RAM Games - Mikrospiele für Atari 2600 im Test

Normalerweise werden auf dem Atari 2600 Spiele in Modulform in die Konsole eingelegt und so gestartet. Diese Spiele waren zu offiziellen Entwicklungszeiten zwischen 2 KByte und 8 KByte groß. In den letzten Jahren erschienen auch einige Homebrew Spiele, die bis zu 32 KByte an Speicher umfassten. Dies mag heutzutage nach wenig klingen, aber Anfang der 80er Jahre hätte solch ein Modul den Einzelpreis eines neuen Neo Geo AES Game gehabt.
 

Der Clou an RAM Games ist nun, dass für diese Spiele einzig und allein der RAM Speicher des Atari 2600 genutzt wird. Und der beträgt 128 Bytes, also nur einen kleinen Bruchteil eines eigentlichen Modulspiels. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Spiel mit 4 KByte Speicher, in etwa 4096 Bytes, ist 32mal so groß wie ein solches Mikrospiel. Als gedankliches Beispiel: Die Einleitung zu diesem Artikel besteht aus 409 Zeichen. Digitalisiert gespeichert reicht dies einem RAM Game Programmierer für drei Spiele aus!

Diese Spiele werden nur einmal beim Einschalten der Konsole in den RAM Speicher geladen. Danach kann das Modul entfernt werden, ohne dass das Spiel dadurch beeinträchtigt wird. Allerdings nimmt man durch die Limitierung auf den RAM Speicher Einschränkungen in Kauf: Die Spiele sind sehr simpel und optisch abstrakt aufgebaut. Um dies zu verdeutlichen, stellen wir euch nachfolgenden ein paar dieser Mikrospiele vor. Die Entwicklung solcher Mikrospiele steckt noch in den Kinderschuhen, aber wer weiß, mit welchen Perlen uns die Entwickler in Zukunft noch beglücken werden. Viel Vergnügen!

Das erste Spiel seiner Art war RAM Pong. Allein durch den geschichtlichen Hintergrund auch passend als erstes Projekt. In der RAM Version ist das Spiel auf das nötigste beschränkt worden, also das spielen des Balls mit dem eigenen Schläger. Gesteuert wird dieser mit dem Paddle Controller für das Atari 2600. Zunächst wurde eine Version für einen Spieler veröffentlicht, in welcher der Ball von den Wänden abprallte. Danach veröffentlichte Entwickler Thomas Jentzsch eine Zwei-Spieler Version. Hier geht es nicht ums Punkte sammeln, denn mit jedem „Punkt“, den der Spieler macht, verschiebt sich die Mittellinie in Richtung des Gegners. Berührt sie den Rand einer Seite, hat dieser Spieler verloren.
 

Natürlich darf in der Riege solcher Mikrospiele kein Rennspiel fehlen. Mit RAM Racer steuert man seinen roten Wagen aus der Vogelperspektive von links nach rechts und versucht, ankommenden Autoreihen auszuweichen. Diese bewegen sich unterschiedlich schnell auf den Spieler zu und entsprechend schwierig ist es, auszuweichen. Auch hier ist die Grafik wieder sehr schlicht, da die gegnerischen Autos nur als blaue Blöcke und die Straßenbegrenzung nur als weiße Linie dargestellt wird. Dennoch ist es voll funktionsfähig und gut mit Joystick steuerbar.
 

Bei RAMvaders wollte man einen Space Invaders Klon erstellen. Auch dieses Spiel wurde auf das Nötigste zurechtgestutzt. Durch den wenigen Speicher, der für das Spiel zur Verfügung gestellt wird, müssen alle Invaders ihren Angriff auf die Erde verschieben und nur drei blieben übrig. Diese werden als blaue Blöcke dargestellt und bewegen sich, wie im Original, von einer Seite des Bildschirms zur anderen. Das Raumschiff des Spielers befindet sich am unteren Bildschirmrand und wird mit dem Joystick gesteuert. Drückt man den Feuerknopf, so kann man mit einem gezielten Schuss einen der Invaders bei einem Treffer niederstrecken. Erreichen diese den Spieler, so ist das Spiel vorbei. Auch hier gibt es weder einzelne Levels noch eine Punktezahl.
 

Bei RAM Defender wurde versucht, einen Klassiker neu zu interpretieren. Auch hier wurde das Spiel wieder auf das Grundsätzliche reduziert. Man steuert sein rotes Schiff in alle vier Richtungen und nimmt mit Druck auf den Feuerknopf seinen Gegner aufs Korn. Trifft man diesen, so erscheint ein neues Schiff am Bildschirm. Da dieser Titel noch in Entwicklung ist, werden noch wichtige Elemente des Spiels, wie etwa die Menschen, die man beschützen soll, integriert werden. Wir dürfen gespannt sein.

 

Auch das klassische Tic Tac Toe findet sich unter den ersten RAM Games. In RAM Tic Tac Toe wird das Spielfeld in neun graue Segmente geteilt und Spieler färben abwechselnd mit Hilfe des Keypad Controllers die Segmente ein. Falls einer der zwei Spieler drei dieser Segmente schräg oder in einer Reihe in seiner Farbe einfärben kann, so hat dieser gewonnen. Das Spiel wurde hier relativ schlicht in neun graue Segmente unterteilt, die dann entweder grün oder rot eingefärbt werden.
 

Noch ein weiteres Puzzlespiel hat seinen Weg unter die RAM Games gefunden. Bei RAM Sliding Puzzle wird der Bildschirm in zwölf verschiedenfarbige Segmente aufgeteilt und die Steine müssen am Ende so wie auf dem Screenshot angeordnet werden. Bei Spielstart sind diese am Bildschirm durcheinander angeordnet und können mit dem Keypad Controller verschoben werden. Das Sliding Puzzle ist auf Grundlage des Programmcodes von Tic Tac Toe entstanden, was man auch auf dem ersten Blick erkennen kann. Allerdings wurden hier mehr Farben verwendet, um das Spiel etwas bunter werden zu lassen.
 

Zu guter Letzt haben wir noch einen weiteren Klassiker, den es als RAM Version gibt: RAM Combat. Hier stehen sich zwei Kontrahenten gegenüber, die versuchen müssen den Gegner mit gezielten Schüssen zu vernichten. Dieser wird mit einem Treffer aber nicht zerstört, sondern dessen Block wird halbiert, während der des anderen Spielers verdoppelt wird. Ist einer der Blöcke vollständig verschwunden gewinnt der andere Spieler das Spiel. Auch dieser Titel steht erst am Anfang der Entwicklung. Mal sehen wie dieser am Ende aussieht.