Front Mission SNES im Test

SNES

Front Mission ist unter Strategie-RPG-Fans auch heutzutage noch ein Name, der an die großen Titel auf der PlayStation und ihrem Nachfolger erinnert. Den aktuellen Teil auf Xbox 360 und PS3 blendet man gerne aus. Wie schaut es allerdings mit dem Erstling auf Nintendos Super Famicom aus?

front_mission_10In einer nicht allzu fernen Zukunft bestehen Spannungen zwischen den zwei Großmächten USN (United States of the New Continent) und OCU (Ocean Community Union). Auf Huffman Island kommt es zu Kämpfen und Attentaten, da beide Gruppierungen die Insel für sich beanspruchen. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Roid Clive, welcher mit seinem Kollegen Ryuji Sakata, seiner Verlobten Karen und einem weiteren Wanzer-Piloten (Wanzer = „Wanderpanzer“ aka Mecha) eine Fabrik der USN untersuchen soll. Dort kommt es zu einem Hinterhalt unter der Führung eines USN-Generals namens Driscoll, welcher Karen vor Roids Augen hinrichtet. Roid und seine Kumpane versuchen sie zu rächen, doch Driscoll flüchtet und zerstört dabei die Fabrik. Unser Protagonist wird beschuldigt, einen Anschlag ausgeführt zu haben, welcher als „The Larcus Incident“ bekannt wird und zum „2nd Huffman Conflict“ führt. Er wird vom Dienst suspendiert. Untergetaucht schlägt er sich als Kämpfer im „Colosseum“ durch, bis der Anführer der Söldnergruppe „Carrion Crow“ der OCU ihn anheuert und die Chance gibt, seine Verlobte zu rächen...


Dieser dramatische Anfang wird durch das grandiose Intro unterstrichen, welches Bilder von Wissenschaftlern, der DNA-Doppelhelix und verschiedenen Mechas zeigt und dabei von tiefen Bässen begleitet wird. Das Intro, der tragische Anfang und die Musikuntermalung zeigen schon, dass Front Mission eher eine tragischere und düstere Atmosphäre besitzt als andere Vertreter des Genres. Auch die animierten Gesichter der Protagonisten bei den Textpassagen strahlen Niedergeschlagenheit aus und bekräftigen den Eindruck.


front_mission_13Beginnt das Spiel, fällt gleich ein Stein vom Herzen. Sämtliche Menüs sind auf Englisch. Egal ob im Kampf, beim Einkaufen oder beim Aufrüsten der Wanzer. Sogar einige Storyabschnitte werden auf Englisch wiedergegeben, so dass man auch ohne Japanischkenntnisse ein wenig von der Geschichte mitbekommt. Die Gespräche sind allerdings alle auf Japanisch und somit unverständlich.


Die Kämpfe laufen in zwei Phasen ab: Anders als zum Beispiel bei Final Fantasy Tactics, bei dem die Aktionsreihenfolge der Charaktere vom Agilitätswert abhängt, starten Spieler und Computer hier nach der Fire Emblem Formel, also abwechselnd. In welcher Reihenfolge die einzelnen Wanzer bewegt werden, spielt keine Rolle. Allerdings muss die Reihenfolge „Bewegung -> Aktion“ eingehalten werden. So kann man nicht erst ein Item benutzen und danach vom Feind abrücken, sondern muss sich erst bewegen. Eine Aktion bedeutet also immer das Beenden eines Zuges. Hat jeder Protagonist eine Aktion hinter sich, ist nun der Gegner an der Reihe.


front_mission_14Während das Spielfeld in einer detaillierten, wenn auch animationsarmen isometrischen Perspektive präsentiert wird, werden die Kämpfe in einem Kampfszenario bestritten. Hier haben sich die Entwickler besonders bei den Bewegungen der Wanzer sehr viel Mühe gemacht. Am Anfang des Spiels kann man einfach nur „angreifen“ auswählen, doch nach einigem Aufleveln kann man auch bestimmte Bereiche des gegnerischen Wanzers angreifen. Stört der Flammenwerfer am linken Arm des Gegners, dann zielt man auf denselben und beseitigt den Störfaktor. Nach jeder Attacke folgt allerdings ein Gegenangriff. Nun muss man abschätzen, ob der eigene Angriff die Waffensysteme des Gegners untauglich macht oder ob man den Gegner lieber aus der Distanz unter Beschuss nimmt. Hier stoßen die Entwickler an die Grenzen des SNES. Denn bei den riesigen Explosionen der Raketenwerfer gegen Ende des Spiels kommt es zu Rucklern und Soundverzögerungen, obwohl der Kampfbildschirm schon verkleinert ist und einem PAL-Bild ähnelt. Sind alle Gegner besiegt, ist die Mission beendet und man streicht die Belohnung ein. Für jeden besiegten Gegner gibt es noch einmal extra Geld und für jedes besiegte Mitglied der eigenen Truppe fallen Reparaturgebühren an, welche oft unvermeidbar sind, da es keine „Wiederbelebung“ wie in anderen Rollenspielen gibt.


front_mission_6Unverständlich ist, wieso Gegner, welche oftmals viel stärker sind, kaum Erfahrungspunkte bringen. Noch weniger verständlich ist, wieso sich in einigen Missionen die gegnerische KI eine Auszeit nimmt. Dies zeigt sich daran, dass sich gegnerische Fernkampf-Wanzer auf Anhebungen positionieren und den eigenen Durchzug bedrohen, allerdings nahezu nie angreifen, obwohl die Wanzer des Spielers in Reichweite sind. Die gegnerischen Nahkampf-Wanzer greifen allerdings regulär an und verfolgen den Spieler auch. In anderen Missionen laufen die Gegner nur durch die Gegend und greifen nicht an. Der letzte Endgegner zum Beispiel hat mich nur ein paar Mal angegriffen und dann seinen Angriff komplett eingestellt. Man hat das Gefühl, die Entwickler hätten das Programmieren der Gegner-KI vergessen.

 

Das Einkaufen und Einholen von Informationen in den Städten besteht leider genretypisch nur aus Bildern. Wobei es nicht geschadet hätte, für jede Stadt ein anderes Bild zu nehmen, anstatt in jeder Stadt dasselbe Bild zu präsentieren. Würde nicht der Name der Ortschaft im Menü stehen, könnte man den aktuellen Aufenthaltsort nicht erraten. Hier kann man speichern, Gegenstände kaufen, aufrüsten oder im „Colosseum“ kämpfen. Besonders interessant ist der VS Modus, denn mittels eines Passwortes aus 44 Zeichen, gemischt aus Zahlen, Buchstaben und Hiragana, kann man einen Wanzer von einem anderen Modul auf das eigene Modul übertragen.

front_mission_16Das Aufrüsten ist das wirklich Interessante an dem Spiel. Jede Kleinigkeit lässt sich an dem Wanzer ändern, egal ob Waffe, Armpanzerung, Bordcomputer oder Schutzschild. Außerdem kann man die wandernden Panzer auch einfärben und mit Items (Reparaturgegenständen, usw.) beladen. Durch die außerordentlich hohe Anzahl an grundverschiedenen Ausrüstungsgegenständen kann man den Wanzer seiner Träume erstellen. Zwar hat man eine große Auswahl an Zusammensetzmöglichkeiten und kann sein Team wirklich durchdacht zusammenstellen, allerdings ist das Spiel auch ohne Probleme zu schaffen, indem man stumpf die Ausrüstungsgegenstände mit den auf dem ersten Blick höchsten Werten nimmt. Ebenfalls schade, dass sich die Waffenmodelle ungefähr nach der Hälfte des Spiels wiederholen.


Neben den hübschen Animationen im Kampf und den detaillierten Wanzern sind auch die  Zwischensequenzen zu erwähnen, welche entweder aus geskripteten Ereignissen oder sogar aufwendigen „Bildervideos“ bestehen. Dieses Konzept wird durch den passenden Soundtrack unterstrichen. Dieser passt blendend zum dramatischen Stil des Spiels und die Musik beim Einkaufen und Aufrüsten hat echten Ohrwurmcharakter. Da man mit letzterem sehr viel Zeit verbringt, ist dies natürlich Gold wert. Nach ungefähr 15-20 Stunden sollte jeder das Spiel durchgespielt haben, wenn man nur aufrüstet und weiterkämpft. Arbeitet man sich allerdings im „Colosseum“ überall an die Spitze, kann man noch etliche Stunden länger mit diesem Spiel verbringen.

Bei der SNES-Version des Spiels handelt es sich um die Originalfassung von 1995. Umsetzungen gibt es seit 2002 für den Wonderswan, seit 2003 für die PlayStation und seit 2007 für den Nintendo DS. Während es sich bei der Wonderswan Version nur um eine Portierung handelt, wurde die PlayStation-Version nicht nur grafisch erweitert. Ihr wurde sogar eine komplette Kampagne der USN-Seite spendiert. Die Nintendo DS Version basiert auf der PlayStation Fassung,  erweitert aber beide Kampagnen um einige Missionen und ist als einzige offiziell in Nordamerika erschienen.




Team neXGam meint:

Team neXGam

Durch die wahnsinnig niedrige Sprachhürde und den niedrige Preis gehört dieses Spiel zu einem Pflichtkauf für Super Famicom Besitzer mit Rollenspiel-Interesse. Auch Anfänger mit keiner Erfahrung in dem Genre können beruhigt zugreifen, dank den einsteigerfreundlichen Anfangsmissionen. Zwar gibt es kleinere Schwächen, wie der zu niedrige Schwierigkeitsgrad, und größere Schwächen, wie die planlosen Gegner in einigen Mission, doch unter dem Strich ist Front Mission ein überaus gelungenes Strategie-Rollenspiel, welches mit einer grandiosen Atmosphäre aufwarten kann.

Positiv

  • tolle Atmosphäre
  • Anpassungsmöglichkeiten der Mecha
  • schöne technische Umsetzung

Negativ

  • KI-Aussetzer
  • zu leicht
Userwertung
9.05714 7 Stimmen
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Forum
  • von stoka:

    Habe vor paar Jahren die WSC Version ein wenig gespielt und dann liegen gelassen. War mir nicht bekannt das die DS Version erweitert worden ist. Irgendwann setze ich mich noch mal an das Spiel dran, dann aber die DS Version....

  • von Civilisation:

    Jeder kennt die Front Mission-Serie. Und Marcel hat den ersten Teil damals besprochen. Front Mission Front Mission ist unter Strategie-RPG-Fans auch heutzutage noch ein Name, der an die großen Titel auf der PlayStation und ihrem Nachfolger erinnert. Den aktuellen Teil auf Xbox 360...

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Front Mission SNES Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode NTSC-JP
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1995-02-23
Vermarkter Square Enix
Wertung 7.9
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