Blade Runner 2049

Man sollte den alten Blade Runner noch ganz gut kennen. 2049 blendet die groben Umstände rund um die Filmwelt anfangs (IMO sehr kleiner Schrift, die in 3D aufgrund schlechtem Kontrast schwer lesen kann) kurz ein. Die ganzen Hintergründe, dass Deckard mit Rachel davon geht, setzt der Film als bekannt voraus. Auf die Klärung der Frage, ob Deckard jetzt ein Replikant ist, geht er nicht explizit ein. Bei einem kurzen Besuch im Altersheim bekommt man auch den alten Kompagnon Gaff zu Gesicht, der in bekannter Manier Origamis vor sich hin faltet... Wenn man den alten Teil nicht kennt, nimmt man das Schulter zuckend zur Kenntnis und mehr eben nicht.
2049 setzt auf dem Final Cut von Blade Runner auf.

Die gesamte Story vom Film könnte man auf locker 20-30 Minuten herunter brechen. Trotzdem geht der Film aber nunmal 163 Minunten. Und man sagt dem ersten Teil gerne nach, dass der langatmig wäre, dabei ist er fast eine Stunde in Summe kürzer.
Also, wenn man ehrlich ist... 2049 IST langatmig. Der Film ergießt sich in langen Kameraeinstellungen. Man bekommt Ryan Goslings Fresse dermaßen oft in Großaufnahme vorgesetzt... so schön isser nu auch nicht Aber das Mittel hat man im alten Teil auch gerne verwendet, ja...
Man sieht immer mal wieder "Erinnerungen" von K, aber es ist vom heutigen Kinogänger wohl zu viel verlangt, dass er sich nach einer Stunde noch daran erinnern kann. Also zeigt man sie halt NOCHMAL. In your face, weil "haste ja sicherlich schon vergessen, du dummer Kinogänger!". Dem Seufzen, das man im Kino hören konnte, hat man aber auch vernehmen können, dass man es durchaus beim ersten Mal kapieren konnte. Denn: Der Film ist vorhersehbar.
Es gibt zwar kurz den Moment, wo der Film einen auf die falsche Fährte locken will, was K und seinen Background betrifft, aber auch das ist EIGENTLICH im Film vorher schon so explizit angedeutet, dass es einen dann doch nicht so erstaunt, wenn der Twist dann rauskommt.

Unglücklich fand ich persönlich dann noch die ausufernde Story rund um K und Joi. Worauf es hinaus läuft, ist so früh im Film klar, dass es einfach überflüssig erscheint es überhaupt noch zu erzählen. Manchmal ist es besser NICHT alles zu zeigen und zu erzählen. Das konnte der erste Teil besser. 2049 packt da den Holzhammer aus.

Das klingt sehr negativ, aber vielleicht ist der Holzhammer in gewissen Teilen auch nötig. Wer den alten Blade Runner gar nicht kennt, wird so schon an ein paar Gegebenheiten zu knabbern haben, kann sie evtl. nicht verstehen.
Und vom ersten Teil hört man auch immer wieder (siehe Vaddi) "Ich habe den nicht verstanden".

Aber was man dem Film lassen muss, ist, dass er audiovisuell ganz toll geworden ist. IMO sollte man ihn unbedingt im Kino sehen. Der Film ist für die große Leinwand gemacht und Optik und Sound lassen über das ein oder andere Logikloch leichter hinweg sehen Ich glaube, mein Mann wäre eingeschlafen, wenn wir den nicht im Kino gesehen hätten. Ihm gibt der erste Teil schon nix, 2049 war für ihn auch sehr öde.
3D ist sehr dezent und im Grunde überflüssig. Bei dem Film hätte es aufgrund der Dunkelheit gleich drei mal nicht sein müssen. 3D macht das Bild nochmal dunkler als es ist, Szenarien verschwimmen oft in dunklem Matsch, da 2049 bildtechnisch wenig Dynamik aufweist. Aber gut, Smog etc. kennt man aus dem alten Teil auch. Und Atomare Verseuchung etc. blabla... Schade, dass man trotzdem (bei uns, wir waren schon in einem kleinen Kino!) dem 3D-Zwang ausgesetzt wird und dafür Aufpreis zahlen darf

Achja, je nach Erfolg des Films: Dritter Teil (Blade Runner Revolution³) Incoming!

Der Zuschauer wird echt mit der Nase auf alles drauf gedrückt, die Story ist sehr dünn und trivial für 163 Minuten, all in all ein sehr audiovisuelles Erlebnis. Der "Twist" um K's Abstammung war auch sehr bemüht und vorhersehbar... aber so what. Muss gestehen auch ein wenig im letzten Drittel mit der Müdigkeit gekämpft zu haben. Denke 2 Std hätten auch dicke gereicht, aber der Trend geht ja irgendwie zum Drei-STunde-Epos im Kino.

Ryan Gosling spielt die gleiche Schnarchtablette wie in seinen anderen Filmen auch ^^.

Aber fürs Erlebnis Kino taugt der Film aufgrund der tollen Bilder und Soundtrack auf jedne Fall.

Badhero schrieb:

Ich finde Gosling ist ein sehr emotionsloser Darsteller. Von der Mimik her ähnlich wie Steven Segal, ein Blick im Repertoire den er konstant durchzieht.
Wäre daher ein besserer bzw passenderer Replikant als ein Blade Runner (Hauptsache das war jetzt kein Spoiler).

...

Befürchte ich bei BR2049 auch schon, das man zuviel einfach durch den Computer macht, aber dann muss auch das Drehbuch stimmen, natürlich mit den Gosling=Replikant Plott

War bis zum Release des Films eigentlich nicht bekannt, das Gosling einen Replikanten spielt? Ich frage so doof, weil ICH es nicht wusste und als es dann im Film nach ca. 15 Minuten klar war, ich mir nur dachte "Na, jetzt kann er ja schauspielern wie er will"