Colin McRae: DiRT im Test

Xbox 360Xbox
Sechs links, zweihundert, drei Rechts – nicht schneiden, Haarnadel rechts auf Asphalt.... Solche Sätze lassen bei Fans des Rallyesports das Herz höher schlagen. Die wohl bekannteste Marke im Videospielbereich ist hierbei der Name „Colin McRae“, welcher schon seit Playstation Zeiten etliche Rennsportanhänger vor die Bildschirme fesselte. Mittlerweile hat sich die Marke weltweit sogar über 8 Millionen Mal verkauft. Das Ganze verpflichtet einen Entwickler natürlich sein Produkt stetig zu verbessern, was Codemasters im Grunde auch jedes Jahr getan hat. In 2006 war dann ein Ruhejahr, wobei die Entwickler hier sicherlich keinen Stillstand hatten. Erste Infos auf den Messen ließen viel erhoffen und jeder fragte sich, was sie da wohl aus dem Ärmel zaubern möchten. Nun, das finale Produkt ist nun endlich da und die letzten Wochen und Monate vor dem Release erfreute uns eine Bekanntgabe nach der anderen, den ein „Update“ – nein das sollte Colin McRae: DiRT dieses Mal nicht werden! Folgt mir nun hinter das Steuer und erlebt die rasante Wiedergeburt der Colin McRae-Reihe.
Als Fan des Genres sowie der „Colin McRae-Reihe“ habe ich mich jedes Jahr über die kleinen Verbesserungen gefreut. Trotz vieler Dinge, welche zum großen Teil auch aus der Resonanz der Spieler entstanden blieb die Grafik dann aber doch irgendwo immer hinter dem Rest und vor allem der PC-Version. Mit der aktuellen Grafikpower der Xbox 360 sollte bzw. konnte nun endlich Schluss sein mit den Handicaps der Konsolenhardware. Bereits beim letzten Teil der „DTM Race Driver Serie“ sickerte durch, dass man bei Codemasters an einer neuen Grafikengine arbeiten würde, welche nun erstmals bei Colin McRae unter dem Namen „NEON-Next-Generation-Engine“ zum Einsatz kommt. Mit dieser soll das Spiel so realistisch wie noch nie werden. Schieben wir diesen Punkt aber noch ein Stück nach hinten und befassen uns erst einmal mit den Hauptfaktoren von „colin mcrae: DiRT“.

Schon der Name suggeriert, dass es dieses Mal ziemlich „dreckig“ zugehen wird. Grund hierfür ist unter anderem, dass man im aktuellen Teil nun vom ehemaligen Hauptaugenmerk der Serie, also den Rallyevents ein wenig abweicht. Einen Karrieremodus gab es ja bereits in Colin McRae 2005, nur dürft Ihr diese Leiter in „colin mcrae: DiRT“ nun in sechs verschiedenen Rallye Arten beschreiten. Aber keine Angst – im ebenfalls integrierten „Meisterschafts-Modus“ könnt Ihr wieder voller Elan auf den heißen WRC Autos loslegen. Bleiben wir aber beim Karriere-Modus. Zu diesem gelangt Ihr nach einem eindrucksvollen Intro, welches schon einmal einen Blick auf die Partikeleffekte sowie das Schadensmodell gewährt. Nach diesem Intro, dürft (und werdet) Ihr Euch wohl erst einmal mit der neuen Menüstruktur befassen. Hey, wir sind im 21. Jahrhundert und haben eine „dicke Berta“ unterm TV stehen. Also her mit was neuem, was Dreidimensionalen, was Gewagtem und natürlich mit *Spaßmode an* Schokolade.... :D *Spaßmode aus* ok mit was Interessantem. Hier könnte ich glatt schon den ersten Preis vergeben für das derzeit wohl tollste Menü auf der Xbox 360. Während den Achterbahn ähnlichen Fahrten zu den Menüpunkten bekommt Ihr beim Laden nämlich auch noch immer detailliert Eure persönlichen Statistiken angezeigt. Im Grunde muss man es aber erleben, da nutzt mein ganzes Geschreibsel nicht viel.

In der Karrriere bekommt Ihr nun die erste kleine Aufgabe gestellt, wobei Euch der Sprecher immer auf dem aktuellen Stand hält, Euch in Zusammenarbeit mit Eurem Co-Piloten wichtige Tipps zu den Autos, den Strecken, dem aktuellen Stand der Dinge und vor allem den massig vorhandenen Fahrzeugeinstellungen gibt. Ihr bekommt nun von Colin (der angeblich ein Auge auf Euer Können geworfen hat) eine erste Minipalette an Autos gestellt. Im Laufe der pyramidenmäßig aufgebauten und 66 Events (mit steigender Etappen Anzahl) umfassenden Karriere könnt Ihr diesen Fuhrpark auf satte 46 Fahrzeuge aufbohren. Natürlich gegen Bares, welches Ihr in den einzelnen Events verdienen könnt. Schon hier hat sich Codemasters was Nettes einfallen lassen, da ihr je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad für das gleiche Event mehr Euro´s in die Kasse bekommt. Sehr gut gelungen ist die Möglichkeit für jedes Event die Schwierigkeitsstufe neu zu wählen und das auch noch in fünf Abstufungen (Anfänger, Clubman, Amateur, Pro Am & Professional). Hierdurch ist es im Grunde jedem möglich den Spielfluss beizubehalten. Wenn Ihr im Laufe der Karriere besser werdet, schaltet Ihr einfach einen Gang hoch in die nächste Stufe. Die gewählte Stufe schlägt sich hierbei in drei Punkten: „mechanischer Schaden, Totalausfall & Stärke der Gegner“ nieder.

Fürs erste also schon einmal nicht übel oder? Sehen wir uns nun einmal die „neuen“ Möglichkeiten genauer an. Neben den auch im Karriere-Modus integrierten klassischen Rallye Events dürft ihr Euch nun in fünf weiteren Sparten austoben. Dies wären Crossover (im Grunde die Sonderprüfungen aus den alten Teilen wobei Ihr hier ins Finale kommen müsst), Rallycross (in England und Frankreich angesiedelte Rundkurs Strecken die teils über Asphalt und andere Beläge geht), Rally Raid (lange Offroad Strecken u.a in Otay Valley, dem Offroad Zuhause der vereinigten Staaten), CORR (Championchip Off-Road Racing mit Buggie´s, Class 1 Buggie´s & Trucks sowie Schlussendlich den harten Hill Climb Wettbewerben. Diese fordern Euch so richtig heraus, denn hier geht es mit Boliden von 850PS zur Sache. Das Ganze findet unter anderen auf dem bekannten Pikes Peak International Hill Climb statt!!!

Das Spielgeschehen könnt Ihr hierbei aus sechs unterschiedlichen Blickwinkeln, von der „Stoßstangen-“ über die „Motorhauben-“, der „Lenkrad-“ sowie „Helmkamera“, und natürlich über zwei „Verfolgerperspektiven genießen. Je nach gewähltem Event ändern sich hierbei einige HUD Symbole, da Euch zum Beispiel auch nicht in allen Aufgaben Euer Beifahrer zur Verfügung steht. Hier heißt es dann für Euch die oben am Bildschirm eingeblendete Streckenführung mit zu lesen. Neben den üblichen Anzeigen bekommt Ihr auf dem Bildschirm auch immer per Symbol angezeigt, wenn sich ein Teil Eures Autos beschweren möchte. Jeder Verlust an Leistung eines bestimmten Bauteils wirkt sich merklich auf das Fahrverhalten Eures Boliden aus. So bleibt der alte Leitspruch „Lieber 5 km/h langsamer aber dafür auf der Strecke bleiben“ auch bei „colin mcrae: DiRT“ bestehen.

Wie Eingangs beschrieben finden sich in der Phase vor dem Start viele nützliche Informationen über den Streckenverlauf und das Terrain. Dem neuen Teil der Serie haben die Entwickler eine Menge an neuen Einstellmöglichkeiten spendiert. Für meinen Geschmack schon fast zu viel, aber Hardcore Spieler werden hier sicherlich Ihre wahre Freude haben und später auf den ersten Plätzen der Weltrangliste zu finden sein. Aber auch „Otto-Normal“ Spieler bzw. Anfänger sollten hier nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Zum einen ist es durch den frei wählbaren Schwierigkeitsgrad / Event auch ohne bzw. mit nur wenig Modifizierung möglich ein Rennen zu gewinnen, zum anderen bekommt man jedes einzelne Einstellschräubchen verbal und als Text erklärt. Wer sich hier nach ein paar Stunden etwas Zeit nimmt wird schnell ein paar wichtige Sekunden aus seinem Fahrzeug heraus pressen. Ihr könnt Euch in diesem Bereich über den Radsturz und die Spur, die Steifheit des Fahrwerks und dessen Höhe, die einzelnen Federwege inkl. Ausfederweg der Stoßdämpfer, den einzelnen Gängen des Getriebes, verschiedenen Bremsscheiben und deren Wirkungsgrad auf die beiden Achsen, dem Sperr- und Zentraldifferenzial, dem Abtrieb des Autos sowie den Stabilisatoren her machen. Wie gesagt ist es keine grundlegende Voraussetzung hier den Meister zu machen, hilfreich für die Dauermotivation bzw. ein nochmaliges Durchspielen ist es allerdings schon. Codemasters hat es hier sehr gut geschafft eine Symbiose für alle Käufer zu kreieren. Habt Ihr Einstellungen am Fahrzeug verändert, lassen sich diese auf kurzen "Testabschnitten" der Gegend sofort testen und gegebenenfalls wieder Rückgängig machen.

In der Karriere könnt Ihr für Euren Fuhrpark dann auch verschiedene Lackierungen kaufen, welche allerdings im Verhältnis zum Kaufpreis recht teuer sind. Alle erreichten Strecken und Fahrzeuge aus dem „Karriere-Modus“ stehen Euch dann auch im dritten Punkt, der“Rallye-Welt zur Verfügung. Hier könnt Ihr Euch in „Einzelrennen, Einzelevents“ oder verschiedenen „Zeitfahrmissionen“ beweisen. Wie oben angesprochen geht es im „Meisterschafts-Modus dann nach „guter Alter“ Colin McRae-Manier zur Sache. Dieser Punkt unterteilt sich in die „Europäische Meisterschaft“ (England, Italien & Deutschland), die „Internationale Meisterschaft“ (Japan, Australien & Spanien) sowie die „globale Meisterschaft“ (hier werden Events in allen sechs genannten Ländern gefahren). Leider fiel bei all den tollen Neuerungen irgendwie die schwedische Schneerallye komplett raus, was ich als Fan der Serie sehr schade finde. Ok ich gebe zu, daß man immer aufgestöhnt hat, wenn man in dieses Land kam, aber jetzt wo es nicht drin ist, fehlt einfach etwas! Bitte beim nächsten Teil wieder mit einbauen liebes Codemasters Team :)



Kommen wir zum letzen Punkt dem Multiplayer-Modus. Hier könnt Ihr via System-Link oder Xbox-Live an Rennen mit bis zu 100 Fahrern teilnehmen. Ah! Erwischt – 100 Teilnehmer, da muss doch irgendwo ein Hacken bei sein und ja, das ist einer. Habt man sich in der 2005-Version zuerst über den endlich integrierten Xbox-Live Modus gefreut, kam schon bald die Ernüchterung, daß man die Gegner nur als „Gitternetzauto“ zu sehen bekam. Bei „colin mcrae: DiRT“ vielen nun leider auch diese der Schere zum Opfer!! Im Grunde seht Ihr in der „Lobby“ nur die Namen der Spieler und deren bisherige Wertung. Ihr könnt nun abstimmen, welche Strecke gefahren werden soll. Wenn das Rennen startet, seht Ihr im Grunde das gleiche was Ihr auch im Single-Player seht, nämlich Euch und die Strecke. Alle anderen Spieler begegnen Euch lediglich auf der eingeblendeten Zeittafel und das war´s. Keine Gegner, kein Plausch mit den anderen :( Nach einem Event könnt Ihr dann unter einem Punkt „Chat“ per linken Analogstick vorgefertigte Textblöcke ala „Ich muss üben, üben, üben etc.“ in ein Fenster werfen und mehr nicht. Keine abgefahrenen Rennen mit bis zu 10 Autos gegen andere Fahrer und Freunde. Was im Solospiel toll rüber kommt geht hier leider total baden. Die Mitbewerber haben hier mit ihrem nahezu parallel erschienenen FORZA 2 Motorsport ganz klar die Nase vorn. Daß man ein Etappenevent nicht gut mit mehreren online machen kann ist ja klar, aber die heftigen Rundkurs Events mussten hier doch bitte mit rein! Bleibt uns nur zu hoffen, daß man dies im nächsten Teil der Serie umsetzen wird, denn gerade der Online Mode ist nach dem Durchspielen eines Single-Player Modus DER Grund, die Scheibe noch öfter ins Laufwerk zu legen.



Grafisch kommt die Serie mit „colin mcrae: DiRT“ endlich auf einen aktuellen Level, der sich inter keinem PC mehr verstecken muss. Die „NEON-Next-Generation-Engine“ leistet hier fabelhafte Arbeit. Soviel perfekt berechneter Partikeldreck an Eurem Fahrzeug, in der Umgebung oder in der Luft gab es wohl noch nie. Dazu gesellen sich detaillierte Fahrzeugmodelle und ein fantastisches Schadensmodell. Ab und an erblickt man zwar kleinere Aufbauten von einzelnen Pflanzen oder Teilen zerstörter Autos, aber im Grunde bemerkt man dies bei flüssigem Spielablauf von 30 Frames überhaupt nicht! In den (leider nicht speicherbaren) Replay´s kam es auch mal zu sichtbarem Tearing. Im Spiel selber war dies nicht so auffallend und wurde nur bei Extremsituationen mit vielen Autos ausfindig gemacht. Im Vergleich zum Xbox 360 Grafikkönig Gears of War ist es dennoch schwer hier die richtige Wertung zu finden. Eine 8.5 kann ich hier leider nicht auswählen,wobei dies wohl am treffensten wäre. Achtung! Das Spiele fordert im PAL Modus zwingend 60Hz

Die Steuerung war, ist und bleibt eine der absoluten Stärken der Serie. Die Boliden reagieren sehr genau auf jede Eurer Eingaben wobei man hier jegliche Veränderung am Fahrzeug, egal ob durch Eure Hand im Menü oder aber durch Schäden während der Fahrt merklich im Rennablauf spürt. Codemasters hat hier auch gut vorgearbeitet und im Menü vier unterschiedliche Voreinstellungen für die Controller sowie eine für das unterstützte Force-Feed-Lenkrad hinterlegt. Natürlich könnt Ihr das Spiel zusätzlich auf Eure Wünsche anpassen.

Beim Sound erwarten Euch realistische Motoren-, Auspuff- und Crashgeräusche. Je nach gewählter Kamera ist das noch einmal intensiver. Die Stimme Eures neuen Beifahrers ist für Kenner der Serie ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dafür ist die deutsche Sprachausgabe in den Menüs und vielen Hilfe- und Infotexten sehr gut gelungen. Auch die musikalische Untermalung der Menüs bekommt hier Ihr Lob ab. Im Gunde hat Codemasters hier alles Gute weitergeführt, was auch in den vorherigen Teilen schon Punkte sammeln konnte.

Stefan meint:

Stefan

Ich habe mich lange auf das Spiel gefreut, zuerst etwas skeptisch durch die vielen neuen Modi, wobei man den Erfolg dieser Vorgehensweise ja bereits an der DTM Race Driver Reihe sehen konnte. Gerade zu Anfang empfand ich dann aber die vielen Einstellmöglichkeiten als zuviel des Guten, wobei ich nach einiger Zeit der Eingewöhnung sehr froh über das abrufbare Potential bin. Im Grunde kommt hier jeder voll auf seine Kosten. Egal ob Anfänger, Kenner oder Hardcore Rennfahrer. Bei „colin mcrae: DiRT“ kann jeder bedenkenlos zugreifen und erhält hier auf über 100 Strecken mit das beste Rennspiel dieses Jahres. Zwar muss der Xbox-Live Multiplayer Modus hier im direkten Vergleich zur Konkurrenz Federn lassen, dafür gibt es Extra Punkte für die Abwechslung, und dem übergreifenden Zugang für jeglichen Spieler. Ich für meinen Teil darf derzeit jeden Abend duschen gehen um mir den Dreck vom Leib zu waschen. Colin ist zurück!!

Positiv

  • tolle Optik
  • geniale Steuerung
  • fantstisches Schadensmodell

Negativ

  • keine Schwedenrallye
  • schwacher Xbox-Live Multiplayer
  • Replay´s nicht Speicherbar
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Colin McRae: DiRT Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.06.2007
Vermarkter Codemasters
Wertung 8.5
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