Family Guy: Zurück ins Multiversum im Test

PlayStation3Xbox 360

Wenn ein Videospiel auf einer populären Zeichentrickserie basiert, ist das in der Regel ein schlechtes Zeichen. Zu oft wurden Fans in den letzten drei Jahrzehnten von Lizenz-Schrott enttäuscht. Lediglich die Simpsons bringen es inzwischen zumindest auf eine Handvoll brauchbarer Games. Mit den Griffins  tritt jetzt eine weitere Cartoon-Clan an, um die Welt der Videospiele zu erobern. Ob die sechs Jahre, die seit dem furchtbaren Family Guy Game für Xbox und PS2 vergangen sind, gereicht haben, um dem übergewichtigen Peter und seiner schrägen Verwandtschaft endlich ein virtuelles Denkmal zu setzen?

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_2Das Spiel beginnt vielversprechend. Sofort wird klar, dass die Story genau so verrückt ist wie eine typische Folge der Fernsehserie. Kenner der Materie wissen selbstverständlich, dass Stewie Griffin einen bösen Halbbruder namens Bertram hat. Dieses Ergebnis einer Spermaspende übernimmt auch im Game die Rolle des Oberfieslings. Ausgestattet mit einem Hightech-Spielzeug bereist Bertram verschiedene Dimensionen, um dort nach Waffen und Verbündeten zu suchen. Das Ziel dieser Odyssee ist die Vernichtung seines Erzfeindes Stewie.

Glücklicherweise leidet das größenwahnsinnige Genie im Mini-Format unter einem starken Mitteilungsbedürfnis und prahlt vor der Konkurrenz mit seinen Plänen. Statt sich mit der scheinbar aussichtslosen Situation abzufinden, versucht Stewie alles, um den ungeliebten Verwandten aufzuhalten. Bewaffnet mit seinem eigenen Dimensionsöffner und mit seinem Kumpel Brian an seiner Seite begibt sich der kleine Weltenretter auf die Reise ins Multiversum.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_7Das aktuelle Family Guy Spiel entpuppt sich als gradliniger Third-Person-Shooter. Im Story-Modus stehen sowohl der jüngste Sohn des Griffin-Clans als auch der Familienhund als spielbare Charaktere zur Verfügung. Was die Steuerung angeht gibt es keinerlei nennenswerte Unterschiede zwischen den Helden, allerdings haben sie unterschiedliche Ausrüstungen. Während Brian beispielsweise ein Scharfschützengewehr mit in die Schlacht nimmt, kann Stewie seine Gegner mit Sprengsätzen oder futuristischen Laserwaffen in die ewigen Jagdgründe schicken.

Während der Missionen ist es nur sehr selten nötig, die Figur zu wechseln, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Trotzdem kann sich ein schneller Tausch lohnen, da die beiden Hauptdarsteller über separate Energieleisten und Munitionsreserven verfügen. Noch sinnvoller ist es natürlich, das komplette Abenteuer im 2-Spieler-Splitscreen-Modus in Angriff zu nehmen.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_3Family Guy: Zurück ins Multiversum mangelt es an spielerischem Tiefgang. Obwohl es möglich ist, in weniger als fünf Stunden das Ende der Story zu erreichen, wird anspruchsvollen Controller-Artisten schon wesentlich früher die Lust vergehen.

Ein großes Problem sind die extrem dummen Gegner. Die meisten Fieslinge rennen einfach nur stumpf auf Stewie und Brian zu. Feinde, die mit Langstreckenwaffen ausgerüstet sind, bleiben in der Regel auf ihren vorprogrammierten Plätzen stehen und ballern in den immer gleichen Abständen, bis sie durch einen gezielten Schuss ausgeschaltet werden. Nur sehr selten ist ein wenig Taktik erkennbar, wenn zum Beispiel einer von Bertrams Schergen Deckung sucht. Als kleine Entschädigung für die mangelhafte künstliche Intelligenz dienen die Bosskämpfe am Ende jeder Mission. Obwohl auch die Obergegner nicht sonderlich schlau agieren, verlangen sie dem Zocker aufgrund ihrer Angriffsstrategien zumindest ein wenig mehr ab als das übliche Kanonenfutter.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_6Die Levels sind lediglich Kulissen für die wilde Baller-Aktion und bieten nur wenige interaktive Situationen. Häuser die nicht betreten werden dürfen, unzerstörbare Zäune und dutzende weitere Relikte aus der Videospiel-Steinzeit schmälern den Spielspaß erheblich. Meistens geht es nur darum, sich durch Horden von Widersachern zu kämpfen, um am Ende den Herrscher der jeweiligen Dimension auszuschalten. Stumpfsinnige Bonus-Aufgaben, wie das Aufspüren diverser Objekte, werden mit neuen Waffen, Kostümen oder sonstigen Extras belohnt. Die Aussicht Brian im Smoking zu sehen dürfte aber nur echte Perfektionisten dazu verleiten, mehr Zeit zu investieren als nötig.

Die Steuerung ist extrem simpel und die regulären Waffen bieten nur wenig Abwechslung. Zum Glück sind die weiteren Objekte, die im Kampf gegen das Böse zum Einsatz kommen, etwas interessanter. Wenn Stewie eine volle Windel als Granate nutzt oder das legendäre gelbe Riesenhuhn auf die Feinde hetzt, sorgt das durchaus für gute Laune.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_8Wie viele wirklich lustige Videospiele könnt ihr spontan und ohne Internet-Recherche nennen? Es würde mich sehr wundern, wenn jemand auf eine zweistellige Zahl kommt. Mir fallen im Augenblick nur vier Games ein, bei denen ich laut lachen musste: Monkey Island, Stupid Invaders, Red Dead Redemption - Undead Nightmare und Mort the Chicken. Das ist eine erbärmliche Ausbeute, wenn man bedenkt, dass ich seit 1985 exzessiv zocke. Glücklicherweise wird die kurze Liste jetzt dank Family Guy: Zurück ins Multiversum um einen weiteres Spiel erweitert. Die Adaption der beliebten Serie ist extrem witzig und diese Tatsache tröstet über viele der bereits genannten Mankos hinweg. Immer wieder erscheinen bekannte Figuren und motivieren mit ihren skurrilen Gastauftritten zum Weiterspielen. Wenn Familienoberhaupt Peter im ersten Level nackt auf einem Karnevalswagen steht und unter Tränen „my milkshake brings all the boys to the yard“ singt, ist klar, dass es sich lohnen wird die weiteren Dimensionen zu besuchen.

 

Wer die Serie kennt weiß, dass die Autoren nicht gerade zurückhaltend mit heiklen Themen umgehen. Das gilt auch für das Videospiel. Wenn euch „political correctness“ ein wichtiges Anliegen ist, solltet ihr einen weiten Bogen um alles machen, was mit Family Guy zu tun hat. Trotz der Cartoon-Optik hat das Game eine USK-Freigabe von 16 erhalten und dafür gibt es gute Gründe. Witze über Behinderte, Anspielungen mit sexuellem Hintergrund und viel Gewalt sind hier an der Tagesordnung. Darüber kann nicht jeder lachen. Fans des Cartoons kommen jedoch voll auf ihre Kosten und werden Spaß daran haben das Amish-Universum unsicher zu machen oder sich durch eine von Rollstuhlfahrern bevölkerte Dimension zu ballern.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_4Eine Reihe von kurzen Bonus-Herausforderungen und Multiplayer-Modi sollen dafür sorgen, dass der Spaß auch nach Abschluss des Hauptabenteuers weitergeht. Es ist erstaunlich, dass Family Guy: Zurück ins Multiversum kein Online-Gaming unterstützt. Alle Spielvariationen können ausschließlich im Splitscreen mit bis zu vier Spielern ausgetragen werden. Hier kommen auch endlich die weiteren Stars der Serie zum Einsatz. Chris, Meg, Quagmire und viele weitere Einwohner der fiktionalen Stadt Quohag stehen zur Auswahl und dürfen aufeinander gehetzt werden.

Auch wenn im Menü spektakuläre Titel wie „Fang den eingeölten Gehörlosen“ oder „Multiversum Wahnsinn“ zu lesen sind, handelt es sich um altbekannte Spielchen. Vom simplen Deathmatch bis hin zum strategisch etwas anspruchsvolleren Kampf um die Flagge gibt es klassische Kost für Freunde von Sofa-Duellen. Das sorgt zwar nicht dafür, dass sich die Disc länger als ein paar Stunden im Laufwerk dreht, aber wer mit den Mehrspieler-Varianten von Klassikern wie Fur Fighters oder Conker´s Bad Fur Day (die N64-Fassung, nicht das Remake) aufgewachsen ist, wird auf einen netten Nostalgie-Trip geschickt.

 

Family_Guy_Zur_ck_ins_Multiversum_1Optisch schrammt Family Guy: Zurück ins Multiversum knapp an einer Katastrophe vorbei. Die Figuren haben einen hohen Wiedererkennungswert, was aber aufgrund des Looks der TV-Vorlage kein großes Kunststück ist. Es sind vor allem die billigen Animationen und die absolut sterilen Hintergründe, die das Game so aussehen lassen wie einen Titel für die Vorgänger der aktuellen Konsolen. Mit schöner Regelmäßigkeit kommt es außerdem zu Kameraproblemen, die für Verwirrung sorgen.

Deutlich besser als die Grafik ist der Sound gelungen. Die amerikanischen Original-Family-Guy-Sprecher haben mitgewirkt und sehr gute Arbeit geleistet. Leider gucken Zocker, die kein Englisch verstehen in die Röhre, da es keine deutsche Sprachausgabe gibt. Das Lesen von Untertiteln wirkt heutzutage einfach nicht mehr zeitgemäß. Genretypische Soundeffekte und einige nette Melodien, die ebenfalls aus der Serie stammen, verleihen dem Ballerspektakel die passende Atmosphäre.

 



 

Tim meint:

Tim

Family Guy: Zurück ins Multiversum ist leider nicht mehr als ein drittklassiger Shooter mit saudummen Gegnern und oberflächlichem Gameplay. Dennoch ist das Spiel zur Serie zumindest für Fans bedingt empfehlenswert. Der Humor der Vorlage ist intakt geblieben und darum lohnt es sich auch, wenigstens den Story-Modus einmal durchzuzocken. Lacher sind trotz der spielerischen Schwächen garantiert. Es gibt nur sehr wenige wirklich lustige Videospiele. Die kompromisslosen Witze und die Original-Sprecher machen Family Guy zu einer der seltenen Ausnahmen. Das rechtfertigt nicht unbedingt den Kauf zum Vollpreis, aber sobald das Game günstiger zu haben ist, dürfen Freunde von Seth MacFarlanes Zeichentrickserie zuschlagen. Wer ein wirklich gutes Cartoon-Game für eine aktuelle Konsole will, sollte eventuell noch einige Monate länger warten. South Park - Der Stab der Warheit erscheint im Juni 2013 und sieht sehr vielversprechend aus.

Positiv

  • Typischer Family Guy-Humor
  • Original-Sprecher

Negativ

  • Stumpfe Baller-Action
  • Kein Online-Multiplayer
  • Technisch veraltet
Userwertung
6 1 Stimmen
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Family Guy: Zurück ins Multiversum Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2012-11-23
Vermarkter Activision
Wertung 6
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