Deadly Premonition: The Directors Cut (PS3) - Review
Zu Beginn des Abenteuers kommt eine merkwürdige Zwischensequenz zu Augen aus welcher anfangs noch nicht klar ist um was es da denn eigentlich geht. Recht schnell aber schlüpft man in die Rolle des FBI-Agenten Francis "York" Morgan welchen man auch im weiteren Spielverlauf steuern wird. Genannte Person ist Raucher, führt Selbstgespräche mit einem Freund namens "Zach" und wirkt zunächst sehr unsympathisch. Klingt seltsam, passt aber sehr zum kuriosen Videospielwerk um Hidetaka Suehiro (Access Games). Das eigentliche Spiel beginnt mit einer Autofahrt welche in einem Unfall endet da eine seltsame, rote Gestalt auf einmal auf der Straße steht. Da das Fahrzeug hinüber ist macht sich York zu Fuß auf den Weg durch die Nacht. Schnell macht man Bekanntschaft mit der etwas hakeligen Steuerung und bekommt erste Kostproben der Umgebungsgrafik. Dass es sich bei Deadly Premonition um ein Survival-Horror-Spiel handelt erfährt man so gleich als die ersten zombieartigen Kreaturen antrifft die teilweise ihren kompletten Körper verdrehen und sehr seltsame Geräusche von sich geben.
Genannte Zombies werden mit Hilfe von Schusswaffen oder Gegenständen eliminiert. Letzte nutzen mit regelmäßiger Verwendung merklich ab. Hat man die ersten Gegnerwellen eliminiert und wieder zurück auf Straße gefunden, so macht man gleich Bekanntschaft mit Sheriff George Woodman mit dem es gleich zu einer verbalen Auseinandersetzung kommt. Dass beide genannte Personen Weihnachten wohl nicht zusammenfeiern wird einem auch im weiteren, frühen Spielverlauf klar. Dennoch ist der kauzige Sheriff dem FBI-Agenten untergeordnet und besorgt ihm sogleich eine Unterkunft in Form eines Hotels in welchem jedoch seit längerer Zeit keine Person eingecheckt hat. Dies liegt daran dass das Städtchen Greenvale demografisch auf dem absteigenden Ast ist; von einst mehreren 1000 Einwohnern sind gerade mal ein Zehntel verblieben, darüber hinaus wurde das Kleinstädchen von einem Mord überschattet aufgrund welchem York auch ermitteln soll. Genannter Mord an einer jungen Frau ist auch der Hauptangelpunkt von Deadly Premonition: im Verlaufe der Story bringt man immer mehr über die mysteriösen Gewalttat in Erfahrung und erfährt auch Details über York selbst und seinen imaginären Freund Zach. Oft ist einem dabei aber nicht klar ob Zach die Person selbst anspricht oder den Spieler hinter dem Bildschirm.
Greenvale selbst ist dabei frei begehbar, Deadly Premonition ist eines der wenigen Genrevertreter mit einem Open-World-Szenario. Am besten bewegt man sich natürlich in Fahrzeugen der örtlichen Polizei fort, gerade bei den Erkundungen durch die mysteriöse Spielwelt wird einem klar dass Deadly Premonition eigentlich für die erste Xbox entwickelt wurde; matschige Texturen, mäßige Umgebungsgrafiken und eine desaströse Framerate sorgen schon zu Beginn für Kopfschütteln. Massive Ruckler beim Laden sind in so manchen Kämpfen gegen die Zombies ein störender Faktor welche allem voran durch die ungenaue Steuerung beeinträchtigt werden. Hauptproblem bei der Steuerung ist die teilweise seltsame Kameraeinstellung die oft einfach an der falschen Stelle platziert ist. Einziger Wehrmutstropfen ist dass die Zwischensequenzen verbessert wurden; die Charaktere selbst sehen einigermaßen gut aus und sorgen bei den doch häufigen Zwischensequenzen für einen ordentlichen Eindruck der ansonsten doch grafischen Tristesse die wohl seit Jahren unerreicht bleibt. Soundtechnisch sieht es etwas besser aus, dennoch wiederholen sich die Geräusche der Zombies permanent und die Effekte selbst sind auch nur mittelmäßig und auch die Hintergrundmusik in sämtlichen Dialogen wirkt aufgesetzt und unangepasst, meiner Ansicht. Die Titelmusik von Deadly Premonition weiß hingegen zu gefallen.
In Sachen Gameplay muss man auch so einiges an Abstrichen in Kauf nehmen. Löblicherweise hat man nun die PlayStation Move-Bewegungsteuerung eingebaut welche optional verwendet werden kann. Problem hier ist dass man nur Zielen kann und die Kamera manövriert, nettes Feature, aber der schlechte Gesamteindruck der fummeligen Bedienung bleibt dennoch. Hauptproblem dürfte die Tatsache sein dass man nicht zugleich laufen und schießen kann, absolut unverständlich dass man die Steuerung derartig schlecht umgesetzt hat. Negativer Höhepunkt dürfte dabei die Fahrzeugphysik sein; die Dienstwagen haben gefühlt die Beweglichkeit eines Braunkohlebaggers und lassen sich kaum vernünftig um Kurven manövrieren. Auch die Motorensounds klingen fürchterlich. Aber man hat Liebe zum Detail an den Tag gelegt; an Regentagen muss man selbst den Scheibenwischer aktivieren und je nach Tageszeit kann man diversen Nebentätigkeiten abseits des eigentlichen Spielgeschehens nachgehen. Man kann die Ermittlungen also auch ab und an mal ruhen lassen und Greenvale erkunden. Das ist auch nötig, denn damit man nicht müde in die Ermittlungen geht, sollte man regelmäßig Nahrung zu sich nehmen und genug Schlaf bekommen, selbst die Körperhygiene sollte nicht gänzlich außen vor gelassen werden. "Ein bisschen hiervon - ein bisschen davon" haben sich wohl die Macher beim Einbringen dieser netten Details gedacht.
Genau diese Liebe zum Detail macht Deadly Premonition aber einzigartig und die mitunter düstere Atmosphäre fesselt den Spieler trotz technischer Unzugänglichkeiten dennoch an den Bildschirm. Das Gefühl dass an jeder Ecke eine neue Gefahr wartet und die Spannung die während der Ermittlungen entsteht können überzeugen. Auch die Monologe mit Zach wissen zu gefallen und bauen eine Ebene zwischen Spieler und York auf, insbesondere die Anspielungen auf diverse Filmklassiker seien dabei erwähnt. Das Spiel selbst besitzt eine englische Sprachausgabe und ist mit deutschen Untertiteln ausgestattet, welche, wie sollte es auch anders sein, mit diversen Fehlern gespickt sind. Dass die Director’s Cut auch stereotypisches 3D, PlayStation Move und einige alternative Szenarien bietet, ist sicher gut gemeint, dennoch hätte man in den knapp 3 Jahren an der Technik feilen können, denn auf technischer Ebene kann man nur festhalten, dass die Steuerung allem voran dank Move leicht verbessert wurde und die Zwischensequenzen abnehmbar sind, ansonsten hat man es versäumt die Technik auch nur ein wenig dem Stande der Zeit anzupassen, was insofern schade ist, da die erzeugte Atmosphäre absolut überzeugen kann. Trotz schwerer Vergleichbarkeit bleibt Deadly Premonition meiner Ansicht dann auch hinter einem Resident Evil 4 (Gamecube, Capcom, 2005). Insgesamt bleibt Deadly Premonition auch auf der PlayStation 3 ein einzigartiges Horror-Spiel im Open World-Stil: die "seltsam ernste aber auch durchaus witzige" Atmosphäre beim Spielen erinnerte mich an die Serie "Twin Peaks" die anfang der 1990er Jahre eine ähnliche Handlung wie die von Deadly Premonition präsentierte. Unfassbar mit wieviel Liebe zum Detail die Entwickler hier am Werk waren, grandios, anders könnte man dieses tolle Werk nicht entsprechend honorieren. Open-World trifft auf dichte Atmosphäre, Resident Evil 4 küsst Eternal Darkness, gewissermassen. Geneigte Spieler die Wert auf eine ordentliche Präsentation und Technik legen machen einen großen Bogen um Deadly Premonition, alle anderen und allem voran Genre-Liebhaber sollten unbedingt einen Blick riskieren. Schade dass man ein paar Aspekte sträflich vernachlässigt: die schwache Optik ist mir persönlich eigentlich ziemlich egal, aber die Bedienung zerrt dann doch ab und an an den Nerven. Deadly Premonition ist zweifelsohne mehr als ein ungewöhnlicher Geheimtipp,eigentlich sehr schwer in Worte zusammenzufassen aufgrund der ganzen positiv-skurrilen Spielsituationen, demenstrechend sollte man es unbedingt spielen. Persönliche Spielspasswertung: 85%
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