Unepic – Siegeszug einer One-Man-Show im Test

Ich gebe zu, dass ich der Metroid- und Castlevania-Zeit nicht viel abgewinnen konnte. Sicherlich lag dies mit daran, dass ich seinerzeit eher auch SEGA-Konsolen anzutreffen war. Gerade durch Titel wie Shadow Complex habe ich aber doch die Liebe zu diesem Genre gefunden. Parallel ließen mich die bisherigen Dark-Souls-Teile auch Titeln mit RPG-Elementen immer näher kommen. Tja und dann landete Unepic in der Redaktion, welches einer meiner besten Freunde schon ausgiebig daddelte. Der Xbox-Code wurde also schnell eingelöst und dank vieler positiver Erfahrungen der id@Xbox-Titel ging es frisch ans Werk.

Man merkt bereits nach wenigen Minuten, dass Francisco hier auf jahrelange Erfahrung in diesem Genre zurückgreifen kann und in den Pausen auf alle Fälle ein großer Film- und Comicfan sein muss.  Was hier neben dem knallharten RPG-Spiel geliefert wird, nimmt so ziemlich alles auf die Schippe, was jemals auf der Leinwand oder dem Computerbildschirm gewesen ist. Egal ob Star Wars, Star Trek, die Goonies oder Namen aus bekannten Spieleuniversen – hier wird alles verarbeitet, was etliche Schmunzler auf eure Wangen bringen wird. Vor allem mit zwei Items bedankt sich der junge Spanier bei Ideengebern, fliegen doch später wahlweise eine NCC 1701 Enterprise oder der Todesstern über euch als Gehilfen. Vorher müsst ihr euch mit ein paar Haustieren begnügen, die teilweise wiedererweckt werden müssen. Die Hauptstory sollte niemand ernst nehmen, da sie von Beginn an richtig schön übertrieben ist. Keyfacts? Hardcore-RPG-Spieler zockt mit seinen Freunden, geht auf die Toilette und befindet sich nach einem Stromausfall urplötzlich mitten in einem Videospiel mit all den Inhalten, die er in und auswendig kennt. Da wundert es auch nicht, dass selbst der unfreiwillig einverleibte Geist sein Fett weg bekommt.

So geht es auf, ein großes Burgareal zu ergründen, etlichen Gegner und Gefahren auszuweichen und dabei in bester Plattform/Rollenspielmanier euren Charakter immer stärker zu machen. Egal ob als Nahkämpfer oder Zauberer, hier sollte jeder auf seine Kosten kommen und seine Braukünste in Tränken beweisen können. Dank zahlreicher Sidequests und Herausforderungen, die teils auf neuen Spielständen durchlebt werden müssen, müsste für 12 bis 15 Stunden Spielspaß gesorgt sein. Hardcore-Veteranen wie mein Freund aus Dresden arbeiten bereits seit über 60h an dem Erreichen des Endes. Dabei hat man das Spiel hervorragend auf die aktuellen Konsolen portiert. Wem die Steuerung über die analogen Sticks zu schwammig ist, sollte es per Digitalkreuz versuchen, da diese Eingaben schneller umgesetzt werden. Leider hat es ein wichtiges Feature nicht auf die Konsolen geschafft – die frei markierbare Map. PC-Spieler dürften hier eigenständig Hinweise in die einzelnen Felder eingeben, damit man bestimmte Missionen und Orte im späteren Verlauf mit entsprechender Ausrüstung angegangen werden können. Warum dies fehlt, ist schleierhaft, auf alle Fälle aber ein Abstrich, der Minuspunkte einbringt.

Wer Plattformspiele im Metroidvania-Stil mag, darf hier für knapp unter 10 Euro trotz dieser Veränderung gerne zugreifen. Auch wenn die Optik sicherlich etwas altbacken daher kommt, versprüht sie durch genügend Abwechslung ihren Charme. Die vielen, übrigens sehr gut gesprochenen Dialoge in Englisch sorgen für viele Lacher. Ein Blick auf die Webseite offenbart, dass das Spiel mittlerweile in 10 Sprachen übersetzt rund um den Erdball erhältlich ist. Dies spiegelt den durchgehenden Erfolg des Titels deutlich wieder und auch ich werde meine kommenden Stunden gerne in Unepic investieren, denn Oldschool ist eine erfrischende Abwechslung im oftmals eintönigen „Current-Gen-Hochpreis-Dschungel“.