Studie - Gegenwart billiger als früher - Kein T€uro
Wer hätte das gedacht: Unter dem Strich sind heute viele Güter günstiger als früher – so das Fazit einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IdW) in Köln. Wie kommt es dazu?
"Alles ist teurer geworden!" So lautet der Tenor immer wieder gern, wenn man die Bürger befragt, wie sich die Preise geändert haben. Aber stimmt das wirklich? Die Marktforscher des IdW Köln gingen einer sachlichen Frage nach: Wie haben sich die Preise und die Einkommen zwischen 1991 und 2004 entwickelt?
Dazu untersuchten sie, wie lange ein westdeutscher Arbeitnehmer 1991 für Dinge des täglichen Lebens arbeiten musste und verglichen diese Zahlen mit den Werten des Jahres 2004. Das Ergebnis: Für eine geleistete Stunde bekam ein Arbeitnehmer netto im Jahre 2004 rund 31 Prozent mehr Lohn als 1991 – die Preise für Güter und Dienstleistungen stiegen aber im gleichen Zeitraum nur um 27 Prozent.
Ob man sich nun wirklich mehr oder weniger als früher leisten kann, hängt natürlich von der individuellen Lohnentwicklung und vom Konsumverhalten ab. Besonders profitieren Technikfreaks von der Schere zwischen geringem Preisanstieg und gestiegenem Nettolohn. Elektronikprodukte wie Fernseher, PCs oder Digicams erarbeitet sich der Durchschnittsverdiener inzwischen im Handumdrehen.
In der Galerie können Sie vergleichen: Wie lange musste ein deutscher Durchschnittsverdiener 1991 und 2004 für Produkte des täglichen Lebens arbeiten?
Der Vergleich 1991 zu 2004. So lange mussten wir in Stunden und Minuten fürs Essen arbeiten:
Lebensmittel 1991 -> 2004
Mischbrot, 1 Kilogramm 0:11 -> 0:10
Markenbutter, 250 Gramm 0:06 -> 0:04
Vollmilch, 1 Liter 0:04 -> 0:03
Dorsch, 1 Kilogramm 0:57 -> 1:00
Speisekartoffeln, 2,5 Kilogramm 0:10 -> 0:09
Bohnenkaffee, 250 Gramm 0:12 -> 0:08
Viele Lebensmittel sind, rechnet man den Einkommenszuwächsen die Preissteigerungen entgegen, heute günstiger als früher. Das trifft auch auf das Fleisch zu. Das Kotelett (ein Kilogramm) haben wir heute sieben Minuten schneller verdient als noch 1991.
Fischliebhaber müssen für ein Kilogramm Dorsch heute länger arbeiten. Schuld an den Preissteigerungen sind die durch Überfischung gesunkenen Bestände. Wie das Statistische Bundesamt herausfand, ist der Dorsch seit 2002 um knapp 23 Prozent teurer geworden.
Quelle: IdW Köln
Der Vergleich 1991 zu 2004. Wir lange mussten Verbraucher für Kleidung, Elektronik und Energie in Stunden und Minuten arbeiten?
Gebrauchsgüter, Energie 1991 -> 2004
Straßenanzug 21:11 -> 17:51
Damenkleid 9:22 -> 7:20
Herrenschuhe 5:35 -> 5:09
Pumps 7:03 -> 5:51
Strom + Grundgebühr, 200 kWh 3:11 -> 2:51
Normalbenzin, 1 Liter 0:04 -> 0:05
Waschmaschine 53:27 -> 41:28
Fernseher 79:04 -> 39:10
PC 132:59 -> 18:35
Noch günstiger als Lebensmittel haben sich die Preise für andere Gebrauchsgüter des täglichen Lebens entwickelt. Für Kleidung müssen Verbraucher nicht mehr so lange arbeiten wie 1991. Freuen können sich Verbraucher auch über die Preise elektronischer Erzeugnisse. Fernseher und Computer haben wir uns inzwischen in Rekordzeit erarbeitet. Anders sieht es beim Benzin aus. Für einen Liter Sprit muss heute eine Minute mehr auf der Stechkarte stehen als noch Anfang der Neunziger.
Quelle: IdW Köln
Viele Lebensmittel werden billiger, Gebrauchsgüter auch. Aber wie viele Stunden und Minuten arbeiten wir für Medien und Dienstleistungen?
Medien und Dienstleistungen 1991 2004
Tageszeitung, Monatsabo 1:12 1:30
Rundfunkgebühr, monatlich 0:18 0:24
Herrenschuhe besohlen 1:24 1:28
Damenfrisör: Haare waschen und fönen 0:59 1:11
Die Kosten für Medienerzeugnisse und Dienstleistungen haben sich nicht im Sinne der Verbraucher entwickelt. Für die Tageszeitung arbeiten wir länger, für die GEZ-Gebühr müssen Verbraucher gar ein Drittel länger am Arbeitsplatz verbringen. Ähnlich ist die Entwicklung bei Dienstleistungen wie dem Harrschnitt. Auch der ist teurer als früher. Die Erklärung ist einfach: Ein Dienstleister wie der Frisör hat kaum Rationalisierungspotenzial.