Fallout: New Vegas im Test

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Liebe Gamer. Schickt eure Lebensgefährtin oder -gefährten in den Urlaub und bringt die Kinder zu den Großeltern, denn Weihnachten wird dieses Jahr vorverlegt. Fallout: New Vegas, das Spinoff des mehrfach ausgezeichneten Fallout 3, steht bereits in den Händlerregalen und wartet nur darauf eure kostbare Zeit zu verschlingen. Hinter dem Titel steht niemand geringeres als Obsidian Entertainment, welche bekanntlich auch mit ehemaligen Black Isle Studios Mitarbeitern, also den klugen Köpfen hinter Fallout 1 und 2, gespickt sind. Ob das dem Franchise gut tat oder die Spieler mit einem billigen Update enttäuscht werden, fanden wir nach unzählbaren Stunden in New Vegas heraus.

Fallout_New_Vegas_11Chronologisch liegt Fallout: New Vegas drei Jahre nach Fallout 3, hat aber in Sachen Story keinen Bezug auf seinen großen Vorgänger. Schauplatz ist, wie der Titel schon vermuten lässt, nicht Washington D.C., sondern das post-apokalyptische Las Vegas in Nevada mitsamt des Mojave Wasteland. Anders als von der Serie gewohnt ist die Hauptstadt kaum von den nuklearen Angriffen betroffen worden und ist daher gänzlich intakt, was natürlich nicht die dort lebenden Menschen betrifft. Diese spalteten sich in mehrere Fraktionen, wie die New California Republic (oder kurz NCR) und den Sklaventreibern der Caesar‘s Legion. Dazu kommen die bekannten radioaktiv verseuchten Ghoule, diverse Räuberverstecke und allerlei anderes merkwürdiges Gesindel, neben den fast human lebenden Siedlungen, deren Bewohner ebenfalls verschiedene Meinungen zur militanten und diktatorischen Gesellschaft haben. Inmitten dieser verdrehten und gefährlichen Welt übernimmt der Spieler die Kontrolle über einen Kurier, dessen Päckchen unbeschadet in das Dörfchen Primm gebracht werden sollte. Ein vorerst unbekannter Anzugträger durchkreuzt allerdings aus heiterem Himmel diesen Plan, schnappt sich die Lieferung und erschießt unseren Hauptprotagonisten in seinem bereits geschaufelten Grab. Dank der Unterstützung eines hilfsbereiten Roboters und des in Good Springs stationierten Doktors wird der Gamer durstig nach Rache mit neuem Namen, Gesicht und Fähigkeiten quasi „wieder geboren“.

Von hier an beginnt das Abenteuer rund um New Vegas. Der Spieler hat abermals die Möglichkeit den Charakter nach eigenen Belieben zu gestalten. Von verrückten Wissenschaftlern, über hinterlistige Taschendiebe bis hin zu unterbelichteten Waffennarren ist alles denkbar. Fallout: New Vegas lässt sich auf viele verschiedene Art und Weisen durchspielen, sogar gänzlich ohne Waffengewalt, vorausgesetzt der Protagonist ist charismatisch genug um sich aus den vielen Gefahren des Wastelands hinaus zu quasseln. Bei der Erstellung des Alter Egos steht dem Spieler erneut das S.P.E.C.I.A.L. System zur Verfügung, mit dem die Talentpunkte je nach geplanter Spielart verteilt werden können. Auch sogenannte Perks sind wieder mit von Partie, die dem Charakter im Kampf, aber ebenso beim Verhandeln mit anderen Wüstenbewohnern die gewisse Würze verleihen. Jede Aktion, sei es das Töten von Gegnern oder das knacken eines Safes, verschafft dem Gamer Erfahrungspunkte, welche zu einem Levelaufstieg führen. Wurde diese magische Grenze erreicht, dürfen neue Punkte verteilt, sowie Perks ausgewählt werden. Direkt nach der Charaktergestaltung stehen dem geneigten Rollenspieler alle Türen offen. Der Storyline folgen oder eigenständig die Mojave-Wüste erforschen? So oder so: Die faszinierende und spannende Welt von Fallout: New Vegas wird den Spieler von der ersten Sekunde an in den Bann ziehen.

Fallout_New_Vegas_16Dabei änderte sich im Vergleich zu Fallout 3 nicht viel. In Ego-Perspektive wird die weitläufige Umgebung erkundet, Ruinen durchsucht, mit Wüsten-Bewohnern geredet und deren Aufgaben erfüllt. Im schimmernden New Vegas darf natürlich auch ordentlich gezockt, sowie alle möglichen Einwohnern von Nevada zum Kartenspiel herausgefordert werden. Neu ist das Ruf-System, anhand welchem der Spieler immer im Blick hat, bei welcher Gruppierung man derzeit angesagt ist. Werden viele Missionen in einem kleinen Dorf erledigt, steigt dort das eigene Ansehen. Mussten dabei allerdings einige Raider dran glauben, wird man ab sofort von dieser Fraktion gejagt werden. Der Respekt ist ebenfalls entscheidend für die Quests, die man bekommt. So ist es unmöglich in einem Durchlauf wirklich alles zu sehen, da man es sich dafür theoretisch bei keiner Gruppe verscherzen darf. Das Karma-System ist ebenso erneut dabei, um gutwillige und hilfsbereite Spieler von den gemeinen und hinterlistigen Halsabschneidern zu trennen. Karma-Punkte sind natürlich auch ausschlaggebend dafür, welcher Gesellschaft man sich anschließen kann.

Aufgaben lassen sich, wie bereits angesprochen, auf verschiedene Weisen erledigen. Sprachbegabte Verhandlungskünstler schaffen es, egal ob durch Lügen oder Ehrlichkeit, vom Gegenüber das zu verlangen, was gewünscht ist. Wer hierfür keine Geduld hat kann sich mit dem aus dem Vorgänger bekannten V.A.T.S. System durch die Gegnermassen ballern. Hierbei wird das Spiel angehalten, um in Ruhe jedes einzelne Körperteil des Widersachers anvisieren zu können. Die Statuswerte des Charakters, sowie die getragene Waffe und die Entfernung zum Gegner sind entscheidend dafür, ob die markierten Schüsse auf wirklich ihr Ziel finden und wie viel Schaden angerichtet wird. Jeder einzelne verbraucht Action Points, die sich von selbst auffüllen oder mit Nahrung hergestellt werden können. Alternativ kann diesmal auch über Kimme und Korn geschossen werden, doch ist das nur bedingt hilfreich. Man kann noch so genau zielen, der Rollenspiel-Aspekt entscheidet ob schlussendlich getroffen wurde oder nicht. Die Anzahl der verschiedenen Waffen wurde übrigens im Vergleich zu Fallout 3 deutlich aufgestockt. Mehr als doppelt soviele sollen es sein, zusätzlich zu den Modifikationen, die sich, eine Werkbank und die benötigten Materialien vorausgesetzt, zusammenbauen lassen. Brandneu ist in dem Zusammenhang auch das Kochen und mischen von Medikamenten. Das macht man aber natürlich nicht an der Werkbank, sondern stilecht am Lagerfeuer.

Fallout_New_Vegas_9Nach nur wenigen Stunden macht sich der deutlich erhöhte Schwierigkeitsgrad von Fallout: New Vegas bemerkbar. Und dabei ist nicht nur die Rede vom neuen optionalen Hardcore-Modus, der den Charakter regelmäßig dazu zwingt zu essen, zu trinken und zu schlafen, außerdem euer Alter-Ego langsamer regenerieren und dank gewichteten Kronkorken, so die Währung im Spiel, und Munition mehr schleppen lässt. Der gesamte Abschaum der Wüste hat eine bessere Präzision als die ehemaligen Ganoven aus Washington D.C.. Zudem bekommt der Spieler zusätzliche Probleme, sobald man sich zu sehr mit einer Fraktion angelegt hat. Diese schicken nämlich Assassinen los, um einen das Leben schwerer zu machen, als es schon ist. Selbst das Heilen mit Nahrung und Getränken ist nicht mehr wie gewohnt schnell, sondern benötigt Zeit, so dass man sich nicht mehr während des Kampfes komplett regenerieren kann. Abhilfe schaffen hier mehrere Begleiter, die den Gamer folgen und tatkräftig zur Seite stehen. Diese lassen sich mit dem sogenannten Companion Wheel schnell und einfach befehligen und machen auch in den meisten Fällen das, was sie sollen.

Wer Oblivion und Fallout 3 samt seinen herunterladbaren Zusatzepisoden spielte, wird sie schon kennen: Bugs, Bugs, Bugs. New Vegas ist da keine Ausnahme und setzt noch einen drauf. Im Prinzip könnte man meinen, dass die Entwickler mit Fallout 3 in Sachen Programmierfehler dazu lernten, doch zum Verkaufsstart macht Fallout: New Vegas deutlich mehr Probleme als damals noch der Vorgänger. Ruckler, Pop-Ups, verwirrte NPC‘s, Nachlader und ganze Systemabstürze sind nur einige der Macken, mit denen man zu kämpfen hat. Manche Gegner reagieren nicht auf Schüsse, Gegenstände verschwinden im Boden, Leichen lassen sich von Zeit zu Zeit nicht plündern, Bodentexturen werden nicht geladen... Die Liste könnte man ewig weiter führen. Glücklicherweise wissen die Entwickler Bescheid und arbeiten schon an Updates. Trotzdem trübt das „Bug-Fest“ den Gesamteindruck des sonst wirklich hervorragenden Games.

Fallout_New_Vegas_10Technisch ist Fallout: New Vegas ein alter Schuh. Die Engine war zum Fallout 3 Release schon nicht aktuell, heute mit New Vegas erst recht nicht. Verwaschene Texturen und hölzerne Animationen stehen auf der Tagesordnung, außerdem werden Spieler des Vorgängers des Öfteren ein Déjà vu haben. Die post-apokalyptische Wüste sieht der Trümmerlandschaft bei Washington D.C. sehr ähnlich, fast wie aus einem Baukasten. Das veraltete Optische ist dem Spiel allerdings nicht negativ anzurechnen, wenn man bedenkt, was in der Ferne alles auf den Spieler wartet. Nämlich eine mit viel Liebe gestaltete und vom Atom-Krieg zerstörte Spielwiese mit tausenden von Charakteren, Ruinen, Lagern, Siedlungen und natürlich der hell erleuchtete Strip von New Vegas. Die Synchronisation ist abermals gelungen, auch wenn die englischen Originalstimmen deutlich facettenreicher sind. Akustisch gibt es einiges um die Ohren. Das Kampfgetümmel klingt authentisch, die 50er Jahre Radiosender sorgen für den perfekten Style und die atmosphärische Musik außerhalb der Radio-Lautsprecher bringt beim Durchsuchen von verfallenen Gebäuden und Ruinen deutlich mehr Spannung in die Sache als noch bei Fallout 3. Bis auf die veraltete Technik heißt es für Fallout: New Vegas also auch hier: Daumen hoch!




Gregory meint:

Gregory

Wie erwartet haben Bethesda bzw. Obsidian Entertainment mit Fallout: New Vegas einen sicheren Hit gelandet. Im Vergleich zu Fallout 3 hat sich leider wenig geändert, doch genau das wollten die Spieler. Mehr von dem, was sie vor zwei Jahren schon in den Bann gezogen hat. Mehr Fallout! Gewürzt wurde der Titel mit befehlbaren Begleitern, einem Ruf-System samt mehreren Fraktionen, die durch das Wasteland irren, sowie mehr Möglichkeiten Waffen zu modifizieren und zu bauen, sogar das Kochen auf einem Lagerfeuer. Mit den Örtlichkeiten von New Vegas kehrt die Serie zudem wieder mehr zu seinen Wurzeln zurück. In Kalifornien, Nevada und Arizona spielten die ersten beiden Fallout-Teile und passen meiner Meinung nach sogar besser zum post-apokalyptischen Abenteuer.

Abstriche müssen die Spieler in Sachen Technik machen. Was vor zwei Jahren schon nicht Top aussah, haut heute erst recht niemanden mehr vom Hocker. Allerdings wurde die gesamte Spielwelt mit soviel Liebe zum Detail kreiiert, dass man es den Entwicklern verzeihen kann. Nicht verzeihbar sind die Bugs, die Fallout: New Vegas zur Zeit eher zur Zitterpartie machen. Ruckler, Pop-Ups und im Boden verschwindene Gegner sind abgesehen von kompletten Systemabstürzen nur die kleinsten Übel, mit denen Rollenspieler zu kämpfen haben. Wer davon absehen kann bekommt ein gewohnt hervorragendes Rollenspiel, mit dem unzählige Stunden purer Spielspaß drauf gehen werden.

Andreas meint:

Andreas

Fallout : New Vegas ist eine ziemliches Achterbahnerlebnis. Zu Beginn kämpft man sich erst einmal durch einige zähe Stunden zu, bis das Spiel überhaupt Fahrt aufnimmt, um anschließend im Mittelteil endlich zu altbekannter Hochform aufzulaufen. Gegen Ende baut es wieder stark ab und kann sich in keinster Weise mit den grandiosen Finalinszenierungen der Vorgänger messen. Einen großen Anteil an dieser seltsamen Spannungskurve hat der mehr als maue Plott des Haupthandlungsstranges. Zu selten gelingt es den Machern, Spannung aufzubauen oder zu überraschen. Diese eklatante Schwäche wird allerdings durch hervorragende Sekundärmissionen etwas ausgeglichen, die mit schrägen Charakteren und spannenden Szenarien nebst teilweise erstaunlichen Wendungen aufwarten. Wirklich ärgerlich sind dagegen die ein halbes Jahr nach Release immer noch nicht gefixten Bugs. Wenn Begleiter einfach spurlos verschwinden und das ganze Spiel über nicht mehr auftauchen, dann hört für mich der Spaß, auf liebe Spielemacher. Und das gilt insbesondere dann, wenn man mir meinen Lieblingsroboter wegnimmt, ihr Penner!

Alles in allem ist Fallout : New Vegas der wohl insgesamt schwächste Fallout-Teil (Strategieableger mal außen vorgelassen), das riesige Gebiet zum Erkunden und die tollen Nebenmissionen reißen aber einiges wieder heraus und sichern dem Spiel eine 7.9 auf meiner privaten Bewertungsskala.

Positiv

  • Riesige Spielwelt mit unzähligen Möglichkeiten
  • Atmosphäre pur!
  • Süchtig machendes Spielprinzip

Negativ

  • Veraltete Technik
  • Bugs! Bugs! Bugs!
Userwertung
8.8 1 Stimmen
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Forum
  • von Badhero:

    Da das Game gerade für 360 im Sale für 4,49€ ist, habe ich mir überlegt zuzuschlagen. Nur habe ich meine Bedenken, weil es ja eine geschnittene Dt Version gibt. Weiß hier jemand ob die Dt Version dort mittlerweile uncut ist?...

  • von fritzle:

    Dachte schon es wäre ein New Vegas Remaster angekündigt worden. Die Ultimate Edition gibts übrigens bei MMOGA gerade für 5,49€....

  • von aldi404:

    Ich pack das mal hier rein "Obsidian Says There Will Be No Microtransactions 'Of Any Kind' In Their Next RPG" gameinformer.com/b/news/archiv…39-in-their-next-rpg.aspx Na da klopf ich doch mal auf Holz ...

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Fallout: New Vegas Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 720p
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2010-10-22
Vermarkter Bethesda Softworks
Wertung 9.2
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