(PC) Doom 3

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    • (PC) Doom 3

      Doom 3 gehörte zweifellos zu den drei meist erwarteten Ego-Shootern des Jahres 2004 (die anderen beiden waren Half-Life 2 und Far Cry). Dem Projekt war eine vierjährige Entwicklungszeit vorangegangen. Die Entwickler von id Software werkelten an dem Titel bereits seit Sommer 2000. Schon die ersten beiden Doom-Teile, die noch auf die 90er Jahre zurückgingen, boten eine packende Kombination aus Horror und brachialer Baller-Action. Der spielerische Anspruch war bereits damals gering, die Story eher nebensächlich. Dass sich die Serie großer Beliebtheit erfreuen konnte, lag in erster Linie an der tollen (= gruseligen) Atmosphäre, dem (SF-)Szenario, den furchteinflößenden Monstern, der Inszenierung, den damit verbundenen Spannungsmomenten, kurz: der insgesamt äußerst gelungenen Präsentation.



      Ungewöhnlich: Obwohl in Doom 3 ganz schön die Post abgeht, erschien der Titel bei uns uncut. Glücklicherweise beließ man es auch gleich bei der englischsprachigen Synchronisation (die Originalsprecher sind eigentlich nicht zu toppen. Außerdem ist der Dialoganteil sehr gering, so dass man sich am Englischen bzw dem Verzicht eines deutschen Untertitels nicht groß stören dürfte.), lediglich der Verpackungstext und das Begleithandbuch sind in Deutsch. Kernstück dieses dritten Doom-Teils ist der Einzelspielerpart, bestehend aus 26 Levels. Der Multiplayer fällt dagegen recht bescheiden aus. Letzterer beschränkt sich auf die Modi Deathmatch (Marine gegen Marine), Team-Deathmatch (ein Team muss die meisten Abschüsse erreichen), Last Man Standing (jeder Marine hat eine bestimmte Anzahl von Leben; es geht darum, der einzige Überlebende zu sein) und Tournament (Mann gegen Mann. Ist einer der beiden gefallen, rückt ein "Zuschauer" nach). Besonders im Modus Team-Deathmatch wirkt sich nachteilig aus, dass maximal vier Marines gleichzeitig pro Karte gegeneinander antreten können. Auf den ohnehin wenig abwechslungsreichen Maps ist daher recht wenig los. Dass die Original US-Version auch bei uns als Uncut-Ausführung erhältlich war bzw. ist, hat sicher auch damit zu tun, dass der Spieler meist gegen Ungeheuer/Untote/Zombies und nicht gegen "normale" Menschen kämpft. Allerdings sollte das Expansion Pack zu Doom 3 ("Resurrection of Evil"), welches etwa ein Jahr nach dem Basisprogramm in Deutschland auf den Markt kam, weniger Glück haben. Es landete bei uns schnell auf dem Index.



      Doom 3 erinnert stark an Teil 1 und spielt im Jahre 2145. Auf dem Planten Mars betreibt die UAC (Union Aerospace Corporation) einige Labore. Im Zentrum der Forschungen steht die Weiterentwicklung der sogenannten Teleportions-Technologie. Bei ihren Untersuchungen stoßen die Wissenschaftler auf eine Dimension, die man bisher nur aus Mythen kannte: die Hölle. Eines Tages kommt es zu einer Art Super-GAU: Dämonen, also Wesen aus jener neu entdeckten Dimension, infiltrieren die Mars-Basis. Das Personal des planetarischen Stützpunktes wird in kürzester Zeit fast vollständig vernichtet oder mutiert zu Zombies. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Marines, den wir fortan aus der Ich-Perspektive lenken, der aber auch - im Rahmen diverser Zwischensequenzen - gelegentlich von außen zu sehen ist. Unser Held ist gerade erst auf den Mars versetzt worden. Für ihn gilt es nun, sich in der feindlich gewordenen Umgebung zu behaupten und bei der Gelegenheit jene Hintergründe aufzudecken, die zu dem Unglück führten. Dass wir dabei ganz nebenher einer marsianischen Kultur und den Machenschaften eines gewissen Dr. Betruger auf die Schliche kommen, könnte man fast übersehen, denn die eigentliche Handlung wird durch die Action schnell überlagert. Haupt- und Nebencharaktere dienen der Dekoration, mehr nicht. Und offenbar finden bestimmte Figuren (Wachpersonal, Mechaniker, Forscher usw.) nur Berücksichtigung, um so die an sich dünne Story etwas aufzubauschen.

      Doom 3 ist ein klassischer Ego-Shooter, der linearer kaum sein könnte. Tatsächlich gibt es rein spielerisch keine nennenswerte Abwechslung. Stets geht es darum, einzelne Stationen der Basis in einer vorgegebenen Reihenfolge zu durchqueren und währenddessen Unmengen von Zombies und unterschiedlichen Monstern über den Haufen zu schießen. Es existiert immer nur ein Weg, der von Punkt A nach B. Umwege kann man keine nehmen. Taktieren oder Schleicheinlagen sind weder möglich, noch nötig, noch sinnvoll. Warum auch? Schließlich handelt es sich bei den Gegnern um Untote. Zwar begegnen wir hier und dort mal dem ein oder anderen menschenähnlichen Gegner (z.B. zu Zombies gewandelten Soldaten, die sich "schlauerweise" gern hinter explosiven Fässern positionieren), aber viel mehr als eine Rolle seitwärts haben die KI-gesteuerten Herrschaften nicht drauf. Dass Doom 3 trotz seines extrem simplen Spielprinzips gut unterhält, hat insbesondere mit der Atmosphäre zu tun, die bereits in den Vorgängern das Salz in der (Wasser-)Suppe ausmachte.



      Auch wenn die Räumlichkeiten der Marsbasis aufgrund der immer wiederkehrenden (Alpha- und Deta-)Abschnitte ziemlich gleich aussehen, so sind die Licht- und Schattenspiele immerhin so trefflich umgesetzt, dass einem mehr als nur einmal die Nackenhaare abstehen. Die dunklen Gänge lassen eine Klaustrophobie des Grauens entstehen. Lichter flackern. Die futuristisch-gruselige Atmosphäre ist so dicht, dass man glaubt, sie mit einem Messer schneiden zu können. Gelegentlich trifft man auf Sterbende, die unheimliche Geschichten erzählen. Keine Frage, in diesen Dingen wird Doom 3 seinem Anspruch, ein Horror-Spiel zu sein, in vollem Umfang gerecht. Bereits kurz nach Ankunft in Mars City gelangt der Spieler in den Besitz eines PDA, neben den Waffen der sicherlich wichtigste Ausrüstungsgegenstand unseres Marine. Damit lassen sich Türen und gesicherte Bereiche öffnen, E-Mails, Zahlencodes, Tonaufzeichnungen oder Videoaufnahmen speichern bzw. abspielen. Auch informiert das Gerät über Missionsziele und Inventargegenstände (inkl. Waffen). Mit Hilfe der umfangreichen Datenmengen dringen wir immer tiefer in die Gefilde des Stützpunktes vor und erfahren mehr über die Hintergründe der schrecklichen Ereignisse.

      Anfangs verfügt unser Held nur über eine halbautomatische Pistole und ein Flashlight (Taschenlampe). Später kommen noch Shotgun (Schrotflinte), Handgranaten sowie leichtere und schwerere (Maschinen-)Gewehre dazu. Und dann gibt es noch eine "organische Waffe": das Objekt heißt Soul Cube und verleiht dem Spieler dämonische Kräfte, allerdings erst, nachdem dieser selbst eine bestimmte Anzahl von Dämonen ausgeschaltet hat. Rund zwanzig Gegner-Typen sind es, mit denen wir es in Doom 3 zu tun bekommen. Diese treten für gewöhnlich in kleineren Gruppen und nicht in Massen auf. Die Monster erscheinen so abgedreht, dass man sie teilweise gar nicht beschreiben kann. Heran schwebende Cacodämonen gehören ebenso dazu wie spinnenartige Wesen, Trides oder der Wraith, ein naher Verwandter des Imps. Die mit Mündern, Beinen und Armen angreifenden Wesen lauern meistens hinter Türen und in (Seiten-)Gängen, kündigen sich manchmal aber schon durch diverse Laute (Schläge, Krabbelgeräusche etc.) an, was aufgrund des erstklassigen Sounds nicht unwesentlich zum Nervenkitzel beiträgt.



      Häufiger sind aber die berühmt-berüchtigten Schock-Effekte, wenn so ein Viech ganz plötzlich, fast aus dem Nichts, vor, hinter, neben oder über uns auftaucht. Die ersten 5 bis 6 Spielstunden, also etwa bis zur Spielmitte, zeigt dies noch die gewünschte Wirkung. Später verpuffen die "Überraschungsmomente". Man weiß halt schon instinktiv, dass an Abschnitt XY ein Monster lauert. Die Ungeheuer tauchen nämlich immer an denselben Stellen auf. Und die kennt man nachher fast auswendig, weshalb auch der Wiederspielwert von Doom 3 sehr gering ist. Auffallend: Außenlevel bilden die absolute Ausnahme, machen maximal 5% des Horror-Shooters aus. Außerdem kann man Taschenlampe und Waffe nie gleichzeitig benutzen. Allerdings erfolgt der Wechsel der Gegenstände per Tastendruck sehr flott, wie die PC-Steuerung überhaupt sehr gut gelungen ist. Auf Rätsel- bzw. Geschicklichkeitseinlagen haben die Entwickler verzichtet. Mehr als Knöpfe und Schalter betätigen wird nicht gefordert. An einer Stelle müssen wir Fässer mit Hilfe einer automatischen Vorrichtung anordnen. Das war's dann aber schon.

      Doom 3 beruht auf der id Tech4-Engine, die vor allem durch höhere Polygonzahlen und dynamische Licht-/Schattenwürfe eine grandiose Grafik erzeugt, die selbst heute noch gefällt. Physik und Kollisionsabfrage leisten sich keinerlei Schwächen, so dass man den technischen Standard - vor allem gemessen an den Maßstäben des Jahres 2004, dem Erscheinungsjahr des Titels - als sehr hoch bezeichnen darf. Diese Dinge sind es dann auch, die Doom 3 zu einem überdurchschnittlichen Shooter gemacht haben. Am langfristig eintönigen Spielverlauf, der - dadurch bedingten - sinkenden Motivation, die sich nach einigen Stunden Spielzeit einstellt, ändert dies allerdings wenig. Von den insgesamt etwa 12 - 14 Stunden im Singleplayer habe ich mich quasi nur die Hälfte der Zeit wirklich gegruselt. Der Rest war praktisch vorhersehbar. Komplett durchgespielt hat man Doom 3 dennoch. Allein schon wegen der imposanten Boss-Gegner und dem vielleicht besten Level im Spiel ("Hell"), welches wir erst gegen Ende von Doom 3 erreichen. Und wegen dem großen Finale, bei dem es noch mal richtig zur Sache geht.

      Pro:
      + technisch auf hohem Niveau (Grafik, Sound, Steuerung) / + tolle Gruselatmosphäre / + schnörkellose Baller-Action / + abgedreht-originelle Boss- und Zwischengegner.
      Contra:
      - auf Dauer eintöniges Level- und Missionsdesign / - eher belangloser Multiplayer.

      Grafik: 90 % / Sound: 90 % / Bedienung: 90 % / Gameplay (Spielspaß): 70 %
      Gesamtwertung: 85 % (= "noch sehr gut", Note: 1-)