The Crew – Zwei Systeme, zwei Meinungen im Test

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Ein nachgebildetes Amerika mit 5000 km², die es zu erkunden gilt, 1000 reale Orte zu entdecken, darunter 12 legendäre Städte, die originalgetreu abgebildet wurden, und ein über 6000 km großes Straßennetz. Die Entwickler von The Crew nahmen sich einiges vor. Ob der Arcaderacer bei all der Größe überzeugen kann? Michael und Patrick schauten sich das Spiel auf der Xbox One und der PS4 an und berichten Ihre Meinungen zu dem Always-On Racer.

Patricks Meinung zur PS4-Version:
The Crew hatte ich erst einmal gar nicht auf dem Schirm. Als ich es auf dem Ubisoft Event sah, war ich sofort Feuer und Flamme: Ein neuer Arcaderacer, bei dem man durch die gesamte USA fahren kann und der vom Gameplay stark an die guten, alten Need for Speed-Teile erinnert. Außerdem die Tatsache, dass sich Ubisoft erneut an ein neues Franchise traut und dabei das Racing-Genre bedient. Mit dem sogenannten Crew-Feature und einer offenen Online-Welt rechnete ich sogar mit einem MMO-Racer. Das ist das Spiel so überhaupt nicht geworden, wozu ich später komme.
 
The_Crew_nexgam_5Ursprünglich wollte ich ja ein Videotagebuch zu The Crew führen. Nachdem ich meine erste Aufnahme abdrehte, ist mir danach aufgefallen, dass ich schon die Hälfte des Spiels hinter mich gebracht hatte. Level 50 ist das Maximum, mehr geht nicht. Für die, die es nicht wissen: Bei The Crew gibt es ein Levelsystem. Je höher das Level, um so schwierigere Missionen kann man annehmen und desto bessere Teile kann man in seinen Wagen bauen. Damit kommen wir auch zu dem motivierendsten Feature des Spiels. Nach jeder Aufgabe und Rennen gewinnt ihr ein neues Teil, welches euren derzeitigen Boliden in den meisten Fällen verbessert. Ob in Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit, Handling oder Bremsleistung. Nach den gewonnenen Rennen werdet ihr belohnt, was enorm motiviert, dieses zu schaffen.
 
Die Betonung liegt hier klar auf »schaffen = 1. werden«. In den Storymissionen wird fast immer von euch verlangt, das Wettrennen auch zu gewinnen. Ihr seid 2. oder 3. geworden? Tja, Pech gehabt, startet es erneut! Das ist leider ein großes Manko des Spiels. Da es durch den Onlinezwang keinerlei Rückspulfunktion gibt, wie man es von anderen Genrekollegen gewohnt ist, setzt schnell Frust ein, wenn man ein perfektes Rennen macht und kurz vor der Ziellinie gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug oder eine Wand fährt. Denn auf Grund des Gummibandeffekts sind euch die CPU-Gegner ständig auf den Versen; ein Fehler bedeutet totales Versagen. Hier lässt Need for Speed stark grüßen, vor allem weil sich die Vehikel ähnlich arcadig und auch ein bisschen schwammig fahren. Ich fand das Fahrgefühl nach kurzer Eingewöhnung vertraut, habe ich doch Need for Speed: Most Wanted hoch und runter gespielt.
 
The_Crew_nexgam_3Ubisoft schaut sich eine Menge von den älteren EA-Titeln ab, so scheint es. Das Tuning geht ebenso ähnlich von der Hand, Rundenrennen wechseln sich mit Sprintrennen und Verfolgungsjagden mit der Polizei oder Söldnern ab. Die Verfolgungsrennen sind dabei nicht so gut gelöst. Während die KI dumm agiert und man ihr teils durch einfaches »Um-den-Block-fahren« entwischen kann, sind die Kollisionen auf gerader Strecke geradezu lächerlich. Einmal kurz überholen und vor euch ziehen reicht und schon könnt ihr nicht mehr abhauen. Der »Verhaftungsbalken« füllt sich so schnell, dass nicht einmal schnelles Wenden und in die andere Richtung fahren vor der Verhaftung schützt. Ansonsten ist die Missionsvielfalt überschaubar, aber abwechslungsreich. Abgesehen von den Renntypen und Verfolgungsjagden müssen wir eine bestimmte Anzahl Pakete in einem engen Zeitfenster einsammeln, eine Zielperson rammen, bis sie außer Gefecht gesetzt wird, oder Miniaufgaben, wie etwa das Fahren auf einer Ideallinie, absolvieren. Die Aufgaben machen Spaß, innovationstechnisch reißen sie einen allerdings nicht vom Hocker.
 
Der eigentliche Star des Spiels ist klar die riesige Spielwelt. Das Abbild der USA ist gigantisch. Um von einer Küste an die andere zu fahren, ist man je nach Fahrzeug locker eine halbe bis gute Stunde unterwegs. Die unterschiedlichen Landschaften der USA werden super eingefangen: Zu jeder Zeit hatte ich das Gefühl, durch eine lebendige und offene Welt zu fahren. Überall gibt es Tiere, in den Straßen laufen Menschen (mit außerordentlichen Ninjareflexen) durch die Gegend. Und das läuft ohne eine einzige Ladeunterbrechung. Dass man dafür Einbußen in Sachen Technik macht, sollte auf der Hand liegen. An ein Forza oder gar ein Drive Club kommt The Crew grafisch überhaupt nicht ran. Trotzdem sehen die Automodelle und die Lichteffekte gut aus. Wie das Ganze auf der Last Gen aussieht, kann ich nicht beurteilen. Auf der PS4 wirkt The Crew stimmig und abwechslungsreich. Die guten, deutschen Synchronsprecher und der stimmungsvolle Soundtrack komplettieren den insgesamt positiven Eindruck.
 
The_Crew_nexgam_1Was aber ist mit dem Hauptfeature von The Crew? Was ist es jetzt? Ein MMO-Racing-Game oder eher ein Koop-Titel? Weder noch. Es ist vielmehr ein gutes Einzelspielerspiel mit Multiplayerfeature. Man kann jederzeit jemanden in seine Crew, bestehend aus vier Fahrern, einladen oder eingeladen werden. In jeder Session aufs Neue. Ein Gilden- oder Clubfeature hat das Spiel nicht zu bieten, was das Feature sinnlos macht. Wieso darf ich nicht eine Crew aufbauen, und jeweils nur mit vier Mitgliedern durch die Gegend cruisen? Wieso kann ich nicht meine Highscores und sonstigen Statistiken mit meiner Crew vergleichen? Das machen Games wie Forza wesentlich besser. Für ein Spiel, welches sich »The Crew« nennt, gibt es viel zu wenige Interaktionsmöglichkeiten mit dieser. Echt Schade!

Für mich hat sich der Titel dennoch ein wenig wie ein neues Need for Speed der alten Tage angefühlt und das mit einer riesengroßen, frei erkundbaren USA! Wer also erneut einmal Arcadefeeling und Tuning vereint haben möchte und von Onlinezwang absieht, der wird mit »The Crew« auch alleine viel Freude haben. Wer ein ausgereiftes Racing-MMO erwartet, wird dagegen schwer enttäuscht sein. Trotzdem ein mutiger Schritt, ein neues Franchise aufzubauen, und eventuell verschlägt uns Teil 2 ja in einen Teil von Europa? Ich würde mich jedenfalls über eine Fortsetzung freuen, denn kurzweiliger Arcadespaß ist mit The Crew garantiert!
 
Michaels Meinung zur Xbox One-Version:
Im Grunde hat mein Kollege bereits eine Vielzahl der Kritikpunkte aufgezählt, die ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte. Bereits kurz nach dem Start des Spiels war mein erster Gedanke: »Wer hat denn die Need for Speed-Entwickler bei EA geklaut?« Doch Spaß beiseite: The Crew macht schon viel richtig. Eine riesige Welt mit zahllosen Aufgaben, die bewältigt werden wollen und mindestens genauso viele Rennen. Diese waren anfangs recht nervtötend, weil meine Fahrzeugstufe dem vorgegebenen Minimum entsprachen, meine Gegner mich aber beim kleinsten Fehler gnadenlos versenkten. Dadurch wurden die Veranstaltungen zur Geduldsprobe, was meinem leicht zu reizenden Nervenkostüm nicht gerade zuträglich war.

The_Crew_nexgam_6Also ging ich anders an die Sache heran. Es ist ja ein Open World Game und es gibt eine Vielzahl an Nebenaufgaben, um mein Auto hochzuleveln. Dementsprechend bin ich zunächst diese kleinen Herausforderungen angegangen, um neue Fahrzeugteile zu bekommen und meinen Wagen hochzuzüchten, und voilà: Von da an flutschte es. Allerdings gab es dennoch immer wieder Missionen, die alles von mir forderten. Besonders die hochstufigen Verfolgungsjagden sind nicht gerade simpel. Zumindest bis man herausfindet, wie die Gegner ticken.

Vom Crewgedanken hatte ich mir allerdings mehr erhofft. Man kann zwar Leute aus seiner Freundesliste einladen, die in den Staaten ihre Runden drehen, aber warum kann ich keine fremden Fahrer aus meiner Fraktion um Hilfe bitten? Wieso kann man nicht eine Art Filter einstellen, um passende Spieler eigenen Levels zu finden? Womit ich persönlich nicht allzu viel anfangen konnte, ist die Fahrphysik. In der Hinsicht hat mich Forza Horizon 2 in letzter Zeit ein wenig verwöhnt. Da hat mir das schwammige Fahrgefühl bei The Crew bei jeder Mission zittern lassen. Zwar kann man das durch Upgrades recht bald spürbar verbessern, jedoch empfinde ich es als unrealistisch über den Asphalt zu schlittern, als wär die komplette Piste vereist.

Was bleibt ist ein netter Open World Racer, der mich nicht vollends überzeugen kann. Spielerisch moderat macht es sicherlich Spaß, gemeinsam durch die virtuelle USA zu rasen. Alleine bekommt man einen soliden Need for Speed-Klon, dessen Story gut erzählt, aber nicht weiter von Bedeutung ist. Im Grunde werden alle bedient, die Fans von Fast & the Furious sind. Ein Stil, der nicht auf meiner Wellenlänge liegt. Wer also einen Arcade Racer sucht, kann gerne reinschauen. An die Klasse eines NfS oder gar Burnout Paradise kommt The Crew aber bei weitem nicht an.



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Forum
  • von aldi404:

    Du hast wahrscheinlich recht, ich hab eben mal meine Xbox offline genommen und das Spiel gestartet, da geht gar nix ohne Server, man kommt nicht mal ins Hauptmenü ...

  • von TommyKaira:

    So wie ich das verstehe kann man das ohne Server gar nicht spielen. Was sehr schade wäre, denn eigentlich hätte man das Spiel auch komplett offline spielbar machen können. Ich mache bisher nur die Story alleine....

  • von aldi404:

    Bin mal gespannt ob man dann wenigstens noch offline rumfahren kann, hab letztens auch mal wieder in die XBO Version reingeschaut.

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