Störkanal - Das andere Filmerlebnis
aussergewöhnliche Filme jenseits des Mainstreams dem geneigten Publikum vorzustellen.
Filme mit dem Störkanal-Logo wollen in der Regel nicht nur unterhalten,
sondern den Zuschauer auch verstören, schockieren und aufrütteln.
Alle Filme sind ungekürzt und behandeln düstere Themen,
sind aber nicht zwingend auf brutale Szenen aus- was das gezeigte Bild angeht.
Man sollte allerdings nicht davon ausgehen,
dass ein Film der Reihe mit USK 16 zwangsläufig harmloser als die anderen ist.
Leichte Kost ist etwas anderes...
Die meisten Filme der Reihe kann ich empfehlen, folgende Störkanal-Filme stehen bisher in meinem Regal:
WHITE LIGHTNIN' (Störkanal 1)
Jesco White (Edward Hogg), bekannt als "Dancing Outlaw",
ist in einer Welt voller Gewalt, Brutalität, Alkohol und Drogen aufgewachsen.
Sein einziges Ventil Frust abzubauen ist der von seinem Vater gelernte "Mountain Dance", eine Art Steptanz.
Psychisch labil, und jeder Art von Rauschmitteln nicht abgeneigt, wird er immer aggressiver-
und landet schließlich in der Psychiatrie.
Erst seine Freundin (Carrie Fisher) schafft es, ihn zu bekehren-
und Jesco beschließt zusammen mit ihr und einem Gitarristen durch das Land zu ziehen,
und all seine Emotionen vor Publikum im Steptanz herauszulassen.
Er genießt den Erfolg und die Achtung seines Publikums-
doch schon eine Kleinigkeit bringt seine immer noch labile Psyche wieder ausser Kontrolle...
Dieser Film ist definitiv keine leichte Kost, und sicher nichts für den entspannten Filmabend im Freundeskreis.
Erzählt wird die Lebensgeschichte des (real existierenden) Jesco White,
welche unglaublich gut besetzt und intensiv gespielt wurde.
White Lightnin' ist dreckig, grimmig, böse, zynisch-
aber auch ein sozialkritisches Drama mit durchaus sogar witzigen Szenen.
Das ganze wird in tristen, beinahe farblosen Bildern dargeboten,
und zusammen mit der meist präsenten Musik und der Stimme aus dem off
wird durchaus auch beim Zuschauer eine verstörende Stimmung heraufbeschworen.
Regisseur Dominic Murphy, welcher zuvor eine Doku über Horrorfilme,
und nach White Lightnin' nichts mehr gedreht hat,
erzählt auch diesen Film im Doku-Stil, ganz ohne Partei zu ergreifen-
und überlässt den Zuschauern was sie darüber denken.
Die Freigabe ab 18 ist im übrigen berechtigt,
ein paar heftige Szenen sind neben der generell dreckigen Geschichte auch vorhanden.
Definitiv ein Film, wie man ihn nur selten zu sehen kriegt,
und der im Kopf hängen bleibt. Aber eben auch sicher nicht jedermanns Sache.
9/10
7 DAYS (Störkanal 2)
Die achtjährige Tochter des Arztes Bruno Hamel wird auf dem Schulweg entführt, vergewaltigt und danach getötet.
Der Täter wird schon bald gefasst, doch der Vater sinnt auf Rache ausserhalb der gesetzlichen Normen.
Er entführt den Täter, bringt ihn in eine einsame Hütte im Wald, will ihn sieben Tage foltern und danach töten,
denn in sieben Tagen hätte seine Tochter Geburtstag gehabt...
Was jetzt wie ein beliebiger Folter oder Selbstjustizfilm klingt, ist durchaus ziemlich eigenständig-
und vor allem ernsthafter als beinahe alle anderen Filme dieser Art geworden.
Mit nur wenigen Dialogen und komplett ohne Hintergrundmusik wird hier eine sehr böse Stimmung aufgebaut,
auch wirkt die gezeigte Gewalt, trotz einiger herber Szenen, nie übertrieben.
Der Film ist viel mehr ein Psychothriller, der seine Charaktere sich entwickeln, zweifeln und auch verzweifeln lässt.
Alleine wegen der letzten beiden Worte Hamel's im Film,
über die man noch länger nachdenkt, ist hier schon die Höchstwertung fällig!
10/10
IN MY SKIN (Störkanal 3)
Die junge Esther verletzt sich auf dem Heimweg nach einer Party am Bein,
fühlt dabei aber keine Schmerzen, und geht nach Hause.
Erst zuhause angekommen bemerkt sie, dass sie eine tiefe Wunde hat und sehr stark blutet,
so dass sie in eine Krankenhaus-Notaufnahme geht.
Dem behandelnden Arzt ist es ein Rätsel wie sie das nicht bemerken konnte,
ebenso ihrem Freund, den sie danach in ihrer Wohnung trifft.
Esther entwickelt aufgrund ihrer Schmerzunempfindlichkeit eine wahre Obsession ihre Wunde wieder zu öffnen,
und sich auch anderweitig zu verletzen.
Natürlich kann sie das nicht lange verbergen und treibt sich somit selbst in die Isolation-
denn ihr komplettes Umfeld hat dafür keinerlei Verständnis.
Es mag ja durchaus sein dass es Menschen gibt, deren Verhalten ähnlich extreme Auswüchse annimmt,
vom "Borderline" Syndrom haben wohl die meisten schon einmal gehört.
"In my Skin" ist ein teils recht blutiges Drama ohne oberflächliche Ekelszenen,
und will wohl eher zum Nachdenken anregen als "nur" zu schockieren.
Das Problem des Films ist es aber,
dass einem hier keinerlei Hilfe oder Antworten auf die Frage "Warum?" angeboten wird,
sondern man einfach nur dabei zuschaut, wie sich eine junge, beruflich erfolgreiche Frau immer weiter selbst zerstört.
Gespielt ist das ganze hervorragend, trotzdem habe ich mich beinahe durchgehend gelangweilt...
3/10
5150 ELM'S WAY - SPIEL UM DEIN LEBEN (Störkanal 4)
Der Filmstudent Yannick hat einen Unfall mit seinem Fahrrad,
bei dem er sich leicht verletzt und das Fahrrad beschädigt wird.
Im nächstgelegenen Haus an der Straße, eben 5150 Elm's Way,
will Yannick nun ein Taxi rufen- und Jaques, welcher dort wohnt, lässt ihn hinein.
Als Yannick kurzzeitig alleine ist, geht er einem seltsamen Geräusch im Haus nach-
und entdeckt im Obergeschoss einen schwer verletzten Mann.
Als Jaques bemerkt dass Yannick herumspioniert, nimmt er auch ihn gefangen und sperrt ihn ein.
Schon bald stellt Yannick fest, dass die komplette Familie des Mannes involviert ist, und ein krankes Spielchen treibt.
Die zu Gewaltausbrüchen neigende Tochter Michelle stellt ebenso eine Gefahr für ihn dar wie Jaques selbst,
nur seine Frau Maude scheint noch halbwegs normal geblieben zu sein,
hat aber resigniert und ist zu ängstlich um etwas gegen das Treiben von Mann und Tochter zu unternehmen.
Jaques ist allerdings ein Meister im Schach spielen- und auch Yannick spielt gerne, wenn auch nur Hobbymäßig.
Yannick's einzige Chance das Haus am Elm's Way lebend zu verlassen ist ein Sieg im Schach
gegen den bisher ungeschlagenen Psychopathen...
5150 Elm's Way ist keiner dieser in den letzten Jahren "üblichen" Folterfilmchen,
sondern setzt mehr auf die Psychoschiene.
Yannick verhält sich zwar bei seinen Fluchtversuchen nicht immer schlau, spielt aber zumindest überzeugend-
und auch die anderen Darsteller kommen glaubwürdig herrlich fies bzw hoffnungslos überfordert rüber.
Dass beinahe der komplette Film nur in einem Haus, und auch dort in nur wenigen Räumen spielt,
fällt ebensowenig negativ auf, wie die nur wenigen vorkommenden Personen.
Dazu kommen ein paar schöne, fast schon surreale Bilder gegen Ende,
als Yannick zunehmend selbst psychotischer wird und sich immer mehr in das Schachspiel steigert.
7/10
VAN DIEMEN'S LAND (Störkanal 6)
1822, ein Gefangenenlager der britischen Krone im Outback von Australien, kurz vor Wintereinbruch.
Da die Gefangenen hier unter menschenunwürdigen Zuständen zu harter Arbeit gezwungen werden,
planen einige von ihnen die Flucht.
Wohl wissend, dass um sie herum keinerlei Zivilisation, sondern nur die unerforschte Natur des Landes auf sie wartet.
8 Männern gelingt es, ihren Bewacher in einer Pause zu überwältigen-
und auch den sie verfolgenden anderen Wächtern zu entkommen.
Es dauert nicht lange bis sie bemerken dass die Wildnis zwar üppig ist,
aber nichts essbares bietet- und auch keine Tiere zum jagen da sind.
Der erste Schnee und die damit einherkommende kälte machen die Situation der Männer nicht besser,
und mit dem immer schlimmer werdenden Hunger bauen sich immer mehr Spannungen in der Gruppe auf.
Schon bald ist ihnen klar, dass sie entweder verhungen werden- oder einen der ihnen essen müssen.
Ein Opfer ist schnell gefunden, der schwächste wird geopfert-
doch wie lange können 7 Männer von einem Toten essen und satt werden?
Und wie lange werden die Männer noch unterwegs sein, bis sie irgendwo auf Zivilisation stoßen?
Eine angeblich wahre Geschichte,
welche auf dem Kannibalismus-Geständnis des 1824 gehängten Alexander Pearce beruht.
Umgesetzt wurde das ganze zwar realistisch, aber weitgehend unblutig,
eine Schlachtplatte sollte man hier nicht erwarten.
Der Film ist eher ein dreckiges, aussichtslos inszeniertes Drama, überzeugend gespielt,
und trotz (oder wegen) seiner eher ruhigen Erzählweise zu keiner Minute langweilig- aber durchgehend bedrückend.
Wer sich darauf einlassen kann wird nicht enttäuscht werden.
9/10
SAVAGE - AT THE END OF ALL HUMANITY (Störkanal 8 )
Paul Graynor ist ein freundlicher, zurückhaltender, aber erfolgreicher Fotograf,
welcher sich neben seinem Job auch um seinen kranken Vater kümmert, welcher schon länger im Krankenhaus liegt.
Mit der Zeit freundet er sich auch immer mehr mit der Krankenschwester Michelle an.
Als er jedoch eines Abends völlig grundlos von zwei Jugendlichen überfallen und halb tot geprügelt wird,
ändert sich alles.
Erst Tage später erwacht er aus einem Koma,
und hat fortan vor jedem fremden Menschen Angst und fühlt sich bedroht.
Sitzungen beim Psychologen bringen ihn nicht weiter, ebensowenig die Medikamente, welche ihn beruhigen sollen.
Ein normales Leben scheint ihm nicht mehr möglich zu sein, obwohl auch Michelle alles versucht, um ihm zu helfen.
Er wird erst etwas ruhiger, als er einen Selbstverteidigungskurs besucht.
Dort entwickeln sich bei ihm allerdings auch die ersten Gedanken an Rache,
und der bisher so friedliche Paul wird zunehmend mutiger,
dadurch aber auch wieder angreifbarer und sogar gewaltbereiter...
Dieser Rachethriller setzt mehr auf die psychologische Seite,
und erzählt das Leben eines Opfers von Gewalt, und wie dieser sich dadurch verändert.
Das Opfer ist hier kein eiskalter Rächer, sondern ein ängstlicher Typ,
der irgendwann keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich zu wehren.
Durch seine Ängste und Unsicherheit kommt der Film intensiver rüber, als der "typische" Rachefilm,
wo meist sofort und geplant auf Rache, Gewalt und Selbstjustiz gesetzt wird.
Eine hervorragend gespielte Charakterstudie eines Gewaltopfers, welches mit seinem Leben nicht mehr klar kommt.
Der Fokus hier liegt ganz klar auf der Wesensänderung des Opfers,
was durch den hervorragend spielenden Hauptdarsteller niemals langweilig wird.
8/10
MARTYRIUM (Störkanal 9)
Marc Stevens ist ein heruntergekommener Sänger,
der in seinem Kleinbus von einem Auftritt in Altersheimen zum nächsten fährt.
Eines Nachts hat sein Bus unterwegs auf einer abgelegenen Straße durch einen Wald eine Panne.
Zum Glück ist der etwas verwirrt scheinende Boris gerade dort unterwegs um seinen Hund zu suchen,
und bringt Marc zur nahegelegenen Pension des ehemaligen Komikers Bartel.
Als Bartel erfährt dass Marc ebenfalls ein Entertainer ist, bietet er ihm sofort kostenlose Unterkunft an.
Doch schon kurz darauf entpuppt es sich als großer Fehler dort geblieben zu sein-
denn Bartel will Marc nicht mehr gehen lassen.
Er fesselt Marc, steckt ihn in Frauenkleider, erklärt ihm dass er jetzt seine Frau sei-
und nimmt ihn mit zur Arbeit im Wald.
Dort gelingt es Marc zwar zunächst zu flüchten, doch er muss schon schnell feststellen,
dass scheinbar alle Bewohner dieser abgelegenen Gegend zum einen männlich,
und zum anderen nicht ganz normal sind...
"Martyrium" ist, was gezeigtes, bei weitem nicht so brutal wie man anhand des Titels und des Covers meinen könnte-wird aber düster erzählt, hat ausschließlich kaputte Charaktere, und bietet generell eine unglaublich dreckige Optik.
Ein Terrorfilm ganz ohne die meist üblichen Teenager, hübschen Mädels, Drogen, Alkohol und Partylaune,
und alleine schon deshalb für den Fan solcher Filme sehenswert, da mal was anderes.
8/10
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