Limbo
Zuerst ein Hinweis meinerseits.
Ich bin kein Freund der Standardreviews. Ich versuche soweit es geht von dem klassischen Spielprinzip-Grafik-Steuerung-Endwertung System mich zu entfernen. Deswegen werde ich auch auf Prozentwertungen/Punkten verzichten und eine andere Herangehensweise verwenden.
Da dies mein erster jemals geschriebener Test ist, ist es mir bewusst, dass vieles noch Verbesserungswürdig ist. Also kritisiert was das Zeug hält.
Sollte die Zeit, Muse und Lust vorhanden sein, werden weitere Tests folgen.
Limbo - Das Spiel mit der Angst
Angst.
Für viele ein Tabuthema. Wird doch das Gefühl der Angst oftmals von panischen, ja gar fast hysterischen Reaktionen begleitet. Wenige Videospieleentwickler versuchen sich daran sich ernsthaft mit dem Thema der Angst auseinander zu setzen ohne die falsche Abfahrt ins Horror- Splatter Genre zu nehmen. Doch wie soll man respektvoll an dieses, doch unliebsame, Thema herangehen?
Indem man sich mit leuchtend roten Buchstaben das Wort KUNST sich auf die Stirn schreibt und schreit: „Liebt mich!“
Genau so macht es das Spiel Limbo des dänischen Entwicklerteams Playdead.
Bereits zu Beginn zeigt das Spiel, woran man hier ist.
Der Ort: ein Wald.
Düster, beklemmend, gefährlich, verlassen sind die ersten Gefühle, die man beim Starten vernimmt. Erzeugt wird diese dichte Atmosphäre zum einen durch die Grafik. Farben sind in diesem Spiel fehl am Platz. Verschieden schwarz und weiß töne dominieren den Bildschirm. Wie ein einziger Schatten erscheint die Welt, die nur die Gefahren erahnen, aber nicht erkenne lässt. Erinnerungen an das Monster im Schrank und das Ungeheuer unterm Bett werden wach. Begleitet wird das Spiel nur mit einer geringfügigen Musikalischen Untermalung. Fast nicht existent ertönen nur hier und da, wenn sich der Wind durch die Blätter der riesigen Bäume schlängelt, Geräusche. Minimalistisch scheint bei diesem Spiel das Zauberwort zu sein. Minimalistisch ist auch die Steuerung. Links, rechts, springen, greifen. Mehr braucht man nicht in der Welt von Limbo.
Aber zurück zum Start.
Das Spiel ist gestartet, man ist im Wald, nichts passiert. Erst beim drücken eines Buttons kann man im dunklem Untergrund kleine, weiße Augen erkennen, die sich langsam öffnen. Nach einem erneuten drücken erhebt sich eine Figur vom Boden. Zuerst mit der Umgebung verschmolzen zeigt sich nun ein kleiner Junge. Euer Charakter. Atmosphäre pur.
Man ist bereits mitten im Spiel. Es gibt kein Tutorial, keine Einleitung. Nur die Spielbeschreibung der Entwickler: „Uncertain of his sister's fate, a boy enters Limbo.“, gibt einen Hinweis auf die Geschichte.
Kann aber Limbo auch etwas anderes als nur eine hervorragende Atmosphäre bieten?Die Antwort lautet: Ja, kann es.
Limbo ist im Grundgerüst ein klassischer Puzzel-Platformer in dem ein Rätsel dem nächsten folgt. Timing, punktgenaues Springen und viel Grips sind notwendig um voranzuschreiten. Dabei werden Erinnerungen an den Klassiker Another World wach. Oftmals steht man lange vor einem Rätsel und wenn nach zig Versuchen es endlich klick gemacht hat, ist die Freude umso größer, wenn das Hindernis überwunden ist.
Limbo gehört zu denjenigen Titel die immer wieder aufgezählt werden, wenn es um das Thema Videospiel und Kunst geht. Und das versucht auch das Spiel den Spielern fast schon richtig einzuprügeln. Der ganze Stil, die ganze Art des Spiels schreit "Kunst", doch leider verliert Limbo sein künstlerisches Engagement bereits nach der ersten Hälfte des Spiels und verwandelt sich zu einem reinen Puzzel-Platformer. Das Haupthema Angst wird lieblos fallengelassen, das beklemmende Gefühl der ersten Hälfte vergessen.
Die Rätsel mögen zwar abwechslungsreich und clever gestaltet sein, das Spiel ist dennoch innerhalb weniger Stunden abrupt beendet. Gerade bei einem Preis von 1200 MS Points/15 € und dem doch etwas unbefriedigenden Ende, fühlt man sich schon etwas von den Entwicklern verlassen. Dass das zum Spielerlebnis beitragen soll, wage ich jedoch zu bezweifeln.
Für wen lohnt sich jetzt Limbo?
Das Spiel ist ganz klar für Leute geeignet die Videospiele als Kunst ansehen und auch das Geschehene interpretieren wollen. Ebenso können diejenigen unbesorgt zuschlagen, die einen cleveren Puzzle-Platfomer wollen.
Wer sich nicht in einer der beiden Kategorien findet, der spielt halt etwas anderes.
„Der nächste Satz ist eine Lüge. Der vorhergehende Satz ist wahr.“
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Fauthog ()