Nintendo hat eine ganze Reihe von markanten Figuren. Neben einem hüpfenden Klempner, einem stummen Heroen und einem Affen gibt es auch ein rosafarbenes, lebendiges Kopfkissen. Kirby, so sein Name, beeindruckte vor allem durch seine Saugkraft und starke Wandlungsfähigkeit. Auf zwölf Titel und einige Gastauftritte hat er es bereits gebracht. Und mit „Kirby und das magische Garn“ ist nun der dreizehnte erschienen. Zeit für einen kleinen Traditionsbruch.
Denn zum ersten Mal überhaupt haben die Eltern des kleinen Kerls seine bis dato prägnanteste Eigenschaft nicht eingesetzt: Seine Saugkraft. Die Begründung hierfür liefert die Story des Spiels.
Als Kirby eines Tages auf der Suche nach einer Tomate zum Essen war, konnte er nicht ahnen, dass dies der Beginn eines neuen Abenteuers wird. Denn als er tatsächlich über eines dieser schmackhaften Gemüse stolpert, taucht der böse Zauberer Grimmgarn auf und verbannt den Helden ins Stoff-Land. Kaum angekommen muss er sehen, wie ein blauer Artgenosse von Feinden gejagt wird. Doch zu seiner Überraschung kann er den Gegner nicht mehr einsaugen, denn er selbst besteht inzwischen aus Garn, so dass die Luft durch ihn durch geht. Zum Glück kann sich der rosafarbene Held in ein Auto verwandeln und so Prinz Plüsch, so der Name des Verfolgten retten. Und dieser rekrutiert Kirby gleich für eine wichtige Mission: Stoff-Land, welches auf Grund der Machenschaften des Zauberers getrennt wurde, wieder zusammenzufügen.
Stoffe, Garne, Plüsch… ist am Ende Kirby ein Spiel geworden, welches sich exklusiv an diejenigen richtet, die für ihr Leben gerne stricken und schneidern? Weit gefehlt, denn vielmehr haben Hal-Labs, die Entwickler, auf diesen Begriffen aufbauend eine Welt erschaffen, die einfach unglaublich ist und den Spieler schnell in ihren Bann zieht.
Bei der Darstellung haben Sie nicht gekleckert, sondern geklotzt und einen Titel abgeliefert, der seinesgleichen sucht. Das Thema „Stoffe und Garne“ durchzieht das Spiel wie ein, pardon, roter Faden. Das fängt schon bei dem cleveren Level-Design an. Eure Gegner bestehen größtenteils aus Fäden, Fontänen bestehen aus Wattebausch und überall sind Flecken und Nähte zu sehen. Mal ist es dir möglich, an bestimmten Stellen hinter den Stoff zu hüpfen, ein andermal ist es dir möglich einen Teil des Stages im wahrsten Sinne des Wortes zusammenzustauchen.
Kurzum, „Kirby und das magische Garn“ strahlt vor allem eins aus: Jede Menge Charme, der man sich nicht entziehen kann. Klar, der Titel ist, wie die meisten Kirby-Spiele zuvor auch, denkbar einfach. Dies liegt einfach daran, dass sich Nintendos rosa Kissen vor allem an die jüngeren Spieler richtet. Und so ist es in dem Game auch unmöglich zu sterben. Wie bei einem gewissen blauen Igel ist das einzige, was du verlierst, der zuvor aufgesammelte Schmuck. Und selbst dann hast du noch ein wenig Zeit, alles wieder aufzusammeln.
Für manche Spieler mag dies vielleicht ein Manko sein. Doch andere Zocker sehen eher die Vorteile des Titels, die auch die Erfahrenen unter ihnen ansprechen dürften. So gibt es beispielsweise in jedem Level drei Gegenstände zu sammeln, mit denen man das Haus, in dem man wohnt, verschönern darf. Manche sind relativ einfach aufzufinden, doch bei anderen gilt es, schon ein wenig mehr Mühe sich zu machen. Denn sie können sehr gut versteckt sein. Wenn man beispielsweise ein Ausrufezeichen in der Luft herumschweben sieht, sollte man es berühren und dann verfolgen. In einigen Fällen ist es nämlich möglich, dass man so geheime Verstecke ausfindig macht, in denen das Gesuchte sich verbirgt.
Doch nicht nur die Jagd nach Objekten motiviert einen, sondern auch der Versuch, eine möglichst lange Serie des Sammelns von Juwelen zu schaffen, ohne zwischenzeitlich vom Feind berührt zu werden. Hier ist das besondere, das man den Fortschritt am oberen Bildschirmrand sehen kann. Denn alle Perlen werden auf einer Schnur aufgefädelt, was wieder die Thematik mit „Stoffen und Garnen“ aufgreift.
Die Orte, an denen man diese wertvollen Gegenstände findet, sind recht vielfältig. Häufig sind sie freischwebend vorzufinden, doch es gibt auch Stellen, an denen man zuerst Blöcke zerstören muss, um an sie heranzukommen. Und solche Passagen sind dann die Augenblicke, in denen Kirby sich in ein spezielles Vehikel verwandelt. Mal ist man als Panzer unterwegs, mal als Ufo, mal als U-Boot, die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Und es macht einfach jedes Mal unheimlich Spaß, die jeweiligen Passagen zu meistern. Denn die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind unglaublich. Je nach Vehikel muss man unterschiedlich reagieren. Mal sind schnelle Reflexe gefragt, mal einfach ein gutes Zielgefühl. Dabei wird die jeweilige Steuerung vorab in einer Animation so erläutert, das keine Probleme damit entstehen dürften.
Jeder Level einer Welt ist auf einer Karte zugänglich. Neue Spielabschnitte werden mit speziellen Flicken aktiviert, die verschiedenes auslösen. Mal weckst du einen Dinosaurier, ein andermal lässt du eine Pflanze sprießen. Auch hier kommt Langeweile erst gar nicht auf. Außerdem gibt es auch noch Stages, die im normalen Spiel-Ablauf nicht anwählbar sind. Man sieht sie zwar, aber um an sie zu kommen, muss man gut versteckte Flicken suchen und finden.
Und wem dies zu langweilig ist, der kann sich an den vielen Minispielen erfreuen. Denn für jede Wohnung, die du mit den passenden Objekten ausstaffierst, kommt eine neue, kleine Herausforderung hinzu.
Graphisch ist das Spiel schlicht und ergreifend umwerfend. Alle Figuren sind liebevoll animiert, und die Möglichkeiten, wie die verschiedenen Level dargestellt sind und wie man mit da teilweise interagieren kann, sind schlichtweg fantastisch. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie viel Charme der Titel in dieser Hinsicht ausstrahlt. Doch auch die Musik braucht sich nicht zu verstecken und gefällt einem sofort.
Gesteuert wird mit einer waagerechten Wiimote und des Weiteren kann man das Spiel auch zu zweit zocken. Wer also einen Freund in der Nähe und ein dazu geeignetes Steuergerät sollte beides miteinander kombiniert und jede Menge Spaß erleben.
„Kirby und das magische Garn“ ist ein unbedingtes Must-Have für den Nintendo Wii. Der Titel strahlt einfach jede Menge Charme aus und man will einfach weiterspielen. Für einige Geschmäcker mag das Spiel vielleicht zu einfach sein, schließlich kann man nicht sterben. Doch gibt es genügend andere Elemente die dafür sorgen, dass dieses Manko nicht allzu sehr zur Last fällt. Dazu gehören beispielsweise die Jagd nach den Objekten und dem Highscore. Graphisch ist der neuste Kirby-Teil sowieso fantastisch.