Die Gilde DS im Test

Nintendo DS
Es hat das Weilchen von ein paar hundert Jahren gedauert, ehe das von der europäischen Aufklärung gezeichnete Bild des so "finsteren Mittelalters" ein wenig aufgehellt wurde. Nicht nur zahlreiche Historiker bemühen sich in ihren Arbeiten um mehr Objektivität, selbst den Markt für populärwissenschaftliche Sachbücher hat das Thema bereits erreicht, wie die Beispiele hier und hier beweisen. Auch bei RTL Playtaiment nimmt man sich dem Thema an und lässt Nintendo DS Besitzer zum Gildengründer im Spätmittelalter werden.

Da dieser Autor in seinen jungen Jahren gefühlte zwei Jahre vor klassischen C64 Wirtschaftssimulationen wie "Hanse", "Kaiser" oder "Die Fugger" saß, war die Spannung beim auspacken von "Die Gilde DS" natürlich enorm. Mit Die Gilde 2 hatte die deutsche Spieleserie vor wenigen Jahren noch auf dem PC alle Fans des Handel & Wandel Spielprinzips begeistert, nun wird auch am Nintendo DS gegildet.

Bevor sich der wirtschaftlich fähige Spieler allerdings in das Zeitalter der Ritter & Zünfte stürzen darf, will im Hauptmenü zunächst der Spielmodus gewählt werden. Während euch Abenteuer weitestgehende Freiheiten im Spielverlauf lässt, gilt es beim Punkt Szenario spielen mit vorgegebener Ausgangslage ein besonderes Ziel zu erreichen. Da dies oft nicht ganz einfach ist, darf dieser Punkt wohl als eine Ergänzung des herkömmlichen Abenteuers gesehen werden.


Die Gilde DS Screenshots (Nintendo DS)


In diesem schlüpft ihr in Wams und Beinkleider eines jungen fahrenden Händlers. Vom seinem nunmehr im Fegefeuer schmorenden, kaufmännisch talentfreiem Vater steht ein Erbe in Form einiger weniger Goldstücke sowie Waren zur Verfügung. Der Rest liegt nun allein in euren Händen: Bereist die Weltkarte mit ihren mittelalterlichen Städten und Dörfern, die auf so illustre Namen wie "Kuhorst" hören und feilscht euch bis ganz nach oben. Ganz oben wäre beispielsweise der Aufstieg zum Kurfürsten, wodurch alle Händler per Gesetz in die eigens gegründete Gilde gezwungen werden. Eine bösartigere Alternative wäre hingegen einfach alle Mitbewerber ins Armenhaus zu bringen, wozu sich etwa eigens einige Räuber "anmieten" lassen. Diese "rent-a-bandit" Truppe ist keiner düsteren Machenschaft abgeneigt - solange die Bezahlung stimmt. Als dritte Alternative könnt ihr euch allerdings auch als everybodys darling geben und versuchen die Konkurrenz per Charisma und Diskussion zum Beitritt in eure Gilde zu überzeugen. Wie ihr vorgeht, überlässt euch Die Gilde DS dabei erfreulicherweise komplett selbst.

Eine wichtige Rolle spielt dabei euch zu Spielbeginn erwählte Charaktereigenschaft, denn damit wird einer der drei Wege zweifellos gangbarer. Ein natürliches Geschick beim Feilschen lässt euch etwa bessere Preise auf dem Markt erzielen, "Rhetorik" vereinfacht die Rededuelle und "Kampf" erleichtert so manchen Schwertkampf. Alle drei Boni kommen bei den entsprechenden Minispielen zum tragen, die exklusiv auf den Nintendo DS zugeschnitten wurden. Rededuelle erinnern dabei an selige Guybrush ("Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe!") Threepwood Zeiten, während der Handelspartner beim feilschen taktisch klug über den Tisch gezogen werden muss.


Die Gilde DS Screenshots (Nintendo DS)




Die Gilde DS Screenshots (Nintendo DS)


Hätte es im Mittelalter bereits Bonusmeilen für zurückgelegte Wegstrecke gegeben, der Protagonist bei Die Gilde DS hätte den Urlaub auf Malle Hauptpreis abgestaubt. Permanent seid ihr nämlich dabei über die Weltkarte von Stadt zu Stadt zu reisen und die Preisentwicklungen im Auge zu behalten. Dabei ist nicht jede Siedlung identisch - neben veränderter Preisstruktur ist auch der Bedarf unterschiedlich stark ausgeprägt. Größere Städte besitzen etwa einen größeren Hunger nach Luxuswaren, in kleineren Ortschaften lassen sich hingegen oft Nahrungsmittel recht günstig erstehen. Der kluge Kaufmann von Welt nutzt natürlich den Arbitrage-Effekt und verdient sich ein goldenes Näschen.

Die Städte selbst erinnern dabei ebenso wie der Rest des Spiels an die grafisch leicht aufgepeppten Wirtschaftssimulationen der frühen 90er Jahre. Wer Klassiker wie "1869", "Patrizier" oder "Rüsselsheim" kennt und liebt(e), wird sich hier blitzschnell wieder zurechtfinden. Zumal auch die Steuerung über den Stylus-Pen intelligent gelöst wurde und mit den drei Befehlen "antippen", "Kontakt halten" (draufbleiben) und "ziehen" in Verbindung mit einem Symbolsystem keinerlei Schwierigkeiten hervorruft. So scrollt ihr euch durch die animierten Stadtbild und steuert zielstrebig gekennzeichnete Orte wie den Markt (Warenkauf), das Rathaus (Rededuelle, Käufe/Spenden) oder den eigenen Produktionsbetrieb an. Gespeichert wird das Vergnügen auf Wunsch im übrigen auch, wenngleich leider nur zwei Speicherslots zur Verfügung stehen, was nicht allzuviele Experimente zulassen dürfte.


Die Gilde DS Screenshots (Nintendo DS)


In Sachen Grafik haben wir es bei Die Gilde DS zudem nicht mit einem Technikwunder zu tun, erfreuen uns aber immerhin an den bunten und sehr hübsch gezeichneten Bildern. Einige wenige Videosequenzen befinden sich zudem ebenfalls auf der Cart, der großere Aha! Effekt blieb hier allerdings aus. Dieser Autor hätte angesichts des dafür aufgewandten Speicherplatzes lieber noch einen dritten Slot für Spielstände gesehen, aber dies mag eine arg subjektive Ansichtssache sein. Klanglich findet sich das mittelalterliche Abenteuer recht passend in das Szenario ein, ohne aber echte Ohrwürmer aufbieten zu können. Schade, dass die Macher bei Independent Arts Software gänzlich auf einen Mehrspielermodus verzichteten.

Sebastian meint:

Sebastian

Wenn wir eine Spielegattung in den letzten Monaten wahrlich nicht sehr oft in unserem Testlabor begrüssen durften, dann waren es Wirtschaftssimulationen. Umso erfreulicher, dass hier mal wieder ein Hersteller den Vorstoß wagt. Die Gilde 2 ist allerdings nicht nur aus diesem Grund zu bejubeln, sondern überzeugt auch durch sein mit Freiheit gesegnetes Gameplay. Zwar werden Nintendo DS Besitzer trotz Tutorial einige Minuten Lernzeit investieren müssen, werden im Anschluss jedoch mit langanhaltendem Spielspaß gesegnet. Daumen hoch!

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Forum
  • von petie:

    ich finde es langweilig. immer das gleiche und zu wenigmöglichkeiten. Betriebe kann mann nicht ausbauen usw....

  • von hydr0x:

    Original von petie Original von hydr0x Original von petie es kommt jetz ?? liegt doch schon fast 2 Wochen in den Läden Dann hättest du es vor 2 wochen schreiben sollen Naja, wusste nicht das es erwähnenswert ist das ein...

  • von petie:

    Original von hydr0x Original von petie es kommt jetz ?? liegt doch schon fast 2 Wochen in den Läden Dann hättest du es vor 2 wochen schreiben sollen...

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Die Gilde DS Daten
Genre Wirtschaftssimulation
Spieleranzahl 1
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 09. April 2009
Vermarkter RTLPlaytainment
Wertung 7.8
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neXGam YouTube Channel
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