Wall Street Kid NES: Einmal Kapitalist sein im Test

NES

Ich liebe Spiele der 80er Jahre. Vielleicht besonders, weil niemand über Clipping Fehler oder Frames per second diskutiert. Spielspaß und Spielidee standen im Vordergrund. Im Vergleich zum Meer an heutigen Shootern und Minispiel-Compilations nahmen sich die 80er Jahre ausgesprochen innovativ aus. Irgendjemand kam beim Mittagessen auf eine Idee und wenig später begann die Programmierung. Vielleicht war es so ähnlich bei Sofel, einem japanischen Entwickler für Business Software. Eines Tages stieg man unvermittelt in die Programmierung von NES Spielen ein und produzierte eines meiner Lieblingsbeispiele: Wall Street Kid für NES.

wall-street-kid-2Schon die naive Story erzählt von einer einfacheren Welt. Die Welt im Stil eines Knight Rider und dem A-Team. Ein Verwandter des Spielercharakters stirbt und hinterlässt einen Batzen Geld. Um zu erben, muss sich der Speiler jedoch erst würdig erweisen. Und das geschieht natürlich - schnauf - durch erfolgreiches Handeln an der Wall Street. Aktien kaufen und verkaufen, ein Anwesen erwerben, eine Yacht ... und am Ende sogar ein Schloss.

Außerdem muss die Freundin bespaßt werden, was in der Regel mit einer Shopping-Tour und rauchenden Kreditkarten endet. Und dann ist da noch die eigene Gesundheit, die mit Fitnessstudio, Wandern oder Schwimmen wieder aufgebaut werden kann.

Soweit so gut. Wall Street Kid ist nichts besonders. Die Kursentwicklungen folgen einem einfachen mathematischen Modell, dass man spätestens nach drei Durchgängen durchblickt. Es gibt nicht mal echte Firmennamen, sondern nur Verballhornungen (yApple, American Depress, Rattel Toys usw.). Die Präsentation ist lächerlich simpel. Und doch löste das Spiel in mir eine Begeisterung aus, die vermutlich nur neXGam Leser nachvollziehen können.

Ja, ich vermisse Spiele wie Wall Street Kid. Simpel, unterhaltsam und die Phantasie anregend. Einfache Szenarien aus der realen Welt, die mich in eine Rolle schlüpfen lassen. Mich wundert, dass bisher niemand mehr das Thema „Börse“ so richtig beackerte. Schließlich ist es designtechnisch ein Traum, dem Game Designer sind kaum Grenzen gesetzt. Von der Dramatik eines plötzlichen Kurssturzes bis hin zur ganz privaten Tragödie des Spielers ist alles möglich. Sogar Gesellschaftskritik oder die Vermittlung von praktischem Wissen lassen sich verpacken. Der letzte mir bekannte Versuch in die Richtung, Kabu Trader Shun (Nintendo DS), scheiterte kläglich in Japan und kam daher gar nicht erst in den Westen.

wall-street-kid-3Und so bleibt nur, sich an Originale wie Wall Street Kid zu halten. Einen EU-Release gab es niemals, es ist also nur in Japan unter dem Namen (Money Game II: Kabutochou no Kiseki) oder in den USA erhältlich. Ein kurzer Check auf Ebay offenbarte zahlreiche Angebote für wenige Euro. Zwar lässt sich auch per NES Emulator reinsehen, aber so richtig Spielspaß will wie immer nur an der echten Konsole aufkommen. Gerade weil die Steuerung am NES Pad hakelig wirkt und der Sound nervig aus den TV Boxen dudelt. Aber wer wie ich spielerisch die Welt der 80er Jahre liebt, sollte unbedingt mal reinsehen.

Übrigens: Das 1979 gegründete Sofel ist auch heute noch im Geschäft, beschäftigt sich laut der offiziellen Webseite allerdings vorwiegend mit der Entwicklung von RFID Produkten.




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  • von Civilisation:

    Mit Wall Street Kid stellt Sebastian ein besonderes NES-Spiel vor. Wall Street Kid NES: Einmal Kapitalist sein Ich liebe Spiele der 80er Jahre. Vielleicht besonders, weil niemand über Clipping Fehler oder Frames per second diskutiert. Spielspaß und Spielidee standen im...

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