Doom 3 im Test

Xbox

Es ist schon lustig zu sehen, wie ID Software es jedes Mal schafft, mit ihren Spielen derartig für Furore zu sorgen. Jeder, der damals auf Quake 3 wartete, weiß, wovon ich spreche. Zig Verschiebungen ließen Spielerherzen bluten und länger in der Ungewissheit schmachten, wann endlich der heißersehnte Tournament-Shooter für den heimischen PC zu haben sein wird.

Doom_3_11Ähnlich lief es mit Doom 3 ab, dem Nachfolger der Zwei hierzulande indizierten First Person Shooter, welcher ebenfalls häufige Verschiebungen hinnehmen musste. Im Vorfeld spekulierten schon viele, was die neue Wunder-Engine von ID wieder für atemberaubende Grafiken auf die Bildschirme der Zocker zaubern würde. Kurz nach dem Erscheinen der PC-Version begannen die Arbeiten an der Xbox-Konvertierung und viele machten sich bereits Gedanken, ob man die Grafikpracht auf die mittlerweile altersschwache Hardware der Konsole ansehnlich portieren konnte.

Zu allem Unglück kursierte auch noch die Newsmeldung durch sämtliche Internet-Foren, dass die Greenhorns von Vicarious Vision das kommende Projekt komplett übernehmen würden. Mit der grausigen Portierung der Jedi Knight Reihe und anderen verkorksten Umsetzungen, hatte es den Anschein, dass die Leute von VV einem derart wichtigen Vorhaben nicht gewachsen schienen. Ob Doom 3 jetzt wirklich eine Katastrophe oder doch der erhoffte Horror-Schocker für die Xbox geworden ist, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Testbericht.

Ihr schlüpft in die Battle-Armor eines namenlosen Soldaten, der auf die Marsforschungsstation Union Aerospace Corporation versetzt wurde, um für die nötige Sicherheit zu sorgen. Schon ein paar Minuten nach eurer Ankunft bekommt ihr ein Gespräch des verrückten Wissenschaftlers Dr. Betruger mit. Angeblich fand der Doc Artefakte, mit denen er ein Portal zur Hölle öffnen kann - natürlich nur zu Forschungszwecken, dass der Kerl die Welt damit erobern will, ahnt keiner. Meldetet ihr euch auf der Raumstation an und fandet euch zu, ist auch bereits buchstäblich die Hölle los - die ganze Basis wird innerhalb kürzester Zeit von unzähligen Ausgeburten dieser Dimension heimgesucht.

Doom_3_2Jetzt seid ihr an der Reihe dem Spuk ein Ende zu setzen und ihr macht das, wofür die Doom Serie so bekannt geworden ist: Ballern! Ihr kämpft euch quasi durch den gesamten Komplex der Raumstation, dabei befindet ihr euch meist in dunklen Gängen und tappt orientierungslos umher. Daher solltet ihr alles mit der Taschenlampe ableuchten, um immer den Durchblick zu behalten. Die Monster in Doom sind zwar nicht unbedingt schlau, gehen aber ab wie Schmidts Katze. Deshalb wäre es fatal, wenn ihr die Viecher aus den Augen verlieren würdet. So ein virtueller Tod ist schnell gestorben.

Deswegen müsst ihr euch ausreichend wappnen, damit ihr die Bastarde auf schnellstem Wege zurück in die Hölle schicken könnt. Zum Glück lassen eure »Ex-Kollegen« nützliche Waffen und Gegenstände fallen. Von der relativ kleinen Kinderpistole bis hin zur mächtigen Pump-Gun, gibt es auch die übertriebenen Kaliber à la Chain-Gun, oder Rocketlauncher und selbstverständlich ist die BFG ebenfalls erneut mit von der Partie. Natürlich darf euer Marine im Eifer des Gefechts in seinem Waffenarsenal ebenso auf Granaten zurückgreifen. Allerdings scheinen die Munitionsvorräte der Marsstation beschränkt ausgefallen zu sein, denn nicht selten müsst ihr eure Munition sparsam einsetzen. Dafür, dass Doom sich im Prinzip als stupide Ballerorgie verkauft (was nicht abwertend gemeint sein soll, sondern den Tatsachen entspricht), finde ich es relativ unangebracht, derartig wenig Ammo in den Levels zu verteilen.

Zwar gibt es in den Levelabschnitten einige Munitionsschränke, aber selbst dort dürft ihr euch nicht einfach so dran „bedienen“, sondern müsst zunächst den erforderlichen Zahlen-Code auftreiben. Diese findet ihr meist in den PDAs, die in den Levels verstreut sind. Der PDA ermöglicht euch den E-Mail Verkehr zwischen den anderen Wissenschaftler nachzuverfolgen, unter anderem auch Audio-Botschaften. So sollte man immer ein offenes Ohr haben, wenn man alle Munitionsschränke öffnen möchte. Zusätzlich erfährt man so einige interessante Details zur Story des Spiels. Ebenso stellen verriegelte Türen mit Hilfe der PDAs keine Hindernisse mehr dar, denn die Geräte höherrangiger Militärs und Wissenschaftler erhöhen eure Zugangsberechtigung für die sensiblen Bereiche der Station.

Doom_3_9»Gezwungen Rätsel zu lösen« seid ihr in Doom logischerweise nie. Die eine oder andere Geschicklichkeitseinlage mit einem Kran oder im richtigen Moment auf eine Kiste zu springen etc. sind die wenigen Ausnahmen und dienen dazu das etwas monotone Spielgeschehen aufzulockern.

Im Spiel seid ihr generell immer auf euch allein gestellt, manchmal kann es sogar eng werden. Meistens aber erscheinen nie mehr als fünf Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm. Werdet ihr dennoch von den Monsterhoden überrannt, könnt ihr nach einem kleinen automatisch gesteuerten Bot Ausschau halten. Dieses Unscheinbare »Etwas« entpuppt sich als regelrechte Killermaschine und kann euch eine kurze Verschnaufpause verschaffen. Leider unterstützt euch das kleine „Hündchen“ nur eine bestimmte Zeit lang. Verrichtete es seinen Dienst, nimmt es brav auf der dafür vorgesehenen Markierung platz. Danach seid ihr erneut vorerst auf euch allein gestellt. Und jetzt sind wir beim wichtigsten Punkt angelangt: ihr seid alleine!

Die Entwickler ließen sich nämlich ordentlich was einfallen, wie sie euch im wahrsten Sinne des Wortes aus den Socken hauen werden. An manchen Stellen gefriert euch regelrecht das Blut in den Adern. Die Schock-Effekte sind super inszeniert worden und übertreffen sich sogar selbst. Ein gutes Beispiel dafür wäre, wie ihr durch ein dunklen Maschinenraum lauft und die Hintergrundgeräusche von den Maschinen erzeugen ständig ein penetranten Lärm. Absolut kein Licht. Plötzlich steht ihr vor einer Leiter und ein Lichtblitz erscheint und vor euch der Schatten eines Monster. Das Vieh macht sich sofort aus dem Staub und wenn die Dunkelheit zurückkehrt, sucht ihr alles ab und auf einmal steht es hinter euch – AH! ;)

Doom_3_6Klasse gemacht, dennoch hab ich euch noch nicht zuviel verraten, von Schock-Effekten dergleichen gibt es genug. Insgesamt kann euch Doom bis zur Hälfte des Games mit solchen Spielereien Angst einjagen. Danach flachen die Gruseleinlagen allmählich ab. Was aber nicht bedeuten soll, dass das Spiel komplett an der guten Atmosphäre verliert. Dafür sorgen nämlich die schaurigen Forschungsräume, damit ihr bis zum Ende bei Doom an der Stange bleibt.

Viele waren der Meinung, dass das sich wiederholende Leveldesign, auch Backtracking genannt, dem Titel das Genick brach. Ob ein Außenlevel dem Spiel gut getan hätte, sei dahingestellt. Dem Spielspaß macht es meiner Meinung nach keinen Abbruch.

Da die Xbox-Version mit reichlich Verspätung eintraf, lohnte sich das Warten. Denn zu der überaus gelungenen Portierung gesellt sich in der Xbox-Fassung von Doom 3 ein extra Co-Op-Modus, der euch ermöglicht die Monsterjagd mit einem eurer Freunde gemeinsam über Xbox Live zu bestreiten. Für fanatische Online-Zocker der Kaufgrund schlechthin. Neben dem Co-Op bietet Doom noch das traditionelle Deathmatch, in dem ihr euch zu viert die Köppe einschießen könnt. Das einzige Manko am Multiplayer ist, dass es nur mit 19 FPS läuft. Zwar ruckelt es nicht, aber für ein hektisches Match eventuell zu wenig. Mit der tadellosen Steuerung klappt es auch auf der Box, so dass ihr für eure Gegner kein einfaches Kanonenfutter seid.

Doom_3_14Die Grafik lässt vor allem durch die brillianten Schatteneffekte eure Kinnlade nur noch über den Boden schleifen. Bump Mapping so weit das Auge reicht, klasse Gegner, eventuell etwas zu wenig unterschiedliche Gegnertypen auf die Dauer und schicke Texturen sorgen dafür, dass Doom 3 sich ebenfalls auf der Xbox zum echten »Hingucker« mausert. Technisch kann das Gerät natürlich nicht mehr mit aktuellen High-End PCs Schritt halten. Doch wenn man bedenkt, dass die Konsole nur 733 Mhz und 64MB-Ram hat, schaut es verdammt gut aus. Das Spielgeschehen läuft meist durchgehend mit 25-30 Frames per Sekunde und kommt auch bei großen Gegneraufkommen nicht so schnell ins Stocken. Die Ladezeiten halten sich ebenfalls im Rahmen des Erträglichen, aber länger sollten sie nicht sein. ;)

Beim Sound kann Doom ebenso punkten und gehört fast zum Besten, was die Xbox bietet. Durch den perfekt codierten 5.1 Dolby Digital Sound kommt die schaurige Atmosphäre noch besser zur Geltung, entsprechendes Equipment vorausgesetzt. Dröhnende Bässe, Explosionen, pfeifende Bullets und noch viel mehr machen richtig Lärm bei euch zu Hause, und wenn man es als Außenstehender nicht besser wissen würde, würde man meinen bei euch wäre, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hölle ausgebrochen.




Christopher meint:

Christopher

Abschließend lässt sich nur sagen, dass Doom 3 auch auf der Xbox der Grusel-Schocker schlechthin geworden ist. Zwar kränkelt das Spiel anm monotonen Leveldesign und an der dümmlichen KI, ebenso ist die Story nicht unbedingt der „Reißer“. Aber bei der Grafikpracht und der gut gemachten Effekte lässt sich so was verschmerzen. Technisch ist Doom auf der Konsole der absolute Hammer und der Sound wischt fast mit jedem Konkurrenz-Game den Boden auf. Wer also nur ballern möchte und keine anderen, großen Erwartungen an Doom hat, wird seine Freude an dem Spiel finden. Eine teuflisch gute Reise zum Fegefeuer und wieder zurück, top!

Positiv

  • Super angepasster Port
  • Gruselatmosphäre
  • Online Co-Op

Negativ

  • Schockmomente lassen ab der Hälfte nach
  • Viele Wiederholungen / Backtracking
  • Multiplayer nur mit 19 FPS
Userwertung
8.45714 7 Stimmen
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Forum
  • von Wan-Fu:

    Am besten die Slayers Collection mit allen Doom auch Doom64. The Lost Mission ist auch noch ein extra für Doom3....

  • von pseudogilgamesh:

    Ahh, ich nehme an, das is'n dlc? Ist der bei der bfg-edition dabei? Ach, ich googel mal; danke für den Hinweis, Wanni. Edit: ist bei der bfg dabei; ein Grund mehr, es nochmal anzugehen i-wann Ich hab ja die "green pepper"-Version gezockt, schön gebraucht fürn schmalen Pfennich (oder...

  • von Wan-Fu:

    Geht ja weiter mit der Auferstehung des Bösen. ...

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Doom 3 Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2005-04-08
Vermarkter Activision
Wertung 9
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