(PC) DAS DING aus einer anderen Welt/The Thing

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    • (PC) DAS DING aus einer anderen Welt/The Thing

      Im Jahre 1982 warben gleich zwei Außerirdische um die Gunst des Kinopublikums. Der eine erhielt die Altersfreigabe "ab 6" und hieß E.T., der andere die Einstufung "ab 18" und war ein zugelaufener norwegischer Schlittenhund, der als Wirt einer außerirdischen Lebensform eine komplette amerikanische Forschungsstation in der Antarktis infizierte. "Das Ding aus einer anderen Welt" (Originaltitel: "The Thing") schien mir der interessantere Film zu sein, führte doch hier John Carpenter Regie, von dem ich zuvor bereits "The Fog - Nebel des Grauens" gesehen hatte.


      Bis heute gilt die Carpenter-Verfilmung des Dings (es gibt noch eine wesentlich ältere aus den 50er Jahren) unter Horror-Fans als absolutes Highlight. Dabei waren die Reaktionen bei Kinostart durchaus gemischt. Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, das erst wenige Jahre zuvor den "Zombie" unter der Regie von George A. Romero als "größten Kulturschocker aller Zeiten" bezeichnet hatte, kritisierte vor allem die explizite Gewaltdarstellung. John Carpenter nahm dies mit Humor und rühmte sich in einem späteren Interview: "Das ist mein Lieblingsfilm, da habe ich richtig Horror gezeigt." Doch im Gegensatz zu E.T., der einen Besucherrekord nach dem anderen aufstellte und ganze Familien in die Kinos lockte, erwies sich besagtes Ding aus einer anderen Welt - zumindest rein kommerziell - als relativer Misserfolg und landete später in seiner ursprünglichen, also nicht geschnittenen Kinofassung bei uns in Deutschland sogar auf dem Index. E.T.-Fans mögen mir nachsehen, dass ich The Thing dennoch für den bemerkenswerteren Film jener Tage halte. Er hat auch einen weitaus tieferen Eindruck bei mir hinterlassen. Noch Monate, nachdem ich "The Thing" gesehen hatte, betrachtete ich Mensch und Tier in meinem näheren Umfeld mit erheblichem Misstrauen, stets in der Befürchtung, meine Nachbarn, mein Klassenlehrer oder mein Hund (der mir auf einmal eine beängstigende Ähnlichkeit mit dem aus dem Film zu haben schien) seien womöglich infiziert, was dann wirklich ein ziemliches Ding gewesen wäre.


      Die Spiele-Umsetzung zu Carpenters kultigem Horrorstreifen erschien 2002, zwei Jahrzehnte nach dem Film. The Thing hat dabei den Nachteil vieler Videospiel- Umsetzungen, nämlich den, dass diese ihren legendären Leinwandvorlagen nie ganz gerecht werden können. Einem Regisseur stehen künstlerisch und tricktechnisch natürlich ganz andere Mittel als einem Spiele-Entwickler zur Verfügung. Damit sei nichts gegen das Spiel an sich gesagt. Man sollte solche grundsätzlichen Unterschiede jedoch bedenken. Einen Vorteil hat die Spielfassung in jedem Fall: Man ist selbst Handelnder und kann in das Geschehen eingreifen. Da das Spiel genau dort beginnt, wo der Film aufhörte, ist es dem Verständnis zuträglich, wenn man Carpenters Klassiker zuvor gesehen hat. Wer die volle Wirkung erzielen will, zockt den Titel am besten am späten Abend, wenn alles dunkel ist. Mehr noch als von seinen gelegentlichen Schock-Effekten lebt The Thing nämlich von seiner unheimlichen Atmosphäre. Und die will bei vollem Tageslicht einfach nicht so recht aufkommen.




      Nach den schrecklichen Ereignissen des Film, in dessen Verlauf amerikanische Antarktis-Forscher von einem außerirdischen Virus befallen wurden und als Folge der Infizierung zu Monstern mutierten, senden die USA per Hubschrauber ein Expeditionsteam an den Ort des Grauens. Der Spieler übernimmt dabei die Rolle von Captain Blake. Dieser soll gemeinsam mit drei weiteren Teammitgliedern den Ursachen der Katastrophe bei Außenposten 31 - so die Bezeichnung der Forschungsstation, mit der schon seit längere Zeit kein Funkkontakt mehr besteht - auf die Spur kommen. Neben eisiger Kälte (40 Grad unter 0) erwartet die Ankömmlinge ein Bild der totalen Vernichtung. Die meisten Gebäudekomplexe sind zerstört, und es findet sich sehr bald eine Tonbandaufzeichnung, deren Inhalt wenig Gutes erahnen lässt.


      Grafisch ist das mittlerweile zehn Jahre alte The Thing natürlich schlecht mit heutigen Referenzen zu vergleichen, aber für damalige Verhältnisse eigentlich akzeptabel. Die Level wirken bisweilen etwas kantig. Gelungen sind die Darstellungen von Figuren (einschließlich der Monster), Effekten und Zwischensequenzen. So werden wir bereits zu Beginn des Spiels Zeuge, wie sich ein Alien über einen Forscher hermacht. Noch bevor der arme Kerl zerrissen wird, bricht die Videoübertragung ab. Den Rest kann man sich auch so denken. Wie es der Titel trotz unspektakulärer Grafik überhaupt immer wieder schafft, Spannungsmomente aufzubauen. Stellenweise hört man nur ein Schreien, Keuchen, Schmatzen oder das Spritzen von Blut. Das aber reicht, um die Horroratmosphäre allgegenwärtig erscheinen zu lassen. Unterstützt wird das gruselige Szenario durch einen guten Sound. Das Ding ist komplett in deutscher Sprache synchronisiert. Die Sprecher (u.a. Manfred Lehmann) wurden sorgfältig gewählt. Die musikalische Untermalung hingegen kommt zu sparsam daher und hätte - wäre sie häufiger eingesetzt worden - noch etwas mehr zur Spannung beitragen können.


      Zu unseren drei Begleitern gehören ein Techniker, ein Sanitäter und ein Soldat. Jeder der Gruppenmitglieder besitzt entsprechende Spezialfähigkeiten. Der Soldat ist natürlich der kampfkräftigste Kumpan und sehr hilfreich im Einsatz gegen Monster. Ohne den Techniker geht ebenfalls nichts, denn es müssen Sicherheitssysteme überwunden, Computer geknackt und Verteilerkästen repariert werden. Für Verletzungen und schwere Verwundungen ist der Sanitäter da. Aus den Kämpfen sollte man ihn möglichst heraushalten, weil er schlecht mit Waffen umgehen kann. Aber nach dem Gefecht ist er der wichtigste Mann, wenn es gilt, die gesundheitlich angeschlagenen Gruppenmitglieder wieder zu heilen. Captain Blake bzw. der Spieler ist der Chef des Expeditionsteams und weist seine Kollegen bei Bedarf an, ihm zu folgen, zurückzubleiben oder von A nach B zu gehen. Nicht immer sind wir auf die anderen angewiesen. Leichtere Reparaturen beispielsweise kann der handwerklich geschickte Blake auch im Alleingang erledigen.




      Der Hauptcharakter steuert sich für gewöhnlich aus der 3rd-person-Ansicht. Ein Wechsel in die Ego-Perspektive ist zwar möglich, macht aber nur bei gezielten Schüssen auf weiter entfernte Gegner Sinn. Denn in dieser Ansicht können wir uns praktisch nicht bewegen, was sich während der hektischeren Situationen als äußert hinderlich erweist. Gewöhnungsbedürftig ist das Bedienungsmenü, mit dessen Hilfe sich nicht nur Befehle erteilen lassen, sondern das uns auch Auskunft über die seelische Verfassung der jeweiligen Charaktere gibt. Je nach Situation weisen die Teammitglieder nämlich niedrigere oder höhere Angst- und Vertrauenswerte auf. Diese werden optisch durch bunte Symbole kenntlich gemacht, eine Darstellungsform, die anfangs etwas irritiert. Sinken vorgenannte Werte gegen "Null", dreht der Betreffende durch und wird damit zu einer ernsten Bedrohung für die Gruppe. Die Gründe für die Zunahme von Angst und den Verlust von Vertrauen können verschiedene Ursachen haben. Seltsame Geräusche, der Anblick von Leichen oder stark verwüsteten Bereichen drücken bereits auf die Gemütslage. Die Begegnung mit einem Ding (= Alien) ist nervlich verständlicherweise besonders schwer zu verarbeiten. Und je größer und grotesker das Monster, desto höher die Angst. Der Spieler kann seine Figuren aber wieder fit machen, indem er ihnen Munition oder eine neue Waffe schenkt oder eine Spritze (enthält Aufbauwirkstoffe) verabreicht.


      Mit dem Vertrauen verhält es sich ähnlich. Dieses geht flöten, wenn man sein Teammitglied zum Beispiel im Eifer des Gefechts (aus Versehen) beschießt, ihm die Munition wegnimmt oder gewaltsam zu einer Aktion nötigt. Auch hierbei bedarf es entsprechender "gruppenpädagogischer" Maßnahmen seitens des Spielers, seine Leute bei guter Laune zu halten und eventuell verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Das Ding hat bekanntlich die hinterhältige Eigenschaft, anfangs nicht sichtbar zu sein. Es nistet sich als Virus in ein menschliches oder tierisches Wesen ein, nimmt dessen äußere Gestalt an und bleibt somit zunächst unerkannt. Das Spannende daran: Man weiß nicht, wer infiziert ist. Theoretisch könnte es jeder sein - also auch Captain Blake. Aus diesem Grunde führen wir von Zeit zu Zeit Bluttests an den Teammitgliedern durch. Natürlich ebenso an uns selbst, um das Vertrauen der anderen in uns zu erhalten. Dummerweise verlieren die Tests im späteren Spielverlauf an Aussagekraft. Da die Story vorgegeben ist, verwandeln sich bestimmte Gruppenangehörige früher oder später sowieso zu Aliens, selbst dann, wenn sie unmittelbar vor ihrer "Umgestaltung" den Test bestanden haben. Der Übergang vom Menschen zum Monster ist stets ein sehr schauriger, wird oftmals in Zwischensequenzen dargestellt und ist nichts für Leute mit schwachem Magen.


      Die meisten Forscher des zerstörten Außenpostens 31 haben es bereits hinter sich. Und so begegnen sie uns schon recht bald als Aliens, die in unterirdischen Räumen, Laboren und Gängen auf den Spieler und dessen Begleiter lauern. Es gibt sie in unterschiedliche Ausführungen. Einige sehen vergleichsweise winzig aus und lassen sich mit einigen Schüssen aus der Pistole beseitigen, andere wiederum erscheinen echt furchterregend und sind nur mit Raketen- oder Flammenwerfer zu töten. Blake und sein Team verfügen selbstverständlich über diverse Handfeuerwaffen und Handgranaten. Am effektivsten erweisen sich Flammen- und Kompaktbrenner, denn damit können Flammenteppiche gelegt und Alien-Nester rasch zu Asche verwandelt werden. Als Ausgleich zu den Kämpfen gilt es gelegentlich kleinere Schalterrätsel zu lösen oder Lichtschranken zu neutralisieren. Wer die Areale genauer untersucht, findet manchmal neben wichtigen Gebrauchsgegenständen wie Munition oder Medi-Packs zudem einige Eastereggs, beispielsweise authentische Filmbilder. Die Monster scheuen übrigens die Kälte. Außerhalb der Gebäude auf der Erdoberfläche der Antarktis sind die Gruppenmitglieder also absolut sicher. Aufgrund der Minusgrade können wir uns dort allerdings nur begrenzte Zeit aufhalten, da sonst der Tod durch Erfrierung droht. Eine Anzeige erteilt Auskunft darüber, wann es Zeit ist, wieder in die warme Stube zu wechseln. Da unten bei den Aliens ist's zwar nicht gemütlicher, aber wenigstens schön warm. Dafür sorgt schon unser Flammenwerfer.





      Pro:


      + packende (Horror-)Atmosphäre


      + guter Sound



      Contra:


      - relativ kurze Spielzeit (ca. 8 Stunden)


      - deutsche Version geschnitten




      Grafik: 70 %


      Sound: 80 %


      Bedienung: 70 %


      Gameplay/Spielspaß: 80 %



      Gesamtwertung: 75 % (= "noch gut", Note: 2-)