Spider-Man: Edge of Time im Test

Wie im Vorgänger, habt ihr es bei Edge of Time mit mehreren Spideys zu tun. Diesmal kämpfen der Amazing Spider-Man und Spider-Man 2099 gegen das Böse, personifiziert von Walker Sloan, Kopf der 2099 existierenden Alchemax Companie. Dieser befindet sich im Wettkampf mit Stark Industries (Iron Man anyone?) und beschließt, kurzerhand in der Zeit zurückzureisen und Alchemax noch vor der eigentlichen Gründung aus dem Boden zu stampfen. So entsteht eine andere Gegenwart und Zukunft ohne Stark Industries und Daily Bugle, bei welchem Peter Parker aka Spider-Man als Fotograf tätig ist. Aber es kommt noch viel schlimmer, denn die Spinne der Gegenwart wird von Ant-Venom getötet. Um das und die Weltherrschaft von Walker Sloan (gesprochen von Val Kilmer) zu verhindern, muss Spider-Man 2099 mit dem Amazing Spider-Man zusammenarbeiten.
 

Die Handlung ist für eine Comic-Versoftung durchaus okay. Peter David (Comic Autor bei Marvel und Miterfinder der Spider-Man 2099 Serie) schwang die Feder, was Fans in den verschiedenen Cut-Scenes und Dialogen merken. Alle anderen bekommen eine Story spendiert, die unterhält und das 7 - 8 Stunden lange Abenteuer vorantreibt.
 

Der Rest des Spiels nicht so gut, wie die Hintergrund-Geschichte. Und schon gar nicht so genial, wie Spider-Man: Shattered Dimensions aus dem Vorjahr. Grund ist die nicht vorhandene Abwechslung. Egal welchen Spidey ihr steuert: durch unzählige Räume eines Gebäudes zu laufen (es gibt nur eine Location!), die gleichen Schalterrätsel zu lösen, Türen zu öffnen und Unmengen an Klon-Gegner in die ewigen Jagdgründe zu schicken, macht auf Dauer keinen Spaß. Dass die Credits letztendlich über den Bildschirm laufen, ist der Story und den Synchronsprechern zu verdanken.

Unverständlich, wieso das Spiel nur im Alchemax Gebäude spielt. Spider-Man besitzt die Fähigkeit, sich frei schwingend zu bewegen, also gebt mir bitte eine frei begehbare Stadt! Oder zumindest ausladende Areale, um mein Verlangen zu stillen. Aber blasse Räume und enge Schächte in einem Spider-Man-Spiel? So verkommt das Schwingen als Mittel zum Zweck, um weitere Distanzen zu überwinden und von Rohr zu Rohr zu springen.

Hinzu kommt das „Cause-and-Effect“ Feature. Handlungen in der Gegenwart verändern die Zukunft und die Spielweise. So die Idee der Entwickler. Leider ist das nur die Halbwahrheit. Ein Beispiel: Spider-Man 2099 bekommt es mit einem riesigen Cyborg zu tun. Also müsst ihr in der Gegenwart diesen Roboter aufsuchen und zerstören, damit er 100 Jahre später kein Unheil anrichtet. Bild-in-Bild Szenen beider Spinnenmänner zeigen den gewünschten Effekt: Reißt ihr als Amazing Spider-Man dem Blecheimer mithilfe eures Netzes ein Bein aus, kann er den Zukunfts-Spidey nicht mehr verquetschen. Leider sind diese „Cause-and-Effect“ Momente gescriptet und lassen euch keinerlei Einfluss im normalen Spielgeschehen nehmen. Schade!

Glücklicherweise macht das Kampfsystem Laune, obwohl sich beide Spider-Man ähnlich steuern. Zwar könnt ihr euren Charakter aufleveln und ihn mit neuen Moves ausstatten, im Endeffekt verkommt das Spiel zu einem Button-Smasher, was an der leidigen KI der Widersacher liegt. Klongegner wie aus dem Bilderbuch lassen schnell vergessen, dass ihr mehr könnt, als die Standard Combo, da diese durchs komplette Spiel ausreicht. Spaß bereiten die schnellen Kämpfe trotzdem. Hin und wieder werden Endgegner bekämpft. Ein Stell-Dich-Ein bekannter Spider-Man Fieslinge bringt die nötige Atmosphäre, ohne in Anzahl und Inszenierung dem Vorgänger den Rang abzulaufen.

Das zeigt sich ebenso im Hinblick auf die grafische Präsentation. Punktete Spider-Man: Shattered Dimensions mit vier unterschiedlichen Grafik-Stilen, sieht Edge of Time zwar ordentlich aus, benutzt beim Amazing Spider-Man, wie beim 2099-Ableger, aber die gleiche Engine und Optik. Verschwunden sind die bunte Grafik und comichaften Umrisse beim Amazing Spiderman. Trotz allem sehen Charakter-Modelle und Animationen schick aus. Was man von den Arealen nicht behaupten kann, Achemax wirkt zu steril und leblos. Durchweg löblich ist auf der anderen Seite der Sound. Gute Musikstücke, die das Spielgeschehen unterstreichen, professionelle (englische) Synchronsprecher und solide Special-Effects lassen eure Boxen dröhnen. Deutsche Fans dürfen sich auf gute Untertitel freuen, die anhand der kleinen Schriftgröße im Eifer des Gefechts leider untergehen können.