Need for Speed: Hot Pursuit im Test

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Mit Need for Speed: Hot Pursuit versuchen Publisher Electronic Arts und Entwickler Criterion Games der mittlerweile leicht angestaubten NfS-Reihe neuen Glanz zu verschaffen. Wir haben uns in die heißesten Supersportwagen der Welt gesetzt und in wilden Verfolgungsjagden zwischen Speed-Racern und Cops herausgefunden, ob das Comeback gelungen ist…

nfs6.jpgNeed for Speed: Hot Pursuit ist ein gutes Beispiel dafür, in welche Richtung aktuelle Games gehen. So wird immer mehr Wert auf Community-Features und Online-Gameplay gelegt, was mich persönlich doch ein wenig stört. Die Tatsache dass von sieben Unterpunkten im Hauptmenü sechs nur angewählt werden können, sofern man online ist, spricht Bände. Doch widmen wir uns dem eigentlichen Herzstück des Spiels, der Kampagne. Darin schlüpfen wir sowohl in die Rolle eines namenlosen Rasers, als auch in die eines aufstrebenden Gesetzeshüters. Schauplatz des Geschwindigkeits-Duells ist Seacrest County, ein fiktiver US-Bundesstaat, der über so ziemlich jede erdenkliche Klimazone und Landschaftsform verfügt. Das ausschweifende Straßennetz und die malerische Kulisse sind auch der Grund dafür, dass Seacrest County zu einem wahren Paradies für all jene geworden ist, die auf dem Asphalt mal so richtig die Sau raus lassen möchten.

Hier liefern sich die besten Fahrer der Welt illegale Duelle, die natürlich nicht nur der Verkehrssicherheit, sondern auch dem Ruf von Seacrest County schaden. Da die Polizei mit ihren Standart-Dienstfahrzeugen gegen die hochgezüchteten Supersportwagen nicht den Hauch einer Chance hatte, wurde eine Spezialeinheit gebildet, die mit nicht minder brutalen PS-Monstern Streife fährt.

nfs2.jpgWie erwähnt ist die Kampagne in zwei Bereiche unterteilt: Auf der einen Seite erleben wir den Aufstieg eines unbekannten Rasers zum „Most Wanted“, auf der anderen Seite begleiten wir einen jungen Cop auf der Karriereleiter bis zum „Ultimate Enforcer“. Dabei bleibt es uns überlassen, ob wir zuerst die Kampagne des Rasers, die des Cops, oder vielleicht sogar beide gleichzeitig - in abwechselnder Reihenfolge - in Angriff nehmen. Theoretisch können wir uns frei in Seacrest County bewegen, praktisch macht das aber höchstens Sinn um unsere Boliden auszuprobieren und die Landschaft zu genießen. Außerhalb der Racing-Events, die wir auf einer Übersichtskarte auswählen dürfen, ist nämlich nicht viel los auf den Straßen. Vereinzelt treffen wir zwar auf Gegenverkehr, aber weder die Polizei, noch die Verkehrssünder sind  im Freie Fahrt-Modus unterwegs. Aus „mal eben eine Verfolgungsjagd starten“ wird also leider nichts.

Die Action spielt sich ausschließlich in den Events ab, da aber dann richtig! Egal ob wir uns normale Rennen mit bis zu 7 Kontrahenten liefern, Zeitrennen absolvieren oder 1 vs. 1 Duelle austragen, Need for Speed: Hot Pursuit sorgt für einen konstant hohen Adrenalinspiegel.

nfs11.jpgWir heizen mit teils irrwitzigen Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h über Landstraßen und Freeways, weichen Gegenverkehr, Hindernissen und anderen Fahrern aus und versuchen nebenbei auch noch die Streckenführung am Bildschirmrand im Auge zu behalten. Angangs fällt das gar nicht so leicht, da sich die Boliden nicht ganz so direkt steuern wie man es sich wünschen würde. Das Fahrverhalten erinnert stark an Criterions Burnout-Reihe und ist natürlich entsprechend arcadelastig ausgefallen. Es macht - abgesehen von Schub und Leistung - keinen großen Unterschied ob wir nun mit einem Audi R8, einem Lamorghini Gallardo oder einem Porsche Carrera unterwegs sind. Immerhin verhalten sich Heck- und Fronttriebler verschieden, was sich vor allem bei Drifts bemerkbar macht. Via Handbremse schlittern wir auf Knopfdruck durch jede Kurve, wobei sich Winkel und Neigung des Fahrzeugs - nach etwas Übung - tadellos mit dem linken Analogstick kontrollieren lassen.

Zwar ist es nicht unbedingt realistisch mit 250 Sachen und Frontantrieb mitten in einer Steilkurve einen Drift zu starten, aber hey… Das ist Need for Speed. Wer auf der Suche nach einer ernstzunehmenden Racing-Simulation ist, wird hier nicht glücklich werden!

nfs8.jpgDie Rennen an sich gestalten sich verdammt schnell und teilweise ziemlich hektisch. Verursacht ein Fahrer auf den vorderen Plätzen einen Crash, passiert es nicht selten dass uns plötzlich ein herumschleuderndes Auto entgegen kommt. Also heißt es schleunigst ausweichen, oder eben selbst einen Unfall riskieren. Auch in Kurven bekommen wir es oft mit Gegenverkehr zu tun, der unbeeindruckt auf uns zurast. Da wir ständig mit High Speed unterwegs sind und sich auf der Strecke so einiges tut, spielen sich das Ganze recht dynamisch. Die eigentliche Bremse wird kaum benötigt, „Vollgas & Handbremse“ lautet die Devise. Um für stetige Action zu sorgen haben wir auch nie die Möglichkeit uns großartig von der Konkurrenz abzusetzen. Über die Vor- und Nachteile dieses Gummibandeffekts lässt sich zwar streiten, aber er sorgt zumindest dafür dass wir uns nie sicher fühlen können und durchwegs fahren als wäre der Teufel hinter uns her. Rauschen wir mangels fehlender Übersicht und zu hoher Geschwindigkeit doch einmal in ein Hindernis, gibt es eine hübsche Sequenz zu sehen in der unser sündteurer Supersportwagen zerbeult durch die Luft fliegt.

nfs7.jpgKurz darauf finden wir uns aber schon auf der Strecke wieder und versuchen die durch den Unfall verlorene Zeit aufzuholen oder Plätze gut zu machen. Um bestimmten Events etwas mehr Würze zu verpassen verfügen sowohl die Raser, als auch die Polizei-Vehikel über eine limitierte Anzahl an Gadgets, mit denen sich die Konkurrenz kurzzeitig außer Gefecht setzen lässt. Auf Raser-Seite gehören dazu Nagelbänder, ein EMP-Signal dass die Bordelektronik des Ziels lahm legt, ein Störsender um dem EMP zu entgehen und ein kurzzeitiger Turboboost der - zusätzlich zum „normalen“ Nitro-Schub - Vortrieb verschafft. Die Cops müssen auf den Turbo-Boost verzichten, setzen dafür aber ebenfalls auf Nagelbänder und EMP-Technik, außerdem gesellen sich noch Straßensperren und Helikopter-Unterstützung hinzu. Erinnert etwas an Mario Kart oder Blur, allerdings wird bei Weitem nicht so viel Fokus auf die „Fahrzeugbewaffnung“ gelegt wie in den eben genannten Games. Übrigens treffen nicht in jedem Rennen Raser und Ordnungshüter aufeinander, oft messen wir uns nur mit anderen Fahrern oder der Uhr.

Zu vielen Events werden wir etwa von den Autoherstellern eingeladen, um die seltensten und exklusivsten Wagen Probe zu fahren und Streckenrekorde zu knacken. Auf Seiten der Polizei müssen wir beispielsweise so schnell wie möglich auf einen Notruf der Zentrale reagieren, was im Prinzip auch nichts anderes bedeutet, als ein Zeitrennen zu absolvieren.

nfs3.jpgWährend die normalen Rennen, mit dem richtigen fahrbaren Untersatz, keine größeren Probleme darstellen, haben es manche der Time Trials ganz schön in sich. Die Zeitlimits sind - vor allem im späteren Spielverlauf - gerne recht knapp bemessen, Unfälle oder Fahrfehler sollten also tunlichst vermieden werden! Je nachdem ob wir als Cop oder Raser unterwegs sind, erhalten wir für gewonnene Rennen Belohnungen in Form von höheren Rängen und Kopfgeld. Die Höhe des Geldgewinns hängt von unserem fahrerischen Können und dem Ausgang des jeweiligen Rennens ab. Für den ersten Platz (Gold-Medaille) hagelt es am meisten Schotter, für Platz Zwei (Silber) und Drei (Bronze) gibt es natürlich weniger Prämie. Bonus-Zahlungen erhalten wir für das Abdrängen und außer Gefecht setzen anderer Fahrer, Polizisten oder Raser, dem Ausweichen von Unfallstellen und Straßensperren oder dem Fahren im Windschatten. So füllt sich unsere Kopfgeldleiste von Rennen zu Rennen und es werden neue Fahrzeuge freigeschaltet!
nfs5.jpg Insgesamt stehen weit über 60 Boliden zur Verfügung, die es fast alle sowohl in einer Raser-, als auch in einer Cop-Variante gibt. Unterteilt sind die Flitzer - und auch die entsprechenden Events in die Kategorien: Sport, Performance, Super, Exotic und Hyper. In aufsteigender Reihenfolge geht es von der Sport-Serie mit vergleichsweise günstigen Wagen wie dem Mazda RX-8 oder dem Mitsubishi EVO bis hin zu den Hubraum- und PS-strotzenden Edelkarossen ala´ McLaren F1, Carrera GT, Bugatti Veyron oder Lamborghini Reventon in der Exoten- und Hyper-Serie. Die Fahrzeug-Auswahl kann sich durchaus sehen lassen, leider gibt es keine Tuningmöglichkeit, lediglich die Farbe des Lacks darf selbst bestimmt werden. Wie erwähnt können für die Events nur die Fahrzeuge der jeweiligen Serie ausgewählt werden. Aber es wäre ja auch nicht wirklich fair mit einem 300 PS- „Mittelklasse-Wagen“ gegen ein 1000 PS-Boliden anzutreten, oder?!

Was die Präsentation angeht zieht Need for Speed: Hot Pursuit alle Register! Seacrest County ist und abwechslungsreich designt, die Wettereffekte sind gelungen und auch die Weitsicht ist hübsch anzusehen. Bis auf sporadische PopUps und beständiges Tearing bei der Xbox360-Version gibt es nicht viel zu bemängeln.

nfs10.jpgGroßes Highlight sind natürlich die toll animierten Sportwagen, die ihren realen Ebenbildern mehr als nur ähnlich sehen. EA geizt bekanntermaßen nicht mit Lizenzen, weshalb von den Top-Modellen aus den Häusern Audi und BMW über Porsche und Lamborghini bis hin zu Bugatti, Koenigsegg, Bentley und Aston Martin so ziemlich jede Luxuskarosse dabei ist, die man sich vorstellen kann. Auch in Bewegung sehen die Fahrzeuge Klasse aus, zumal das Geschwindigkeitsgefühl gut rüber kommt und auch Details, wie automatisch ausfahrende Spoiler, beachtet wurden. Das größtenteils kosmetische Schadensmodell ist ebenso gelungen wie die sehenswerten Crashs, Schade ist nur dass es keine richtige Cockpit-Perspektive ins Spiel geschafft hat. Beim Sound lässt man sich ebenfalls nicht lumpen, die Motorensounds röhren ordentlich und die treibende Hintergundmusik, bestehend aus elektronischen Beats und Alternative- Tracks und passt gut zur Racing Action auf dem Bildschirm. Zudem teilt uns eine sympathische Frauenstimme im Auto-Auswahl-Fenster die Vorzüge der verschiedenen Sportwagen mit.

Nach etwa 20 Stunden Spielzeit ist die Kampagne sowohl als Speed-Racer, als auch in Cop-Uniform abgeschlossen und wir können unsere Aufmerksamkeit dem umfangreichen Online-Modus widmen. Dieser lässt uns nicht nur Rennen fahren und online mit bis zu sieben weiteren Spielern Räuber & Gendarme spielen, sondern setzt vor allem auf Community-Features.

nfs12.jpgDas Ganze schimpft sich Autolog und sorgt in erster Linie dafür dass wir stets über die Leistungen unserer Freunde im Bilde sind. So werden unsere Rundenzeiten oder Renn-Erfolge mit denen anderer Spieler in unserer Friendlist verglichen und in einer Statistik, der so genannten Speed Wall festgehalten. Sobald ein Rekord geknackt wird bekommen wir eine Info und können versuchen selbst eine neue Bestzeit in den Asphalt zu brennen. Auf der Wall können wir Sprüche und Infos posten oder Ingame-Fotos hochladen, die wir während des Spiels schießen. Obwohl der Mehrspielermodus mehr als gelungen ist, bleibt ein fader Beigeschmack. Offline geht hier nämlich gar nichts! Vor allem das Fehlen eines Splitscreen-Modus ist ein unverzeihlicher Fauxpas seitens EA. Ein Spiel wie Need for Speed: Hot Pursuit, in dem sich alles um den Kampf „Cop gegen Raser“ dreht, schreit doch förmlich nach Duellen von der heimischen Couch aus. Natürlich kann man online gegen Spieler aus aller Welt antreten, aber jeder Multiplayer-Spieler wird wissen dass sich das bei einem Rennspiel einfach anders anfühlt, als wenn der Kontrahent direkt neben einem sitzt.
 

Harry meint:

Harry

Wie erwartet ist aus Need for Speed: Hot Pursuit ein gelungener, kurzweiliger Arcade-Racer geworden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Die rasanten Verfolgungsjagden mit anderen Rasern und der Polizei sind klasse inszeniert und spielen sich nach etwas Eingewöhnungszeit auch recht gut. Da es mit dem Realismus nicht weit her ist, sind Simulations-Fans mit Forza 3, Gran Turismo 5 oder Need for Speed: SHIFT aber wesentlich besser bedient. 

Für alle anderen gibt es schicke Flitzer, einen coolen Soundtrack und leicht hektische Racing-Action im Burnout-Stil - inklusive Gummiband-KI und weitestgehend sinnfreiem Open-World-Feeling. Der umfangreiche Online-Modus samt Community-Features lässt ebenfalls kaum Wünsche offen. Nur die Tatsache dass es kein Splitscreen-Modus ins Spiel geschafft hat, schmerzt!

 

Stefan meint:

Stefan

Endlich wieder ein Need for Speed, dass vom Start weg auch technisch überzeugen kann. Auch grafisch gibt es absolut nichts zu maulen und Funktionen gibt es wie Sand am Meer. Aber trotz alledem sprang der Funke bei mir nicht über, was vielleicht daran liegen kann, dass mir Teile wie z.B. Underground 2 oder Need for Speed Most Wanted vom Stil her besser gefallen haben. Zudem bin ich nicht von der Generation "Sozial Network" und muss nicht jeden Moment eines Spiels mit anderen verbunden sein und verglichen werden oder via Wall meine Triumphe in die Welt hinaus posaunen. Klar ist es schön, wenn man gesagt bekommt, dass man die Zeit eines Bekannten geschlagen hat. Andererseits ist es  dann aber auch schon leicht frustrierend, wenn man nach jedem Rennen gesagt bekommt, dass Freund YXZ aber doch schneller war. Da liebe ich doch einen "reinen & guten" Singleplayer-Part inklusive Story und WENN ICH dann mal online mit anderen ein Duell haben möchte, dann wähle ich einfach diesen Menüpunkt an. Von daher geht die Wertung von 8.2 voll in Ordnung, mehr wäre aber auch bei mir nicht drin gewesen.

Positiv

  • Kurzweilige Racing-Action
  • Gelungene Präsentation
  • Umfangreicher Karriere- und Online-Modus

Negativ

  • Kein Splitscreen
  • Teils hektisches Gameplay
  • Offline nur Kampagne spielbar
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  • von Mr. Stobbart:

    Kann mir jemand sagen ob sich bei der Remastered Fassung der Konsolen Versionen irgendwie dieses verdammte HUD anpassen bzw. abschalten lässt (die Positionsnummern über den Kontrahenten nervt ebenso)? Ich habe noch die Version von 2010 am PC und Xbox 360 und da lässt sich so gut wie überhaupt...

  • von konsolenfreaky:

    Heute Vormittag nochmal gut 1.5h gespielt und die letzten Cop Events auf Gold beendet. Damit sind nun alle Events auf Gold und das Spiel für mich abgeschlossen. Wie mir nach den ersten Stunden aufgefallen ist, hatte ich das Original seinerzeit auf der 360 ebenfalls durchgespielt (alles auf Gold),...

  • von BlackLion:

    bluntman3000 schrieb: BlackLion schrieb: Zur Zeit zocke ich auch Most Wanted von 2012 und The Run auch beide Arcade aber machen auch beide sehr viel Spaß Mir persönlich hat The...

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Need for Speed: Hot Pursuit Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 16.11.2010
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8.2
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