Klotzen statt kleckern hieß die Devise bei Gizmondo auf der E3 2005 und zwar in allen Belangen. Da tritt auch der offizielle Pressekatalog nicht zurück, schließlich ist dieser ganze 69 Seiten dick, gebunden und auf dickem Hochglanzpapier, das fast die Stärke von Pappe erreicht, gedruckt. Optisches und vor allem haptisches Highlight ist aber ganz eindeutig der Einband. Wer schon einmal einen Gizmondo in der Hand hatte, dem wird die gummierte Oberfläche des Gerätes aufgefallen sein. Beim Pressekatalog wurde ebenfalls diese Gummierung verwendet, was den Katalog schon zu einem besonderen „Gefühlserlebnis“ werden lässt.
 

Doch kommen wir zum Inhaltlichen. In der Einleitung steht eine persönliche Notiz von Carl Freer in der Großes angekündigt wird. Über 90 Titel sollen bis Ende 2005 für den Gizmondo erscheinen. Wie viele es letztendlich wurden, ist ja bekannt ... Zudem werden Zusammenarbeiten mit Microsoft, Ubisoft, Sci, Disney und Team 17 angepriesen. Mit einem lockeren „Enjoy the show“ gehts dann schließlich zum Inhalt.

Auf den ersten Seiten wird erst einmal beschrieben, um was es sich beim Gizmondo handelt und anschließend die technischen Spezifikationen aufgelistet. Alles ist dabei im stilistisch gelungenem Schwarz gehalten mit dem Text links und schönen großen Bildern auf der rechten Seite.
 

Anschließend wird ab Seite 11 die Gamefunktion bepriesen. 89 Games sollen es 2005 werden, in der Einleitung waren es noch 90, aber wollen wir mal nicht kleinlich sein und immer wieder das Messer in die Wunde legen... GPS Funktion und Bluetooth werden angepriesen, doch dazu mehr im speziellen Games Teil. In den folgenden Seiten werden einzelne Funktionen spezifisch erläutert. Wie die Movie-, MP3-, SMS/MMS-, Kamera- und GPS-Features. Dabei fallen viele Versprechen auf, die nie eingehalten wurden. Eine E-Mail-Funktion soll es beim Messaging geben, eine Möglichkeit sich Songs und Filme direkt aus dem Gizmondo Store zu laden wird angekündigt. In der GPS-Sektion wird nochmal auf das Überwachungsfeature mittels GPS-Zaun angekündigt, mit dem Eltern ihre Kinder überwachen können. Selbstverständlich startete dieser Service auch nie wirklich und ist heute nicht mehr zu gebrauchen, da die Server mittlerweile down sind.
 

Auf Seite 23–35 wird dann schließlich Carl Freers liebstes Kind ausführlich erklärt und beworben: Smart Adds. So soll der Konsument drei Werbespots pro Tag auf seinen Gizmondo bekommen, die auf seine persönlichen Interessen abgestimmt sind. So wird angegeben, dass Kunden durchaus an Werbung interessiert sind, solange sie zielgruppengerecht ist, Marketing Grundkurs zur Zielgruppenbestimmung inklusive. So wird das Konzept breit aufgeschlüsselt, man beschreibt, was man mit Smart Adds alles vor hat. So sollen Musikclips mit Werbung für ein neues Musikalbum gekoppelt oder z. B. digitale Burger-King-Gutscheine verschickt werden, die dann bei Vorzeigen des Gizmondos eingelöst werden können. Alles in allem liest sich das Konzept interessant, nur wurde es niemals umgesetzt bzw. in Betrieb genommen. Denn wie viele von euch wissen, gibt es zwar „Smart Adds“-Gizmondos, aber das Feature wurde nie gestartet. Da Carl Freer aber derzeit weiter an diesem Projekt bei blowfishworks arbeitet, kann davon ausgegangen werden, dass das Projekt nicht endgültig gestorben ist.
 

Ab Seite 35 beginnt dann das Wesentliche und für uns besonders Interessante: die Spielevorstellungen. Den Anfang macht Agaju, das „Augmented Reality“-Projekt Gizmondos. Hier sollen alle möglichen Funktionen des Giz genutzt werden, wie die Kamera zur Erkundung von alten Gräbern oder die GPS-Funktion zur Dekodierung der bei der Ausgrabung des Agaju-Projektes gefundenen Artefakte. Das klingt alles sehr abenteuerlich und was letztendlich draus geworden wäre, weiß man nicht, denn die von uns bereits getestete Alpha-Version bot nur einen Einblick in die Kamera-Funktion. Zudem wird angegeben, dass Gizmondo als Sponsor der „Archaeological Society of Agaju“ einer Non-Profit-Organistation fungieren werde. Was das nun genau bringen soll, fragt sich der geneigte Leser nun. Aber wer mitbekommen hat, dass Gizmondo sogar ein Rennpferd gesponsort hat, den wird auch das nicht mehr wundern.
 

Im Anschluss folgt eine Vorstellung von Chicane, das ja fertig gestellt, aber nur nicht mehr veröffentlicht wurde. Die Screenshots geben sich unspektakulär und scheinen aus der finalen Version zu sein.

Anschließend wird Colors angekündigt. Das Adventure im GTA-Stil hat es bekanntlich auch zum Release-Status gebracht, wurde aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr veröffentlicht. Interessant ist, dass die Screenshots noch aus der Alpha-Version und teilweise so unscharf sind, dass man sie nicht erkennen kann. Im Text wird großteils die Turf-Wars-Option beworben, die Online-Bandenkriege via GPS ermöglichen soll.
 

Auf Seite 48 folgt dann eine Vorstellung von Hit and Myth, einem lustigen Comic-Shooter, in dem ihr euch in alle Himmelsrichtungen durch Spielzeugwelten ballert. Interessant an diesem Game ist, dass es fertig gestellt wurde, Gizmondo aber keine Lizenzgebühr für die Engine bezahlte, sodass das Spiel komplett nochmal auf einer eigenen Engine entwickelt werden musste. Da die Entwickler aber auch für ihre Arbeit ab Oktober 2005 nicht mehr bezahlt wurden, wurde Hit and Myth kurzfristig einfach beendet, was zu einer Durchspielzeit von nicht einmal einer halben Stunde geführt hat. Nach dem Ableben von Gizmondo wurde Hit and Myth von den Entwicklern kurzzeitig selber vertrieben.

Auf Seite 51 wird ein Titel vorgestellt, über den bis heute wenig bekannt ist: Supernaturals. Bei Supernaturals handelt es sich um ein Monsterhunter-Adventure. Ihr sammelt bis zu 160 Monster und lasst diese rundenbasiert gegeneinander antreten. Anschliessend können gesammelte Monster über GPRS auch mit anderen getauscht werden. Dass hier Pokémon Pate stand, sollte schon am Konzept zu erkennen sein. Wenigstens liefert uns der Katalog ein wenig Einblick über den Titel und was er nun endlich werden sollte. Leider sind im Katalog keine Screenshots zu sehen.
 

Ab Seite 52 wird Johnny Whatever vorgestellt. Nachdem Gizmondo Warthog aufgekauft hatte, sollte das Punk-Musik-Gitarren-Adventure rund um den Bandgitarristen Johnny Whatever exklusiv für den Gizmondo erscheinen. Leider kam es nur bis zu einer E3-2005-Demo, die von uns schon ausführlich in der Testrubrik besprochen wurde.

Im Anschluss folgen Vorstellungen der releasten Spiele Sticky Balls, Richard Burns Rally, Trailblazer, Hockey Rage 2005, Fathammer Classics sowie Gizmondo Motocross. Tests zu diesen Titeln und den nicht releasten findet ihr in unserer umfangreichen Testrubrik.
 

Ein weiterer interessanter Aspekt des E3-Kataloges bildet die Releaseliste am Ende, die einige Titel ankündigt, die nie das Licht der Welt erblicken sollten. Die Liste im Detail:

Battlestations: Midway
Carmageddon
Conflict Vietnam
Total Overdose
Tron 2.0
Age of Empires
Mech Assault
It’s Mr. Pants
Rayman
Worms World Party
Race
Ghost
Furious Phil
Milo and the Rainbow Nasties
Momma, can I mow the lawn
Interstellar Flames 2
Jump
 

Wie man sieht haben es einige vielversprechende Projekte nicht mehr bis zum Release-Status geschafft und es lässt sich auch nur spekulieren, wie weit diese Versionen fortgeschritten waren oder ob überhaupt damit begonnen wurde.

So möchte ich den Überblick über den Gizmondo E3 2005 Pressekatalog mit den Worten des Kataloges enden lassen: „If you want to experience the power of Gizmondo, there is only one way: get it“