Fangen wir doch mal bei FIFA an: Dieses Jahr gibt es auch für uns deutsche Fußballfans die geballte Präsentationsfaust. Nicht nur ist wieder die dritte Liga am Start, fast alle einheimischen Stadien der Ersten Bundesliga wurden mittlerweile in das Spiel integriert. Ich als gebürtiger Kölner darf mich also nicht nur darauf freuen, endlich mit der Viktoria in eine Drittliga Saison zu starten, ich darf auch zu guter Letzt mit dem 1. FC Köln ins Rhein-Energie-Stadion einlaufen und auf die Hans Schäfer Südkurve zu spielen. Noch mehr Atmosphäre könnte ich nur noch bekommen, wenn ich der originalen Einlaufmusik oder den echten Torhymnen lauschen dürfte. Aber vielleicht schafft es EA ja in Zukunft doch, auch noch diese Lizenzen an sich zu binden. Mit den Scans von vielen deutschen Stadien ist auf jeden Fall endlich ein Schritt in die richtige Richtung passiert. Ein Sportarena fehlt allerdings im neuen FIFA: Die Allianzarena findet man nun exklusiv bei eFootball PES 2020, denn Konami hat es geschafft, die Bayern als Partner zu gewinnen. Immerhin finden sich dank der Bundesliga Genehmigung trotzdem die korrekten Namen und Trikots bei FIFA. Nur auf das Stadion müssen Bayern Fans beim neusten EA-Ableger verzichten.
Noch schlimmer dürfte es bei FIFA allerdings für Juventus Fans sein. Auch hier hat Konami eine exklusive Partnerschaft ergattert. Und diese geht so weit, dass FIFA nicht einmal die Mannschaft normal lizenzieren darf. Stattdessen treten wir in FIFA mit Piemonte Calcio an, um mit dem italienischen Traditionsclub aufs gegnerische Tor zu stürmen. Der ewige Lizenzkrieg geht also in die nächste Runde. Bei eFoorball ist es übrigens wieder möglich, zumindest auf der PS4, über eine Editor Patch File fehlende Clubs der Premier League hinzuzufügen, beziehungsweise die deutsche Bundesliga. Erstmals gibt uns das Spiel hier sogar ein kleines Tutorial, wenn wir das erste Mal in den Editiermodus wechseln. Somit kann PES wie letztes Jahr auf jeden Fall sein Lizenzproblem über User Patches eindämmen. Man findet im Internet genug kostenlose und auch bezahlbare Patches, die die wichtigsten Ligen und Mannschaften komplett integrieren.
Neben neuen Animationen kommt Konami dieses Jahr mit ihrem Finesse-Dribbling daher, das in Zusammenarbeit mit Andres Iniesta entstanden ist. Dadurch ist es möglich, den Ball eng am Fuß zu führen und so per Knopfdruck schnelle Geschwindigkeitswechsel zu vollführen. Das ganze braucht eine gewisse Einarbeitungszeit, kann aber doch eine mächtige Waffe werden, vorausgesetzt der ausführende Spieler hat auch die nötigen Skills dafür. Generell kommt es bei PES nun wieder mehr auf Geschwindigkeitswechsel und Kurzpassspiel an. Die immer noch grandiose Ballphysik sorgt dabei für ein gutes Spielgefühl mit dem virtuellen Leder. Und auch Flanken können nun gefährlich werden, da das Kopfballspiel ebenfalls etwas angepasst wurde. Dadurch sind diese nun bei korrekter Ausführung wuchtiger und platzierter, man muss sich also nicht nur auf Distanzschüsse beschränken.
Während Konami den Spielfluss erneut überarbeitet hat, haben wir bei FIFA neue Standards. Wer sich noch an Fifa 2003 erinnert, wird wohl noch das gute alte Fadenkreuz kennen. Im neusten Teil kehrt es zurück, ist aber weitaus unpräziser als es damals der Fall war. Man kann es eher vergleichen wie die Eckstöße, die ja ebenfalls mittlerweile mit einer Art Fadenkreuz ausgeführt werden. Es fühlt sich zumindest zu Beginn nicht zu mächtig an, ist aber intuitiver als die alte Variante, wo man nach Gefühl zielen und den Ball andrehen musste. Man hat hierdurch gefühlt mehr Kontrolle über die Flugbahn des Balls. Auch das Abwehrverhalten hat sich leicht geändert. Es reicht nun nicht mehr, den Passen-Knopf gedrückt zu halten, da der Abwehrspieler nicht mehr automatisch am Gegner kleben bleibt. Wir müssen die Position schon etwas mehr selbst bestimmen. Dadurch werden Zweikämpfe anspruchsvoller und intensiver, der Spieler muss sich aber erstmal an diese kleine Änderung gewöhnen.
Aber natürlich wartet FIFA dieses Jahr nicht nur mit Veränderungen im Karrieremodus auf. Das wohl größte neue Feature ist die Rückkehr des Street und Hallenmodus. Ja, seit FIFA 98 können wir endlich wieder Spiele in der Halle absolvieren. Der Volta Modus etabliert die Stärken des letzten Street Spiels gespickt mit einem realistischeren Ansatz der FIFA 20 Engine. Heraus kommen wirklich spaßige Matches auf engstem Raum, wahlweise mit oder ohne Torwart. Da die Geschichte von Alex Hunter ja mit FIFA 19 ebenfalls sein Ende gefunden hat, wurde nun in den Volta Modus eine Art Story eingepflanzt, in der wir mit einem selbst erstellten Kicker die Weltrangliste des Straßenfußballs hinauf klettern wollen. Das ist insgesamt ein recht netter Modus und eine nette Alternative zu dem bisher bekannten “The Journey” aus den Vorgängern.
Natürlich sind auch die klassischen und mittlerweile viel diskutierten Modi Ultimate Team und My Team erneut bei den Spielen dabei. Und ich will diese Diskussion hier auch gar nicht breittreten, ich spiele sie schlichtweg selbst kaum und ignoriere sie daher auch komplett. Sie sind da, mögen ihre Daseinsberechtigungen haben, aber das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Viel wichtiger fand ich, dass beide Titel wieder etwas mehr Neuerungen abseits dieser Modi bieten. Hier hat PES sogar noch einen sehr interessanten Modus hinzugefügt, der ein klein wenig an die virtuelle Bundesliga aus FIFA erinnert. Mit dem Matchday entscheidet ihr euch für eine Seite einer real stattfindenden Partie und sammelt in Online Matches fleißig Punkte. Am Ende eines so genannten Matchdays agieren dann jeweils die besten Spieler jeder Fraktion in einem Duell gegeneinander. Klingt auf jeden Fall nach einer spannenden Sache und unterstreicht natürlich den eSports Ansatz, den Konami dieses Jahr offenkundig fährt.
Für die Jünger und den Fußballfans stellt sich diese Frage ohnehin nicht, und für Leute wie mich, die beide Titel sehr gerne einschmeißen und eine Runde spielen, ebenfalls nicht.