Empire Earth II im Test

PC Windows
Im Jahr 2001 veröffentlichte Vivendi Universal Games mit Empire Earth ein Echtzeitstrategiespiel, das vorallem durch seinen vielseitigen Spielumfang auf sich aufmerksam machte. In keinem Spiel zuvor war es möglich, ganze 14 Epochen der Menschheitsgeschichte zu durchlaufen und eine Zivilisation von der Steinzeit ins Nano-Zeitalter zu führen. 4 Jahre später erschien nun der von den Mad Doc Studios entwickelte Nachfolger, der die Fangemeinde sowohl mit zahlreichen neuen Features als auch dem bewährten Gameplay zufriedenstellen soll. Ob Empire Earth II diesem Anspruch tatsächlich gerecht werden kann, erfahrt ihr in unserem umfangreichen Test!

Im Azteken-Reich steht eine Schlacht bevor


Im Hauptmenü werdet ihr vor die Wahl von zahlreichen Spielmodi gestellt. Neben den obligatorischen Optionen gibt es eine umfangreiche Enzyklopädie über alle Aspekte des Spiels und erfreulicherweise auch einen Karten-Editor, mit dem ihr recht einfach eigene Szenarios erstellen könnt. Erste Anlaufstelle für euch dürfte jedoch der Einzelspieler-Modus sein, der sich in die Punkte "Kampagne", "Szenario" und "Scharmützel" aufteilt. Letzterer Mode entspricht einem zeitlich unbegrenztem Spiel, das ihr in dutzenden Punkten beliebig einstellen dürft (Karte, Bedingungen, KI-Gegner etc.). Unter "Szenario" könnt ihr beispielsweise eine selbst kreierte Mission aus dem umfangreichen Karten-Editor nachspielen.


In der Kupferzeit geht es noch mit verhältnismäßig primitiven Mitteln zu...


Von größter Bedeutung ist selbstverständlich die Kampagne, die aus 5 unterschiedlichen Handlungssträngen besteht. In den Tutorial-Missionen folgt ihr den frühen Wurzeln der Atzteken und erlernt Schritt für Schritt die wichtigsten Spiel-Features. Die 3 Hauptkampagnen lassen euch den Einheitskampf Koreas (2333. v.Chr - 676 n.Chr.), die Errungenschaften des Deutschritterordens in Preußen (1220 - 1871 n.Chr.) und den Weg der USA zu Supermacht (1898 - 2070 n.Chr.) spielerisch miterleben. Wie ihr an den Daten sehen könnt, haben die Entwickler versucht, mit jeder Kampagne ein Zeitalter abzudecken. So kämpft ihr in jeweils 8 großen Missionen gegen die Dynastien Chinas, Napoleon oder Cyborg-Terroristen der Zukunft. Schließlich dürft ihr als letzte Kampagne "Wendepunkte" der Geschichte nachspielen z.B. den D-Day in der Normandie sowohl auf amerikanischer als auch deutscher Seite.



Strategiespiel-typisch überblickt ihr die Karte von oben (wie im Vorgänger ist übrigens wieder ein stufenloser Zoom möglich), greift mit der Maus direkt auf alle Optionen zu und sorgt zu Beginn des Spiels für den Abbau von Ressourcen. Dazu erstellt ihr in eurem Stadtzentrum Bürger und gebt ihnen dann die Anweisung, an einer der zufällig verteilten Rohstoffquellen (z.B. Stein, Gold, Holz) zu arbeiten oder Gebäude zu deren Gewinnung (Minen oder Getreidefelder) zu errichten. Die Bürger fungieren gleichzeitig als fleissige Bauarbeiter für alle weiteren verfügbaren Gebäude (Kaserne, Universität, Markt etc.).


... während das Mittelalter die ersten wirklichen Belagerungsschlachten zu bieten hat


Habt ihr die ersten Grundschritte für eine erfolgreiche Mission gelegt, könnt ihr euch um militärische Angelegenheiten bemühen. In Kasernen, Flugplätzen, Häfen und Fabriken gebt ihr die entsprechenden Einheiten in Auftrag, ebenfalls nützlich für eure Sicherheit ist eine Stadtmauer inklusive Wachtürmen, die euch vor unerwünschten Eindringlingen schützt. Interessant dabei: ihr könnt euren Truppen Patrouillen-Routen vorgeben oder sie auf Erkundungstouren in bislang unentdecktes Gebiet (wird auf der Karte am unteren Bildschirmrand schwarz angezeigt) schicken.


Die Kriegsmaschinerie tut ihren Dienst


Die Schlachten laufen nach einem ähnlichen Muster wie in anderen Genre-Vertretern ab. Ihr haltet die linke Maustaste gedrückt und zieht den Cursor über eure Truppen. Schon habt ihr mehrere Einheiten angewählt und könnt sie über das Spielfeld dirigieren bzw. einen Angriffsbefehl auf Feinde geben. Desweiteren habt ihr die Möglichkeit, das Verhalten der Mannschaft (Angriff, Defensive, Halten der Position) und Angriffsformationen festzulegen. Um einen Gegner entscheidend zu schlagen, müsst ihr sein Stadtzentrum zerstören und bestenfalls selbst ein Zentrum sowie eine Festung errichten, um die Überhand in dem Territorium zu gewinnen.



Grundsätzlich erreicht ihr die wichtigsten Funktionen des Spiels über das Menü am unteren Bildschirmrand. Hier verwaltet ihr die Aufgaben von angewählten Einheiten, verschafft euch auf der Mini-Karte einen Überblick über das Spielgeschehen, seht euren aktuellen Ressourcen-Vorrat ein und wählt beispielweise den Punkt Technologie an. Hier könnt ihr mit Hilfe von Universitäten Neuheiten in den Bereichen Militär, Wirtschaft und Imperium erforschen lassen. Diese verbessern daraufhin die Fähigkeiten eurer Streitkräfte oder kurbeln den Handel an, der übrigens in Form von Märkten zwischen euren Städten betrieben wird.


Das Menü am unteren Bildschirmrand ist Anlaufstelle für die wichtigsten Features


Neuerdings werdet ihr jedoch für fleissiges Forschen belohnt: wer seinen Forschungslevel in einem Bereich voll ausgebaut hat, wird für einige Minuten mit einer "Krone" ausgestattet, die euch für diesen Zeitraum ausserordentliche Leistungen ermöglicht und von entscheidendem Vorteil sein kann. Darüber hinaus habt ihr in Empire Earth II einige Möglichkeiten zur Diplomatie, indem ihr mitstreitenden Zivilisationen Tribute in Form von Ressourcen zollt und sie somit zu einer Allianz bewegt oder ihnen umgekehrt den Krieg erklärt.


Die US-Kampagne führt euch unter anderem in den Norden Afrikas des Jahres 1943


Damit verbunden haben die Entwickler von Mad Doc ein wirklich cleveres Feature für die Koordination zwischen Verbündeten integriert. Im sogenannten Kriegsplaner erstellt ihr mit Pfeilen und Zielkreuzen eure Vorstellungen eines Kriegszuges und könnt die Angriffe so kooperativ mit eurem Verbündeten ausführen. Apropos sinnvolles Feature: ebenfalls neu ist die Bürgerverwaltungsmap, auf der ihr alle entdeckten Ressourcen der Karte erkennen und ihnen Arbeiter per Mausklick zuordnen könnt. Dies erleichtert die Aufgabenverteilung für die Bürger deutlich, da ihr einfach einen besseren Überblick über das Geschehen habt.



Die Übersicht ist das richtige Stichwort für die nächste Neuerung in Empire Earth II. Strategiespiele haben gerade auf größeren Karten oftmals das Problem der mangelnden Übersicht für den Spieler, da er einfach nicht alle wichtigen Gebiete im Blick hat. Diese Gegebenheit soll in EE 2 durch ein innovatives Bild-in-Bild-Feature abgeschwächt werden. So ist am rechten unteren Bildschirmrand ein Fenster mit Kameraansicht auf eine bedeutende Position eingeblendet. Dieses Fenster könnt ihr mit bis zu 6 unterschiedlichen Standorten belegen oder sogar auf Einheiten fixieren. Die Bedienung dieser Funktion ist zwar nicht ganz einfach, allerdings ist alleine die Idee ein löblicher Ansatz für zukünftige Strategiegames.



Der Kampf gegen die feindliche Übermacht ist nicht immer ein Zuckerschlecken


Wie ihr seht hat Empire Earth II neben den üblichen RTS-Features noch jede Menge andere und teils sehr sinnvolle Spielelemente zu bieten. Für Genre-Neueinsteiger könnte jedoch leider genau das zum Verhängnis werden, denn trotz ausführlichem Tutorial kann man sich als Neuling geradezu erschlagen von der Optionsvielfalt des Spiels fühlen. Hinzu kommt, dass die Kampagne spätestens ab der jeweils dritten Mission im Schwierigkeitsgrad stark anzieht und ihr stellenweise mit Leichtigkeit von den übermächtigen Gegnern überrannt werdet, wobei man hierbei erwähnen muss, dass sich die KI gerade im Scharmützel gebessert hat und nicht schon nach wenigen Minuten ein komplettes Reich aufweisen kann.


Die Mechs symbolisieren die höchste Epoche im Spiel


Wie erwähnt zeichnete sich Teil 1 durch seinen großen geschichtlichen Umfang aus und der Nachfolger führt diese Tradition weiter. Insgesamt könnt ihr 15 unterschiedliche Epochen (Steinzeit, Antike, Mittelalter, Renaissance, Moderne, Synthetik etc. etc.) mit 10 Zivilisationen durchlaufen, die sich durch unterschiedliche Einheitentypen und Baustile auszeichnen. Auch die Kampagnen bieten euch interessante historische Ansätze und werden durch Zwischensequenzen erläutert. Ganz nebenbei dürft ihr zudem im Multiplayer-Modus mit bis zu 9 Gegnern Online spielen oder auch im LAN-Netzwerk die 7 unterschiedlichen Spielmodi austesten. Dank Kriegsplaner macht das Ganze vorallem unter Verbündeten einiges her.



Über das Gameplay des Titels gibt es einiges zu erzählen, doch wie sieht es mit der technischen Seite aus? Die Grafik hat zugegebenermaßen einen verhältnismäßig kleinen Sprung nach vorne gemacht. Die Figurenmodelle und Animationen sind recht detailarm und eintönig, auch die Texturen und Wettereffekte (hässliche Stürme) wissen nicht immer zu überzeugen. Besser sieht es da schon bei den krachigen Explosionen und den hübsch anzusehenden Wassereffekten inklusive Reflexionen aus. Auch die aufwendigen Echtzeit-Schatten von Umgebungs-Objekten machen einiges her. Trotzdem macht die Optik insgesamt einen leicht angestaubten Eindruck, sodass es umso unverständlicher ist, dass das Spiel selbst auf einem High End PC bei größeren Schlachten häufig ins Ruckeln kommt.


Die hübschen Schatten-Effekte gehören zu den grafischen Glanzmomenten von Empire Earth II


Als wirklich negativer Aspekt darf der Sound des Titels gelten. Die Musik in den Menüs und die deutsche Sprachausgabe in den Zwischensequenzen mögen zwar in Ordnung gehen, dafür sorgt die Geräuschkulisse während des eigentlichen Spiels für Kopfschütteln. Die Sounduntermalung einer Schlacht lässt sich quasi als undefinierbares Krächzen aus euren Boxen beschreiben. Ebenfalls nervig sind die Meldungen eurer Einheiten, die sie bei Anwahl ständig von sich ablassen. So schlägt euch alle paar Sekunden ein geistreicher Spruch wie "Mein Blut kocht!" oder "Zeit zum Sterben" entgegen. Was sich Vivendi hierbei gedacht hat, bleibt mir schleierhaft.


Alles Gute kommt von oben...

Marcel meint:

Marcel

Ich habe Empire Earth im Jahr 2001 sehr gerne gespielt und werde mich auch mit dem Nachfolger noch einige Zeit beschäftigen können, da die Entwickler sehr sinnvolle Features wie den Kriegsplaner oder die Bürgerverwaltung integriert haben und das Gameplay somit noch vielseitiger als ohnehin gestaltet wurde. Hier liegt allerdings auch ein Problem, denn Einsteiger könnten mit dem Titel schlichtweg überfordert sein. Unverzeihlich sind dagegen die Präsentations-Macken: wieso hat die Grafik im Vergleich zum Vorgänger einen so kleinen Sprung gemacht und ruckelt trotzdem? Und was hat man sich beim wirklich enttäuschenden Sound gedacht? Nichtsdestotrotz werden Strategie-Freunde mit Empire Earth II dank komplexem Gameplay und großem Umfang ihre helle Freude haben. 

Userwertung
10 1 Stimmen
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Empire Earth II Daten
Genre -
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29.04.2005
Vermarkter VivendiUniversal
Wertung 8.3
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neXGam YouTube Channel
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