Natürlich schafft es unser Hauptcharakter sich aus der Gefangenschaft zu befreien, was uns zum großen Spielziel führt: Die restlichen Freunde finden, retten und schnellstmöglich zurück in eine Nation flüchten, in der Piraten eine eher untergeordnete Bedrohung darstellen. Nichts leichter als das! Ein Quest-Marker zeigt mir, wo ich die nächste Mission abgreifen kann. Allerdings ignoriere ich schnell das penetrant aufleuchtende Missionsziel und gehe meinen eigenen Weg. Dort ein mysteriöses Haus, hier drüben eine düstere Höhle, da hinten ein paar Inselbewohner in Not. Schnell macht sich ein Gefühl breit, wie ich es zuletzt während meiner Abenteuer in Skyrim empfunden hatte. Die Spielwelt und die Atmosphäre zogen mich weitaus mehr in den Bann, als die eigentliche Geschichte des Spiels. Sollen doch meine Freunde bleiben, wo der Pfeffer wächst! Ich geh' jetzt jagen!
Dabei bleibe ich natürlich stets im Dickicht, krieche durch die saftig grüne Tundra und versuche, so gut es geht, Ärger aus dem Weg zu gehen. Egal ob Tag oder Nacht, Regen oder Sonne, die Piraten sind auf der Suche nach mir. Mit diversen Vehikeln grasen sie die Insel ab, um mich, den Flüchtling, auf's Korn zu nehmen.
Ich wähle den vorsichtigen Weg und pirsche mich hinterrücks an die Piraten an. Der Erste bekommt mein Messer in die Kehle, der Zweite reagiert etwas schneller, kriegt aber dennoch meine Klinge zu spüren. Der Dritte ließ mir keine andere Wahl. Er zog bereits die Waffe, so dass ich gezwungen war, ihn mit einem gezielten Kopfschuss ins Jenseits zu befördern. Der Knall lockte weitere Widersacher an, die mit zwei Jeeps angebrettert kamen. Noch bevor ich die drei erlegten Ziele plündern konnte, rette ich mich in den Dschungel - meine Verfolger natürlich dicht hinter mir.
Mir bleibt nicht viel Zeit zu überlegen. Verballere ich meine wenige Munition oder springe ich die Klippe runter ins Kühle nass? Ich entscheide mich für Letzeres und knallte hart auf die Wasseroberfläche auf. Der Bildschirm wird kurz schwarz, während ich innerlich die Luft anhielt. Habe ich den Sprung heil überstanden? Nur wenige Sekunden später tauche ich nicht nur aus dem tiefen Wasser auf, auch meine Verfolger haben mich offensichtlich aus den Augen verloren. Ich drücke die Pause-Taste, lasse die letzten Spielminuten in meinem Kopf nochmals Revue passieren und fasse sie wie folgt zusammen: Hammergeil!
Gerade zu Anfang des Spiels muss mit wenig Lebensenergie ausgekommen werden, so dass jeder Angriff auf die meist gut bewaffneten Piraten eine wohldurchdachte Planung voraussetzt. Nach zahlreichen Erfahrungspunkten und Fähigkeiten entwickelt sich unser Alter Ego vom ängstlichen Schulmädchen zu John Rambo. Ihr "spielt" mit euren Opfern, bevor ihr ihnen den Garaus macht. Dabei befriedigt jede noch so kleine Aktion euren Spieltrieb. Schleichen, schießen, sprinten, schwimmen, fahren, messern, jede Aktion geht flüssig in die Nächste über und gehört zum guten Ton, um in der Wildnis zu überleben. Nur wenige Titel schaffen es, die Charakterentwicklung derart spürbar, spaßig und suchterregend zu gestalten. Dafür beide Daumen hoch!
Die Story kann trotz des überaus genialen Antagonisten Vaas nur schwer mit dem Survival-Aspekt des Spiels mithalten. Teilweise fühlen sich die sogenannten Mainquests eher wie Lückenfüller an, die kurz die spannende Erforschung der Insel unterbrechen, um die Geschichte weiterzuführen. Auch wenn diese nicht schlecht sind, absolvierte ich sie nur des Spieles wegen. Und weil mich das penetrante Aufblinken des nächsten Missionszieles nervte. Da jedoch alle spielerischen Aspekte des Titels dermaßen gut ausgebaut wurden, zählt Far Cry 3 dennoch zu einem der Topgames dieses Spielejahres, mit dem man unzählige Stunden verbringen kann.