Game of the month, vormals "Nicht nur sammeln, auch mal spielen!" - Art of Fighting
Nachdem wir uns beim letzten Mal zum Bewahrer der Menschheit aufgeschwungen haben, indem wir jene vor der Bedrohung eines durchgeknallten Supercomputers und dessen Lakaien bewahrten, backen wir, mit Art of Fighting (Ryūko no Ken in Japan), in den nächsten 2-4 Wochen etwas kleinere Brötchen.
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Im 1992 erschienenen Fighting Game (oder Beat 'em up, für die Europäer unter uns ;)) von SNK geht es nämlich darum, das unschuldige und wehrlose Entführungsopfer Yuri Sakazaki den Klauen skrupelloser Gangster zu entreißen. Aus diesem Grunde begeben wir uns, in der Rolle ihres Bruders Ryo oder eines alten Freundes der Familie, Robert Garcia, in die vom Verbrechen gebeutelte Kleinstadt 'Southtown'. Unnötig zu erwähnen, dass die kriminellen Subjekte, welche die Stadt heimsuchen, alles daran setzen, unseren Helden das Leben so schwer wie möglich zu machen. Der Pfad zu Yuri ist steinig. Und blutig.
Zum Vorteil gereicht Ryo und Robert bei ihrem ehrgeizigen Vorhaben, dass sie den tödlichen 'Kyogukenryu'-Karatestil gar meisterlich beherrschen. Um ihre furchterregenden Kampftechniken abzurufen, bedarf es ganzer drei Buttons. Mit (A) wird geschlagen, (B) ist für Tritte zuständig und mit (C) werden erderschütternde 'Power-Moves' ausgelöst. In unmittelbarer Nähe zum Gegner initiiert jener Button ausserdem einen eleganten Wurf (Schulterwurf bei Robert, Rückenrolle bei Ryo).
Von den sogenannten 'Power-Moves' existieren sowohl Tritt- als auch Schlagvarianten. Wie das mit nur einem Button zu bewerkstelligen ist? Nun, entscheidend ist, welche der beiden Angriffstasten vorher betätigt wurde. Habt ihr euren Gegner zuvor mit einem Tritt malträtiert, vollführt euer Charakter beim Betätigen der (C)-Taste beispielsweise einen mächtigen Roundhouse-Kick. Erwähnt sei hier noch, dass sich euer Alter Ego mit einem eingesprungenen (C)-Kick in 'Wandnähe' elegant von eben jener abstößt und sein Aktionsradius somit stark erweitert wird.
Selbstverständlich sind Ryo und Robert nicht nur Meister des Angriffs, sondern auch der Verteitigung. Dazu gehört, neben dem obligatorischen Blocken (Stick nach hinten drücken) auch der Kampf auf psychologischer Ebene. Mit Druck auf den (D)-Button beginnt euer Charakter nämlich, sein Gegenüber zu verspotten, was sich direkt auf dessen Moral bzw. sein 'Ki' auswirkt. Im Gegensatz zu anderen Kampfspielen (Anm.: AoF war der erste Genrevertreter, der Taunts enthielt), ist dies bei Art oF Fighting wörtlich zu nehmen, weil dadurch der Ki-Balken, welcher sich direkt unterhalb der obligatorischen HP-Bar befindet, gesenkt wird.
Wie manch einer wahrscheinlich bereits vermutet, ist eben jener für die genretypischen Special-Moves zuständig. Bei jedem Feuerball- oder Uppercut-Einsatz, leert sich euer Ki-Balken, bis ihr nur noch völlig verstümmelte Versionen eurer einst mächtigen Techniken einsetzen könnt. Glücklicherweise ist euer Fighter aber in der Lage, seinen Kampfgeist erneut zu fokusieren, indem ihr (A), (B) oder (C) gedrückt haltet. Dies will aber gut getimt sein, da ihr während des 'Aufladevorgangs' völlig wehrlos seid.
Es sei noch angemerkt, dass sich die beiden Protagonisten, bei vollständig aufgeladener Ki-Bar und dramatisch reduzierter Health, einem vernichtenden Super-Special-Move (nämlich dem, vor allem aus den KoF-Spielen bekannten, Ryuko Ranbu) bedienen können, welcher einen schon verloren geglaubten Kampf noch herumzureißen vermag. Art of Fighting war somit das erste Kampfspiel, welches mit derartigen Moves daher kam (Fatal Fury 2, das dieses 'Feature' ebenfalls bot, erschien etwa 3 Monate später).
Aufgelockert wird die zünftige Balgerei durch kurze Story-Sequenzen (s.o.) und die, für Fighting Games dieser Epoche üblichen, Bonus-Stages. Jene dienen bei Art of Fighting allerdings nicht nur dazu, den Punktevorrat aufzustocken, sondern verbessern auch die körperlichen Eigenschaften eures Helden. So gewinnt ihr beispielsweise an Ki, wenn es euch gelingt, einige Bierflaschen mit der Handkante zu 'enthaupten' oder an Lebensenergie, wenn ihr aufgestapelte Eisblöcke mit eurem Unterarm zertrümmert. Bonus-Stage Nummer 3 lässt euch, nach mehrmaliger erfolgreicher Anwendung, sogar einen neuen und ausgesprochen mächtigen Special-Move erlernen (Super-Feuerball).
Technisch kommt das Spiel, zumindest für sein Erscheinungsjahr, absolut bombastisch daher. Derart große Sprites bot bis zu diesem Zeitpunkt kein anderer Genrevertreter (und tut es, meines Wissens nach, bis heute nicht). Da es sich aber nicht um eine Boxsimulation handelt, musste der Kampfschauplatz dennoch eine angemessene Größe besitzen. Dies wurde durch einen Zoomeffekt realisiert (auch hier war AoF Vorreiter). Je mehr Abstand die beiden Kontrahenten zwischen sich bringen, desto weiter zoomt der Bildausschnitt, mit butterweichem Scaling, heraus und gibt mehr von den abwechslungsreichen und schön gezeichneten Stages preis. Jene reichen von verrauchten Rockerbars über Militärbasen bis hin zur, mit Leuchtreklame vollgestopften, Chinatown.
Eine weitere Besonderheit AoFs ist zudem, dass die Gesichter der Kontrahenten in Echtzeit ramponiert werden. Fängt euer Charakter einen saftigen rechten Haken, sind die unschönen Folgen direkt in seinem Antlitz zu 'bewundern'.
Sound- und Musik sind durchweg auf der Höhe der Zeit (1992, nicht 2010 ;)) und wissen zu gefallen. Von brachialen Rocktracks bis hin zu anpeitschenden asiatischen Klängen ist alles vertreten.
Übrigens können, im Gegensatz zum Single Player-Modus, in welchem lediglich Ryo und Robert als Spielfiguren zur Verfügung stehen, im VS.-Modus auch die restlichen Raufbolde von euch in den Ring geschickt werden.
Bei Art of Fighting handelt es sich um einen echten Klassiker, welcher, neben Bombasttechnik, auch mit einigen Genre-Innovationen daherkommt. Aus heutiger Sicht ist das Gameplay des Spiels recht limitiert - es gibt weder Combos, noch Throw-Techs, noch Guard Break oder ähnlichen 'Schnick-Schnack'. Zudem lassen die Animationen der Charaktere zu wünschen übrig, was sich in einer recht gewöhnungsbedürftigen Steuerung äussert.
Nichtsdestotrotz macht der Titel auch heute noch Spaß - sei es wegen der interessanten Charaktere, der einzigartigen Atmosphäre Southtowns oder einfach des Frühneunziger-Trashfaktors.
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Wie gehabt spielen wir in erster Linie auf Punkte. Da bei AoF, wie auch bei Last Resort, der Scorecounter bei jedem Continue zurückgesetzt wird, können beliebig viele Credits verwendet werden. Schwierigkeitsgrad soll 'easy' (Homeversionen) oder 1 (MVS) sein. Erlaubt sind folgende Versionen des Spiels: AES, NGCD, MVS, SNK Arcade Classics Vol. 1 (PS2, Wii), Art of Fighting Anthology (PS2). Nicht erlaubt sind, wie gewohnt, PC-Emulatoren und alle verbleibenden Umsetzungen.
Vorerst habt ihr bis zum Ende des Monats (31.10.) Zeit, um euch zum besten Art of Fighting-Spieler dieses Forums aufzuschwingen.
Viel Glück und - wie immer - vor allem viel Spaß!
Oh, und vergesst nicht, King mit einer 'angemessenen' Technik auf die Bretter zu schicken.
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