e-Jagfest 2014 Preview - Was gab es 2013, was erwartet uns diesmal? im Test
Am 15. und 16. November 2014 findet in Duisburg erneut das e-Jagfest fest. Bereits zum vierzehnten Mal werden Atari-Fans und Retro-Interessierte eingeladen, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und sich über die neuesten Entwicklungen für die Systeme des Videospielepioniers zu informieren. Wir blicken zurück auf das letztjährige Event und fragen, was dieses Jahr zu erwarten sein könnte.
Der große Gewinner auf dem 2013er Jagfest dürfte das Atari 7800 gewesen sein; jedenfalls was die Anzahl der gezeigten Spiele betrifft. Nicht weniger als fünf Titel in unterschiedlichen Entwicklungsstadien gab es für Ataris Gegenspieler zum NES und Master System zu sehen. Mit einer kleinen Einschränkung: Entwickler Mark Ball hatte das Atari 7800 XM mitgebracht. »XM« steht für »Expansion Module«, und das von der Form her perfekt auf das Grundgerät angepasste Stück Hardware wird für jedes der vorgestellten Spiele erforderlich sein. Hier werden Erinnerungen an das plilzförmige Add-on zu Segas Mega Drive wach, denn wie das 32X erhöht das XM die Power seiner Wirtskonsole erheblich. Mehr Arbeitsspeicher, zwei neue Soundchips und ebenso viele Erweiterungsports um bspw. die XEGS Tastatur anschließen zu können. Abgerundet wird das Ganze durch eine eingebaute Funktion zum Abspeichern der Highscores. Diese Fülle an Features lässt das sonst oft belächelte 7800 zu einem 8-Bit-Monster werden. Wie sich das Upgrade auswirkt, zeigen die Spiele: 320x200 Pixel Auflösung ist genauso Standard wie Titelbilder in 256 Farbtönen. Selbst ingame warten die Spiele teilweise mit über 80 Farben gleichzeitig auf. Einziger Wermutstropfen ist, dass man das Gerät wohl nicht für unter 150 Dollar wird erstehen können. 250 Geräte sind bereits als Vorbestellungen in festen Händen. Im Angesicht der kommenden Highlights werden Fans des 7800 aber kaum um die Anschaffung herumkommen. Ein mulmiges Gefühl vermittelt allerdings die nun bereits ehrjährige Verspätung des Aufsatzes durch Hersteller Syzygy Company. Auch 2014 ist wohl kaum noch mit einer Auslieferung zu rechnen.
Die einzelnen Titel, die zum Anspielen bereitstanden, waren: Apple Snaffle, ein Boulder-Dash-Klon mit verspielten Animationen, der auch zu einem späteren Zeitpunkt für das Intellivision umgesetzt werden soll. Outpost 26 stellt sich optisch verhältnismäßig bieder dar und ist eine Hommage an eines der ersten Plattformspiele Space Panic. Das schlicht Dungeon genannte Spiel lässt einen in der Top-Down-Perspektive selbige erkunden und natürlich looten und leveln. Halloween erinnert grafisch an Zelda, wird sich aber etwas arcadelastiger und schneller spielen. Die eigentliche Inspirationsquelle ist nämlich der ZX Spectrum-Hit Atic Atac. Es gilt Waffen und Objekte zu sammeln sowie Feinde mit Wurfmessern zu töten um letztlich die Endgegner (in Form von Hollywoods beliebtesten Monstern) zu besiegen und einen Talisman zusammenzusetzen. Als mein persönliches Highlight muss ich Fruitarian hervorheben. Bei diesem Game handelt es sich um eine 2-Spieler-Variante von Hudsons Bomberman. Anstatt Bomben werden hier eben Früchte abgelegt, die bei Überreife platzen; alles in herrlichen Animationen dargestellt. Als XM-basierte Spiele können diese vielversprechenden Entwicklungen bis heute nicht käuflich erworben werden. Es bleibt zu hoffen, dass Syzygy Company endlich den Launch des Systems hinbekommt, damit Spieler in aller Welt die neue Edelsoftware nicht nur auf dem Jagfest ausprobieren, sondern käuflich erwerben können.
Zudem hatte Ball, Homebrew-Enthusiasten besser bekannt als GroovyBee, Hover Bovver für das Intellivision im Gepäck. Es handelt sich um die Umsetzung eines Rasenmäherspiels von Jeff Minter, welches für den Publisher Elektronite programmiert wurde und deren Veröffentlichung nach unschönen öffentlichen Konflikten nun fraglich ist. Ein Verlust für Intellivision-Fans, zeigten sich die Besucher beim Probespiel doch regelmäßig begeistert.
Ebenfalls für die Mattel-Konsole gab es sowohl das grafisch hervorragende Rocketeer als auch die Mars Mini Games zu sehen, eine Sammlung mit kleineren Games im Stile von Lunar Lander und Space Invaders.
Auch für Ataris älteste Konsole, das VCS, wurden einige Titel vorgestellt. Am meisten gespielt wurde hier wohl Wallball vom neXGam User DerLuchs. Ein chaotisch-simples Spielchen, bei dem sich zwei Spieler um einen Ball streiten und versuchen, den Ausgang des Levels zu erreichen. Und das bei sich ständig veränderndem Layout, wobei man auch gerne mal sekundenlang in einer Mauer stecken bleibt. Noch in einem frühen Stadium war das Racing Game Der Raser. Ringon, in dem man durch einen Dungeon läuft und Wände nur im Schein der eigenen Taschenlampe sehen kann ist ebenfalls weit von der Fertigstellung entfernt, bietet aber ein interessantes Konzept. Von TheLoon aus den USA zeigte DerLuchs stellvertretend MMSBCII, eine Art Horizontalshooter aus der Insektenwelt. Im vergangenen Jahr hat sich der deutsche Hobbyprogrammierer vermehrt mit dem Vectrex beschäftigt. Es wäre also nicht überraschend, beim e-Jagfest 2014 einige neue Spiele für die obskure vektorbasierte Konsole zu sehen zu bekommen.
Der Jaguar, Ataris letzter Anlauf im Hardware-Geschäft, wurde 2013 mit einer tollen Beta des langerwarteten Rebooteroids beglückt. Als aufwändigster Titel der fleißigen Unterstützer der 64-Bit-Raubkatze darf man sich das Spiel als ein stark aufgebohrtes Update zu Asteroids vorstellen. Mit Neon-Optik, treibendem Sound und Gameplay mit Suchtpotenzial ist Rebooteroids das, was wohl ein Jeff Minter abgeliefert hätte, wäre ihm aufgetragen worden, den Atari-Klassiker ähnlich wie Tempest mit einer »2000«-Neuinterpretation neu aufleben zu lassen. Aus dem anvisierten Februar-Termin für die Modulveröffentlichung wurde derweil allerdings nichts: die Fertigstellung der angepeilten 170 Levels und das Feintuning sorgen dafür, dass man auch noch 2014 auf das fertige Produkt wartet. Eine Wartezeit, die sich lohnt, denn keinem der Anwesenden, die sich an der ständig belagerten Rebooteroids-Station versammelt hatten, wäre in den Sinn gekommen, dass das kein fertiges Spiel ist. Wenn also wirklich so ausgiebig an einem bereits gefeierten Spiel gefeilt wird, ist nichts anderes als ein Kracher zu erwarten.
Abschließend war für Ataris Lynx vergangenes Jahr recht wenig zu sehen; was aber geboten wurde, zählt sicher zu den Highlights des Events. Mit Allein hat DerLuchs nämlich nichts Geringeres als ein ausschweifendes Textadventure in der Pipeline. Dabei gibt es zwischendurch auch Grafiken zu bewundern und sogar menübasierte Kämpfe. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den ausführlich geschriebenen Texten, die einem das Gefühl geben einen virtuellen Gruselroman zu lesen. Alex Thissen aus den Niederlanden hatte ebenfalls etwas zu zeigen, nämlich eine frühe Version des Dungeoncrawlers Hack, Slash, Loot. Dieser ist tatsächlich die Umsetzung eines Indie-PC-Spiels von 2010 und bietet neben zehn Charakterklassen Tausende von Items und zufallsgenerierte Dungeons. Fans des Klassikers Rogue dürfen gespannt sein, obwohl das Projekt noch einen weiten Weg vor sich hat. Für 2014 ist auf mehr zu hoffen, markiert das Jahr doch den 25.Geburtstags des ersten Farbhandhelds der Welt. Eventuell werden Fans mit dem Release des verschollenen 1993er Titels Quadromania verwöhnt. Der an Dr. Mario angelegte Puzzler wurde dieses Jahr entdeckt und soll mit Erlaubnis des Originalentwicklers endlich Spieler in aller Welt zum Schwitzen bringen.
Das e-Jagfest 2014 findet am 15. & 16. November 2014 unter folgender Adresse statt:
