Sunless Sea - Von Seemannsgarn und anderen Geschichten im Test

In Sunless Sea schlüpfen wir in die Rolle eines solchen Seebären, der mit seiner tapferen Mannschaft in die düstere Underzee stechen will. Sein Ziel ist das, was wir uns selber setzen, und da lässt uns das Spiel einige auswählen. Ob wir ein verschollenes Familienmitglied finden möchten oder schlicht und ergreifend auf der Suche nach Reichtümern sind, diese Wahl bleibt allein bei uns. Sunless Sea ist kein Spiel, bei dem ein optisches Effektfeuerwerk abgebrannt wird, es sind die Geschichten und Erzählungen, die den Reiz des Ganzen ausmachen.

Mit einer Handvoll Matrosen und dem eigenen Frettchen geht es von London aus in die unterirdische Zee. Es gibt eine Hintergrundgeschichte, die im dazugehörigen Browsergame Fallen London erzählt wird, doch Näheres wird nicht erläutert. Es sollen die Fledermäuse gewesen sein, die Englands Hauptstadt tief in den Untergrund geführt haben. Dort erwartet uns jetzt ein düsterer Ozean, den wir erkunden wollen. Ein schäbiger Kahn ist alles, was wir neben der Besatzung haben, und mutig setzen wir die Segel, unsere jedes Mal von neuem generierte Umwelt zu erforschen. Jedwede Insel die wir ansteuern hat ihre Geschichten zu erzählen, die man am Hafen anhören kann. Alle werden uns eine Entscheidung abverlangen, die Konsequenzen für das weitere Gameplay haben. Sollen wir dem zwielichtigen Typen vertrauen, der sich uns anschließen möchte, oder will er uns nur in eine Falle führen?

Es sind diese Geschichten, die zusammen mit der stimmungsvollen Musik diese einzigartige Atmosphäre erzeugen, die mich jedes Mal vor dem Rechner fesseln. Allerdings sollte man gute Englischkenntnisse und ein Faible für viel Text haben, denn zu erzählen haben die Entwickler viel. Meldet ihr euch auf der Webseite von Failbetter Games an, könnt ihr sogar weitere Geschichten für das Spiel herunterladen und das kostenlos. Eine sicherlich lohnenswerte Investition.

Neben den Erzählungen auf See müsst ihr ebenso vielen Gefahren trotzen. Nicht nur, dass diverse Kreaturen die See bevölkern, die genauso um ihr Überleben kämpfen, auch den Widrigkeiten müsst ihr so gut es geht entgegenwirken, um euer selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Dabei sind nicht nur Vorräte wie Essen, sondern unter anderem die Stimmung des eigenen Trupps wichtig. Beispielsweise sinkt die Moral, wenn die Crew lange Zeit durch unbeleuchtete Gewässer fahren muss oder besagte Verpflegung fehlt. Da kann es schon mal passieren, dass sie eines der Crewmitglieder verspeisen, was eine fürchterliche Vorstellung ist und mir immer noch ein unbehagliches Gefühl verpasst.

So wird es unabänderlich geschehen, dass euch die Güter ausgehen und euer Ableben unweigerlich bevorsteht. Doch dann ist es nicht vorbei. Ihr könnt ein weiteres Leben beginnen, mit einem neuen Ziel und einem neuen Spielaufbau. Aufgrund eurer Entscheidungen im vorangegangenen Lebensweg bekommt ihr allerdings bestimmte Boni, die ihr auf der Reise nutzen könnt. Und wer weiß, vielleicht werdet ihr beim nächsten Mal euer Ziel auch erreichen.