Sniper Elite V2 Remastered - ick bin wieder ein Berliner im Test

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Die Sniper Elite Serie hatte ihren großen Höhepunkt für viele mit dem zweiten Ableger, genannt V2. Da wir uns in der Konsolenära der neu aufgelegten Spiele befinden, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Fanliebling den Sprung auf Xbox One und Co. schafft. Gerade nach dem technisch etwas schwachen Sniper Elite 4 ist dieser Schritt nachvollziehbar, den beliebtesten Teil noch einmal von seiner besten Seite zu präsentieren. Ob das gelingt und ausreicht?

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Im Kern hat sich an Sniper Elite V2 erstmal nichts verändert. Berlin wird von den Alliierten angegriffen und zerbombt. Der Spieler wird als Sniper Elite, also als quasi 1-Mann-Armee ins Feindgebiet geschickt, um diverse Offiziere auszuschalten. Dabei sollt ihr nach Informationen zur gefürchteten V2 Rakete zu suchen. Und wenn Sniper Elite eins schon immer hinbekommen hat, ist es diese Anspannung an den Spieler zu koppeln. Durch das Zielfernrohr den Gegner zu erspähen, einen geeigneten Moment abzuwarten. Durch die Entfernung die Ballistik der Kugel ein klein wenig nach oben korrigieren. Die Luft anhalten und auf den Einschlag einer Flak warten, um dann abzudrücken.

Die Kugel fliegt in Zeitlupe auf mein Ziel zu, trifft den Gegner genau ins rechte Auge. Das Aufprallgeräusch ist laut und klingt schon sehr unangenehm, die (deaktivierbare) X-Ray-Kill-Cam macht den Rest. Ja, Sniper Elite zeigt schon recht eindrucksvoll, wenn auch nicht hundertprozentig realistisch, den Flug und Einschlag einer Kugel in den Gegner. Es geht wie im Original ziemlich wuchtig zu und sah wohl noch nie so schön aus. Mit der Remastered Version bekommen wir die bis dato Ansehnlichste, das fällt vor allem im direkten Vergleich mit der älteren Xbox 360 Fassung auf. Texturen, Partikeleffekte, Kantenglättung und vor allem die stabile Framerate sind hier nur einige Punkte, die das beste Gesamtbild ergeben. Selbst die Ladezeiten wirken gefühlt optimiert, und das schon ohne eine eingebaute SSD in der Konsole. Einzig das leichte “nachpoppen” der Texturen bei Levelstart mindern hier den sonst positiven Gesamteindruck.

Technisch kann man also von einem gelungenen Remastered sprechen. Wie schaut es inhaltlich aus? Wir bekommen das bekannte Hauptspiel mit seiner Kampagne, den kooperativen Modus, sowie den kompetitiven Multiplayer, welchen ich jedoch noch nicht aktiv testen konnte. Hier gibt es ein paar kleinere Zusätze wie neue Charaktere. Viel interessanter für uns deutsche Spieler ist da sicherlich der Herausforderungsmodus. In dieses gibt es nämlich die Missionen, die Teil von DLCs waren die bei uns leider nie offiziell erschienen. In einem dieser Aufträge geht es nämlich keinem Geringerem als Hitler persönlich an den Kragen, beziehungsweise wo auch immer wir hinschießen. Diese sind nun uncut in der deutschen Version spielbar und komplettieren endlich die Sniper Elite V2 Erfahrung.

sniperelitev2_remastered_nexgam_7Einzig die Tonspur hätte man noch einmal anpacken können. Während mir persönlich der Hauptcharakter mit seiner bekannt rauen Stimme immer noch sehr gut gefällt, fallen vor allem die deutsch sprechenden Nazis sehr negativ aus. Wenn man zum 100. mal in einer seltsamen Betonung den Satz “Ich werde dich finden.” hört, wird es nur noch nervig und anstrengend. Hier wäre eine der Zeit angemessene Neuvertonung wünschenswert gewesen. Die restliche Klangkulisse trägt jedoch sehr zur Atmosphäre bei, wenn etwas die Hauptmenü-Musik einsetzt oder wir durch die Gassen schleichen. Obligatorisch für eine Remastered Version gibt es natürlich zusätzlich einen Foto Modus, in welchem man sich mit allerlei Filtern und Spielereien tolle Schnappschüsse während des Spielens abspeichern und teilen kann. 

Allerdings frage ich mich hier, wieso wir nun die Hitler-Mission bekommen haben, die ganzen Symbole aber weiterhin an ein fiktives Regime erinnern. Sowohl Offiziersnamen wie auch die gesamte Thematik der V2 sind enthalten. Wir wissen also, dass wir hier auf Nazis und Russen schießen. Wieso um alles in der Welt hat man sich wieder nicht getraut, die originalen (und per default nicht mehr verbotenen) Nazi-Symbole auch für den deutschen Markt ins Spiel zu integrieren. Es geht wirklich ein Teil der Authentizität flöten. Hier hätte Sniper Elite ein Vorzeigetitel werden können, welches sich mit der neuen Gesetzeslage endlich einmal traut, das zu sein, was ein Videospiel darstellt: ein Kunstwerk, so wie es Filme schon immer waren. Diese Chance vergeben die Entwickler leider und belassen es bei den Kreuz-ähnlichen Fahnen, wie man es schon in einigen anderen Spielen gesehen hat.

Natürlich merkt man Sniper Elite V2 spielerisch sein Alter an. Vor allem die KI der Gegner fällt dabei oft negativ auf. Hier vor allem, wenn diese wie ein wilder Hühnerhaufen durch die Gegend laufen, statt sich in Deckung zu begeben. Auch wirken an der Stelle die Animation oftmals sehr steif. Hier hätte ich mir ebenfalls eine kleine Überarbeitung gewünscht. Des Weiteren kann man die lineare Levelstruktur natürlich nicht mit den großen, frei begehbaren Maps der Nachfolger vergleichen. Das schadet zwar der spielerischen Freiheit, mindert jedoch keineswegs den Spielspaß. Im Bereich der Missionen und Level gibt es meist mehr als nur einen möglichen Weg, wenn auch nicht innerhalb eines offenen Areals.

sniperelitev2_remastered_nexgam_4Dazu kommt, dass mit den wählbaren Schwierigkeitsgraden für jeden die passende Herausforderung vorhanden ist. Ich hatte selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad oft das zeitliche gesegnet und durfte einen Checkpoint mehrfach angehen. Hier muss natürlich jeder die Balance zwischen Spielspaß und Frusttoleranz finden, ein Selbstläufer ist Sniper Elite V2 Remastered definitiv nicht.

Wir befinden uns in der Konsolengeneration der Remastered Games. Das kann man gut oder schlecht finden und bietet definitiv genug Gesprächsstoff für einen separaten Artikel. An dieser Stelle lässt sich nur sagen, dass jeder, der das Spiel bereits auf Xbox360 oder PC durchgespielt hat, nicht zwangsweise die Remastered Version kaufen muss. Allerdings bietet uns Rebellion hier die mit Abstand beste Fassung des Spiels. Wer das wohl beliebteste Werk der Reihe noch nicht gespielt hat, sollte also definitiv zu dieser Version greifen. Und wer einen weiteren Durchgang plant oder vielleicht die in Deutschland bisher vermissten Herausforderungsmissionen noch nicht genossen hat, der sollte ebenfalls mit dem Remastered liebäugeln. Alle anderen können getrost ihrer Wege gehen und brauchen sich nicht weiter Gedanken darüber zu machen, ob eine Neuauflage des alten Spiels überhaupt sinnvoll ist oder nicht.

Sniper Elite macht definitiv auch auf den aktuellen Konsolen eine Menge Spaß, auch wenn es vielleicht ein bisschen seiner alten Magie altersbedingt verloren hat.





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Forum
  • von aldi404:

    Danke für das Angebot aber momentan hab ich ja kein Gold da mein GPU ausgelaufen ist und ich jetzt auch mal ein Weilchen ohne auskommen will um meinen Backlog abzuarbeiten, also werde ich das wohl oder übel solo durchnudeln müssen, bin ca. zur Hälfte durch bei 10h Spielzeit bisher.

  • von Mistercinema:

    Solo auf der one? Falls ja, könnten wir im Koop durch gehen, was deutlich mehr Spaß macht....

  • von aldi404:

    Muss mich grade leider ziemlich durch das Spiel quälen, ist echt nicht so gut gealtert, da hatte ich mit Teil 3 mehr Spaß, als ich den vor einem Jahr durchgespielt hab. Bleibe aber dran und spiele es bestimmt auch durch. ...

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