Sonic Shuffle im Test

Dreamcast
Bis vor einigen Jahren waren Umsetzungen von Brettspielen für Konsolen und PC's immer ziemlich langweilig. Egal ob Monopoly oder Risiko, irgendwie machte es immer mehr Spaß, mit Freunden an einem Tisch zu sitzen und das Spiel in seiner ursprünglichen Form zu genießen. Das änderte sich schlagartig, als Mario Party für N64 erschien. Der italienische Klempner schaffte erstmals den schwierigen Drahtseilakt und war der Star eines Games, das die klassischen Elemente von Brettspielen durch zahlreiche Mini-Spielchen auflockerte und somit zu einem Multiplayer-Ereignis machte, das viele Zocker nächtelang vor den Bildschirm fesselte. Nach zwei Fortsetzungen für das N64 und dem PSone-Titel Crash Bash, der ein ähnliches Grundprinzip hat, zieht SEGA nun nach und bringt mit Sonic Shuffle einen weiteren Vertreter des noch jungen Genres der Multiplayer-Action-Brettspiele heraus.
Die Story des Spiels wirkt so, als hätte sie sich jemand in fünf Minuten ausgedacht oder aus früheren Sonic-Spielen zusammengeklaut. Wieder einmal geht es darum, verschiedene Teile eines Edelsteins zu finden, um die Welt zu retten. Allerdings ist diesmal nicht Dr. Robotnik der Oberbösewicht, sondern ein mysteriöses Wesen namens Void. Dieser kleine Fiesling hat doch tatsächlich den sagenumwobenen Preciousstone, der aus den Träumen der Menschen erschaffen wurde, kaputtgemacht. Da nun die gesamte Maginaryworld, die in einer anderen Dimension liegt, zu verschwinden droht, beschließt die Herrscherin dieses Reiches, ein paar Helden zu finden, die ihr auf der Suche nach den Fragmenten des Steins helfen sollen. Da Sonic sowie seine Mitstreiter Tails, Knuckles und Amy ja schon einige Erfahrung haben, wenn es um das Retten von Welten und das Finden von wichtigem Kram geht, fällt die Wahl auf das seltsame Quartett und die Freunde werden nach Maginaryworld gebracht. Da ein Spiel mit dem blauen Igel einfach nicht ohne Dr. Robotnik auskommt, schafft es aber auch das wahnsinnige Genie, in die fremde Dimension einzudringen und allerlei Unheil anzurichten.



Sonic darf natürlich nicht fehlen...


Es gibt zwei Hauptmodi, die sich spielerisch kaum unterscheiden. Im Story-Modus tritt man alleine gegen drei computergesteuerte Gegner an. Geht man aus einer Runde als Sieger hervor, wird das Spiel gespeichert und man kann den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen. In recht langatmigen Zwischensequenzen wird die Geschichte weiter erzählt und die Besonderheiten der einzelnen Levels erklärt. Der Versus-Modus erlaubt es, gegen mehrere menschliche Zocker sein Glück zu versuchen, ein Spielfeld auszuwählen und einige andere Einstellungen vorzunehmen. Es ist egal, wie viele Leute auf dem heimischen Sofa sitzen, an Sonic Shuffle nehmen immer vier Spielfiguren teil. Bei akutem Freundesmangel übernimmt die Dreamcast die Steuerung der restlichen Charaktere, wobei man sich aussuchen darf, wie intelligent sich diese verhalten sollen. Drei Schwierigkeitsgrade und vier Levels stehen zur Auswahl.


Die Minispiele sind sehr abwechslungreich geworden...


Die Spielregeln sind sehr viel komplexer als bei anderen Vertretern des Genres, was dazu führt, dass man eine Menge Zeit investieren muss, bis man das Spiel mit all seinen Besonderheiten wirklich beherrscht. Das Ziel ist denkbar einfach. Irgendwo auf der jeweiligen Karte erscheint ein Teil des Preciousstone. Wer ihn als Erster erreicht, darf ihn behalten und erhält auf diese Weise einen Punkt und ein weiterer Splitter erscheint an anderer Stelle. Sind alle versteckten Fragmente eines Levels gefunden worden, ist die Runde beendet. Bevor der Sieger feststeht, werden noch einige Bonuspunkte für besondere Leistungen verteilt. Die Art und Weise, wie man seine Spielfigur durch die Welt von Sonic Shuffle bewegt, ist durchaus interessant.


Dank Cel-Shading hat dieses Sonic-Game einen sehr gewöhnungsbedürftigen Look, der nicht allen Igel-Fanatikern zusagen wird.


Zu Beginn bekommt jeder Mitspieler Karten ausgehändigt, auf denen Zahlen stehen. Statt zu würfeln, darf man sich nun entweder eine Nummer aus der eigenen Sammlung aussuchen oder man zieht blind aus der Hand eines Gegenspielers. Das ist auch oft notwendig, denn neu gegeben wird erst, wenn alle ihre Karten aufgebraucht haben. Es gibt zwei verschiedene reguläre Felder. Endet ein Zug auf einem blauen Kreis, erhält man ein paar Ringe, endet er auf einem Roten, verliert man welche. Wenn es einem Spieler gelingt, immer wieder auf einem positiven Feld zu landen, erhöht sich die Zahl der Ringe, die vor allem in der Endwertung wichtig werden, jedes Mal drastisch. Natürlich gibt es auf jedem Spielbrett auch eine ganze Reihe von Punkten, an denen besondere Ereignisse ausgelöst werden.


Die Minispiele sind sehr abwechslungreich geworden...


Leider kann es auch nur zu einem Mini-Game kommen, wenn ein Spieler auf dem entsprechenden Feld landet. Es kommt viel zu selten zu Konfrontationen mit allen Gegnern. Von Zeit zu Zeit müssen einzelne Spieler gegen ein Monster antreten oder einen Mini-Event bestreiten. Beide Ereignisse sind so unglaublich langweilig, dass man nicht verstehen kann, warum sie überhaupt in das Spiel integriert wurden. Ein Feind kann besiegt werden, wenn man eine Karte besitzt, deren Wert seine Angriffskraft übersteigt. Hat man so etwas gerade nicht dabei, hat man Pech gehabt.



Die Mini-Events sind häufig Ratespiele, bei denen einfach nur das Glück entscheidet, ob der Spieler mit Ringen belohnt wird oder nicht. Überhaupt ist Glück ein Faktor, den man nicht unterschätzen sollte. Wenn man unfaire Situationen in Games nicht mag und nur Spiele zocken will, in denen auch wirklich der Beste gewinnt, sollte man die Finger von Sonic Shuffle lassen. Neben Ringen kann man durch verschiedene Ereignisse auch so genannte Forcejewels gewinnen, die man auf Wunsch auslösen darf. Da es drei Dutzend dieser Edelsteine gibt, die das Spiel mal mehr oder weniger beeinflussen, ist es oft unmöglich, den Überblick zu behalten. Hinzu kommt noch, dass alle Charaktere verschiedene Fähigkeiten haben und teilweise andere Wege benutzen können als die restlichen Spielfiguren.


Keine Sorge. Auch wenn diese Situation extrem gefährlich wirkt, wird in Sonic Shuffle kein Blut vergossen.


Die knapp 50 Mini-Games bieten sowohl einige sehr spaßige Momente als auch eine erstaunlich hohe Anzahl an komplizierten und unverständlichen Situationen. Häufig bereitet die kurze Beschreibung, die jedem der kleinen Spielchen vorausgeht, nicht wirklich auf das Szenario vor, in dem man sich einige Sekunden später wiederfindet. Der genialste Aspekt von Mario Party ist ohne Zweifel, dass man innerhalb von wenigen Minuten eine lange Zocknacht starten kann, ohne dass einzelne Zocker dauernd Fragen zum Spielablauf stellen. Bei Sonic Shuffle fällt der Einstieg deutlich schwerer. Selbst wenn sich alle Spieler das knappe Tutorial, in dem die wichtigsten Regeln kurz erklärt werden, gemeinsam anschauen, kommt es im Game immer wieder vor, dass keiner genau weiß, was zu tun ist.


Optisch trist... Vielen der kleinen Herausforderungen fehlt es eindeutig an Charme.


Für Motivation soll der Sonic Room sorgen, in dem im Laufe der Zeit immer mehr Gegenstände und Bilder zu finden sind. Allerdings wird es schnell langweilig, durch das Fotoalbum des Igels zu blättern - und auch die freischaltbaren Bonus-Charaktere werden niemanden vom Hocker hauen, was vielleicht daran liegt, dass sie alle samt Bild und Beschreibung ihrer speziellen Fähigkeiten in der Anleitung zu finden sind. Immerhin gibt es in Sonic´s Wohnzimmer die Möglichkeit, bereits gespielte Mini-Games direkt anzuwählen, was traurigerweise mehr Spaß macht als die Haupt-Modi.


Leider entscheidet oft das Glück über den Ausgang eines Mini-Games. Für wettbewerbsorientierte Zocker kann so etwas sehr frustrierend sein.


Natürlich ist die Grafik eines Games immer Geschmackssache, aber Sonic Shuffle besitzt das Potential, die Fangemeinde in zwei Lager zu spalten. Einige werden von dem bereits aus Jet Set Radio bekannten Cel-Shading-Effekt begeistert sein, der den Spielfiguren einen flachen Comic-Look verleiht. Andere werden sich darüber aufregen, dass Sonic und seine Freunde völlig anders und nicht so detailliert aussehen, wie in ihrem letzten Dreamcast-Auftritt. Insgesamt ist die optische Qualität für Dreamcast-Verhältnisse eher mittelmäßig, was aber vor allem am Genre liegen dürfte. Wenn man aus dem Action-Brettspiel eine Effekt-Orgie gemacht hätte, wäre es sicherlich noch unübersichtlicher geworden als es ohnehin schon ist.


Drei der ganz großen Sega-Stars geben sich die Ehre. Und Amy steht auch mit im Bild...


Simpler ist in vielen Bereichen einfach besser, wenn es um Games dieser Art geht. Allein durch die vielen verschiedenen Perspektiven, die sich aus dem Standpunkt auf der jeweiligen Karte ergeben, weiß man häufig nicht mehr genau, wo man sich eigentlich befindet. Der notwendige Blick auf die Karte raubt wertvolle Sekunden und stört den Spielfluss. Durch einige nette Texturen und Animationen werden viele der Levels aufgewertet. Unverzeihlich ist allerdings die grafische Qualität der Mini-Games. Hier hätte SEGA ruhig die 128Bit-Muskeln spielen lassen können. Aber statt aufwändigen Szenarien wird meistens nur das Nötigste geboten.


Durch wie viele Wälder ist Sonic in seinem Leben eigentlich gerannt? Dieses Baumgebiet ist jedenfalls das grafisch uninteressante.


Die musikalische Untermalung zeichnet sich zwar nicht durch wirkliche Innovationen aus, aber die einfachen Melodien passen immer gut zu den jeweiligen Level. An Soundeffekten wird Altbewährtes geboten und auch die Sprecher sind die Gleichen geblieben wie in Sonic Adventure, was die Fans freuen dürfte.

Tim meint:

Tim

Wahrscheinlich würde Sonic Shuffle weltweit als innovatives und spaßiges Multiplayergame gefeiert werden, wenn nicht bereits die Maskottchen von Nintendo und Sony gezeigt hätten, dass man die Grundidee wesentlich besser umsetzen kann. Durch eine ganze Reihe von vermeidbaren Fehlern wirkt der neuste Auftritt des blauen Igels im Vergleich mit Mario Party und Crash Bash eher langweilig. Durch das recht komplexe Regelwerk und die teilweise verwirrenden Levels muss man eine Menge Zeit investieren, um ein paar Freunde zu einer Runde Sonic Shuffle zu überreden. Allein macht das Game nur halb so viel Spaß und ist höchstens für absolute Fans des turnschuhtragenden Insektenfressers ein geeignetes Mittel, um ein wenig Abwechslung in den Jump´n Run-Alltag zu bringen.

Userwertung
9 3 Stimmen
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Sonic Shuffle Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 30.03.2001
Vermarkter SEGA
Wertung 6.2
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