Tomb Raider 1 im Test

PlayStation1Saturn

Es gibt Spiele, die eine so herausragende kulturelle Bedeutung haben, dass sie zur Legende werden. Ein Spiel, auf das das Prädikat legendär zutrifft, ist sicherlich Tomb Raider aus dem Jahr 1996. Die folgende Review nimmt sowohl die Saturn- wie auch die deutlich verbreitetere PlayStation-Version unter die Lupe.

tomb_raider_classic_03_xgLara Crofts erstes Abenteuer wurde vom britischen Core Design Team unter der Leitung von Toby Gard entwickelt. Dabei machte der/die Protagonist/in des Spiels zahlreiche Wandlungen durch. Ursprünglich sollte man mit einem männlichen Archäologen die Abenteuer bestreiten. Doch schon bald wurde klar, dass die Ähnlichkeiten zu Indiana Jones einfach zu frappierend waren. Also wurde der Held kurzum einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, was sich später als goldrichtige Entscheidung erweisen sollte. Allerdings entsprach die lateinamerikanische Abenteurerin Lara Cruz wegen ihres ethnischen Hintergrunds ebenfalls nicht den Vorstellungen der Marketingabteilung. So wurde aus der Latina Lara Cruz die britische Aristokratin Lara Croft.

Welchen Hype die Tatsache auslöste, dass eine Frau in einem komplexen Action Adventure die Hauptrolle spielte, ist kaum zu unterschätzen. So wurde Lara zu einer Stilikone, welche auch jenseits der Spielebranche für großes Aufsehen sorgte. Obwohl die Optik der Action-Amazone vor allem männliche Spieler ansprach, wurden auch zahlreiche Frauen und Mädchen von Mrs. Croft angezogen.

tomb_raider_classic_02_xgDiese ist eine berühmt berüchtigte Forscherin, welche es durch die Entdeckung des Bigfoots zu großen Ruhm gebracht hat. Lara befindet sich gerade in einer Hotellobby in Kalkutta, als sie von einem Mitarbeiter von Jacqueline Natla, einer wohlhabenden Großindustriellen, angeheuert wird. Lara soll ein antikes Artefakt namens Scion finden, welches sich in der peruanischen Ruinenstadt Vilcabamba befinden soll. Als Lara zusammen mit einem Scout den verschneiten Ort erreicht, wird bald deutlich, dass ein gefahrvolles Abenteuer auf den Spieler zukommt, da unser Begleiter von Wölfen getötet wird. Viel mehr möchte ich über die Story gar nicht erzählen, da diese die eine oder andere Wendung beinhaltet. Im Laufe der Geschichte verschlägt es Lara unter anderem in ein antikes Kolosseum, den legendären Palast des Midas und nach Ägypten.

Neben den bereits erwähnten Wölfen wird Lara auch durch allerlei andere Tiere wie Fledermäusen, Löwen, Alligatoren oder Dinosauriern (!) das Leben schwer gemacht. Immer wieder haben wir es aber auch mit menschlichen Antagonisten zu tun, mit denen wir uns Feuergefechte liefern. Ja, Lara ist durchaus wehrhaft und verfügt standardmäßig über zwei Pistolen mit unendlich Munition. Später findet man jedoch auch durchschlagskräftigere Waffen wie eine Schrotflinte oder Uzis, welche jedoch nur einen begrenzten Munitionsvorrat haben. Praktischerweise zielt unsere taffe Lady automatisch auf die tierischen und menschlichen Unholde, was die Kämpfe sehr erleichtert.

 

tomb_raider_classic_04_xgNeben den sparsam eingesetzten Widersachern bekommt es Lara jedoch auch mit tiefen Schluchten und fiesen Fallen wie Stachelgruben oder riesigen Steinkugeln (Indy lässt grüßen) zu tun. Zum Glück beherrscht die grazile Dame zahlreiche Aktionen, die ihr den Überlebenskampf deutlich erleichtern. Lara kann springen, sich an Kanten entlanghangeln, eine 180-Grad-Rolle ausführen und natürlich auch schwimmen, wobei hier auf die Sauerstoffanzeige geachtet werden sollte. Praktischerweise können alle Aktionen in einem Tutorial erlernt werden, was Mitte der Neunziger noch keine Selbstverständlichkeit war. Allgemein stellen knifflige Sprungeinlagen eine größere Herausforderung als die kämpferischen Auseinandersetzungen dar und werden im Falle des Scheiterns wohl die häufigste Todesursache darstellen.

In Falle einer Verletzung kann sich unsere Heldin mit einem der zahlreichen in den Levels versteckten Medipacks heilen. Und für versteckte Items gibt es mehr als genug Platz, da die Levels für damalige Verhältnisse gigantisch groß sind und viel Spielraum für Erkundungen bieten.

Atmosphärisch ist Tomb Raider immer noch ein Meisterwerk. In Gegensatz zu den deutlich actionreicheren Nachfolgern vermittelt der Erstling glaubwürdig ein Gefühl der Isolation. Ruhige Passagen überwiegen deutlich den Spielablauf, was der Stimmung sehr zugutekommt. Sehr effektiv ist der Einsatz der Musik, welche zwar nur an besonderen Stellen zum Einsatz, aber gerade dadurch sehr gut zur Geltung kommt und obendrein zu den besten Videospielsoundtracks gehört, die ich kenne.


tomb_raider_classic_01_xgTechnisch ist der erste Teil der Croft-Saga jedoch schlecht gealtert. Die Texturen wirken grob und matschig, die Rundungen Laras sind alles, nur nicht rund. Die Framerate ist auf dem Saturn niedriger als auf Sonys Konsole. Dazu leidet die früher erschienene SEGA-Variante unter einigen Bugs, welche schlimmstenfalls die gesamte Spielerfahrung zerstören können. Wie üblich fehlen hier auch die Transparenzeffekte, was man besonders an den Speicherkristallen sehen kann. Dafür finde ich die Steuerung auf dem Saturn gelungener als auf der PlayStation, was aber ein rein subjektiver Standpunkt sein mag. Während in der PC-Portierung beliebig oft gespeichert werden kann, ist dies auf den Konsolen nur an den eben erwähnten Speicherkristallen möglich, welche danach verschwinden. Da die Speicherpunkte dazu noch relativ rar sind, kann dies beim Spieler zu Frust führen. Die Steuerung fällt recht behäbig aus, woran man sich aber nach kurzer Zeit gewöhnt.

 

Ans Herz gelegt ist euch auch der 25 Fakten Artikel zu Tomb Raider von Dominic: KLICK MICH!!




Melanie meint:

Melanie

So altbacken die Technik auch wirken mag, so faszinierend ist nach wie vor die Atmosphäre des Spiels. Besonders gut gelungen ist die akustische Untermalung, welche mir immer noch einen nostalgischen Schauer über den Rücken jagt. Zum Glück fokussierte sich dieser Teil noch deutlich mehr auf eine gelungene Handlung und einem komplexen Levelaufbau und nicht so sehr auf den Starrummel um Lara, was ich einigen der Nachfolgern zur Last lege. Nie werde ich vergessen, wie ich Ende der Neunziger vor dem Fernseher saß und regelrecht ins Abenteuer hineingesogen wurde. Und auch heute zieht es mich immer wieder in die Stadt Vilcabamba und die anderen mystischen Orte, die man in diesem Meisterwerk erforschen darf.

Daniel meint:

Daniel

Tomb Raider kaufte sich anno `96 ein guter Kumpel von mir. Zu der Zeit fieberte ich dem baldigen Release von Super Mario 64 samt Konsole entgegen. Videospiele, angesiedelt in frei begehbaren 3D-Welten, kannte man in jenen Tagen noch nicht. Ehrlich: Es flashte mich in höchsten Maße, als ich Lara erstmals geschmeidig animiert mit ihrem knappen Outfit in Bewegung sah. Tief verborgene Grabkammern, kolossale Tempel und düstere Höhlen fernab jeglicher Zivilisation - allesamt Schauplätze, die mich bis heute begeistern. Derart komplexe und realistische Bauten bot kein anderes Spiel. Der Erforscherdrang gepaart mit den dezent eingesetzten Jingles des Komponisten Nathan McCree, ließen mich letzten Endes über die ungünstig gewählte Speicherfunktion hinweg sehen. Mit Tomb Raider Anniversary existiert ein äußerst gelungenes Remake mit zeitgemäßer Spielmechanik und Optik - mein Favorit der Reihe. Lara, dir gehört mein Grabräuberherz.

Positiv

  • Tolle Atmosphäre
  • Grandioser Soundtrack
  • Gutes Leveldesign

Negativ

  • Behäbige Steuerung
  • Frustrierendes Speichersystem
  • Bugs in der Saturn-Version
Userwertung
9.5 24 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Es gibt garantiert irgendwo einen Thread zum ersten Tomb Raider-Spiel. Allerdings habe ich den nicht gefunden, weshalb ich einfach einen neuen erstelle und auf die Rezension der PS1 und Saturn-Version von Melanie und Daniel. Tomb Raider Es gibt Spiele, die eine so herausragende...

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Tomb Raider 1 Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1996-10-31
Vermarkter Eidos
Wertung 8.4
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