„Ihr Revier ist die Autobahn. Ihr Einsatz heißt: Volles Tempo. Ihre Gegner von heute: Extrem schnell und gefährlich. Verbrechen ohne Limit – Jeder Einsatz volles Risiko für die Männer von Cobra 11.“
Liebhaber der Serie 'Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei' dürften diese Worte sehr vertraut vorkommen - an exakt diesen Personenkreis richtet sich der deutsche Spiele-Publisher dtp entertainment mit Alarm für Cobra 11: Das Syndikat.
Entwickler Synetic, vorwiegend spezialisiert auf Rennspiele jeglicher Art, liefert mit dem zum Test vorliegenden Funracer bereits den fünften Titel in Folge ab. Im Storymodus dreht sich in Crash Time 4 (so der englische Titel) alles um ein fieses Verbrechersyndikat, das versucht, die Gewalt über das virtuelle Köln an sich zu reißen. Dazu schlüpft ihr wie gehabt in die Rollen der beiden TV-Autobahnpolizisten Semir und Ben, die erneut von den originalen Sprechern Erdoğan Atalay und Tom Beck akzeptabel vertont wurden. Im Gegensatz zu Alarm für Cobra 11: Highway Nights erwarten euch hier in Echtzeit generierte Aufträge und ein variabler Spielverlauf, ähnlich wie in einem 'Open-World-Spiel' - das lineare Missionsdesign fiel der Schere zum Opfer.
Das hat den Vorteil, dass sich die Spielewelt 'offener' anfühlt. Zum anderen ist jedoch auch etwas Frust vorprogrammiert: Nicht selten ist anfangs unklar, wo beziehungsweise in welchem Einsatzgebiet der nächste Einsatz getriggert wird. Befindet ihr euch am falschen Ort, müsst ihr entweder das Gebiet verlassen oder so lange Streife fahren, bis ihr 'A' einen Funkspruch (zufallsgenerierter Auftrag) rein bekommt oder 'B' auf eine Spur stoßt. Die Aufgaben in den zeitbasierenden Missionen erstrecken sich über wilde Verfolgungsjagden, Verhaftungen (durch Blockieren des Zielautos), Beschattungen oder gar Schießereien (Steuerung ist hier nicht invertierbar) – allerdings niemals außerhalb des Fahrzeugs. Gelegentlich kommt sogar eine ferngesteuerte Drohne zum Einsatz.
Ferner gilt es Syndikatsverstecke aufzudecken, Informationsquellen zu erschließen, die Stadt zu überwachen (durch die Installation von Kameras) sowie Gefangenentransporte erfolgreich zu evakuieren. Letztere gestalten sich wegen dem nicht immer optimalen Pathfinding und der stets gleichen Route samt Zielort als leicht nervig. Der 'Spaßfaktor-Bereich' in Alarm für Cobra 11: Das Syndikat wird durch Autorennen auf einer waschechten Rennpiste oder durch (Monster-)Stunts positiv angereichert – GTA lässt schön grüßen..
Für den notwendigen Überblick in dem glaubwürdig simulierten Großstadtverkehr sorgt eine komfortable Übersichtskarte, die ihr jederzeit einblenden dürft. Das mit dem Vorgänger eingeführte Navigationssystem leitet euch dabei elegant und präzise zum nächsten Checkpoint. Mit ca. 40 Fantasy-Fahrzeugen (u.a. Streifenwagen, Rallyflitzer, Pick-Ups, Monstertrucks, Kleinlaster etc.), die sich angenehm und direkt steuern lassen, dürfte für jeden Spieler ein passendes Vehikel dabei sein. Die letzte Neuerung betrifft den Multiplayer-Modus. Bis zu acht Spieler - online oder lokal via System Link – dürfen sich hier in den Spielmodi Deathmatch oder (Checkpoint)-Rennen lagfrei (trotz dichtem Verkehr) austoben. Ein Vier-Spieler-Splitscreen-Modus rundet das Mehrspieler-Paket positiv ab.
Ein besonderes Lob verdienen die Entwickler bei der Optik. Zwar machen sich auch hier Grafikblitzer, Pop-Ups, Slowdowns oder Tearing bemerkbar, dennoch sieht Alarm für Cobra 11: Das Syndikat – bis auf die Explosionen - verdammt schick aus. Dies liegt jedoch unter anderem daran, dass durch den Verzicht jeglicher animierter und sich bewegender Personen (sei es nun in den Verkehrsmitteln, in den Cutszenen oder auf dem Gehsteig) eine Menge an wertvollen Hardware-Ressourcen für die Grafikengine eingespart wurde. Neben den Passanten fehlen auch Witterungseffekte sowie ein Tag-/Nachtzyklus. Eigentlich äußerst schade, betrachtet man die Mühe, welche sich Syntetic beim Nachbau der Stadt Köln gemacht hat: Die bekannten Bauten wie der Dom, der Kölner Hauptbahnhof, der MediaPark oder die Deutzer Brücke weisen einen verdammt hohen Wiedererkennungswert auf. Des Weiteren überzeugen die virtuellen Straßenzüge und Autobahnabschnitte.
Die fehlende Lizenz bei den hübsch-modellierten Fahrzeugen der Marke BMW & Co. fällt nicht weiter ins Gewicht, da man sich vom Design recht nahe an den Originalen orientiert hat. Das Schadensmodell (nicht nur optischer Natur) inklusive den Schadenstexturen und sich damit lösenden Teilen (Kofferraum, Fahrertüre, Reifen) steht seinem amerikanischen Vorbild in nahezu nichts nach. Optimiert wurde der Motorensound, der fortan etwas realistischer aus den Boxen tönt. Bei der Gangschaltung hingegen stört ein ominöses Klicken den soliden Gesamteindruck. Die schwungvoll-spritzige Musik (rockig, aber keinesfalls nervig) ist ok; Radiosender sind erneut keine vorhanden. Aufgrund der Custom-Soundtrack-Funktion der Xbox 360 ist dies aber nicht weiter tragisch.
Crash Time (4) entwickelt sich langsam aber sicher zu einem richtig guten Spiel, auch wenn dies mit Sicherheit noch ein langer und steiniger Weg - betrachtet man die begrenzten Mittel der Entwickler - bis zur Perfektion ist. Dicke Minuspunkte fährt sich Alarm für Cobra 11: Das Syndikat neben dem teils monotonen Missionsdesign (langweiliges Abklappern der einzelnen Checkpoints) erneut mit der Inszenierung ein: Cut-Scenes mit öden Gebäude-Kamerafahrten sind ebenso inakzeptabel wie die menschenleeren Straßen – das muss im Jahr 2010 definitiv besser gehen! Dennoch: Für ein paar Einsätze zwischendurch eignet sich die gelungene Mischung aus Burnout und GTA allemal..