Call of Duty im Test

N-Gage
Spätestens als die PC-Demo zum Taktik-Shooter Call of Duty veröffentlicht worden war, galt der Titel unter PC-Freunden als absolutes Highlight 2003. Und selbst der für PC-Verhältnisse recht geringe Umfang konnte diesen Eindruck nicht großartig schmälern.
Nachdem PC-Veteranen sich mittlerweile an einem Add-On erfreuen, dürfen ein knappes Jahr später endlich auch Konsoleros mit exklusiven Versionen den 2. Weltkrieg hautnah miterleben. Mit dabei die N-Gage User die, wenn es nach dem Willen Activisions gehen soll, endlich ein weiteres Highlight in Sachen Ego-Shooter erhalten sollen.



Vergesst es, in der Realität sieht es leider nicht halb so gut aus!


Das Spiel versetzt euch zu Beginn in die Rolle des US-Soldaten Martin, der mit seiner berühmten 101st Airborne Division hinter den feindlichen Linien abgesprungen ist und den Auftrag hat, Nachschub und Organisation des Feindes zu stören. Wer die Spielberg Serie "Band of Brothers" gesehen hat, dürfte den geschichtlichen Rahmen kennen und weiß, was da in etwa auf ihm zukommen wird.

Ähnlich wie im großen PC-Vorbild dürft ihr im Verlauf der linearen Kampagne in drei Armeen (US-amerikanische, englische und sowjetische) Dienst tun. Zuerst müsst ihr allerdings Martin durch die Invasionsfront Nordfrankreichs bringen, bevor ihr auf englischer Seite Missionen für den britischen Geheimdienst durchführen dürft und euch daraufhin der Verteidigung Stalingrads widmet.

Unbeeindruckt der fehlenden freien Wahlmöglichkeit zwischen den Nationen melden wir uns beim Seagent und erhalten unseren ersten Auftrag. Während geladen wird, erfahren wir die Missiondetails: Einige 8.8 cm Geschütze sollen von uns mit Sprengladungen ausgeschaltet werden. Jetzt hat der N-Gage alle notwendigen Daten in seinen Speicher geschaufelt und es kann losgehen. Doch was für ein Schreck bereits auf den ersten paar (virtuellen) Metern. Nicht nur, daß die Optik verdammt pixelig und einfach nur schlecht aussieht, nein, sie ruckelt noch fröhlich vor sich hin und erreicht in ihren besten Sekunden vielleicht mal 15 frames per Sekunde, wobei Standard hier sicherlich nicht mehr als zehn sind. Um das Grauen noch abzurunden, lassen sich massig Pop-ups am Horizont erkennen, obwohl nicht gerade von viel Weitsicht die Rede sein kann, da in wenigen Metern Entfernung bereits alles in dicken weißen Nebel gehüllt ist.



Bei Zoom wie rechts habt ihr mehr Weitsicht, dafür ruckelt der N-Gage noch lustiger vor sich hin..!


Auch die Steuerung machte mir erstmal einen Strich durch meine Ziele. Diese ist nämlich total überladen und anfangs in meinen Augen völlig falsch eingestellt. So lenkt ihr euren Helden mit dem Steuerkreuz und könnt euer Fadenkreuz mit den Tasten 2 + 6 hoch bzw. hinabbewegen. Dies ist jedoch ein schlechter Witz, da derartige Lenk- bzw. Zielbewegungen ohnehin so langsam ausfallen, daß man meinen könne Martin habe vorher eine ganze Packung Sedativa geschluckt. Was für ein Glück, daß ihr im Optionsmenü die Steuerung nach eigenen Wünschen anpassen könnt, aber auch damit wird die angesprochene Kritik (langsames Zielen) nicht besser und ihr kassiert gut und gerne 2-3 Treffer, bevor ihr euer Fadenkreuz überhaupt in die Nähe des potenziellen Zieles bringen könnt.

Das sich dies in Kombination mit einem unglaublich schnell dahinschmelzenden Lebensbalken nicht wirklich veträgt, dürfte wohl jedem Shooterfreund klar sein. Dazu kommen noch lauter unfaire Aktionen, wie etwa Gegner die plötzlich aus dem Nichts ins Bild ploppen und saudumme CPU-Kameraden, die von Zeit zu Zeit einfach in der Pampa stehenbleiben und sich als Kugelfang der virtuellen Wehrmacht anbiedern. Glücklicherweise sind oftmals aber nicht nur eure Kollegen, sondern auch der Feind von spontanem Hirnverlust betroffen. Die KI ist nämlich wirklich strunzdumm, anders ist es nicht zu erklären. Da stehe ich beispielsweise vor einem Zwei-Mann-Trupp und wir sehen uns alle gegenseitig an. Keiner schießt. Erst als ich mein Gewehr anlege, ziele und abdrücke und der erste zu Boden geht, erwiedert der andere mit einer dann unglaublichen Geschwindigkeit plötzlich das Feuer.

Würde ich hier für jeden Frustmoment beim Testen einen Euro bekommen haben, wäre mein Sparbuch jetzt um einige Scheine dicker. Denn ehe ihr euch verseht, seid ihr euer mickriges Soldatenleben los. Gerade anfangs werdet ihr unter Garantie erstmal unzählige Tode sterben, bevor ihr euch halbwegs mit Steuerung und der witzlosen Grafik-Engine bekannt gemacht habt. Zwar habt ihr die Möglichkeit jederzeit zu speichern und diesen Spielstand auch später wieder zu laden, trotzdem erspart euch dies nicht an zahlreichen Frustmomenten teilzuhaben.

Zuerst machte ich auch den Fehler ähnlich der PC-Version einfach in die Gräben zu Laufen und den verdutzten Gegner zu überraschen. Doch Pustekuchen - diese Taktik dürfte alleinig PC-Zockern vorbehalten bleiben, hier müsst ihr ganz langsam und umsichtig vorgehen. Ich kann mir nur vorstellen, daß Entwickler Infinity Wards aufgrund der technischen Probleme zu diesem Schritt gezwungen war. Actionreiches Erstürmen der Feindstellungen ist also nicht (mehr) möglich, einen Überraschungseffekt gibt es folglich ebenso wenig und die Reaktion der CPU-Gegner schwankt von Taub & Blind bis hin zu teilweise einfach übermenschlich.



Vorallem später die sowjetischen Missionen verlangen einen guten Scharfschützen


Angesichts dieser eklatanten Designmängel verhilft auch die Tatsache, daß ihr nachmodellierte Waffen aus dem 2. WK, sowohl von Freund- als auch Feindseite aufheben und benutzen könnt, die Soundkulisse eigentlich ganz gelungen ist und sich CoD auch über Bluebooth zu viert im Multiplayer spielen lässt überhaupt nichts mehr. Wer möchte, kann sich in der N-Gage Arena auch weitere Spielinhalte wie etwa neue Level (derzeit noch nicht verfügbar) oder weitere Waffen herunterladen. Aber auch dies hilft dem Game nicht mehr vor dem gnadenlosen Absturz in unterste Wertungsregionen.

Sebastian meint:

Sebastian

So in etwa stelle ich mir einen Super-GAU vor. Total unverhofft erwischt er dich in bester Laune und hinterlässt nichts als Zerstörung, Frust und Trauer. Was haben wir uns ehrlich auf Call of Duty gefreut und wie tief sitzt nun die Enttäuschung. Kann jedem nur raten sich dieses mißlungene Experimente einmal selbst anzusehen, aber legt bloß keine Scheine dafür auf den Ladentisch! 

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Call of Duty Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode codefree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 15. November 2004
Vermarkter Activision
Wertung 2.6
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