Volkscomputer - Aufstieg und Fall des Computer-Pioniers Commodore im Test

AmigaCommodore 64

Literatur über unser Hobby "Gaming" beschränkt sich meist auf Lösungsbücher und Sammlerguides. Gerade im deutschsprachigen Raum sieht es für lesefreudige Gamer reichlich dünn aus. Mit »Volkscomputer - Aufstieg und Fall des Computer-Pioniers Commodore und die Geburt der PC Industrie« veröffentlicht Gameplan endlich mal wieder frisches Lesefutter

gameplan_coverGameplan-Gründer Winnie Forster ist eines der Urgesteine der schreibenden Gaming-Zunft. Bereits seit 2002 veröffentlicht Forsters Verlag in unregelmäßigen Abständen Gaming-Literatur. Begonnen hat alles mit »Spielkonsolen und Heimcomputer«. Es folgten »Joysticks« und »Computer- und Videospiel-Macher«. Das neueste Werk, welches sich ausschließlich mit Commodore beschäftigt, stammt nicht aus Winnie Forsters Feder, sondern ist eine Übersetzung des englischen Buches »On The Edge: The Spectacular Rise And Fall Of Commodore« von Brian Bagnall.
 
Die deutsche Version wurde gegenüber dem Original etwas gekürzt, ohne jedoch nach Aussage der Verleger Inhaltliches aufzugeben. Und wahrlich, auch die deutsche Ausgabe ist kein Leichtgewicht: Auf 353 Seiten erfährt der Leser alles über die Gründung Commodores durch Jack Tramiel, die Entwicklung des legendären MOS 6502 Chips, drohende Insolvenzen, Probleme im persönlichen Umgang von Mitarbeitern mit Jack Tramiel und die Erfolgstorys des C64 und des Amigas. Zumindest wenn man es kurz zusammenfassen will. Denn »Volkscomputer« bietet eine derartige inhaltliche Tiefe, dass der Leser nach Beenden des Buches das Gefühl hat, selbst unter Jack Tramiel und Irving Gould gedient zu haben.
 
Originalautor Bagnell erreichte diese Tiefe insbesondere durch extensive Interviews mit Zeitzeugen und Commodore-Mitarbeitern aus allen Epochen der Firma. Vom 6502-Erfinder Chuck Peddle über SID-Erfinder Rob Yanne, C128 Entwickler Bil Herd und Amiga-Ingenieur R.J. Mical bis hin zu ehemaligen Geschäftsführern wie Thomas Rattigan; Bagnell interviewte sie alle. Und das tut dem Buch sichtlich gut. Denn so hält sich der Autor mit eigenen Mutmaßungen und Annahmen zurück und lässt die zu Wort kommen, die es wissen müssen.
 
fr_he_70erIch selbst bin Atari-Fan und hatte in die Geschichte Commodores bisher eher weniger Einblick. Nach dem Lesen von »Volkscomputer« würde ich mir ein Standardwerk zu Atari wünschen, denn das Buch vermag neben der Wissensvermittlung auch hervorragend zu unterhalten. Denn Hintergrundgeschichten und Anekdoten zu Arbeitsbedingungen und Messevorbereitungen lockern die Berichte über Chipdesign und Hardware-Debugging sichtlich auf.
 
Durch seinen Unterhaltungsgrad kann »Volkscomputer« nicht nur Commodore-Fans empfohlen werden, sondern so ziemlich jedem Gamer, der sich ein wenig über die Vergangenheit und Homecomputer-Pionierzeit informieren will. Und da Bildung bekanntlich nicht weh tut, sage ich: Kaufen!
 
»Volkscomputer« ist unter Gameplan.de erhältlich und kostet 27,80€.
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Forum
  • von Lossl:

    Hab mir das Buch letztens auch gegönnt und vor ein paar Tagen beendet. Grandioses Buch für jeden, der an der Technik von damals interessiert ist- und nicht nur für Commodore Liebhaber interessant, obwohl diese natürlich den meisten Nutzen haben werden. Was der Author da auf die Beine gestellt...

  • von Retro-Nerd:

    Chefsessel schrieb: Jep, das Buch von Rainer Benda ist ein Klassiker. Ich hatte es noch auf seiner Webseite verschlungen, als er es zum ersten Mal aufschrieb. Später dann gekauft. Wie du sagst, sehr persönlich, aber gerade dadurch sehr...

  • von Tempest2K:

    schade das es so ein buch nicht über Atari gibt. Das würde ich wohl blind für 50 Euro kaufen ...

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