The Legend of Korra: Platinum Games meets Lizenzspiel im Test

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Als Avatar bezeichnet man gemeinhin die Inkarnation einer höheren Wesenheit. Der Begriff stammt aus dem Hinduismus, wo solche Geburten Gegenstand vieler bekannter Mythen sind. Darauf aufbauend erschufen die beiden Amerikaner Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko eine Zeichentrickserie, die Maßstäbe setzte, da sie erwachsenen Stoff so gut verpackte, dass auch Kinder etwas damit anfangen konnten.

The_Legend_of_Korra_neXGam_3»Avatar: The Last Airbender« erzählte innerhalb von drei Staffeln die Geschichte eines kleinen Jungen namens Aang. Jener erwachte 2005 auf den Fernsehbildschirmen der Welt aus einem 100-jährigen Schlummer. Er schloss Freundschaften und hatte gegen bittere Feinde zu kämpfen, denn er war der Avatar, der einzige Bändiger, der alle vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft – beherrschen konnte. Sein Ziel sollte es sein, die Feuernation von einem Vernichtungsfeldzug abzuhalten.

Eine Mission, die er erfüllte. Er wuchs auf, gründete eine Familie und verstarb schließlich. Wie es sich für einen Avatar gehörte, wurde er aber wiedergeboren. Dieses Mal im Körper einer Wasserbändigerin. Korra ist  hr Name und seit 2012 erlebt sie ihre eigenen Abenteuer. Mittlerweile ist ihre Serie in der vierten und letzten Staffel. Zeit also, dass sie endlich auch das kriegt, was ihr Vorgänger bereits oft hatte: eine Videospieladaption!

Normalerweise werden dafür kleinere, nicht so bekannte Entwickler beauftragt. Mit dem Ergebnis, dass die Spiele nur selten überzeugen konnten. Nicht umsonst genießen solche Lizenzspiele bei den Fans einen entsprechend schlechten Ruf.

The_Legend_of_Korra_neXGam_4Vermutlich deshalb heuerten Publisher Activision und Rechteinhaber Nickelodeon ein Studio an, bei dessen Namen die Ohren der Coregamer schlackern. Denn mit der Entwicklung wurde niemand Geringeres als das bekannte Studio Platinum Games beauftragt. Was ein deutlicher Knüller ist, da sie normalerweise keine Lizenzspiele machen. Im Gegenteil: Ein Großteil ihres Portfolios besteht aus Titeln, die brutal, schwer und sich vor allem an Erwachsene richten. Spiele wie MadWorld, Anarchy Reigns oder Bayonetta tragen ihre jeweiligen Altersfreigaben deshalb auch wie eine Art Auszeichnung.

Und doch ist bei ihnen der große finanzielle Erfolg bislang ausgeblieben. Denn so beliebt die Spiele auch sind, sie waren keine Kassenschlager. Ob das der Grund dafür ist, dass sich das Studio dazu bewog, sein Glück mit diesem für sie so ungewöhnlichen Titel zu probieren? Man weiß es nicht.

Auf jeden Fall bin ich ein Fan von Legend of Korra ebenso wie des Entwicklers. Und als solcher war für mich von vorneherein klar, dass ich mir den Titel zulegen würde. Denn ich wollte einfach wissen, was Platinum Games aus der Vorlage machen würden.

The_Legend_of_Korra_neXGam_9Nicht viel muss man leider sagen. Leider wirkt das Spiel wie nicht Halbes und nichts Ganzes. Fast so, als ob sich die Entwickler mit der Materie nicht wirklich auskannten und versuchten, ihre Schwächen zu umgehen und zu übertünchen.

Das fängt bereits mit der Story an. Die ist zwischen der zweiten und dritten Staffel anzusiedeln und handelt davon, das Korra einen bösen Geist aufhalten muss und dabei zunächst all ihre Kräfte verliert. Die Geschichte wirkt angesichts der Vorlage merkwürdig halbgar und nicht passend zu der TV-Reihe, in der selbst die absolut Bösen glaubwürdig dargestellt wurden.

Das Problem ist, dass bis auf Korra und der Luftbändigerin Jinora keine andere Figur aus der TV-Serie auftaucht. Damit geht ein Großteil der Faszination der Vorlage flöten, denn die besteht aus der Interaktion der Charaktere, die in diesem Fall nicht vorhanden ist!

The_Legend_of_Korra_neXGam_5Doch auch das Gameplay ist nicht so gut gelungen. Im Grunde läuft es es meistens wie folgt ab: Man betritt ein Areal, Feinde tauchen auf, Korra besiegt diese und weiter geht es. Immerhin sind die Gegner abwechslungsreich genug, um den Avatar auf verschiedene Art und Weise zu attackieren, auch wenn sie selber nicht großartig unterschiedlich designt worden sind. Korra selber stehen nur leichte und schwere Attacken zur Verfügung, die sie allerdings miteinander kombinieren kann. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Konterangriffe, mit denen man Feinde schneller fertigmachen kann.

Doch schnell nervt der monotone Spielaufbau. Nur selten bemühen sich die Entwickler, Abwechslung reinzubringen. So zum Beispiel, indem sie Korra nach und nach ihre Kontrolle über die Elemente zurückgeben. Allerdings fühlen diese sich merkwürdig zurückhaltend eingesetzt an. Die Gefechte wirken längst nicht so flüssig und aufregend, wie man es von der TV-Vorlage kennt.

Ab und an darf man außerdem auch noch Naga, Korras Polarbärhund, steuern. Es handelt sich dabei um eine Autoscrollpassage, die jedoch missraten umgesetzt wurde. Das liegt daran, dass man schier übermenschliche Reflexe besitzen muss, um den Hindernissen auszuweichen, was vor allem bei den vielen Kurven nervig ist.

The_Legend_of_Korra_neXGam_2Doch am schlimmsten ist die Kamera. Sie neigt dazu, immer den perfekt falschen Winkel einzunehmen. Auf einmal springt man ins Blinde oder wird von außerhalb des Bildschirms von einem Angriff getroffen, den man nicht kommen sah. Zwar kann man auf einen Feind aufschalten, aber sobald man kontert, ist diese Fokussierung fort und man darf sie erneut herbeiführen.

Leider ist auch die Grafik halbgar. Einerseits wurde der Stil der Vorlage super ins Spiel übertragen. Andererseits wirkt sie jedoch auf der Xbox One mehr wie zur 360 passend, was natürlich alles andere als fein ist.

Und doch ist es Realität: »The Legend of Korra« ist ein Reinfall. Platinum Games hielt  noch nicht einmal ansatzweise das ein, was man sich von ihrem Namen versprach. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist nämlich erneut nur ein typisches 08/15-Lizenzspiel.




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  • von Psmoke:

    The Legend of Korra: Platinum Games meets Lizenzspiel Als Avatar bezeichnet man gemeinhin die Inkarnation einer höheren Wesenheit. Der Begriff stammt aus dem Hinduismus, wo solche Geburten Gegenstand vieler bekannter Mythen sind. Darauf aufbauend erschufen die beiden Amerikaner...

  • von TheGabeStar:

    Die Serie ist echt gut. Wer zuviel Zeit hat, sollte mal reinsehen. Gibt es etwas zur Spieldauer zu sagen?...

  • von Civilisation:

    Fortsetzung: Korra ist der Avatar nach Aang. Die Zeiten sind moderne geworden und von der alten Garde leben nur noch wenige. Eine gute Serie, wenn sie auch teilweise nicht ganz an den Vorgänger heranreicht. Auf das Spiel bin ich gespannt. Platinum Games und Lizenzspiel sind zwei Begriffe, die ich...

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