Assassin's Creed 3 Liberation - Meucheln mit Hindernissen im Test

PSVita

Nur wenige Spiele beeindruckten mich in der aktuellen Konsolengeneration so sehr wie Assassin's Creed. Mit offenem Mund saß ich auf meiner Couch, als ich mit Altair die ersten Erkundungstouren im Morgenland unternahm. Auch die Nachfolger mit Ezio waren nicht Ohne und zeigten deutlich, dass das AC-Franchise einen sehr hohen Standard bot. Mit Assassin's Creed 3 kommt endlich die nötige Abwechslung auf uns Gamer zu, und während die Konsolenspieler mit Connor die Vereinigten Staaten unsicher machen, tummeln sich Vita Besitzer mit Aveline in New Orleans rum.

Ich gehöre zu den wenigen Glücklichen, die beide Ableger auf verschiedenen Presse Events anspielen durften, noch ehe die Spiele die Händlerregale erreichten. Ob bei Ubisoft vor Ort oder auf der gamecom in Köln - Connors Abenteuer beeindruckten mich schwer. Avelines Handheld Ausflug machte mich dagegen stutzig. So sehr wollte ich mir einreden, dass es ein vollwertiges Assassins Creed Spiel ist, aber die Erfahrung mit diversen Spin-offs zu bekannten Spielereihen saß tief. Und die restlichen Assassinen-Spiele auf PSP und DS sprachen Bände - keins war sonderlich schlecht, kam aber nie an die Konsolenvarianten heran.

Als Liberation bei uns in der Redaktion eintraf, wollte ich mich selbst eines Besseren belehren und die Vorurteile über Spin-offs mit dem neuesten Ubisoft Hit beiseite kehren. Nach unzähligen Stunden mit der smarten Assassine komme ich trotz allem nicht drum herum zu sagen, dass auch Assassin's Creed 3 Liberation "nur" ein netter Ableger zur Hauptreihe ist. Ein vollwertiges Triple AAA Spiel ist es in meinen Augen aber nicht. Wieso? Lest selbst ...


Erst einmal möchte ich alle, die mit dem Kauf des Games liebäugeln, beruhigen: Ja, es ist ein gutes Spiel mit tollen Locations, einer stimmigen Handlung und größtenteils glaubwürdigen Charakteren. Es gibt auch allerlei zu tun in New Orleans, angrenzenden Gebieten und dem modrigen Sumpf. Vergliche ich alle Handheld Ableger der Franchise, wäre Liberation der Teil, der am Nächsten an die großen Vorbilder heranreicht. Aveline, eine nette Abwechslung zu den männlichen Protagonisten, ist aber leider nicht so vielschichtig wie Altair, Ezio oder Connor. Ihre Geschichte riss mich leider nicht vom Hocker, da sich mir viele Logiklöcher auftaten.

Sie wurde als Kind von ihrer Mutter verlassen und lebte seither bei Zieheltern. Nebenher wurde sie zur Assassine ausgebildet, blieb über Tage weg und meuchelte sich durch die Welt. Ihren Eltern fiel die Ausbildung ihrer Ziehtochter aber nie auf. Sie stellten im Spielverlauf hier und dort Fragen, wirken aber eher wie steife Protagonisten bei einem löchrigen Schauspiel. Mehr Charaktertiefe hätte ich mir an diesem Punkt gewünscht. Ubisoft Sophia versuchte die Handlung um Sklaventreiberei, dem Kampf Meuchler vs. Templer und die Befreiung von Louisiana zu schnell auf ein robustes Level zu bringen, anstatt alle wichtigen Personen des Spiels glaubhaft zum Leben zu erwecken. Dabei taten sich angesprochene Logikfehler auf, die leider nicht gestopft wurden. Etwas, dass ich bisher bei den bisherigen Assassin's Creed Spielen glücklicherweise nicht beobachten musste.

Was das Gameplay betrifft, fühlte ich mich als AC-Veteran sofort wohl. Klettern, springen, laufen, kämpfen, morden - alle Abläufe gingen gut von der Hand und bedurften keinerlei Eingewöhnungszeit. Ein Pluspunkt für das Spiel! Zwei Dinge störten mich dann aber doch: das Kleider-Feature und die Vita spezifischen Gimmicks. An bestimmten Punkten durfte ich mich mit Aveline umziehen. Drei Outfits standen mir dabei zur Verfügung: Assassinen-Kluft, Sklaven-Kleider und ein netter Damen-Dress. Je nach Klamottenwahl bekam die Heldin verschiedene Attribute. Als Killer verkleidet, durfte ich bekanntermaßen von Dach zu Dach springen und den gewohnten Meuchelmörder heraus hängen lassen. Als Sklavin konnte ich geschickt bei Gleichgesinnten untertauchen und mir so unerlaubten Zugang zu so manchen Gemäuern verschaffen. Und die Dame ... ja, die Dame ... ein in meinen Augen unsinniges Kostüm. Als feine Adlige durfte ich gemächlich durch die Straßen der Stadt spazieren und hier und dort Soldaten bezirzen. Springen und klettern? Fehlanzeige! Kämpfen? Ja, aber mit Einschränkungen. Sofort wollte ich das Kleid ablegen und gegen meine herkömmliche Kluft tauschen. Aber vor allem am Anfang setzt das Spiel die Dame oft voraus. Nervig!

Kommen wir zu den Vita eigenen Features wie dem Touchscreen und dem Rückseiten Panel. Der vordere Bildschirm darf genutzt werden, um die Karte aufzurufen, sich für ein Dress zu entscheiden oder Items auszuwählen. Im Spielgeschehen konnte ich auch Wachen anvisieren und z. B. mit Giftpfeilen attackieren. So weit alles gut. Dann war ich im Bayou (einer Sumpflandschaft) und saß im Kanu. Ich musste mit dem Rückseiten Panel paddeln, was mich fast zur Weißglut brachte. Mit den Zeigefingern beider Hände von oben nach unten wischen, dabei auf Knopfdruck das Kanu beschleunigen und mit dem Analogstick lenken - spielt sich so, wie es sich anhört: grauenhaft! Glücklicherweise war dies der einzige grobe Aussetzer, den ich erleben musste. Wieso keine Alternative Paddelsteuerung, Ubisoft??


Doch kommen wir von den kleinen Hindernissen zu den etwas gewichtigeren Patzern, die den Spielspaß teilweise schmälerten. Dabei meine ich den Multiplayer und die technische Seite des Spiels! Der Multiplayer bei Assassin's Creed 3 Liberation ist in meinen Augen eher eine nette Dreingabe. Wer jetzt ein Feature wie in Assassin's Creed 2 bis 3 erwartet, wird schwer enttäuscht. Eher handelt es sich um ein Minispiel, welches zusammen mit Freunden gespielt werden kann und mich an Brettspielklassiker wie Risiko erinnerte. Per Touchscreen klickt (!) man sich von Kampf zu Kampf, um an Ende die ganze Welt zu erobern. Langweilig und eines Assassin's Creed unwürdig!

Unangebracht waren auch die unzähligen Ruckler und Framerate Einbrüche, die ich während der Testphase verzeichnete. Das Spiel sieht wunderbar aus, keine Frage! Mit das Beste, was die Vita derzeit zu bieten hat. Aber leider kostete der Augenschmaus viele Ressourcen und servierte mir unschöne Texturen, Nachlader und einige Bugs, die teils lachhaft, teils schwerwiegend waren. So teleportierte sich Aveline während eines Kampfes munter zwischen den Feinden, sodass ich einfach schmunzeln musste. Dumm nur, dass sich das Spiel öfters mal komplett aufhängte und einen Neustart verlangte. So etwas darf nicht passieren! Anderen Spieler beklagen sogar, dass nach Freezes ihre Savefiles unbrauchbar waren. Davon wurde ich glücklicherweise verschont. Schön ist das aber trotzdem nicht!

Was bleibt noch zu sagen? Assassin's Creed 3 Liberation ist kein schlechtes Spiel! Es ist ein gutes Action-Adventure, das frischen Wind ins AC-Universum bringt, aber an vielen Stellen Schwächen zeigt. Meiner Meinung nach halten sich Pro- und Kontrapunkte die Waage, was Liberation für mich zu einem gelungenen Spin-Off macht, das Spiel aber zu keinem Zeitpunkt auf ein Level mit den "großen Brüdern" stellt.




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  • von Civilisation:

    Andrej hat den PS Vita-Titel damals besprochen. Lest, was er dazu meinte. Assassin's Creed 3 Liberation - Meucheln mit Hindernissen Nur wenige Spiele beeindruckten mich in der aktuellen Konsolengeneration so sehr wie Assassin's Creed. Mit offenem Mund saß ich auf meiner Couch, als...

  • von aldi404:

    Ist das Spiel wirklich so verbuggt wie man überall liest? Das klingt ja grausam auf amazon: Am Ende gibt's, wie immer, Reste von gestern. Und jede Menge Bugs. Hier eine lange Liste meiner bisherigen Erfahrungen: - Die Entwickler haben zwar die Havok-Physikengine eingebaut, jedoch...

  • von SegaMario:

    Flat Eric schrieb: Wie ist denn so der Schwierigkeitsgrad? Und hat es euch technisch überzeugt? Einen "Schwierigkeitsgrad" gibt es bei Assassin's Creed ja nur, wenn man die optionalen Ziele für 100% erreichen will. Hier ist...

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