Assassin's Creed Odyssey: Viel zu tun im Test

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Mit Assassin‘s Creed Origins brach Ubisoft mit vielen Konventionen der Assassin‘s Creed-Reihe. Man deckte die Karte mit allen Einzelheiten nicht mehr dadurch auf, dass man Türme erklomm. Das Kampfsystem wurde - erneut - überarbeitet und zum ersten Mal befand man sich in einer Epoche, die noch vor dem allerersten Teil spielte. Umso überraschender, als einige Monate nach dem Release bereits mit Assassin‘s Creed Odyssey das nächste Spiel angekündigt wurde. Ob hier ein Rückfall in alte Zeiten drohte, als die Reihe durch die jährliche Veröffentlichung neuer Games erheblich litt?

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Wobei dieses Mal Ubisoft gelobte, das dieses Mal erneut mehr als ein Jahr bis zum nächsten Teil vergehen würde. Was, wenn man sich die Ereignisse der Geschichte anschaut, auch die richtige Entscheidung sein dürfte. Doch dazu weiter unten mehr.
 
Die Hauptgeschichte findet im antiken Griechenland statt, zur Zeit des Peloponnesischen Krieg, also der Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im antiken Griechenland, zwischen Sparta und Athen, von 431 bis 404 vor Christus. Dadurch bedingt, hat man es im Spiel zum ersten Mal nicht mit dem Konflikt zwischen Assassinen und Templern zu tun, oder Parteien, die für beide stehen. Stattdessen steuert man einen Nachkommen des spartanischen König Leonidas, der einst mit 300 seiner Soldaten den Vormarsch der Perser aufhielt und dabei mit allen Leuten starb. Man hat zu Beginn die Wahl zwischen Kassandra oder ihrem Bruder Alexios, die ihre Heimat verloren haben und den Speer Leonidas führen. Egal, für welche Figur man sich entscheidet, beide werden in den Krieg verwickelt, da eine Gruppe namens Kosmos versucht, den Konflikt zu verlängern. Dabei ist ihr wichtigstes Instrument jemand, der dem Spielcharakter nahesteht. Übrigens empfehle ich als Spielfigur die Schwester, da sie mit ihrer Mimik das Spielgeschehen auf eine leicht ironische Art beobachtet.
 
Bis man allerdings in der Geschichte an diesem Punkt angekommen ist, an welchem man diese Gruppierung kennenlernt, können über 14h vergehen. Ursache dafür ist, dass wenn man das Spiel wirklich detailliert erkundigen möchte, man einiges tun kann. Und auch teilweise muss, um das vorgeschriebene Level zu erreichen, mit dem man eine bestimmte Mission erledigen sollte. Man kann nicht einfach von Hauptmission zu Hauptmission gehen, da das Abarbeiten von diesen einem zwar durchaus Erfahrungspunkte gibt. Diese jedoch alleine nicht ausreichen, um im Level aufzusteigen. Man muss quasi die Nebenmissionen erledigen, wobei hier ebenfalls das Problem besteht, dass die erwirtschafteten XP eher dürftig sind. Entweder, man nimmt jede Mission, die man kriegen kann oder aber, worauf Ubisoft vermutlich setzt, man investiert reales Geld in einen XP-Booster, wodurch das Aufleveln natürlich deutlich leichter fällt! Ansonsten kann man mit echtem Geld vor allem kosmetische Sachen kaufen, wie ein Pegasus als Pferd oder einen anderen Skin für das Schiff, dass man später im Game steuern kann.
 

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Jetzt hat man die Wahl: Entweder Realgeld in die Hand nehmen. Oder Sidequest an Sidequest reihen, um irgendwann erfahren genug zu sein, um im Game weiterzukommen. Denn ist dem nicht der Fall, wird man selbst, wenn man nur einen Level unter dem vorgeschriebenen Stand ist, selbst von schwächeren Gegnern problemlos mit zwei, drei Schlägen umgebracht.
 
Dabei ist das Kampfsystem des Spiels durchaus gut gemacht. Die Steuerung wurde von Origins übernommen, aber nochmals verfeinert. Blind angreifen führt zwar ebenfalls zum Ziel, doch ist es besser, man achtet auf die Gegner, um mit Parieren und rechtzeitigem Ausweichen Öffnungen in der Deckung zu erhalten und anschließend gnadenlos zuzuschlagen. Hinzu kommen ebenso die Fähigkeiten, die man aus einem der 3 Skilltrees erhalten kann, darunter auch den aus der 300-Verfilmung bekannten Spartatritt, der einen Feind zurück- und zu Boden wirft. Der Einsatz von diesen kostet Adrenalin, wobei man dieses durch erfolgreiche Angriffkombos stückweise wiedererlangt und später außerdem das vorhandene Adrenalin ausbauen kann.
 
Das Gute ist, dass die Entwickler keine 08/15 Nebenquests einbauten, sondern sich die Mühe machten, diese Beschäftigungen abwechslungsreich zu gestalten. In der Tat haben sie es dabei schon fast übertrieben, wobei mir persönlich die Vielfalt gefiel. Die Karte, auf der man sich bewegt, ist riesig und die einzelnen Untergebiete sind nicht minder groß. Beim ersten Mal sieht man nur ein paar wenige Zeichen, für Quests oder für unbekannte Missionen. Nach und nach, wenn man die Karte erkundet, deckt man immer mehr auf. Man findet Räuberlager vor oder riesige Kasernen, in denen man unerkannt agieren sollte, um Schätze zu sammeln oder feindliche Soldaten zu eliminieren. Oder Mitglieder von Kosmos erledigen, bei deren Tod man weitere Hinweise erhält, um weitere Verschwörungsmitglieder und deren Aufenthaltsort aufzudecken. Oder, oder, oder.....
 

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Normale Nebenquestgeber gibt es natürlich auch. Mal muss man einer Person einen bestimmten Gegenstand bringen, mal jemanden umbringen, um den Rachedurst einer sich fehlbehandelten Frau zu stillen. Das Besondere ist, dass einige Sidequests Teil einer längeren Geschichte sind, die in verschiedenen zusammenhängenden Quests erzähl werden. So kann man zu Beginn eine Familie aus einem Dorf retten, dass durch eine Seuche und dann durch fanatische Priester ausradiert wurde. Diese Tat hat Konsequenzen, wie sich später herausstellt. Oder man muss für eine liebestolle Frau Zutaten für ein Aphrodisiakum sammeln, mit dem sie ihren müden Mann wieder zu mehr Leistung treiben will. Doch als der nicht will, kann man sich selbst anbieten, woraufhin die darauffolgende Zeit augenzwinkernd präsentiert wird. Es ist übrigens egal, ob man dabei Mann oder Frau spielt, da Odyssey es dem Spieler überlässt, für welches Geschlecht man sich am Ende interessiert.
 
Weshalb man, wenn man wirklich alles macht, stundenlang braucht, um allgemein im Game weiterzukommen. Das mag nicht nach jedermanns Geschmack sein, vor allem, weil manche Aufträge trotzdem noch 08/15 sind. Doch wer sich darauf einlässt, der wird wiederholt zurückkommen, einfach weil so viel Abwechslung geboten wird! Das hat allerdings ebenfalls zur Folge, dass der eigentliche Hauptplot gegenüber dieser Vielfalt verblasst und unterm Strich doch zu sehr den üblichen Wendungen folgt, die man von anderen Assassin‘s Creed-Teilen her kennt. Man lernt berühmte Persönlichkeiten kennen, begleitet sie ein Stück ihres Lebens und erlebt selbst tragische Schicksalsschläge. Nur das Ende ist anders. Es ist eine große Überraschung und gleichzeitig auch jede Menge verschwendetes Potential.
 

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Und spätestens dann stellt sich eine Frage: Wohin will die Serie jetzt? Denn mit Origins hat sie sich drastisch gewandelt. Fort von den Action Adventure-Wurzeln, hin zu einer Art Action RPG. Man hat mehrere Dialogoptionen und Entscheidungsmöglichkeiten bei den Quests. Allerdings lässt es hier noch an Vielfalt und Tiefe mangeln. Und storymäßig? Juno, die große spielübergreifende Antagonistin der Teile IV bis Syndicate ist tot, in den Comics umgebracht worden. Stattdessen wird sich in den letzten Teilen wieder mehr auf den Konflikt Assassinen gegen Templer konzentriert, wobei Layla Hassan zwar mit den Assassinen arbeitet, aber diesen anscheinend wiederum nicht endgültig beigetreten ist. Darauf baut das Ende von Origins auf und deutet auf einen neuen Konflikt hin, bei dem die Artefakte der Isu erneut eine große Rolle spielen dürften, wie sie es schon zuvor taten. Wie sich das weiterentwickeln wird, lässt sich aktuell nicht sagen. Ebenso wenig, was der nächste Handlungszeitraum sein wird. Wenn man die Entwicklung von Origins zu Odyssey logisch weiterdenkt, wird es eventuell noch weiter zurück gehen.
 
Doch bis dahin wird ja noch etwas Zeit vergehen. Das wird hoffentlich auch dazu genutzt werden, um an einigen Baustellen zu arbeiten. Denn die Grafik sieht zwar einerseits gut aus. Aber die immer noch auftretenden Bugs sind mehr als ärgerlich. Vor allem NPCs, die wiederholt gegen die Person rennen, mit der man redet, stören. Oder Wachen, die einen erwischen, obwohl man sich versteckt und dementsprechend nicht sichtbar war. Oder Wächter, die sich wiederholt bücken, nur um anschließend aufzustehen und sich wieder zu bücken, um danach.... Klar, so schlimm wie bei Unity ist das jetzt nicht. Aber andererseits waren solche Fehler schon bei Origins bekannt.
 
Odyssey ist ein äußerst umfangreiches Game, mit vielen Aspekten. Viel mehr, als ich hier im Rahmen dieses Tests auflisten könnte, wie zum Beispiel das von der Shadow of Mordor-Reihe abgeguckte Kopfgeldjägersystem oder die Schiffsfahrt. Am Ende ist es vielleicht nicht das beste Assassin‘s Creed-Game, aber es ist eines der besseren.


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  • von bbstevieb:

    IMO bestes AC! Setting, Grösse, Chars, Soundtrack, Technik alles. Malaka!

  • von Mistercinema:

    Das war für mich auch eins der bisher schönsten AC Spiele - genau meine Gegend Griechenland

  • von aldi404:

    Mal schauen, ob ich meine 237h von AC Origins noch toppen kann mit Odyssey. Bin aber schon wieder total gehooked, Griechenland gefällt mir fast noch besser als Ägypten....

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