(PC) Operation Flashpoint: Game of the Year-Edition

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    • (PC) Operation Flashpoint: Game of the Year-Edition

      Anhänger anspruchsvoller Taktik-Shooter kommen an OFP nicht vorbei. Das Basisprogramm "Cold War Crisis" aus dem Hause Codemasters erschien bereits vor elf Jahren. Angespornt durch den herausragenden Erfolg kamen in der Folgezeit mit "Red Hammer" (2001) sowie "Resistance" (2002) noch zwei Addons auf den Markt. Die hier behandelte Sammelbox, die Game of the Year Edition (abgekürzt: GOTY-Edition), umfasst alle vorgenannten Titel, also Hauptspiel und Erweiterungen.




      "Cold War Crises" beginnt im Jahre 1985. Auf Malden Islands, einer fiktiven Inselgruppe, bekämpfen sich amerikanische und russische Truppenteile im Vorfeld eines drohenden Weltkrieges. Der Spieler übernimmt die Rolle des US-Gefreiten Amstrong, welchen wir fortan wahlweise aus der Ego- oder der 3rd-Person-Perspektive über die Schlachtfelder lenken. Mit zunehmendem Kampagnenfortschritt steigt er vom einfachen Soldaten bis zum Offizier auf. Später lassen sich weitere Charaktere steuern, darunter ein farbiger US-Panzerkommandant (Robert Hammer), das Mitglied einer befreundeten Spezial-Kommandoeinheit (James Gastovski) und ein Pilot (Sam Nichols). Unser unmittelbarer Gegenspieler ist ein russischer General, der die Sowjet-Streitkräfte in der Inselregion befehligt. "Cold War Crisis" beinhaltet - wie übrigens auch die beiden Addons - neben einer umfangreichen Kampagne zusätzliche Einzelspielermissionen. Hinzu kommen ein Multiplayer-Teil sowie ein Missions-Editor zum Erstellen eigener Szenarien. Über vierzig bedienbare Rad-, Ketten- und Luftfahrzeuge stehen zur Verfügung. Vom Jeep, Munitions-/Instandsetzungs-LKW über Kampf-, Schützen- und Flakpanzer bis hin zu Hubschraubern sind alle wesentlichen Einheiten des Heeres mit Ausnahme der Artillerie, die von den Entwicklern leider ausgespart wurde, vertreten. Hinzu kommt ein ansehnliches Arsenal von Handfeuerwaffen, darunter verschiedene Gewehre, Minen, Handgranaten und Raketenwerfer/Panzerfäuste.






      Operation Flashpoint spielt sich sehr realistisch. Taktik geht vor Action. Zwar fliegen ganz gewaltig die Fetzen, doch wollen unsere Handlungen und das Vorgehen sorgfältig durchdacht sein. Videospiel-Rambos haben keine Chance. Folglich müssen wir uns zunächst einmal ein Bild von der jeweiligen Lage machen. Dabei helfen uns Kartenmaterialien und Feldstecher. Die weitere Herangehensweise hängt dann vom Spieler ab. Der direkte Weg führt dabei selten zum Erfolg. Die meiste Zeit verbringen wir kriechend und schleichend, stets in der Furcht, entdeckt zu werden oder ein treffsicherer Gegner könnte unserer Aktion ein vorzeitiges Ende setzen. Einsatzbedingt lassen sich bestimmte Auftragsziele tatsächlich meist erst nach einem wiederholten Versuch erfüllen, weil es auf Anhieb nicht klappt. Geduld sollte man also mitbringen. Die Missionen sind sehr abwechslungsreich. Mal jagen wir ein Treibstoffdepot in die Luft, greifen per Hubschrauber im Sturzflug russische Konvois an, retten Zivilisten, vernichten per Bodenminen einen kompletten Panzer-Zug (Mission "Bomberman"), schalten als Sniper drei hochrangige Specnaz-Kommandeure während einer Besprechung aus (Mission "Scharfschützen-Team"), zerstören eine mit atomaren Sprengköpfen ausgerüstete Raketen-Batterie oder schleichen uns auf das schwer bewachte Anwesen eines Generals inmitten eines Armeestützpunktes, um wichtige Dokumente zu stehlen. OFP besitzt - trotz seines teilweise eher behutsamen Gameplays - keinerlei Längen und spielt sich von der ersten bis zur letzten Minute spannend. Gut gemachte Zwischensequenzen halten die Story zusammen.




      Die Bedienung hinterlässt einen gemischten Eindruck. Fahrzeuge steuern sich relativ einfach, auch die Tastenbelegung für die Team- bzw. Befehlsfunktionen macht keine Probleme. Umständlich fällt hingegen der Waffenwechsel unseres Infanteristen aus. Dieser erfolgt, legt man die Standardeinstellung zu Grunde, über "+"-Zeichen und Enter-Taste. Besonders in hektischen Situationen kann dies hinderlich sein, wenn es z.B. darauf ankommt, das M16 (Sturmgewehr) schnell gegen eine mitgeführte Panzerfaust zu tauschen. Ganz nützlich dagegen die "Aufschalt-Funktion" (nur im Schwierigkeitsgrad "Rekrut" verfügbar). Per Rechtsklick werden hierbei anvisierte Objekte zusätzlich kenntlich gemacht, so dass die Rakete sicher ins Ziel gelangt. Ein einziger Schuss genügt in der Regel nicht. Meist bedarf es drei bis vier Treffer, bis ein schwerer Kampfpanzer oder Hubschrauber in Flammen aufgeht. Der braun-grünliche Grafikstil untermalt - obschon die Optik altersbedingt natürlich nicht mehr up to date ist - das kriegerische Szenario recht eindrucksvoll. Animationen, Explosionen und Fahrzeugmodelle sehen gut aus; Umgebungsobjekte wie Gebäude, Waldabschnitte und die Darstellung von Wasseroberflächen wirken allerdings etwas künstlich, was wir dem inzwischen in die Jahre gekommenen Operation Flashpoint und seinen Addons aus heutiger Sicht natürlich nur bedingt anlasten können. Volle Punktzahl gibt's immerhin für den Sound. Zwar liegt einzig eine englische Sprachausgabe (mit deutschem Untertitel) vor, aber die Sprecher sind dafür umso besser und die sonstigen Sounds (Gefechtslärm, Funksprüche, Musik) gehören auch heute noch zur Spitzenklasse. Zwischen dem Basisprogramm (Cold War Crisis) und den beiden Erweiterungen (Red Hammer, Resistance) gibt es grafisch im Prinzip nur geringfügige, bedientechnisch sogar praktisch keinerlei Unterschiede bzw. Verbesserungen, was aber wohl darauf zurückzuführen sein dürfte, dass diese Spiele relativ kurz hintereinander erschienen.






      "Red Hammer", das erste OFP-Addon, spielt zur selben Zeit wie "Cold War Crisis" und begleitet den Spieler erneut auf die (von den Entwicklern erfundenen) Inseln Everon, Kongujev und Malden. Diesmal übernehmen wir die Rolle des russischen Soldaten Dimitri Lukin und greifen jene Inseln an, die wir im Hauptprogramm auf US-amerikanischer Seite verteidigen mussten. Red Hammer umfasst im Kern eine Sowjet-Kampagne mit insgesamt zwanzig, taktisch oft sehr anspruchsvollen Singleplayermissionen. Darin enthalten sind mehrere neue Einheiten, z.B. der Angriffshubschrauber A64, der russische Bomber SU25 Frogfoot, der Ami-Panzer M2 Bradley, der BMP-2, der Flugabwehrpanzer M-163 Vulcan oder das Mehrzweckfahrzeug HMMWV, die sich von uns alle bedienen lassen. Spielerisch hält "Red Hammer" am bewährten Konzept fest. Und damit auch am Realismus: Werden wir getroffen, sinkt unsere Leistung. Ein angeschossener Arm bedeutet geringere Zielgenauigkeit. Hat's uns an den Beinen erwischt, können wir nicht mehr rennen, mitunter nicht einmal gehen. Ärztliche Versorgung ist zudem in den seltensten Fällen möglich. Bestenfalls können wir einen Sanitäter herbeirufen (allerdings nur, wenn wir im Team unterwegs sind) oder ein Lazarettzelt aufsuchen. Die meiste Zeit ist der Spieler allerdings auf sich allein gestellt, kann also nicht auf Unterstützung hoffen, sondern nur auf sein Können und seine Waffen vertrauen. Wollen wir uns nicht auf russische Ausrüstung beschränken, so ist es auch möglich, amerikanische Waffen an sich zu nehmen. Diese nehmen wir meist gefallenen US-Soldaten ab, oder wir plündern - falls sich die Gelegenheit ergibt - deren Waffenkammern.




      "Resistance", das 2002 veröffentlichte zweite Addon zu OFP, führt uns auf einen anderen Schauplatz. Und zwar nach Nogova, ebenfalls eine fiktive Insel. Und die Russen sind auch diesmal mit von der Partie. Natürlich als Invasoren, die sich den Inselstaat einverleiben wollen. Die Kommandogewalt über die kommunistischen Streitkräfte hat der bereits aus "Cold War Crisis" und "Red Hammer" bekannte russische Offizier Guba. Allerdings ist Resistance zeitlich vor den Ereignissen der Vorgänger, die um das Jahr 1985 spielen, angesiedelt. Guba ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Oberst (in den vorangegangenen OFP-Games bekleidete er bekanntlich schon den Generalsrang) und steht noch ganz am Beginn seiner Eroberungsvorhaben, die - zumindest offiziell - offenbar nicht von Moskau gedeckt sind. In Resistance übernehmen wir die Rolle von Victor Troska, einem ehemaligen Berufssoldaten der Special Forces. Dieser hat in der Vergangenheit schon viele Kämpfe erlebt, wohnt jetzt als einfacher Bürger auf Nogova und hatte sich eigentlich fest vorgenommen, nie mehr ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Selbst als die Sowjets auf dem Inselstaat landen, weigert er sich anfangs, gegen die Eindringlinge vorzugehen. Doch als russische Soldaten gefangene Widerstandskämpfer kurzerhand erschießen wollen, greift Victor ein und tötet dabei einige Rotarmisten. Damit ist er plötzlich und entgegen seiner ursprünglichen Absichten selbst Teil der Widerstandsbewegung geworden, zumal ihn die Aufständischen darum bitten, eine schlagkräftige Bürgerwehr gegen die Invasoren aufzustellen. Übrigens ist es in der zweiten der rund 20 Kampagnenmissionen (Mission "Kreuzung") alternativ möglich, die Partisanen an die Sowjets zu verraten und damit auf die russische Seite zu wechseln. Langfristig ist das jedoch nicht relevant. Denn die weitere Handlungsführung sieht so aus, dass wir früher oder später zum Widerstand zurückfinden.






      Gegenüber dem Vorgänger-Addon Red Hammer legt Resistance noch etwas nach. Dies ist vor allem auf das gestiegene Maß an Handlungsfreiheit, die Größe der Insel (Nogova umfasst rund 100 Quadratkilometer) und den "Sammelfaktor" zurückzuführen. Denn es muss gesammelt werden, Waffen nämlich. Anders als im Basisprogramm bzw. dem ersten Addon stehen sich zunächst keine bis an die Zähne bewaffneten Armeen gegenüber. Vielmehr verfügen die Bewohner Nogovas zu Beginn der russischen Invasion lediglich über einige Schrotgewehre bzw. Jagdflinten aus privaten Beständen. Als Partisanenführer ist es folglich zunächst Victors Aufgabe, den Russen entsprechendes Kriegsgerät abzuknöpfen. Die ersten Einsätze stehen daher voll im Zeichen der Waffenbeschaffung. Zu diesem Zweck überfallen wir gleich in der dritten Mission ("Kein Zurück") einen sowjetischen Versorgungskonvoi (einschließlich Waffen- und Munitions-LKWs). Kurz darauf zerstören wir einen kompletten Panzerstützpunkt der Roten Armee, wobei es uns natürlich freisteht, einige Panzer zu verschonen, um sie dann selbst zu besetzen und später für die eigene Fraktion zu nutzen. Irgendwann können wir sogar eine Staffel Hubschrauber mitgehen lassen. Da der Russe über viele Vulcans (Flak-Panzer) verfügt und wir somit auch in der Luft nicht sicher wären, kann es aber sinnvoller sein, die Helikopter und Bomber gleich zu zerstören, denn auf diese Weise wird die russische Luftflotte empfindlich geschwächt.




      In "Resistance" kämpfen wir die meiste Zeit als Infanterist. Was sich auch anbietet, da das waldreiche Terrain der Insel Nogova viele Versteckmöglichkeiten bietet. Aber auch auf den Einsatz von schweren Panzern können wir stellenweise nicht verzichten. Für die Bekämpfung sowjetischer Luftstreitkräfte (meist Hubschrauber) stehen uns außerdem spezielle Raketenwerfer zur Verfügung. Feindliche Kettenfahrzeuge lassen sich in der Regel relativ risikolos (weil: aus weiterer Entfernung) mit Minen und ferngesteuerten Sprengsätzen ausschalten. Die Hauptauftragsziele ("Zerstören Sie die Bomber!", "Erobern Sie den Flughafen!", "Schalten Sie die Verstärkungstruppen aus!") sind zwar vorgegeben, aber der Spieler hat viele spielerische Freiheiten auf dem Weg dorthin, diese Ziele zu erfüllen. Drum wird man sich situationsabhängig und je nach Herangehensweise für unterschiedliche Lösungswege und Waffen entscheiden. Da es (fast) immer mehrere Möglichleiten gibt, ist der Wiederspielwert recht hoch. Deshalb - und aufgrund des grundsätzlich gepfefferten Schwierigkeitsgrades, der zum überlegten und behutsamen Vorgehen zwingt - kann man sich allein mit diesem Addon locker 20-30 Stunden beschäftigen. Wichtig: Victor Troskas Mitstreiter gewinnen im weiteren Spielverlauf an Erfahrung. Wir sollten also auch deren Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Bestimmte Missionen lassen sich von Victor eh nur im Alleingang bewältigen, so dass er seine Kameraden dann sowieso keinen unnötigen Gefahren aussetzen muss. Ein Manko: In OFP lässt sich maximal zweimal pro Mission schnellspeichern. Man sollte bzw. muss von der Quicksave-Funktion deshalb sparsam Gebrauch machen, zumal die Gegner-KI insgesamt schwer auf Zack ist, von ein paar ärgerlichen Ausnahmen (Figuren reagieren nicht bzw. nicht richtig), die während des Spiels gelegentlich auftreten, einmal abgesehen.




      Fazit: Die Operation Flashpoint - GOTY-Edition, welche einen Gesamtumfang von über 100 Spielstunden bietet, ist - ungeachtet ihres hohen Alters - auch heute noch die allererste Wahl für Taktik-Shooter-Fans. Man muss lange suchen, um (PC-)Games zu finden, die einen ebenso intensiven Spielgenuss bieten, wie ihn Cold War Crisis, Red Hammer und Resistance seinerzeit boten - und auch jetzt noch bieten.




      Pro:




      + Taktisch anspruchsvoll


      + abwechselungsreiche Missionen und Schauplätze


      + viele Waffen und Fahrzeuge+ sehr guter Sound


      + große Spielwelt+ enorme Handlungsfreiheit


      + lange Spielzeit (> 100 Stunde)




      Contra:




      - fummelige Steuerung


      - sehr begrenzte Speichermöglichkeit


      - gelegentlich auftretende KI-Schwächen




      Grafik: 70%


      Sound: 100%


      Bedienung: 70%


      Gameplay/Spielspass: 100%




      Gesamtwertung: 87% (= sehr gut!)




    • Schönes Review zu einem tollen Spiel. Ich habe bestimmt 200+ Stunden an OP Flashpoint zugebracht. Kaum ein Spiel danach war für mich annähernd so atmosphärisch und authentisch wie OP Flashpoint. Wahrscheinlich gerade auch durch den Schwierigkeit - eine falsche Bewegung konnte das Aus bedeuten. Was habe ich geflucht. Unvergessen diese Mission versprengt im Wald. Gefühlt 6064636x probiert, aber irgendwann schaffte ich es zurück zur eigenen Truppe.

      Auch die Funksprüche klingen mir noch heute in den Ohren: "Oh no! --- one is down!"