In einer schummrig-düsteren Fantasywelt hat ein gutes halbes Dutzend der bösartigen Schuppentiere nämlich die Macht an sich gerissen und terrorisiert jetzt die einheimischen Bewohner mit ihrem schlechten Atem. Doch noch ist es nicht zu spät, denn der letzte verstorbene gute Drache transferierte seine Kraft noch schnell in das mächtige Dragon Blade, eine Klinge um die Knechtschaft zu überwinden. Wie sich das für ein klischeebeladenes Fantasyabenteuer so gehört, ist Held Dal natürlich auserwählt für seine Aufgabe und vorher bereits durch Träume klar instruiert worden. Also umklammert er den Griff des Dragon Blade und nimmt die Beine in die Hand...
Hmmm.. moment mal! Ein großes, langes Schwert. Ein einsamer, wortkarger Kämpfer. Etwas übertriebene Schlagkombinationen - wo habe ich das alles nur schon einmal gesehen? Na klar, Sword of the Bezerk auf SEGAs glücklosem Dreamcast! In der Tat fand ich mich während des daddelns von Dragon Blade etwas an den Dreamcast Klassiker erinnert, was sich allein schon im linearen Spielaufbau zeigte. Hier wie dort läuft das gesamte Abenteuer nämlich nach dem gleichem Muster: Erst Gegner vermöbeln, dann eine Cut-Scene genießen und danach wieder rabiat werden. Im Gegensatz zum reichlich coolen Gattsu in Sword of the Bezerk ist Dal allerdings nur ein 08/15 Hampelmann auf Durchreise, den auch niemand vermissen wird. Zu farblos kommt der junge Mann rüber, zu wenig interessiert man sich überhaupt für sein Schicksal. Vielleicht ist auch die komplett abstinente Sprachausgabe daran schuld, denn bis auf wenige Murmellaute gibt es hier in den gerenderten Zwischensequenzen in dieser Hinsicht nichts zu hören.
Doch Dragon Blade: Wrath of Fire hat leider nicht nur mit seinem linearen Spielaufbau und einem Nobody als Hauptcharakter zu kämpfen, sondern auch mit einem monotonen Gameplay. Erst kloppt ihr Gegner, die seltsamerweise stets brav auf eure Ankunft warten, sammelt nebenbei Drachenschuppen, die eure Lebensenergie bzw. die Energie des Schwertes wieder auffüllen und haut dann einen der mit dem Bösen paktierenden Könige aus seinen Sandalen. Dafür gibts dann eine Spezialattacke wie z. B. die Feuerpranke, die sich über das Steuerkreuz der Wiimote zuschalten und begrenzte Zeit zerstörerisch einsetzen lässt.
Apropos Wiimote - zur allgemeinen Überraschung schafft die Low-Budget Produktion Dragon Blade: Wrath of Fire, was viele Titel mit hohem Potenzial bislang nicht auf die Reihe bringen - eine vernünftige Steuerung per Wiimote + Nunchuck. Geniestreiche darf man dabei nicht erwarten, dafür hackt es sich aber ganz unkompliziert durch die Feindeshorden - inklusive Auto-Aim und Combo Möglichkeiten.
So kommt es auch, dass man zunächst in den ersten Minuten einen gar nicht so schlechten Eindruck von Dragon Blade: Wrath of Fire gewinnt, aber da hat man nicht ganz zwei Dutzend zähe Level ja noch vor sich. Zumal sowohl die spärliche und gänzlich unspektakuläre Soundkulisse als auch eine Optik auf PS2-Sparabo Niveau keinerlei Anreize bieten, die Reise bis zum finalen Showdown fortzusetzen. Und wo zum Teufel ist eigentlich der obligatorische Survival bzw. Multiplayermodus der Schillerscheibe abgeblieben?
Abgesehen von der zweifelsfrei neuartigen (und gelungenen) Steuerung ist Dragon Blade: Wrath of Fire ein durch und durch mittelmäßiges Action-Adventure üblicher Machart, wobei der Actionteil eindeutig im Vordergrund steht. Als ausgehungerter Fan ohne besondere Ansprüche an Story und Präsentation kann man sich Dragon Blade vielleicht ansehen, allerdings würde ich selbst da lieber auf entsprechende Angebote an der Resterampe warten.