Nur im Westen blieb der große Erfolg aus. Trotz prominenter Synchronsprecher wie Mark Hamill konnte weder das PlayStation-2-Original, noch die multiplen Fortsetzungen auf PS2 und PlayStation 3 den Massenmarkt erobern. Als zu japanisch galt das Game, und mehrfach stand die Fortführung der Serie außerhalb Japans in der Schwebe und konnte nur durch lautstarke Forderungen der Fans gerettet werden.
Nach den Ereignissen von Yakuza 5 überlebt Kiryu zwar seine schwere Verletzung, entschließt sich aber die Verantwortung für das Chaos zu übernehmen und ins Gefängnis zu gehen. Der Grund: Er möchte die Kinder im von ihm geleiteten Waisenhaus nicht mit dem Stigma des Yakuza belasten, der der Strafe entgangen ist. Und seinem ehemaligen Clan, den Tojos, nicht mehr Probleme bereiten, als nötig. Als er drei Jahre später entlassen wird und heimkehrt, findet er heraus, dass sein Mündel Haruka Sawamura verschwunden ist. Das inzwischen 19-jährige Mädchen, auf das er seit den Ereignissen des allerersten Teils aufgepasst hat, hatte sich am Ende von Yakuza 5 live auf der Bühne ihres ersten großen Pop-Konzertes zu ihrem „Onkel“, dem Yakuza bekannt. Wieder daheim im Waisenhaus und ohne Kiryu hatte sie auf die Jüngeren aufpassen wollen, es aber für besser gehalten nach dem Skandalauftritt die Kinder aus dem unumgänglichen Trubel mit den Paparazzi herauszuhalten und sie zu verlassen.
Schnell wird klar: Man sollte unbedingt die vorigen Spiele beendet haben, bevor man sich Yakuza 6 widmet. Spielerisch scheint erstmal alles beim Alten. Kazuma kann sich frei durch Kamurocho und Hiroshima bewegen, der Story folgen, Minigames genießen oder Quests erleben. Überall laufen neben normalen Passanten pöbelnde Halbstarke und Yakuza herum, die eine Abreibung brauchen. Für den Kampf wird nicht mehr in einen extra Screen umgeblendet, das Erforschen geht fließend ins fröhliche Gedresche über.
Hier gibt es eine bemerkenswerte Neuheit: Grenzenlosigkeit. Anders als je zuvor ist man nicht auf ein kleines Areal um den Startpunkt des Kampfes beschränkt. Man kann sich im Kampf durch das gesamte Spielgebiet bewegen oder versuchen zu fliehen. Sogar umliegende Geschäfte und Restaurants dienen als Arenen. Man kann Gegner problemlos durch die Schaufenster ins Innere schleudern, die Treppe eines Restaurants hochsteigen und sich zwischen den Gästen weiterprügeln. Diese Freiheit ist die größte Neuerung.
Auch in der Erforschung wurde reduziert. Der Hotel- und der sogenannte Champion-Bezirk in Kamurocho, bisher immer erreichbar, sind wegen Bauarbeiten über das komplette Abenteuer hinweg nicht zugänglich. Das macht den Eindruck, als sei aufgrund von Zeitdrucks Kamurochos Größe reduziert worden.
Auch den Beschäftigungsmöglichkeiten merkt man das an. Die Bowlingbahn gibt es nicht mehr, sie wurde aber zumindest durch ein Firness-Studio ersetzt. Billard wurde im Hotelbezirk gespielt und ist mit ihm nicht mehr vorhanden. Von den zwei bekannten Cabaret Clubs ist nur noch einer übrig. Und selbst bei den Supermärkten gibt es nur noch Poppo, während der ehemalige M-Store eine verlassene Immobilie ist. Das Dartspiel ist vorhanden, allerdings spielerisch von der intuitiven alten Variante hin zu einer komplizierteren, und offen gesagt unspaßigen Version abgeändert worden. Dafür gibt es in den Club SEGA Spielhallen nun mit
Wie kommt es zu all den Einschnitten? Die Antwort liegt in der Technik. War bislang immer auf derselben Engine aufgebaut , und nur einzelne Elemente wie die Grafik ereuert worden, so ist die Dragon Engine in Yakuza 6 von Grund auf neu. Ein notwendiger Schritt für die Zukunft, aber dadurch sind all die Elemente, die in der alten Engine realisiert waren und leicht in neue Teile implementiert werden konnten, erst mal weg und müssen von Grund auf neu geschrieben werden. Vom bloßen Aufbau der Spielwelt bis zu den Minigames, alles benötigte eine Neuentwicklung von Grund auf. Diese Masse an Content war offenbar zu viel, um direkt im ersten Spiel mit der neuen Technologie realisiert zu werden.
Insgesamt wirkt Yakuza 6 verglichen mit anderen Serienteilen aber vom spielerischen Inhalt her wie ein deutlicher Rückschritt. Also alles schlecht? Mitnichten.
Wer fehlt, und das erstaunt: Majima. Nach dem nervtötenden Overkill an Majima-Begegnungen in Yakuza Kiwami gibt es hier das Gegenteil. Der beliebte Rivale ist nur im Intro und im Abspann zu sehen, ansonsten gibt es keine Begegnungen.
Technisch besticht Yakuza 6 dank der neuen Engine mit einem merklich erhöhten Detailgrad. Die Texturen sind sehr gut, und die sehr realistischen Gesichter lassen die Grenzen zwischen Cutscene und Spielgrafik wirklich verschwimmen. Noch dazu wird praktisch jede der beiden Städte inklusive Innenräume komplett ohne Ladezeiten gestreamt. Leider führt
Yakuza 6 ist wie gewohnt ein sehr gutes Spiel. Die Geschichte ist mit Sicherheit eine der spannensten und nachvollziehbarsten der Reihe, mit relativ wenig überzeichneten Karikaturen. Der Wechsel auf eine ganz neue Engine bringt allerdings, was die Auswahl an Bonusinhalten angeht, Nachteile mit sich. Was früher von Teil zu Teil weiter verwendet und ausgebaut wurde, muß nun von Grund auf neu programmiert werden. Und hier ist es SEGA nicht gelungen, beim ersten Dragon-Engine-Game dieselbe Vielfalt zu bieten, wie vergangene Teile. Dennoch für Fans ein absolutes Must-have!