! Zwar handelt es sich im Prinzip „nur“ um einen herkömmlichen Shooter, der uns in First Person-Perspektive Jagd auf feindliche Soldaten machen lässt. Das Spielprinzip ist allerdings wesentlich anspruchsvoller ausgefallen als bei den meisten Genrekollegen. Das Game versteht sich als reinrassige Kriegs-Simulation, wer ein imposantes Action-Highlight ala Modern Warfare oder Far Cry 2 erwartet, wird definitiv enttäuscht werden. Doch worum geht es?! Wir schreiben das Jahr 2012 und finden uns in einem fiktiven Szenario auf der seit vielen Jahren erbittert umkämpften russischen Insel Skira ein, die von chinesischen Besatzern eingenommen wurde.

Natürlich ist Russland alles andere als erfreut über diese Invasion und bittet Onkel Sam um Hilfe. Was Skira für den Rest der Welt so interessant macht liegt auf der Hand. Das mit flächenmäßig etwa 220km² zugegebenermaßen nicht wirklich große Eiland verfügt nämlich über beachtliche Erdöl-Ressourcen, an denen neben Russland und China selbstverständlich auch die USA interessiert sind. Als Spezialeinheit der US-Marines ist unser beherztes Eingreifen in den blutigen Konflikt demnach wie so oft alles andere als uneigennützig. Unser Auftrag ist einfach - Skira befreien, um jeden Preis. Zu diesem Zweck infiltrieren wir die Insel, landen unbemerkt und versuchen die chinesischen Einheiten mit einem kleinen Soldatenteam systematisch auszuschalten. Tutorial oder Übungsmission?! Alles nichts für echt Soldaten, nach einer kurzen Einweisung geht es direkt in die erste Mission.

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_2Anhand einiger Texteinblendungen werden wir mit der intuitiven Steuerung vertraut gemacht und führen ein Drei Mann-Squad durch die feindlichen Reihen. Anders als bei vielen Genrevertretern geht es aber nicht darum, sich einfach nur den Weg freizuschießen. Infiltration, Beobachtung und sorgfältige Planung sind unumgänglich. Nur wenn wir unsere Soldaten geschickt postieren und genau wissen wo der Gegner ist, haben wir überhaupt eine Chance unverletzt den nächsten Checkpoint zu erreichen. Per Digitalkreuz weisen wir unsere Squadmitglieder an und geben ihnen Befehle wie Folgen, Position halten oder Vorrücken. Auch spezifischere Kommandos wie Sperrfeuer oder das Flankieren und Einkreisen samt in die Zange nehmen des Feindes sind möglich. Sowohl die Bedienung unseres Soldaten, die Egoshooter typisch vonstattengeht, als ebenso die Steuerung des gesamten Squads, funktionieren einwandfrei und bieten insgesamt ähnlich taktischen Optionen, wie Genrevertreter Rainbow Six Vegas!

Später im Spiel stehen Artillerieschläge und Luftangriffe ebenfalls zur Auswahl, die wir koordinieren dürfen. Diese Möglichkeiten sind allerdings begrenzt und dürfen nur in bestimmten Missionen und Stellen im Game angefordert werden. Zudem ist die KI unserer Kollegen zwar gut, aber keinesfalls überragend. Oft dauert es einfach zu lang bis ein Befehl ordnungsgemäß ausgeführt, die richtige Position gefunden oder ein verletzter Teamkamerad wieder aufgepäppelt wird. Das mag zwar in der Realität auch so sein, nimmt dem Spiel jedoch einiges an Dynamik. Dabei ist Selbige ohnehin Mangelware, wir schleichen uns vorsichtig durch die Pampa, versuchen entfernte Gegner mit Hilfsmitteln wie Fernglas, Nachtsichtgerät oder Zielvisier auszumachen und pirschen uns langsam heran. Weit kommen wir aber meist nicht, die gegnerischen Soldaten scheinen Adleraugen zu haben und treffen selbst auf große Entfernung präzise.

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_51Frust ist vorprogrammiert da ein oder maximal zwei Treffer in der Regel schon reichen, um uns zu erledigen oder zumindest kampfunfähig zu machen. Wollen wir den Rest der Mission anschließend nicht humpelnd oder mit zitternder Waffenhand in Angriff nehmen, sollte dringendst der Sanitäter konsultiert werden, der uns wieder fit macht. Der Schwierigkeitsgrad in Operation Flashpoint 2: Dragon Rising ist selbst bei „niedriger“ oder normaler Einstellung knallhart. Wer sich hingegen im Harcore-Modus durch Skira kämpfen möchte, braucht Nerven wie Drahtseile da man in diesem Modus auf keinerlei Hilfsmittel oder Erleichterungen wie das informative HUD oder einen erweiterten Kompass zurückgreifen darf. Für Fans simpler Ballerorgien ist der Titel schlichtweg ungeeignet. Möchtegern-Rambos liegen nämlich schon nach kurzer Zeit schwer verletzt oder noch schlimmer tödlich getroffen im Gras und werden somit recht flott auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die so beliebte automatische Selbstheilung oder Zielhilfen sucht man ebenso vergebens, wie groß angelegte Gefechte gegen feindliche Horden. Meist finden die Schusswechsel auf große Entfernung und nur selten gegen mehr als drei Gegner statt.

Bevor die eigentliche Mission beginnt, steht das obligatorische Briefing auf dem Plan, welches uns über das Auftragsziel in Kenntnis setzt und über die Hintergründe informiert. Neben dem entsprechenden Zielgebiet auf der Karte werden alles Primär- und Sekundärziele aufgelistet und auch unser Squad samt Bewaffnung kann begutachtet werden. Leider ist es nicht möglich, selbst Einfluss auf die Ausrüstung oder Armierung unserer Soldaten zu nehmen. Zwar ist letztere bei den meisten Aufträgen unterschiedlich. Dennoch wäre es interessanter und taktisch klüger gewesen, die Möglichkeit einzubinden, unser Team selbst auszurüsten. Die insgesamt 11 Missionen die uns Operation Flashpoint 2: Dragon Rising in der Solo-Kampagne bietet sind zwar umfangreich, aber keinesfalls sonderlich abwechslungsreich ausgefallen. Das Ziel besteht meist darin möglichst ungesehen einen bestimmten Punkt auf der weitläufigen Karte zu erreichen, alle Gegner, die in der Umgebung verteilt sind, auszuschalten und ein Gebäude zu zerstören bzw. zu sichern.

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_9Leider wiederholt sich dieses Muster im Laufe der etwa siebenstündigen Spielzeit recht häufig und ist mitunter auch noch von einem nervigen Zeitlimit begleitet. Schaffen wir es zum Beispiel nicht in einem bestimmten Zeitraum das Zielgebiet von feindlichen Soldaten zu säubern, gilt die Mission als gescheitert. Da es sich bei Operation Flashpoint 2 aber um einen Taktik-Shooter und keine hektische Schießbuden-Ballerei handelt sollte eigentlich auch genug Zeit gegeben sein um sich einen entsprechend Plan zurechtzulegen und diesen taktisch korrekt in die Tat umzusetzen. Die Zeitlimits setzen den Spieler dabei allerdings unter Druck, verursachen Fehler und heben den Frustfaktor des ohnehin nicht einfachen Games merklich an.

Um größere Entfernungen zu überbrücken, bieten sich Fahrzeuge an, die in der Spielwelt verteilt sind. Über den gesamten Spielverlauf gesehen werden diese jedoch erschreckend rar genutzt. So gibt es zum Beispiel nur eine Mission in der wir die Möglichkeit bekommen am Steuer eines Helikopters Platz zu nehmen. Skira selbst lädt auch nicht wirklich zu umfangreichen Patrouillengängen ein! Zwar ist die Größe der Insel beeindruckend, abseits der Aufträge ist selbige aber trist gestaltet und bietet nichts, was ausufernde Erkundungstouren rechtfertigen würde. Zur Orientierung dient eine Übersichtskarte welche neben der Position bereits lokalisierter Feinde auch das Zielgebiet und sonstige relevante Details wie Gebäude oder Fahrzeuge zeigt.

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_14Was die Optik angeht macht Operation Flashpoint 2: Dragon Rising eine gute, wenn auch nicht überragende Figur. Die 220 Quadratkilometer große Insel Skira ist ansprechend umgesetzt und präsentiert sich nahezu ruckelfrei. Leider hat das Eiland mit Ausnahme einiger Berge und eines dynamischen Tag/Nachtwechsels keinerlei landschaftliche Besonderheiten zu bieten. Und verschiedene Klimazonen sucht man ebenfalls vergebens. So durchstreifen wir offene Wiesen und hüglige oder bewaldete Gebiete - Pflanzen und Sträucher bewegen sich im Wind - reagieren jedoch nicht auf Bewegung - Staub wirbelt auf und die Weitsicht ist mitunter enorm. Letzteres ist aber auch bitter notwendig da wir ansonsten keinerlei Chance gegen die oft weit entfernten und gut getarnten Gegner hätten. Sowohl unsere eigenen Soldaten samt Bewaffnung und Ausrüstung als auch feindliche Einheiten und Fahrzeuge sind akurat animiert und wirken sehr authentisch. Werden wir selbst oder einer unserer Teamkameraden von einer feindlichen Kugel getroffen, reagiert das Spiel entsprechend und lässt uns zum Beispiel nur noch humpelnd weiterlaufen. Die Schusswechsel selbst sind allerdings eher unspektakulär ausgefallen, dasselbe gilt für Explosionen und Kampf-Effekte jeglicher Art.

Wer ein durchgestyltes Grafik-Feuerwerk im Sinne von Modern Warfare erwartet wird mit Sicherheit nicht glücklich werden. Das gilt sowohl für die optische, als auch für die soundtechnische Umsetzung des Titels! Die meisten der insgesamt knapp 70 Schießprügel klingen etwas drucklos und den Detonationen fehlt es merklich an Pepp. Natürlich sollte man nicht vergessen dass es sich bei Operation Flashpoint 2 um eine Taktik-Simulation handelt und sich das Kriegsgeschehen in Wirklichkeit auch nicht anhört wie in einem Hollywood-Blockbuster. Dennoch wäre etwas mehr Bumms nett gewesen. An der Hintergrundmusik und der Vertonung von Freund und Feind gibt es dagegen nichts auszusetzen, die Konversationen sind militärisch kurz gehalten und beschränken sich auf das Bestätigen von Befehlen oder missionsrelevante Informationen. Obwohl die Musik im Hauptmenü vor allem anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, wartet das Spiel selbst mit wenigen, aber treibenden Beats auf die das Geschehen auf dem Bildschirm passend unterlegen.

Operation_Flashpoint_Dragon_Rising_72Neben der Singleplayer-Kampagne besteht im Hauptmenü noch die Möglichkeit einzelne, bereits freigeschaltete Aufträge erneut in Angriff zu nehmen oder online in den Krieg zu ziehen. Dazu dienen entweder die Koop-Kampagne bei der unsere KI-Kollegen durch menschliche Mitspieler ersetzt werden, was den Spielspaß natürlich entsprechend in die Höhe treibt, oder die beiden Spielmodi Vernichtung und Infiltration. Ersteres ist ein typisches Jeder gegen Jeden-Spiel während das Ziel beim Modus Infiltration darin besteht bestimmte Bereiche zu verteidigen oder eben einzunehmen. Ebenso spärlich wie die Spielmodi gestalten sich auch die entsprechenden Multiplayer-Karten – gerade einmal vier Stück schafften es ins Game, abseits der Online-Koop-Kampagne bleibt demnach nicht viel Langzeitspielspaß übrig.




Harry meint:

Harry

Ich hatte mir mehr erwartet! Operation Flashpoint 2: Dragon Rising ist kein schlechtes Spiel, trotzdem bleibt nach einigen Stunden auf Skira ein fader Nachgeschmack. Abgesehen vom verhältnismäßig hohen Frustfaktor, nervigen Zeitlimits und diversen KI-Aussetzern während der Missionen sind es vor allem störende Kleinigkeiten. Warum können wir unsere Soldaten nicht selbst ausrüsten, wieso gestalten sich alle Aufträge nahezu identisch und aus welchem Grund sind sie ohne Zwischensequenzen oder sonstige Story-Häppchen aneinandergereiht?! An Präsentation und Spielbarkeit gibt es nicht viel zu meckern, mehr als gehobenes Mittelmaß bekommen wir aber nicht geboten. Vom Multiplayermodus solltet ihr mit Ausnahme der gelungenen Online-Koop-Kampagne ebenfalls nicht viel erwarten, da vor allem der Umfang äußerst spärlich ausgefallen ist. Für Fans taktischer Kriegssimulationen ist Operation Flashpoint 2: Dragon Rising dennoch empfehlenswert und sorgt dank realistischer Bedingungen und einem knackigen Schwierigkeitsgrad für eine anspruchsvolle Spielerfahrung.

Positiv

  • Hoher Grad an Realismus
  • Gute Spielbarkeit

Negativ

  • Kaum Story & Keine Zwischensequenzen
  • Nervige Zeitlimits & KI-Aussetzer
  • Enormes Frustpotential
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  • von Civilisation:

    Harry hat damals das Taktikspiel für uns getestet. Operation Flashpoint 2: Dragon Rising Nach wie vor erfreut sich das »Operation Flashpoint«-Franchise bei Taktik-Fans größter Beliebtheit! Grund genug für Publisher Codemasters einen neuen Ableger der Reihe auf den Markt zu...

  • von Patmaster:

    Also der Vergleich zur Ballerei ArmA hinkt ein wenig. Bereits OP:FL Dragon Rising legte in seiner Missionsstruktur eher wert auf das leise und unerkannte Vorgehen, also kam es sehr selten zu Massenschlachten, bzw. eigentlich gar nicht. Ich freu mich auf das neue OP:FL und werde mich wieder herzlich...

  • von OnDaRoXx:

    Das Video ist der Hammer. Das nenn ich mal mittendrin-Gefühl. Allerdings wird man da 10 Xbox'en brauchen um das einigermaßen flüssig zu simulieren ...

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Operation Flashpoint 2: Dragon Rising Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-10-08
Vermarkter Codemasters
Wertung 7.3
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