Spiel dich gut, Killer!

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  • Spiel dich gut, Killer!

    Spiel dich gut, Killer!
    Von Daniel Haas

    Manche Leute lassen ihre Tamagotchis absichtlich verrotten. Huschte da gerade ein schurkisches Lächeln über Ihr Gesicht? Dann habe ich was für Sie: das ultimative Weihnachts-Game.

    Computer sind gar nicht doof. Demnächst sollen sie sogar die Namen der Menschen ausspucken, die bald einen Mord begehen könnten. Prävention, volles Programm. Man wird das dann sicher auch auf soziale Schwächen und Charakterfehler ausdehnen. Irgendwann steht die Kripo vor der Tür und sagt: "Hände hoch, Sie sind im Begriff, ihre Steuererklärung zu türken!"


    Computerspiele sind ebenfalls intelligent. Am schlauesten sind die Killerspiele. Sie sind eine Reaktion auf die Ödnis des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und auf Hollywood, dessen Blockbuster mittlerweile so sind wie ein NPD-Parteitag. Ich werd' zum Mörder!, wer hat das noch nicht gerufen angesichts einer Christiansen-Sendung oder eines Mel-Gibson-Films. Mit der virtuellen Waffe anschließend um die Häuser zu ziehen muss als Minimalentlastung doch wohl erlaubt sein.

    Kritiker sagen: Killerspiele machen böse. Sie verschaffen eine erhöhte physiologische Erregung, die auf Dauer zur Abstumpfung führt. Dann muss die Dosis erhöht werden, und schon geht's nach Emsdetten, Lehrer umnieten. Seitdem ich das weiß, bin ich sehr viel vorsichtiger geworden. Ich meide den Kaffeeautomaten in der Kantine, weil er mich seit Jahren in Rage versetzt, zu Hause ignoriere ich den ewig tröpfelnden Duschkopf so gut es geht, und demnächst werfe ich mein Handy weg - ich kriege den stressigen Klingelton einfach nicht gelöscht. Alle diese Dinge versetzen mich in erhöhte körperliche Alarmbereitschaft bei gleichzeitiger Abstumpfung. Zum Glück habe ich keine Lehrer in meinem Bekanntenkreis.

    Dafür aber Leute, die anspruchsvolle Spiele spielen. "Civilization" zum Beispiel, ein komplexes Strategiespiel, bei dem man Länder und Kontinente "entwickeln" kann. Was mich nachdenklich gemacht hat, ist der Kollege, der jeden Morgen eine Atombombe auf Paris abfeuert. "Zur Entspannung!", wie er mit unschuldigem Lächeln sagt. "Wenn man schlau genug ist, kann man auch eine Urmenschenhorde mit Panzern plattmachen."

    Ob das nicht ein wenig die Idee der Sache entfremdet, habe ich unseren kleinen Clausewitz gefragt. Er hat nur augenzwinkernd auf die Kollegin am Nebentisch gedeutet und geflüstert: "Die lässt seit zwei Wochen ihre Tamagotchis verrotten, und schauen Sie sie an: Ausgeglichener denn je!"

    Wenn also böse Spiele Menschen böse machen und gute Spiele zweckentfremdet werden, dann müssen vielleicht ein paar neue Konzepte her. Spiele, die berücksichtigen, dass das, was ich sehe, auch meine Realität bestimmt.

    Ich stelle mir ein Altenheim-Spiel vor, wo man in Rekordzeit Schnabeltassen säubern und demente Waffen-SS-Mitglieder füttern muss ("Methusalem-Kompott"). Oder ein Logopäden-Spiel, bei dem man bayerische Spitzenpolitiker behutsam an grammatische Strukturen heranführt ("Äh, B und C"). Die Uno hatte übrigens tatsächlich mal ein Entwicklungshilfespiel im Programm. Es hieß "Tanga-Land", man baute Brunnen, pflanzte Mais und zwischendurch wurde der Spielstand durchgegeben: "Die Population Ihres Dorfes beträgt jetzt noch 300, 200 ..."

    Zur Zeit empfehle ich ein Nächstenliebe-Game. Die Spielstufen: Wangehinhalten im Backpfeifenhagel an einer Berliner Sonderschule, Vergebungsmarathon für RTL-Moderatoren und Ausrichten einer Willkommensparty für den verlorenen Sohn, einen Killerspielspieler, der demnächst zwar niemanden ermorden, in jedem Fall aber alle mit Satanisten-Rock nerven wird.

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