Der grosse RETRO-Rollenspiel Thread
Genre: Rollenspiel
System: Playstation
Hersteller: Square
erschienen: 1998 (Japan, USA, Europa: leider nicht)
Schwierigkeit: mittel
Spielzeit: je nach Spielweise 60-80 Stunden
Worum geht’s:
youtube.com/watch?v=KyVRSim-fQI
Das Raumschiff Eldridge auf seinem Weg durch´s Universum. Plötzlich wird das Raumschiff angegriffen...was zunächst als Angriff einer ausserirdischen Macht aussieht, entpuppt sich als Angriff von innerhalb: Eine fremde Macht beginnt, die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen. Da alle Versuche scheitern, die Kontrolle wieder zurückzuerlangen, befiehlt der Captain die Evakuierung. Doch die flüchtenden Rettungkapseln werden ebenfalls angegriffen. Entsetzt lehnt sich der Captain in seinen Stuhl zurück und aktiviert nach einem letzten Blick auf das Bild seiner Familie die Selbstzerstörungssequenz. Nach einer gigantischen Explosion stürzen die Trümmer der Eldridge auf einen unbekannten Planeten und eine mysteriöse junge Frau entsteigt den Wrackteilen. Wer ist sie?
Willkommen beim Mech-RPG Xenogears aus dem Jahre 1998. Viele Rollenspiele sind ja stark Geschmackssache, dieses hier wäre so ein Vertreter. Die Befürworter halten es für eines der imposantesten RPG´s aller Zeiten mit einer Wahnsinns-Story und einem unvergesslichem Soundtrack, die Gegner meckern über öde Dungeons mit nervigen Sprungpassagen und ein langweiliges Kampfsystem...wer hat denn nun recht? Vielleicht sogar beide...wir werden sehen...
Nach dem tollen Intro (es wird übrigens so RICHTIG genial, wenn man die Story rund um das Raumschiff zum Schluss kennt) schlüft ihr in die Rolle des jungen FEI, der friedlich im Dorf Lahan lebt. Doch der Frieden wird jäh von plötzlich auftauchenden Kampfrobotern gestört. Beim Versuch, das Dorf zu retten, steigt er in einen der Mechs und legt unfreiwillig das Dorf in Schutt und Asche. Aus der Heimat verstossen, macht sich Fei auf die Reise, begleitet von dem weisen Citan. Nach nicht allzu langer Zeit schliesst sich ebenfalls die junge Elly an, die scheinbar in irgendeiner Verbindung zu unserem Helden steht.
Die gigantische, umfangreiche Story über Tausende von Jahren dreht sich um Verschwörungen, Bestimmung der Menschheit, Wiedergeburt, gespaltene Persönlichkeiten, die Herkunft Gottes (!) und eine fiese Sekte namens Ethos, die den Glauben der Menschen schamlos ausnutzt, um Sklaven nach Solaris zu schicken, eine Stadt im Himmel, die die Menschen auf der Erde nur verächtlich „Surface Dwellers“ nennen. Doch was plant das Minstry und der mysteriöse KRELIAN? Die Geschichte ist wirklich ganz grosses Kino, da kann kaum ein anderes RPG mithalten, etwas beeinflusst sicher von der Animeserie Neon Genesis Evangelion.
Ablauf:
Auf Eurer Reise sprecht ihr mit vielen Bewohnern, erforscht (meist eher mittelprächtig designte) Dungeons und Städte und bestreitet viele Zufallskämpfe. Das besondere ist die Kamera, ihr könnt im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern die Kamera jederzeit drehen. Gameplaytechnisch ein cleverer Schachzug, der für bessere Übersicht sorgt.
Das besondere am Kampfsystem ist die Tatsache, dass ihr die Kämpfe nicht nur auf Schusters Rappen, sondern auch im turmhohen Mech austragen könnt. Bei den teils schweren Zwischen-und Endgegnern ist letzteres zum Glück auch die Regel. Neben Zaubern (die leider kaum eine Rolle spielen) könnt ihr Gegenstände benutzen und natürlich die Gegner auch angreifen. Dazu gibt es ein anfangs sehr spassiges Combo-System. Mit X, Quadrat und Dreieck könnt Ihr unterschiedliche Schlagkombinationen auf die Gegnerschar loslassen, um die sog. Death Blows zu erlernen. Wenn Ihr im Mech unterwegs seid, ist es zudem erforderlich, auf Euren Treibstoff zu achten und evtl. auch den Booster zu nutzen.
So spassig die Kämpfe sowohl im Mech als auch zu Fuss anfangs sind, auf die Dauer sind sie doch eher eintönig – gerade gegen die normalen Gegner. Magie-oder Team-Angriffe spielen kaum eine Rolle, wenn ihr erstmal alle Death Blows erlernt habt, drückt man einfach stur die Tastenkombination, das war´s dann auch schon. Nervig sind auch die mit teils ätzenden Sprungpassagen ausgestatteten Dungeons und gerade die 2.CD ist sehr linear und wird nur zwischen den Bosskämpfen von genial gemachten Zwischensequenzen unterbrochen. Schlecht ist das Kampfsystem sicher nicht, aber das Drumherum ist doch eine Klasse besser als der spielerische Kern. Super sind dagegen die Endgegner, die oft nur mit einer bestimmten Taktik zu besiegen sind.
Die Technik:
Auf den ersten Blick ist die Optik sehr gut. Gerade die Charaktere und die Effekte bei den Kämpfen sind prima gemacht, die Zwischensequenzen sind Referenzklasse. Generell sind Charakterdesign und Spielwelt auf hohem Niveau. Leider tritt hier aber auch der FF7 Effekt auf, will heissen: Die Mischung aus 2D und 3D Optik wirkt gerade bei Kamerafahrten oft unsauber und grob.
Der Soundtrack ist absolut phantastisch, von ruhigen atmosphärischen Klängen, über traurige, melancholische Melodien bis zu monumentalem Getöse wird das ganze Spektrum jederzeit passend eingespielt. Die Kompositionen von Mitsuda gehören zum besten, was die Videospiel-Geschichte produziert hat.
Die Kritik:
Xenogears erinnert ein wenig an ein Essen beim Griechen: Schmeckt echt lecker (Atmosphäre, Grafik, Soundtrack) und macht echt satt (komplexe Story und riesiger Umfang), aber liegt auch etwas schwer im Magen (Linearität, Sprungpassagen, anfangs spassiges – aber auf die Dauer etwas monotones Kampfsystem). Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich entschliesst, Square´s Mammutwerk zu zocken. Die spielerischen Aspekte können mit den storymässigen Akzenten nicht ganz mithalten. Dennoch hockt man meist staunend vor der Konsole und ist entzückt ob der genialen Story, den tollen Charakteren und dem phantastischem Soundtrack.
(Durch-) Gezockt haben sollte man es auf jeden Fall einmal, wenige Spiele haben so viele Magic Moments zu bieten wie dieses. Leider ist gerade die 2.CD extremst linear (man läuft praktisch von Bosskampf zu Bosskampf mit wenigen Speicherpunkten unterbrochen von meist toll gemachten Zwischensequenzen); ist Euch ein tiefgründiges Kampfsystem a la Grandia oder aus diversen FF´s wichtig, dann ist es wohl eher ungeeignet. Wem aber Story und Drumherum sehr wichtig sind und wer mit einigen spielerischen Mängeln leben kann, für den dürfte es wohl die Erfüllung sein. Ich zumindest zähle es trotz der genannten Mängel zu meinen TOP10 Rollenspielen aller Zeiten.
Grafik: 8/10
Sound: 10/10
Atmosphäre: 10/10
Spieldesign: 7/10
Dauerspass: 10/10
Gameplay: 8/10
FUN: 9/10
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