(PC) Silent Hill 3
Unter Survival Horror-Fans ist die Silent-Hill-Serie nicht wegzudenken. Neben Resident Evil gehört sie zu den interessantesten, erfolgreichsten und wohl auch besten Vertretern des Genres. Der erste Teil erschien bereits Ende der 1990er Jahre, allerdings ausschließlich für PlayStation. Die Nachfolger gruselten systemübergreifend und kamen für verschiedene Plattformen auf den Markt. Von ihrer Faszination, die im Wesentlichen auf einer treffsicheren Kombination aus abgedrehter Story, düsterer Atmosphäre mit gespenstischen Licht-/Schatteneffekten, dickem Nebel und einer furchteinflößender Soundkulisse beruht, haben die Spiele, obschon sie größtenteils schon mehrere Jahre auf dem Buckel haben, bis heute nichts verloren. Auch die Musik zu den Spielen wird immer wieder gern gehört. Zu praktisch jedem Silent-Hill-Teil von Konami ist auch ein dazugehöriger Original-Soundtrack auf CD veröffentlicht worden.
Nichtsdestotrotz gilt es unter Kennern der Silent-Hill-Reihe als relativ unumstritten, dass die Spiele rein Story-mäßig immer schlechter wurden. Sicher spielt bei dieser Einschätzung aber auch eine Art Abnutzungs-Effekt eine Rolle. Silent Hill 3, um das es hier geht und dessen PC-Version Anfang 2003 erschien, gehört zweifellos zu den besseren Teilen und weist darüber hinaus einige Besonderheiten auf. Denn das namensgebende Horrorstädtchen bekommt der Spieler erst in der zweiten Spielhälfte zu Gesicht, es gibt mehr Action als in den beiden Vorgängern und die Hauptfigur heißt diesmal nicht Harry Mason oder James Sunderland, sondern Heather, ist weiblich und erst 17 Jahre alt. Dem Spiel schadet dies nicht. Heather sieht zwar irgendwie schmuddelig aus und hat ein paar Sommersprossen, besitzt aber eine gewisse Ausstrahlung und ist nicht unattraktiv.
Besagte Heather erwacht eines Tages aus einem schrecklichen Alptraum, in einer Snack-Bar, irgendwo inmitten eines Einkaufszentrums. Ursprünglich war sie nur in die City gegangen, um für sich und ihren alleinstehenden Vater einzukaufen. Doch irgendwas läuft an diesem Tag anders als sonst. Es beginnt schon mit diesem Schlapphut, einem ziemlich abgebrannt wirkenden Privatdetektiv namens Douglas, der das Mädchen während ihres Einkaufsbummels pausenlos anquatscht, sehr geheimnisvoll tut und offenbar lauter wirres Zeug labert. Der Typ nervt. Also beschließt Heather, den unliebsamen Verfolger über das hintere Fenster einer Damentoilette abzuhängen. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht: dahinter lauert eine Alptraumwelt, denn die gesamte City ist fortan wie ausgestorben und anstelle von Menschen durchkreuzen nun ekelerregende Kreaturen die Kaufhäuser und Gebäudekomplexe. Der Psycho-Horror kann beginnen.
Heathers Reise führt den Spieler an unterschiedliche Schauplätze, ins Einkaufszentrum, die U-Bahn, eine Unterführung und zahlreiche Büroräume. Später treten auch Orte hinzu, die Silent Hill-Veteranen oft schon aus vorangegangenen Teilen kennen, nämlich das Brookhaven Hospital, der Lakeside Vergnügungspark oder die alte Kappelle in Silent Hill selbst. Alle Schauplätze sind von Finsternis umhüllt. Man fühlt sich zu keinem Zeitpunkt wirklich wohl in seiner Haut. Das flackernde Licht der Taschenlampe, bereits ein wichtiges Stilmittel der Vorgänger, zaubert auch diesmal unheimliche Effekte auf den Monitor und die Grafik scheint mit einer Art Rostschleier überzogen zu sein, was die gesamte Umgebungswelt sehr unheimlich wirken lässt. Silent Hill 3 ist wie Condemned ein kleines Meisterwerk des Schreckens und lebt vor allem von dieser gespenstischen Atmosphäre, die es immer wieder schafft, dem Spieler Furcht einzuflößen und ihn damit voll ins Geschehen hineinzuziehen. Akustisch untermalt wird die düstere Szenerie von einen stimmigen Sound, wobei die Musik eher sparsam, dafür aber effektiv zum Einsatz kommt und die Hintergrundgeräusche (Laute der Monster usw.) durchweg geeignet sind, Gänsehaut entstehen zu lassen. Alle Hauptakteure - neben Heather sind dies vor allem Detektiv Douglas und die sonderbare Claudia - sprechen in bestem Englisch, bei Bedarf mit deutschem Untertitel. Die Steuerung von Heather, die wir genretypisch aus der 3rd-person-Ansicht durch die Level bewegen, funktioniert per Maus- und Tastenkombination einfacher als noch in Silent Hill 2, welches bekanntlich ebenfalls für PC erschien. Via Gamepad klappt die Bedienung bei dieser Art von Spielen naturgemäß aber deutlich besser.
Wie es sich für ein Survival Horror-Game gehört, kommen neben diversen Monstern auch Rätseleinlagen vor. Erfreulicherweise ist das Rätseldesign in Silent Hill 3 etwas weniger umständlich ausgefallen als stellenweise noch in Teil 2. So muss Heather Bücher in numerischer Reihenfolge anordnen, um daraus eine Zahlenkombination herleiten zu können oder kleinere Verschiebe-, Schalter oder Schlüsselrätsel lösen. Alles schon mal dagewesen und eigentlich nicht schwer. Wer es besonders zugänglich mag, wählt am besten den niedrigsten aller einstellbaren Schwierigkeitsgrade, denn auf diesem erhält der Spieler genügend Hinweise. Die meisten Lösungen ergeben sich allerdings bereits aus den gerade jeweils verfügbaren Gegenständen. So müssen wir in einem Spielabschnitt zum Beispiel ein Krokodil beseitigen, das irgendwo in der Kanalisation umher schwimmt. Rein Zufällig hat Heather kurz darauf einen elektrischen Föhn gefunden. Das Ding ins Wasser geworfen verursacht einen Stromschlag und kurz darauf ist die Panzerechse nur noch so gefährlich wie eine Kroko-Tasche.
Neben der Taschenlampe trägt Heather das ebenfalls aus dem Vorgänger bekannte Taschenradio bei sich, dessen Rauschen immer dann in ein lauter werdendes Knistern übergeht, wenn sich Monster in unmittelbarer Nähe aufhalten. Und davon gibt es in Silent Hill 3 überreichlich. Ein "Riesenwurm" ist ebenso zu bezwingen wie eine Gruppe von Krankenschwester-Zombies, zweiköpfige Hunde, meterhohe Fleischbrocken mit gigantischen Armen und Beinen bis hin zu einem gottähnlichen Boss-Gegner. Die An- und Vielzahl der Waffen ist überschaubar, aber ausreichend. Anfangs steht uns lediglich ein Messer zur Verfügung. Später kommen dann Handfeuerwaffen wie Pistole und Maschinenpistole hinzu. Durch mehrmaliges Durchspielen werden weitere Waffen freigeschaltet, beispielsweise ein Flammenwerfer, ein Strahlensäbel oder ein goldfarbenes Rohr. Einzig die Munitionsknappheit erweist sich als hinderlich. Der Spieler sollte also nicht wild durch die Gegend ballern, sondern mit den Patronen haushalten, damit er auftauchenden Zwischengegnern später nicht völlig wehrlos gegenüber steht, denn die auffindbaren Munitionsbestände und Erste-Hilfe-Kästen sind in den einzelnen Lokalitäten nur spärlich verteilt.
Selbst ohne fiese Monster kommt es zwischenzeitlich immer wieder zu kleineren Schock-Momenten, zum Beispiel wenn auf einem verlassenen Gleis urplötzlich ein Zug auf Heather quasi aus dem Nichts kommend zubraust, die Heldin in einem entlegenen Haus unerwartet von einem lebensbedrohlichen roten Licht verfolgt wird oder im "Gespensterhaus" auf dem Rummelplatz in Sekundenbruchteilen die Leiche eines Erhängten von der Decke herab schnellt. Zum Glück kann man jederzeit schnellspeichern, so dass sich auch kniffligere Abschnitte gegebenenfalls wiederholen lassen. Silent Hill 3 haben geübtere Spieler im ersten Anlauf nach ca. acht durch. Mehrere alternative Enden und das Freischalten von zusätzlichen Bekleidungsstücken und Ausrüstungsgegenständen rechtfertigen allerdings ein nochmaliges Durchspielen.
Pro:
+ (Grusel-)Atmosphäre
+ Musik
+ zahlreiche Monster
+ mehr Action als in den beiden Vorgängern
Contra:
- erreicht Story-mäßig nicht die Qualität der Vorgänger
- relativ kurze Spielzeit (ca. 8 Stunden)
Grafik: 80 %
Sound: 100 %
Steuerung: 70 %
Gameplay/Spielspaß: 90 %
Gesamtwertung: 85 % (" noch sehr gut", 1-)
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