Disgaea 4: A Promise Revisited im Test

PSVita

Im Jahre 2003 gelang Nippon Ichi mit dem Strategie-RPG Disgaea der große Durchbruch. Im Laufe der Jahre folgten viele weitere Genrevertreter und obwohl spielerisch immer gute Qualität geboten wurde, sorgte die stagnierende Technik für Kritik. Mit dem vierten Teil ihrer populärsten Serie wagen die Japaner endlich den Schritt in die HD-Welt.

disgaea_4_nexgam_02Aber halt, mit Disgaea 3: Absence of Justice erschien doch bereits 2008 ein Ableger für die PlayStation 3, also in HD, oder? Nicht wirklich. Das PS3-Debüt lief zwar insgesamt in 720p, bot jedoch lediglich Sprites in derselben Auflösung wie in den PS2- und PSP-Episoden. Erst der vierte Teil der Reihe, in Japan 2011 für die PS3 veröffentlicht, wartete endlich mit neuen, hochauflösenden Figuren auf. Wie bei den Vorgängern wird Disgaea auch in dieser Inkarnation nachträglich in erweiterter Form auf einen Sony Handheld umgesetzt und diese Fassung liegt mir nun zum Test vor.

Erzählt wird die Geschichte von Valvatorez, einem Vampir und ehemals gefürchteten Tyrannen mit einer Schwäche: Er ist versessen darauf, jedes Versprechen zu halten. So kommt es, dass er einer menschlichen Frau, die sich unbeeindruckt von ihm zeigt, verspricht, keinen Tropfen Blut mehr zu trinken, bis er ihr erfolgreich Angst eingejagt hat. 400 Jahre später ist die Dame längst tot und der einstige Schrecken an sein Ehrenwort gebunden. Ohne den roten Lebenssaft machtlos geworden, dient er nun ganz unten in der Dämonenhierarchie als Prinny-Ausbilder im Hades. Sardinen sind es, auf deren erquickende Wirkung der Untote nun schwört. Geradezu obsessiv gleitet jedes Gespräch mit ihm in das Gebiet der fischigen Leckerbissen ab. Angewidert vom Missmanagement des Corrupterments, der Regierung der Unterwelt, beschließt Valvatorez, selbiges zu stürzen und die Herzen der Menschen wieder ordentlich mit Furcht zu erfüllen. Wie üblich nimmt sich das Spiel überhaupt nicht ernst und spottet gekonnt über Videospiel- und Fantasy-Konventionen.

 

disgaea_4_nexgam_03Das Gameplay präsentiert sich als klassisches Disgaea. Charaktere werden zugweise über das Spielfeld bugsiert, um entsprechend der jeweiligen Reichweite zu prügeln, zu zaubern und Gegenstände (oder andere Figuren) zu werfen. Nur im Detail sind hier für Kenner Innovationen zu finden. Helden lassen sich nun unbegrenzt oft innerhalb des Bewegungsradius ihres Ausgangspunktes bewegen, solange sie anschließend keine eigene Aktion ausgeführt haben. So kann man ein und dieselbe Figur in derselben Runde mehrmals an die Seite verschiedener Kameraden steuern, um deren Angriffe dank Teamwork zu verstärken. Zudem darf nunmehr nicht nur ein einziges Partymitglied oder ein Feind getragen werden. Man vermag regelrecht lebendige Türme zu stapeln und in dieser Form ergeben sich wiederum ganz neue Attacken.

Außerhalb der Kämpfe wird der Neuling geradezu von Möglichkeiten erschlagen. So gibt es einen Modus, in dem man Orte der Unterwelt von einem Charakter als Senator »besetzen« lassen kann, was Einfluss auf die Kampffähigkeiten hat. Zusätzliche Gefährten, teurere Ausrüstung und viele sonstige Dinge bedürfen einer erfolgreichen Abstimmung im Dämonensenat. Wenn man dort mit Bestechung nicht weiterkommt, hilft nur Gewalt. Aber Vorsicht: Abgesandte anderer Spieler könnten zugegen sein, mitsamt all ihrer Stats. Potenziell eine echte Bedrohung. Andererseits kann der eigene Außenminister ebenfalls bei fremden Zockern an Sitzungen teilnehmen. Wird er bestochen, freut man sich über ein neues Objekt im Inventar.

 

Sämtliche Items dürfen aufgelevelt werden. Und zwar durch die zufallsgeneridisgaea_4_nexgam_01erten Dungeons, die sich in ihrem Inneren verbergen. Wer Geduld aufbringt und tatsächlich anstrebt, die Werte von Heldentruppe und Ausrüstung zu maximieren, der wird Tausende von Stunden beschäftigt sein.

 

Ganz neu ist der Map-Editor. Endlich dürfen Disgaea-Veteranen ihr Verständnis der komplexen Mechaniken unter Beweis stellen, und eigene Herausforderungskarten online anbieten. Bei guten Wertungen der Tester winkt die Möglichkeit, weitere Teile und Features für den Baukasten zu kaufen.

 

rafisch und soundtechnisch ist Disgaea 4 ein großer Schritt nach vorne für die Reihe. Auf dem herrlichen Screen der Vita wirken die neuen HD-Charaktere toll. Lediglich bei Zoom- und Vergrößerungseffekten wird ein hässlicher Weichzeichner eingesetzt, der die Sprites wieder wie Überbleibsel der N64-Ära erscheinen lässt. Die Hintergründe, wie gehabt komplett in Polygonen gestaltet, reißen in Sachen Detailgrad nicht gerade Bäume aus. Aber auch in der Hinsicht ist durch bessere Licht-effedisgaea_4_nexgam_04kte und knackigere Texturen ein Fortschritt zu verzeichnen.

 

Musikalisch gibt sich das Spiel keine Blöße: Der typisch fröhliche Nippon-Ichi-Sound ist allgegenwärtig und fängt die Stimmung ebenso gut ein wie die englische Synchronisation. Japanophile Naturen dürfen wahlweise der japanischen Sprachausgabe lauschen.

 

Der Hauptunterschied zur PS3-Fassung liegt darin, dass sämtlicher DLC auf der Vita bereits enthalten ist. Viele Stunden weiterer Szenarien erfreuen den Unersättlichen, dem das eh schon gewaltige Spiel noch zu kurz ist. Zudem wurden einige Features aus Disgaea 2 und 3 mit eingebaut.




Daniel meint:

Daniel

Disgaea 4 ist das Spiel, das hoffentlich all jene, die Nippon Ichi die jahrelange Stagnation in technischer Hinsicht vorgeworfen haben, mit dem japanischen Nischenproduzenten versöhnen kann. Zwar noch lange kein Spiel mit AAA-Produktionsaufwand, ist das Aushängeschild der Firma dennoch dank der schönen HD-Sprites endlich im HD-Zeitalter angekommen. Und mehr noch: Die Kombination aus der besseren Optik, dem mit Features vollgestopften, tiefen Gameplay und der witzigen Story machen den vierten Teil wohl zum besten Disgaea seit dem Debüt im Jahre 2003. Wo schon die PS3-Fassung Spielerherzen erfreut hat, wurde für die portable Variante nochmal an allen Ecken und Enden Feinschliff betrieben und das Gesamtpaket aufgewertet. Mehr Spiel fürs Geld wird man auf der Vita nicht finden. Man sollte nur Sardinen mögen.

Positiv

  • Gewaltiger Umfang
  • Endlich HD-Sprites
  • Sardinen

Negativ

  • Für Gelegenheitsspieler zu komplex
  • Viel Grinding
  • Sardinen
Userwertung
7.5 4 Stimmen
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Forum
  • von aldi404:

    Hab eben auf meiner zweiten Speicherkarte noch Afternoon of Darkness gefunden Also fange ich doch mit Teil 1 an ...

  • von matzenotine:

    Ehrlich gesagt, finde ich DD2 noch'n Ticken besser. Nicht unbeding weil es mit den alten Hauptfiguren ist, sondern weil es krass gestreamlined wurde und sich dadurch angenehm flotter spielt (allein die Menüs etc.). Der Ballast bei Teil 4 ist schon ganz schön groß - auch wenn man natürlich nicht...

  • von Kyo:

    Habs auch gestern Nacht noch schnell geladen. Freu mich schon drauf.

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Disgaea 4: A Promise Revisited Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit -
Vermarkter Nippon Ichi
Wertung 8
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