Gibt es hier Leute mit körperlichen Einschränkungen, Krankheiten oder Störfaktoren?
Mein Text ist mir mal wieder zu lang geworden. Ich wollte doch niemanden damit langweilen. Fragt sich, ob sich überhaupt das jemand komplett durch lesen wird, bevor der oder diejenige antwortet
Ehrlich gesagt, war es mir erst viel zu peinlich, den Thread zu eröffnen. Hatte den schon mal vor Monaten öffnen wollen, aber dann wieder alles gelöscht. Hat mich echt Überwindung gekostet, dass jetzt endlich mal durch zu ziehen und diesen Thread stehen zu lassen.
Hoffentlich kommt das nicht alles falsch rüber. War nicht meine Absicht. Auch wenn es im Forum immer so wirkt, bin ich eigentlich schon ein Lebensfroher Mensch. Mich stört halt nur vieles an unser Gesellschaft, an uns Menschen und das spreche ich dann auch direkt, offen und ehrlich an.
Nicht, dass es wieder wie Geheule für euch wirkt. Gibt weit aus schlimmeres.
Jetzt aber zum Thema.
Ich selber habe als körperliche Beeinträchtigung 2 Dinge.
1. ( Eher unwichtig )
Eine Narbe am Magen von meiner Darmverschluss OP mit 8 Jahren. Die mich immer wieder an diese Zeiten erinnert.
Es ist eine Schwachstelle meines Körpers. Da ich zum Beispiel nicht gut ohne Schmerzen auf dem Bauch liegen kann. Weshalb ich ungerne auf dem Bauch liege. Bei Wetterverändungen meine ich manchmal auch meine Narbe hier und dort mal intensiver zu spüren.
2. Motorische Störungen.
Ich bin bei meinen Bewegungen ( Durch Sport/Training wurde es etwas verbessert ) sehr steif und sehr vieles, was mit Fingerfertigkeiten zu tun hat, funktioniert bei mir überhaupt nicht gut.
Ansonsten hab ich 2 weitere Störfaktoren. Eines davon ist aber nur eine Teil Leistung Störung.
Ich fange mal mit dem Letzten an. Ich habe eine starke Mathematik Schwäche. Also eine Dyskalkulie.
Im Gegensatz zu einer Legasthenie, wurde diese aber in den letzten Jahren immer noch als Faulheit von ( dummen, hirnlosen ) Menschen bezeichnet. Nicht vernünftig anerkannt auf den Schulen.
Heißt. Mathematik Noten in Tests/Klausuren wurden/werden weiterhin genau so bewertet bei allen anderen Schülern auch. Selbst bei uns im BBW hat sich da nix geändert.
Ich bekomme aber wenigstens ein Dyskalkulie Training. Wo mir mehr die Angst vor Mathe genommen wird und den Zahlen. Früher hat mir meine Klassenlehrerin immer auf der Grundschule gesagt, wie so viele andere Mathe Lehrer und Lehrerinnen später auch.
Ich solle nicht ständig Löcher in die Wände glotzen oder aus dem Fenster schauen. Im Unterricht spiele die Musik. Und wenn man schon mit mir redet, soll ich ihr gefälligst richtig in die Augen schauen und nicht auf den Boden.
Zunächst. Ich hab das nur gemacht, weil ich mir versucht habe Zahlen irgendwie bildlich, als Figuren und andere Dinge vorzustellen. Gut funktioniert hat es nicht, aber es hat mich wenigstens nicht aggressiv gemacht.
Womit wir zu meinem zweiten Störfaktor kommen.
Autismus/Asperger
Ich hab die Lehrerin natürlich gefragt, wie ich es bitte schaffen soll, Löcher in eine Wand zu starren? Wäre ja kein Superheld. Die Antwort könnt ihr euch denken. Sie war nicht sehr freundlich und ich wurde raus geschmissen.
Genau wie auch meine Frage bei einer anderen Lehrerin, dass niemand gerade ein Musikinstrument spielen würde und wo jetzt denn die Musik spiele? - Genau die gleiche Reaktion des Lehrpersonals.
Das Problem ist nämlich, dass ich Dinge zu Wortwörtlich nehme. Das war schon immer ein Problem. Was zu vielen Missverständnissen mit Menschen geführt hat.
Gleiches gilt für Höflichkeitsphrasen.
Bei denen ich auch immer dachte, dass Dinge wie "Wie geht es dir?" von Menschen Ernst gemeint seien. Das es den Menschen wirklich interessieren würde, wie es mir gerade wirklich geht. Nach und nach lerne ich durch meine Autismus Threapie, diese Phrasen zu kapieren und was Menschen wirklich nur hören möchten.
Anderes Problem an Asperger. Ständig über das gleiche Thema reden.
Das ist blöd, weil man als Aspi nicht immer merkt, wenn die Menschen von dem Thema schon bereits gelangweilt sind und die sich über einen Themawechsel freuen würden. Man könnte noch stundenlang weiter reden, weil es einen selber fasziniert. Die meisten Asperger haben alle irgendwo, irgendwie ein Thema, was sie besonders interessant finden. Sich darauf versteifen.
Außerdem verfügen sehr viele Aspis über eine große bildliche Vorstellungskraft. Das auch ohne den Konsum von Drogen. Was wir manchmal sehen und erleben, können andere Menschen nicht nachvollziehen. Wenn es uns zu viel wird, ziehen sich einge von uns, in diese aufgebauten Welten zurück. Wir wirken dann, als würden wir schlafen und nicht aufpassen.
Zu viel. Damit sind die äußeren Einflüsse gemeint. Zu viele Sachen auf einmal, die da ablaufen.
Bei mir sind das Problem Geräusche und die Stimmen von Menschen. Selbst die leisteste tickende Uhr, eine Heizung oder sonstiges, können mich überfordern und gerade bei einer Klausur dazu führen, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann. Besonders dann nicht, wenn ich das Geräusch zwar höre, aber es nicht orten kann und mir selber erklären kann, was da gerade das Geräusch macht. Es löst einen Angst Reflex in mir aus.
Anders ist, wenn ich zum Beispiel in meiner Ausbildung selber mit den Maschinen arbeite. Dann weiß ich es, was es ist und es funktioniert. Außerdem haben wir ja zum Glück auch Gehörschutz.
Die Stimmen von Menschen sind bei mir, wie schon erwähnt, auch ein Problem. Es ist mir zu laut. Besonders, weil manche Menschen einfach nicht leise reden können oder wollen. Kopfschmerzen oder/und eine totale Überforderung sind die Folge. Das Einzige, was ich dann noch machen kann, ist weg gehen.
Denn den letzten Punkt möchte niemand bei einem Asperger erleben oder wieder erleben. Den sogannten Overload. Man muss eines bedenken.
Asperger wirken nach außen immer ruhig, immer gelassen, immer friedlich. Innerlich brodelt es aber manchmal wie ein Vulkan. Da wir bestimmte Dinge nicht außen von der Emotion zeigen können, darstellen können, kann es irgendwann dazu kommen, dass dieser Vulkan explodiert. Es ist unkontrolliert. Es ist nicht steuerbar. - Es tut uns immer Leid. Es ist uns peinlich.
Bei vielen von uns äußert sich diese Verzweifelung damit, dass wir eine Sachbeschädigung anrichten. Zumindest bei denen, die so weit gekommen sind, die Menschen aus guten Gründen in Ruhe zu lassen. Bei mir wars früher auch so, dass ich dann auf eine Person eingeschlagen habe, die mich die ganze Zeit genervt hat. Das ist Gott sei Dank nicht mehr so.
Sachen beschädigen leider schon. Ich hatte letztens wieder einen Ausbruch, und hab erst mal gegen eine Tür und gegen einen Schrank getreten bzw. ihn demoliert. Der Auslöser war eine Nichtigkeit, aber alles an Dingen in der Woche davor, hat noch zusätzlich dazu geführt.
Ich kann mit Umänderungen in Plänen nicht leben. Um es einfach zu sagen. Du kannst mir nicht sagen, es gibt am Dienstag Nudeln und dann gibt es aber Dienstag Pommes. Der Plan ist verändert. Für viele Menschen mag das eine Nichtigkeit sein. Mich bringt so etwas komplett aus der Fassung.
Noch schlimmer bei uns in der Ausbildung. Ich kann mich sehr schlecht drauf einstellen, wenn nach Schule, der Betrieb dran ist, weil ich auf Schule eingestellt bin. Am Extremsten ist es, wenn Schule mal ausfällt, wo Schule sein sollte und wir dann arbeiten müssen. Das Überfordert mich dann total. Führt dummerweise auch zu einem etwas aggressiverem Verhalten.
Das Problem mancher ( Asperger ) Autisten aber nicht aller Betroffenen, ist es auch Entscheidungen zu treffen. Das ist bei mir auch ein Thema, was zu Problemen führt. Deshalb könnte ich nie eine Verantwortung für andere Menschen übernehmen, wo ich Entscheidungen treffen muss. Ich brauche klare, strukutierte Anweisungen und Arbeitsabläufe von anderen Menschen. Sonst funktioniert das alles nicht.
Obwohl das ein Widerspruch bei mir ist. Da ich arbeiten für einen Arbeitgeber auch als sehr sinnlos betrachte.
Das mit dem in die Augen sehen, war schon von Kind an, immer ein Riesenproblem bei mir und niemand verstand, wie ich mich damit fühlte, wenn ich dazu gezwungen wurde jemanden richtig in die Augen zu sehen. Das mir das Unheimlich gewesen ist. Das ich da Angst hatte.
Meine Eltern haben sich, nach ich die Diganose bestätigt bekam, Infos dazu bekamen, für das am Meisten entschuldigt. Denn gerade mein Vater hatte sich immer wieder darüber aufgeregt, dass es unhöflich ist, Menschen nicht in die Augen zu sehen, wenn man mit denen redet und das dieses auf den Boden gucken eine echte Unart/Abart wäre. Auch beim Gehen sollte ich gefälligst meine Augen nach vorne richten und nicht auf den Boden.
Naja. Er wusste es nicht, und meine Mutter auch nicht. Sie haben sich entschuldigt. Mehrmals und eigentlich immer wieder, wenn das Thema Autismus und Asperger irgendwo/irgendwie aufkommt.