Sei es der muskulöse Athlet Alex, der zusammen mit seiner reichen, verwöhnten Verlobten und deren Bruder mit seinem flapsigen Humor auf diesen Segeltörn geht. Fehlt nur noch der Bruder von Alex, der die Rolle des unsicheren Nerds einnimmt und die bestimmte, ja schon fast arrogante Kapitänin, die nur aus Gründen des Geldes die jungen Leute aufs Meer hinausfährt. Das Spiel nimmt sich anfangs etwas Zeit, um die einzelnen Figuren näher in Augenschein zu nehmen und sie den Spieler kennenlernen zu lassen. Das ist auch gut, denn so bekommt man ein gewisses Gefühl dafür, mit wem man es zu tun hat. Allerdings dauert es nicht allzu lange, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und sich die Ereignisse überschlagen. Ich möchte hier aber nicht mehr weiter darauf eingehen, um euch nicht um Spaß zu bringen.
Die Entscheidungen liegen bei euch und diese verändern den Spielverlauf grundlegend, was wirklich toll ist. Das Spiel an sich läuft wie ein Film ab, in dem ihr wie erwähnt manchmal Entscheide treffen könnt. Dialogoptionen wählt ihr mit dem rechten Stick. Ansonsten gibt es auch noch verschiedene Quick Time Events in den Actionszenen, bei denen entweder bestimmte Tasten innerhalb eines kurzen Zeitfensters gedrückt oder z.B. der Herzschlag kontrolliert wird durch zeitiges Knöpfchen drücken. Da diese sehr unterschiedlich sind, kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, wobei ihr natürlich etwas Geschick mitbringen müsst. An dieser Stelle sollte nochmal erwähnt werden, dass es zusätzlich noch einige Optionen zum barrierefreien Spielen gibt, so dass man beispielsweise bei den Quick Time Events den Zeitfaktor herausnehmen kann und weitere Optionen für Farbenblindheit. Eine gute Sache.
Ein neues Feature ist ebenfalls, die Geschichte mit Freunden erleben zu können. Im Filmabend-Modus steuert jeder eurer Kumpels daheim einen Charakter, dessen Entscheidungen er trifft. So ähnlich haben wir das schon bei Hidden Agenda erlebt, bei dem die Spieler mit ihren Smartphones eine Auswahl treffen konnten. Doch wirklich innovativ ist der Koop-Modus, bei dem man mit einem weiteren Spieler online in die Story eintauchen kann. Dieser Modus ist besonders spannend, wenn keiner der beiden das Spiel bereits kennt, denn hier ist es so, dass jeder Spieler einen Charakter in der aktuellen Szene übernimmt. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen, jedoch weiß man nie, welchen Entschluss der andere getroffen hat. So ist der Verlauf der Geschichte aufregender, weil man als Einzelperson nicht alles selbst in der Hand hat. Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings, denn die Quick Time Events sind manchmal durch leichte Verzögerungen in der Verbindung schwer zu treffen. Hoffentlich gibt es hier bald Abhilfe durch einen Patch.
Zwar mag Man of Medan nicht ganz an die Klasse von Until Dawn herankommen, dennoch ist es ein gelungenes Spiel geworden, um euch an Halloween entweder allein oder mit Freunden gruseln zu können. Wobei es leider eher weniger gruselig ist, sondern mehr darauf aus ist, euch mit Jump Scares zu erschrecken. Die Charaktere sind wie in genreüblichen Slasherfilmen sehr klischeebehaftet, können aber durch eure Aktionen sich in ihren Wesenszügen ändern und das ist es auch, was das Spiel durchaus spannend macht. Durch die stark unterschiedlichen Verläufe der Story in den verschiedenen Durchgängen und einen Haufen Sammelzeugs werdet ihr eingeladen, Man of Medan mehrmals zu spielen. Spaß haben werdet ihr auf jeden Fall und ich wurde sehr gut unterhalten dabei.