Lost Dimension – Trau, schau, wem? im Test

Die Erde ist in Gefahr. Ein Schurke namens The End bedroht ihre Existenz. Er hat ein riesiges Gebäude mit dem Namen The Pillar errichtet, das nach Ablauf einer bestimmten Zeit die gesamte Menschheit auslöschen wird. Eine Gruppierung von Begabten Menschen, die sich S.E.A.L.E.D. nennen, macht sich auf den Weg, diesen Feind zu stoppen, ehe es zu spät ist.

Klingt wie eine Standard-Geschichte? Ist es im Prinzip auch. Wären da nicht die Erzählweise und die Tatsache, dass es in den Reihen der Heroen einen Verräter gibt. Und diesen gilt es ausfindig zu machen, ehe er die ganze Mission aufhält.

Zugegeben: »Lost Dimension«, das auf PS3 und PS Vita erhältlich ist, macht es einem nicht leicht, sich reinzufinden. Das Spiel hat ein komplexes Kampfsystem, das Zeit braucht, ehe man es richtig versteht. Und das trotz des guten Tutorials.

Die Besonderheit dieses rundenbasierenden Systems besteht darin, dass es räumliche Nähe als grundlegendes Prinzip auserkoren hat. Man kann den Feind aus der Entfernung angreifen. Nur dann existiert die Gefahr, dass man den Gegner nicht trifft, weil er zu weit entfernt ist.

Also ist es am besten, man geht nahe heran. Und am besten ist ebenso noch ein Verbündeter in der Nähe, der anschließend ebenfalls einen Angriff ausführen kann, zusätzlich zu seinem eigenen. Doch was für die Helden gilt, gilt ebenfalls für die Feinde. Auch sie können gemeinsam angreifen, wenn sie nahe beieinanderstehen. Und richten dementsprechend Schaden an.

Jetzt ist es so, dass alle Charaktere individuell sind. Jede Figur hat ihre eigene Waffe und Spezialfähigkeit. Dabei kann man natürlich an die X-Men denken. So kann eine Person Flammen beherrschen, während ein anderer Gedanken lesen kann. Wer allerdings denkt, dass damit alles einfach wird, der hat sich geschnitten.

Denn man kann diese Gaben nicht unbegrenzt einsetzen. Jeder Einsatz geht auf Kosten der mentalen Gesundheit des Charakters. Und nach maximal drei Verwendungen sieht es damit sehr düster aus.

Das muss man bei den Kämpfen berücksichtigen. Und es macht diese Auseinandersetzungen alles andere als einfach. Die Gefechte sind allerdings schwer, aber nicht unschaffbar. Der Schwierigkeitsgrad ist also knackig, was nicht verkehrt ist.

Jetzt kommt es auch noch auf das Miteinander der Kameraden an. Zwischen den einzelnen Einsätzen gibt es Ruhepausen, in denen man sich mit seinen Kollegen unterhalten kann. Man erfährt mehr über ihre Persönlichkeit und was sie auszeichnet. Hier sind die Charaktere extrem unterschiedlich. Einige sind zurückhaltend, schon fast schüchtern, andere sind geradlinig und direkt heraus. Alles sind Figuren, die einem ans Herz wachsen, eben weil sie so lebendig wirken.

Und trotzdem heißt es auf jeder Etage einen von ihnen als potentiellen Verräter zu eliminieren. Man kriegt wiederholt Hinweise, da euer Protagonist Ahnungen aus der Zukunft erhält. Doch erwischt man den Richtigen? Man muss sie deshalb perfekt lesen können. Und es herrscht immer Ungewissheit, ob man auch die richtige Wahl getroffen hat. Immerhin: Die Fähigkeit des jeweiligen eliminierten Charakters geht nicht verloren, sondern kann auf eine andere Figur übertragen werden. Was jedoch nur ein schwacher Trost ist ...

Was mich allerdings davon abhält, „Lost Dimension“ als Nachfolger von „Valkyria Chronicles“ anzusehen, ist die Tatsache, dass die Grafik mich nicht überzeugt. Vor allem in den Passagen, wo man mit den Kampfgenossen redet, habe ich mich an die PSP erinnert gefühlt und nicht an die PS Vita. Auch sonst ist es kein grafischer Überflieger. Es ist solide und hat bis auf das gelungene Charakterdesign nichts, was einem nachhaltig im Kopf hängen bleiben wird.

Und trotzdem: Auch wenn es nicht ganz an „Valkyria Chronicles“ heranreicht, habe ich meinen Spaß mit dem Game.