Das Key-Feature eines jeden GT-Teils ist der Fuhrpark. Seit jeher ist ein wichtiger Spielaspekt das Sammeln von Autos jeder Coleur. Vom VW Kübelwagen bis zum Pagani Zonda Supersportwagen, der Fokus liegt auf der Passion für Fahrzeuge aller Art. Der Slogan »From people who love cars for people who love cars« ist Programm. Über 1200 Autos stehen bei GT6 in den Hallen der Autohändler, das ist Rekord. Laut Pressebeilage »alle Autos der Gran Turismo Geschichte finden sich in zeitgemäßer Optik in GT6 wieder«. Man möge mir meine Nachlässigkeit verzeihen, dass ich diese Aussage nicht überprüft habe und den Fuhrpark aller Episoden mit GT6 abgeglichen habe. Stichproben ergaben aber, dass jedes Fahrzeug gefunden wurde.
Ein großer Malus bei GT5 war die Zwei-Klassen-Gesellschaft von Premium Cars und Standard Cars. In GT6 gibt es nun die Cockpit Ansicht für alle Automobile, nur der Detailgrad unterscheidet sich.
Auch bei den Strecken bietet man das volle Paket. Sieben neue Kurse warten auf die Raser dieser Welt, darunter wieder Nachbauten von Originalstrecken wie Silverstone oder überarbeitete Fantasiestrecken wie der Apricot Hill Raceway. Die legendäre Nordschleife ist natürlich nach wie vor an Bord.
Verschlankung an allen Fronten
Abspecken ist ja bekanntlich in und sexy. Gesund ist es auch. GT6 folgt der Fitness-Devise und speckte ganz schön an allen Fronten ab. Zum Glück wurden die Problemzonen verstärkt angegangen. Das verschachtelte und träge Menü des Vorgängers wich einem klaren, übersichtlichen und schnellen Menü, ähnlich der Cross-Media-Bar. So wechselt man mit wenigen Klicks von Händlern, zum Tuner, zur Garage und zu den Events.
Ebenfalls verschlankt wurden die Lade- und Installationszeiten. Zwar lädt GT6 zu Beginn einen 1GB-Patch, doch nach dessen Installation geht es flüssig voran, wo der Vorgänger die Spieler mit satten 50 Installationsminuten quälte. Die Ladezeiten vor den Rennen sind nach wie vor spürbar lang, werden aber geschickt vertuscht, indem man durch alle möglichen Rennstatistiken blättern kann.
Die Rennveranstaltungen wurden ebenfalls überarbeitet und eine Menge Ballast über Bord geworfen. Ausdauerrennen und der komplette B-Spec-Modus fielen der Schere zum Opfer, der Streckeneditor ist auch nicht mehr an Bord. Man kann getrost sagen, dass diese Features nicht so stark zum Einsatz kamen und Polyphony hier am richtigen Platz entschlackt hat. Gerade der B-Spec-Modus erschien im Vorgänger irgendwie nutzlos, wenn man seinen Autopiloten in Echtzeit beobachtet. Jedoch wurde bereits angekündigt, dass diese Modi per Patch nachkommen, so dass Freunde von Ausdauer- und Bspec-Rennen versorgt werden.
Das übersichtliche Menü ist nicht das Ende der Problemzonenbewältigung. Die berüchtigten aber oftmals nervigen Lizenzprüfungen wurden gekürzt, kleine Spezialevents, die »Kaffepausen«-Veranstaltungen hinzugefügt. Hier gibt es gewisse Voraussetzungen zu erfüllen, wie 300 Kegel in wenigen Sekunden zu überfahren.
Das neue Leistungspunktesystem sorgt dafür für mehr Transparenz. Jedes Auto hat nun einen Leistungspunkte-Wert. Viele Events haben Zulassungsbeschränkungen, so dass ihr keine Möglichkeit habt, mit übermotorisierten Supersportwagen den Kleinwagecup zu fahren. Diese Begrenzungen gab es bereits in den Vorgängern, doch waren diese nicht so transparent wie das Leistungspunktesystem. Jedoch kann man hier die Einschränkungen austricksen, indem man im Einstellungsmenü des Autos einfach einen Supersportwagen auf bis zu 50% der Leistung drosselt, um sich so doch Zugang zu bestimmten Events zu beschaffen.
Das Micopaymentsystem wurde ja bereits im Vorfeld kritisch diskutiert. Ja, man kann für Echtgeld »Credits« erwerben und sich so Autos kaufen. Einen wirklichen Vorteil hat man dadurch jedoch nicht, denn man kann sich benötigte Credits auch problemlos zusammenfahren, das Spiel hat immer noch die gleichen Belohnungen wie GT5, wurde also nicht zu Gunsten der Micropayments modifiziert. Im Gegenteil, durch »Vision Gran Turismo« erhalten Spieler jeden Monat einen neuen Supersportwagen, der von bekannten Autoherstellern exklusiv für GT6 entwickelt wurde. So erhielt ich bereits zum Release einen Mercedes AMG Protoypen gratis mit 592LP, der so ziemlich alles versägt. Wozu brauche ich dann noch Micropayments. Wer eine echte Herausforderung sucht, sollte besser auf diese frühen Geschenke verzichten, sonst verliert das Spiel schnell seinen Reiz und seine Anforderung. Natürlich bietet GT6 auch einen Onlinemodus. Hier wurde insbesondere auf Feedback der Community gehört und viele Kritikpunkte des fünften Teils ausgemerzt. Vor allem das einfache Erstellen eigener Rennen und Herausforderungen mit eigenen Settings wurde verbessert. Während der Testrunden liefen alle Wettrennen flüssig und zufriedenstellend, was man von meiner fahrerischen Leistung jedoch nicht behaupten konnte. Die regelmäßigen Community-Events sind natürlich wieder dabei, so dass Onlinezocker auch längerfristig neuen Content erhalten.
Gerne hätte ich GT6 schon auf der PS4 erlebt, allerdings hätte das wohl Kompromisse in Sachen Content zugunsten einer Nextgen-würdigen Technik bedeutet. So warte ich einfach auf die PS4-Version von Gran Turismo, wie auch immer sie heißen mag.