(PC-Review) XIII

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    • (PC-Review) XIII

      Entspannung ist gut für Körper und Seele. Und wer Zeit und Geld hat, das Ganze dann auch noch am Strand machen zu können, der darf sich glücklich schätzen. Wenn man aber eines Tages mit dem Gesicht nach unten im Sand aufwacht, schreckliche Kopfschmerzen hat, nicht weiß, wie man überhaupt hier hingekommen ist und nicht einmal mehr seinen eigenen Namen kennt, wird es kritisch. Das könnte an einer durchzechten Nacht liegen, oder einfach nur an extremer Orientierungslosigkeit - oder es ist irgendwas faul. Bei unserem namenlosen Helden scheint letztgenannte Möglichkeit eingetreten zu sein. Denn er besitzt keine Papiere, keine Identität, nichts. Lediglich eine Tätowierung befindet sich auf seinem Schlüsselbein. Genauer gesagt eine römische Zahl: "XIII".








      Glücklicherweise erreicht uns, die wir "Mister XIII" fortan aus der Ego-Perspektive steuern, nur wenige Augenblicke nach dem Erwachen Rettung, von einer charmanten Dame im Badeanzug, die uns erst einmal mit zu sich in ihre warme Stube nimmt. Ein Happy-End also? Leider nicht. Denn unser Erwachen ist ein sehr böses, die Erholung nur von kurzer Dauer. Heftige Maschinengewehrsalven durchlöchern nämlich kurz darauf nicht nur unsere Lebensretterin, sondern machen auch unmissverständlich deutlich, dass man es auf uns abgesehen hat. Ein Hubschrauber schnellt auf "XIII" zu. Und wir haben Mühe, dem Kugelhagel auszuweichen, der uns gilt und nun zwischen Strandhäusern und Bootsstegen niederprasselt. Nur: Warum geschieht dies? Was haben wir getan? Fest steht: Der US-amerikanische Präsident fiel jüngst einem Attentat zum Opfer. Sowas soll's geben. Das Dumme daran: Wir, "Mister XIII", werden mit dem Mord in Verbindung gebracht.




      Kein Zweifel: XIII ist ein ungewöhnlicher Shooter, zumindest was sein Äußeres betrifft. Wirft man Spielen dieser Art immer vor, sie ähnelten einander wie ein Ei dem anderen, so lässt sich das von XIII, welches erfreulicherweise abseits ausgelatschter WW2- und Anti-Terror-Szenarien angesiedelt ist, nicht sagen. Das Spiel basiert auf einer Comic-Vorlage und verfügt auch über eine entsprechende Optik. Und der werden sicher nicht nur reine Comic-Fans etwas abgewinnen können. Der CellShading-Grafikstil bedarf zwar anfangs einer gewissen Gewöhnung, erscheint auch eher unspektakulär, wirkt aber gleichzeitig innovativ und bietet auch spielerisch interessante Möglichkeiten. Das fängt bereits mit visuellen Besonderheiten an. Geräusche werden nun automatisch anhand von sprechblasenähnlichen Gebilden bzw. Textbotschaften sichtbar gemacht. Feuern wir also beispielsweise eine Waffe ab, ertönt nicht nur ein Schuss, sondern dieser wird zudem noch durch ein "Pang-Pang" angezeigt. Das macht auf den ersten Blick wenig Sinn, sieht aber originell aus. Als wesentlich praktischer erweist sich diese Darstellungsform während einer der späteren Schleicheinsätze. So werden beispielsweise umherlaufende Wachen schon von weitem mit einem "Tab-tab..." kenntlich gemacht. Doch keine Sorge: Bei all den begleitenden Comic-Kürzeln kommt der Sound nicht zu kurz. Die Waffen klingen nämlich überaus realistisch, die stimmungsvolle Musik wechselt situationsabhängig zwischen ruhigeren und rockigeren Klängen und die deutschen Synchronsprecher geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Sie betreiben ihr Handwerk gekonnt und nicht ohne (Selbst-)Ironie. Wenn sich ein Wachmann im Scheinwerferlicht zur Schau stellt und dabei singt, dann wird dem Spieler deutlich, dass Sprecher und Entwickler hier sehr viel Humor eingebracht haben. Diese heiteren Momente bringen frischen Wind in die an sich ernste Story.






      Keineswegs selbstverständlich für einen inzwischen älteren Titel: In XIII war bzw. ist es dem Spieler möglich, mit einer ganzen Reihe von Gegenständen zu interagieren. Nicht nur klassisches Baller-Werkzeug wie Pistole, Scharfschützengewehr, Armbrust und Raketenwerfer kommt zum Einsatz, sondern es lassen sich darüber hinaus auch Stühle, Aschenbecher und Putzbesen aufnehmen und gegen missliebige Verfolger oder sonstige Schurken verwenden. Besonders wichtig ist dies dann, wenn es darum geht, Krach bzw. Alarm zu vermeiden. In den meisten Missionen kann man seine Ziele zwar auch auf direktem Wege, also ballernd, erreichen, aber bestimmten Auftragszielen ist dies nicht immer zuträglich, und es macht einfach mehr Spaß, sich weniger brachialer Alternativen zu bedienen. Darüber hinaus vermag "Mister XIII" im Nahkampf auch seine Fäuste zu benutzen oder Messer zu werfen. Und er ist in der Lage, durch Würgegriff Menschen (Geiseln) als Schutzschild vor sich herzutragen oder niedergestreckte Feinde - ähnlich wie einst Hitman oder Sam Fisher - im Huckepack-Verfahren aufzunehmen und zu verstecken. Bestimmte Waffen (Pistolen, MPs) lassen sich beidhändig einsetzen (so wie wir es z.B. von Hitmans Silverballers kennen), was unsere Feuerkraft natürlich verdoppelt.



      Was die einzelnen Missionen betrifft, so wurden diese durchweg abwechslungsreich gestaltet und führen "XIII" an sehr verschiedene Schauplätze. Unser Mann agiert in eisigen Winterlandschaften, kämpft sich durch felsige Wüstengebiete, infiltriert ein U-Boot, säubert eine Militärbasis, entflieht aus einem Gefängniskomplex oder bewegt sich "tabs-tabs"-mäßig in einer schwer bewachten Gartenlandschaft an Wachposten vorbei. Zusammengehalten werden die Einsätze durch eine spannende Story, die zu ergründen ein hohes Maß an Spannung garantiert. Dabei bietet der Shooter eine gesunde Mischung aus offenen und verdeckten Aktionen. Folglich wird nicht nur geschossen, aber auch nicht ständig geschlichen. Dieser Wechsel bewahrt XIII davor, auf das Niveau eines stupiden Action-Titels abzusinken. Das ist positiv zu bewerten, zumal man dies ja auch schon an Genre-Kollegen wie No one lives forever zu schätzen wusste. Dabei spielt sich XIII natürlich ernster als die Abenteuer der Cate Archer. "Mister XIII" ist schließlich kein Geheimagent, sondern jemand, der zufällig in den Strudel unheilvoller Ereignisse hineingezogen wurde und als Normalbürger keiner Organisation o.ä. angehört.






      Die Einzelspielermissionen sind das Kernstück von XIII. Zwar existiert noch ein Multiplayerteil, in welchem man gegen menschliche Gegenspieler antreten kann. Doch ist der MP-Modus nur von untergeordneter Bedeutung, weil der Reiz des Shooters vor allem in seiner spannenden und (stellenweise mit eingestreuten Vor- und Zwischensequenzen, zzgl. Splitscreens) gut präsentierten Story liegt. Die ursprüngliche Verkaufsversion für PC bestand aus vier CDs und war mit einem ziemlichen Installationsaufwand verbunden. Ärgerlicher noch die Tatsache, dass es nur automatische Speicherpunkte gibt, der Spieler also über keine Quicksave-Funktion verfügt. Die Steuerung geht via Maus und Tastatur naturgemäß aber leicht von der Hand. Das größte Manko: XIII enthält kein richtiges Ende. Zuletzt, gegen Ende des Spiels, gibt es eine überraschende Wendung in der Handlung. Dann hört das Geschehen plötzlich auf und verweist auf einen Fortsetzungsteil. Der aber ist - entgegen ursprünglichen Planungen seitens der Entwickler - nie erschienen, da der erhoffte Verkaufserfolg ausblieb und ein zweiter Teil zum Comic-Shooter aus diesem Grunde schnell wieder verworfen wurde. Dies muss als äußerst bedauerlich angesehen werden. Auch oder gerade deshalb, weil es sich hierbei um ein insgesamt gutes Spiel handelt, das eine Fortführung verdient hätte. Und wir sehr gerne noch erfahren hätten, welches Geheimnis "Mister XIII" nun wirklich umgab.



      Pro:


      + origineller Grafikstil


      + Missionsdesign (viel Abwechslung)


      + guter Sound


      + spannende Handlung




      Contra:


      - offenes Ende/keine Fortsetzung und somit auch keine Auflösung der Story


      - keine Quicksave-Funktion




      Grafik:: 80 %


      Sound: 90 %


      Bedienung: 80 %


      Gameplay/Spielspaß: 80 %




      Gesamtwertung: 82 % (= "gut")







      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von BigJim ()

    • Ich besitze es ebenfalls für den PC als auch für die Xbox und Gamecube. Kann mich deinem Review, welches im übrigen sehr gut geschrieben ist, nur anschliessen. XIII ist ein besonderes Spiel und eigentlich schwer mit Genre-Kollegen zu vergleichen, die Gewalteinlagen gepaart mit den gelegentlichen Schleichabschnitten gefielen mir sehr, darüberhinaus fand ich das ganze gegen Ende hin alles andere als leicht. Dennoch ein sehr, sehr gutes Spiel was man in seiner Sammlung haben sollte. Sehr schönes Review!
    • BigJim schrieb:

      Dabei bietet der Shooter eine gesunde Mischung aus offenen und verdeckten Aktionen. Folglich wird nicht nur geschossen, aber auch nicht ständig geschlichen. Dieser Wechsel bewahrt XIII davor, auf das Niveau eines stupiden Action-Titels abzusinken. Das ist positiv zu bewerten, zumal man dies ja auch schon an Genre-Kollegen wie No one lives forever zu schätzen wusste.


      Die Schleichsequenzen waren bei XIII ja nun wirklich eher mies und nach meiner Erinnerung schlechter als das ältere NOLF. Die Gegner sagen einen nicht, obwohl Sie es hätten müssen. Noch dazu die KI. Die Gegner in benachbarten Räumen haben es nie gehört, wenn man gerade dabei war die Welt abzufackeln. Mich hat das doch sehr gestört.