Achja..Choplifter! Ein Spiel, bei dem ich mich gerne an meine Kindheit zurückerinnere. Damals hatte ich noch ein kleines Wohnzimmer, in dem mein Fernseher und somit auch meine Konsolen ihr Zuhause hatten. Das Problem war leider, dass ich es mit meinem drei Jahre älteren Bruder teilen musste. So wurde ich oft zum zuschauen degradiert , wenn er vor dem Commodore C64 saß. Aber wenn er dann mal nicht zuhause war, nutzte ich jede Minute, um meine Freiheit am Brotkasten auszuleben. Und hier war Choplifter ein Spiel, bei dem meine ganze Freizeit draufging.
Wenn ihr mich heute fragen solltet wieso ich damals von diesem Titel begeistert war, kann ich heute keine Antwort darauf geben. Vielleicht lag es an dem eingängigen und leicht erlernbaren Gameplay oder einfach die Idee hinter den feindlichen Linien eigene Leute zu retten. Nachdem der zweite Teil 1993 Game Boy Inhaber mehr oder weniger überzeugte, blies Ocean mit dem zugkräftigen Namen aus der Videospiel-Vergangenheit ein Jahr später zum letzten Angriff, um aus dem Konzept noch etwas für die damalige neue 16Bit-Plattform herauszuholen.
Das klassische Spielprinzip wurde trotz seines recht hohen Alter unverändert auf die Super Nintendo-Plattform umgesetzt. Ihr, als Lebensretter mit einem gewandten Helikopter, müsst von eurer Operationsbasis hinter den feindlichen Linie fliegen, um Kriegsgefangene aus ihren Gefängnissen zu befreien. Als sekundäre Mission werdet ihr auch öfters als Ein-Mann-Armee feindliche Ziele ausschalten, wobei das aufgestockte Waffensystem recht hilfreich ist. Ob es Brandbomben, hitzesuchende Raketen, Smartbombs oder einfach eure MG sind - Ziele sind genug vorhanden.
Solltet ihr sie im Kugelhagel zerstört haben und auf dem Nachhauseweg über die eigentlichen zerbröselten Ziele fliegen, werdet ihr euch oft die Augen reiben, weil der Gegner wieder alles aufgebaut hat. Somit solltet ihr euch gut überlegen, welche Ziele ihr im Eifer des Gefechts umnietet. Könnt ihr durch gekonnte Flugmänover mobilen Flakstellungen oder feindlichen Offiziere mit Raketenwerfern noch ausweichen, ist eine Flucht bei den Endgegnern unmöglich. Diese dicken Gesellen der Marke ’’Ich habe bessere Waffen und eine größere Lebensanzeige als du’’ füllen fast euren ganzen heimischen Fernseher und fragen nach der typischen Liebeszuneigung mittels Waffenarsenal.
Erschreckend ist, wie unverhofft oft man ihnen in die Arme lauft, ohne zu wissen, ob ihr jetzt flüchten könnt oder nicht. Einer der größten Stärken von Choplifter III ist das sehr handliche Flugverhalten eures Helis. War der Erstling mehr auf Realismus getrimmt, haben die Spielentwickler von Ocean die Regeln der Gravitation und auch das Landen vereinfacht. Um euch das näher zu bringen, gebe ich hier ein paar Beispiele: Im Original Choplifter von 1982 haben die Entwickler von Brøderbund noch an die erdtypische Gravitation gedacht. Hebte der Helicopter vom Boden ab und flog durch die Gegend merkte der Spieler das die Flugmaschine immer Richtung Boden sang. Das macht die Flugpassagen auch viel schwerer, als wie es bei den Nachfolgern gemacht war. Ein andere schwerwiegende Spielentscheidung war das Aufsammeln der Geiseln.
Seid ihr mit eurem schwer zu beherrschenden Heli mal auf einem Kriegsveteranen gelandet, war dieser sofort hinüber. Bei Choplifter III könnt ihr selbst die eigenen Einheiten unter Feuer nehmen und sie bleiben trotzdem am Leben. Das macht den dritten Teil der Geiselrettung viel leichter und zugänglicher, zumal nicht immer viel Platz zum Landen ist. Aber nichtsdestotrotz ist Choplifter III ein Spiel für Zocker die gefordert werden wollen. Zwar habt ihr jetzt nicht mehr mit der Steuerung des Helikopters zu kämpfen, dafür werfen euch die Gegner aber alles vor die Füße, was das feindliche Arsenal hergibt. So spielt sich der Titel zum Teil auch mehr wie ein Geschicklichkeitsspiel, weil ihr wie bei Gradius Hunderten von Projektilen ausweicht. Auch das Terrain ist recht anspruchsvoll mit seinen schroffen Gebirgen oder verwinkelten Höhlen. Ganz anspruchsvoll wird es, wenn ihr von eurem Flugzeugträger Richtung See fliegt, wo ihr mittels Hängeleiter die Veteranen aus ihren Gummibooten aufsammeln müsst.
Das 4Mbit leichte Spielpaket hat 16 Levels, wobei sich abgesehen von den Hintergründen optisch nicht wirklich viel Abwechslung auftut. Euer weiterkommen wird zudem nicht auf einer internen Batterie auf der Cartridge gespeichert ,sondern nach Abschluss einer Mission bekommt ihr Passwörter zugesteckt. Technisch ist Choplifter III sauber programmiert. Spriteflackern oder andere grafische Ungereimtheiten werdet ihr hier nicht finden. Trotzdem ist der Titel weit davon entfernt, eine Grafikreferenz auf dem Super Nintendo zu sein. Der Sound bekommt leider auch nur ein "befriedigend" von unserer Seite, einfach weil wir bei anderen Actiontitel schon viel bessere Soundtracks bzw. Soundeffekte gehört haben.
Ich habe nachdem eher mittelmäßigen zweiten Teil auf dem Game Boy geglaubt, dass die Entwickler von Ocean der Choplifter-Triologie ein fulminantes Ende spendieren würden. Zwar ist Teil drei im Vergleich zu seinem Handheldbruder besser geworden, trotzdem wäre grafisch und spieltechnisch noch viel mehr drin gewesen. Nostalgiker, die in ihrer Kindheit mit der Serie in Berührung kamen, werden dennoch ihren Spaß haben. Alle anderen sollten & werden dem Titel wohl keine große Beachtung schenken.